Table of Contents [Report This]
Printer Chapter or Story Microsoft Word Chapter or Story

- Text Size +

Rechtliche Hinweise: Die bekannten Charaktere der Fernsehserie The Pretender gehören wie jeder weiß MTM und NBC. Also dient meine kleine Geschichte keinerlei kommerziellen Zwecken, sondern dient nur der Unterhaltung... und zur Überbrückung der Wartezeit auf Neues von unserer beliebten Fernsehserie.
Spoiler: Bis zum Ende der vierten Staffel .




Der Pakt
© by Foxee

Kapitel 4






Drei Tage später.

Miss Parker parkte ihren Wagen, schnappte sich ihre Tasche vom Beifahrersitz und marschierte zum Eingang des Centers. Sie war seit dem Gespräch mit diesem Mr. Smith nicht mehr im Center gewesen, statt dessen mußte sie nach Florida fliegen, um dort an einem Empfang für einige hohe Tiere teilzunehmen. Ihr Vater hatte ihr früher schon immer gesagt, wie wichtig solche Veranstaltungen für ihre weitere Karriere waren...

Verdammt, sie haßte diese `Pflichtveranstaltungen`. Nichts als aufgeblasene Schnösel, die sie den ganzen Abend langweilten, während sie lächelte und sich im Stillen ausmalte, was sie am liebsten alles mit ihnen anstellen würde... Die wenigsten hätten diesen Abend vermutlich überlebt!

Aber ihr Vater war... `verhindert` gewesen, ebenso wie ihr lieber Bruder, und so blieb ihr mal wieder nichts anderes übrig, als die Familie zu vertreten. Am liebsten hätte sie auch alles abgesagt... sie hatte schließlich genug zu tun! Und dann war da immer noch Jarod...

Inzwischen war sie am Fahrstuhl angekommen und wartete.

Vor ihrer Abreise hatte sie noch Sydney Bescheid gegeben. Er war völlig aus dem Häuschen gewesen und das, obwohl sie ihm gar nicht alles erzählt hatte. Nur in groben Zügen... warum sie Jarod in sein altes Zimmer gebracht hatte, und daß er jetzt wieder zu ihm durfte. Dann hatte sie kurz gezögert, ob sie ihm von dem Gespräch mit Mr. Smith erzählen sollte – sie brauchte eigentlich wirklich einen Freund, mit dem sie darüber reden konnte. Doch sie entschied sich dagegen. Zuerst wollte sie mit Jarod sprechen, in aller Ruhe, wenn es ihm besser ging. Also sagte sie Sydney nur, daß sich einige Veränderungen ergeben hatten über die sie noch nichts genaues wußte und schickte ihn dann davon. Das war vor drei Tagen gewesen.

Allerdings hatte sie einige Male von Florida aus angerufen um zu sehen, ob auch alles nach ihren Wünschen läuft... besonders, ob Broots endlich einen Schritt weiter gekommen war. Dabei hatte sie sich dann ganz beiläufig nach Jarod’s Zustand erkundigt. Wie es aussah war sein Fieber gesunken, doch der Arzt hatte ihm mindestens eine weitere Woche strenge Bettruhe verschrieben. Und Sydney umsorgte ihn natürlich rührend wie eine Glucke. Miss Parker schnitt eine Grimasse als sie sich plötzlich das Bild vorstellten mußte, wie Sydney Jarod mit Haferbrei fütterte...

„Oh Miss Parker! Gut gelaunt?” begrüßte sie eine warme Stimme in ihrem Büro.

Sie ließ die Tasche fallen und warf ihren Mantel über einen Stuhl. „Ja Syd, sie werden es nicht glauben... aber es gibt tatsächlich Dinge, die schlimmer sind als das Center.“

Der ältere Mann hob fragend die Augenbrauen und wartete geduldig darauf, daß sie weiterredete.

„Und das sind...“ sie streckte sich. Nach dem langen Flug zurück war ihr Rücken ganz steif. „Abendessen mit einer Ansammlung der stumpfsinnigsten, arrogantesten und absolut dümmsten Männer, die man überhaupt innerhalb kürzester Zeit auftreiben kann. Ahh, und ich hatte das Glück an einem Tisch zu sitzen mit den Jones-Brüdern. Sie wissen doch noch, die leiten die Abteilung des Centers in England.“

Sydney schmunzelte in seiner gewohnten Manier und nickte zustimmend.

„Ehrlich Syd, das ist schon fast beängstigend. Bei denen ist die Langeweile offensichtlich genetisch festgelegt.“

Sie setzte sich an ihren Schreibtisch und blätterte in den Akten, die in der Zwischenzeit hinzugekommen waren. „Hat Broots irgendwelche Fortschritte gemacht?“

Sydney nahm ihr gegenüber Platz. „Er hat nichts neues gefunden, daß einen Hinweis auf die Identität des Hackers liefert, wenn sie das meinen. Aber er bemüht sich weiter.“

Miss Parker rieb sich mit leisem Stöhnen über die Augen. „Nur bemühen reicht aber leider nicht, Sydney. Wie brauchen etwas handfestes. Na schön, gibt es sonst noch etwas neues?“

„Oh, für die wirklich große Neuigkeit sind SIE doch eigentlich zuständig, Miss Parker.“ entgegnete der andere.

Miss Parker schaute überrascht auf. „Wie meinen sie das?“

„Nun, ich meine Jarod. Im Center laufen inzwischen die wildesten Spekulationen. Daß nicht mehr Lyle für ihn zuständig ist, sondern sie. Andere erzählen über eine Verlegung nach Afrika.“ Der ältere Mann beobachtete sie sehr genau. „Es sind sogar Gerüchte im Umlauf, daß Triumvirat hätte seine Finger im Spiel.“

Miss Parker stöhnte leise. Da war sie nur mal drei Tage weg und aus einem `kleinen` Geheimnis wurde gleich ein ganzes Buschfeuer über dem sich die Meisterköche der Gerüchteküche ihr Süppchen zusammenbrauten.

„Wissen sie,“ begann Sydney in väterlichem Tonfall, „sie müssen mir ja nicht immer alles erzählen, aber... denken sie nicht, daß es da jemanden gibt, der ein Recht darauf hat zu wissen, was mit ihm passiert?“

Nachdenklich starrte Miss Parker vor sich hin.

„Er hat mich übrigens grad heute morgen darum gebeten ihnen auszurichten, daß er gerne mit ihnen sprechen würde. Er schien ein wenig... durcheinander und besorgt zu sein.“

Damit stand er auf und verließ das Büro. Miss Parker schaute ihm gedankenverloren hinterher. Sie lehnte sich im Sessel zurück und schloß die Augen. Vor diesem Gespräch, das da vor ihr lag, hatte sie sich gefürchtet. Doch Sydney hatte recht. Es mußte sein. Jarod hatte ein Recht darauf Bescheid zu wissen.

Sie seufzte tief, dann machte sie sich auf den Weg zu seinem Zimmer.



Jarod’s Zimmer

Miss Parker schritt mit energischen Schritten über den Gang und versuchte dabei so gut es ging das Getuschel der Center-Mitarbeiter zu überhören, daß sie den ganzen Weg über verfolgt hatte. Als sie endlich vor der Tür stand wollte sie schon in gewohnter Manier die Klinke ergreifen und ins Zimmer marschieren, doch im letzten Moment entschied sie sich anders und klopfte statt dessen an die Tür. Wenn sie ihm schon etwas Privatsphäre verschaffen wollte, dann sollte sie mit gutem Beispiel vorangehen und nicht einfach so in sein Zimmer stürmen.

Trotzdem war sie überrascht von drinnen hektische Geräusche und ein: „Einen Moment, bitte.“ zu hören.

Drinnen zog sich Jarod schnell ein Hemd über, bevor er an die Tür ging und sie öffnete.

Miss Parker war überrascht, daß er selber an die Tür kam... und noch mehr, daß er keinen Pyjama trug, sondern Jeans und Hemd.

Die zwei schauten einander an, dann machte Jarod schnell Platz und ließ sie eintreten. Sie ging einige Schritte ins Zimmer und blieb dann stehen. Verlegenes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus.

Schließlich war es Miss Parker, die als erste sprach. „Uhm... Jarod... es freut mich zu sehen, daß es dir besser geht. Aber hatte der Arzt dir nicht Bettruhe verschrieben?“

Jarod sah sie kurz an, dann senkte er den Kopf und schaute in eine andere Ecke des Zimmers. „Ja, ich weiß... Aber ich mußte mich einfach mal ein wenig bewegen... nur im Bett zu liegen macht mich ganz kirre... außerdem wollte ich duschen.“

Sie nickte automatisch mit dem Kopf, doch das WAS er sagte registrierte sie eigentlich nur am Rande... Warum sah er sie nicht an? Warum vermied er es so demonstrativ, ihr in die Augen zu schauen?

„Ich verstehe... Ich halte mich auch nie an solche Anweisungen von Ärzten... Sobald ich mich einigermaßen fühle bin ich auf den Beinen und...“ sie grinste in Erinnerung an die armen Ärzte und Krankenschwestern, die jedesmal an ihr verzweifelten...

Jarod starrte immer noch vor sich her.

„Ich war nur etwas überrascht,“ versuchte sie ein unverfängliches Gespräch anzufangen, „als du mir persönlich die Tür geöffnet hast. Ich meine...“

Jarod zuckte zusammen. „Eine Wache vor der Tür ist nicht mehr notwendig.“ sagte er mit soviel Verbitterung in der Stimme, daß Miss Parker verblüfft die Augenbrauen hob. „Ich...“ er ballte die Fäuste und senkte den Kopf noch mehr. „Ich... kann ja... nicht mehr weglaufen...“

Miss Parker war geschockt... dann verstand sie plötzlich. „Mr. Smith war also schon hier?“ Es war mehr eine Aussage als eine Frage.

Wieder folgte ein Schweigen. Diesmal wußte auch Miss Parker nicht, was sie sagen sollte.

„Warum?“ Jarods geballte Fäuste zitterten vor Anspannung. Er wirbelte herum und stand plötzlich direkt vor ihr. Sie erschrak, wollte zurückweichen, sich auf einen möglichen Angriff von ihm vorbereiten... doch dann sah sie seine Augen... da war keine Wut... da war nur Verzweiflung... unendliche Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit... und Traurigkeit.

„Warum hast du das getan?“ fragte er wieder. „Warum hast du mir das angetan?“ er schrie ihr die Frage ins Gesicht.

Hilflos schaute sie ihn an... Was sollte sie darauf antworten?

Aber auch er hatte keine Kraft mehr... Er ließ die Schultern hängen, drehte sich um und setzte sich aufs Bett. Entmutigt und trostlos schlug er die Hände vor das Gesicht und flüsterte noch einmal: „Warum?“

Jarod so zu sehen, zerriß ihr das Herz. Hatte sie sich auch all die Jahre eingeredet, daß er ihr gleichgültig war... einen Teil von ihr hatte sie offensichtlich nicht überzeugen können. Am liebsten wäre sie zu ihm gegangen und hätte ihn in den Arm genommen, doch dazu war sie zu feige.

„Ich... ich hatte keine Wahl.“ brachte sie schließlich hervor.

Ohne die Hände wegzunehmen schüttelte er schwer den Kopf. „Warum hast du mich nicht einfach sterben lassen?“

Ihr stockte für einen Moment der Atem. Dann setzte sie sich zu ihm aufs Bett, schob mit sanftem Druck seine Hände beiseite, nahm seinen Kopf in beide Hände und drehte ihn zu sich. „Jarod, schau mich an!“

Widerstrebend ließ er seinen Kopf drehen und schaute sich verunsichert an.

„Das meinst du doch nicht ernst?!“

Er antwortete nicht, sondern schlug die Augen nieder.

„Jarod!“

Er schaute sie wieder an.

„Du... du kannst wütend auf Lyle sein, daß er so ein sadistisches Arschloch ist... Oder wütend auf mich, daß ich nicht früher etwas dagegen unternommen habe... Du kannst von mir aus auch wütend auf mich sein, weil ich diesem Pakt zugestimmt habe... Aber du kannst mir doch nicht vorwerfen, daß ich nicht tatenlos zugesehen habe, wie du stirbst...“ Jetzt fing sogar ihre Stimme an, zu zittern. „Das... das konnte ich nicht!“

In seinen Augen spiegelte sich Überraschung.

Sie ließ seinen Kopf los... diese körperlich Nähe verunsicherte sich plötzlich, und das konnte sie sich nicht leisten... Sie brauchte einen klaren Kopf.

„Dieser Pakt...“ begann sie wieder, „Ich... weiß, was das für dich bedeutet. Aber es war die einzige Möglichkeit zu verhindern, daß du zu irgendwelchen Typen nach Afrika gebracht wirst, die mit allen Mitteln versuchen wollen, deinen Willen zu brechen.“ Sie schwieg einen Moment. „Und da hast du recht... dann hätte ich genauso gut zusehen können, wie du stirbst. Denn das Ergebnis käme auf das selbe raus.“

„Parker...“

„Nein, laß mich... laß mich noch etwas sagen.“ Sie holte tief Luft. „Ich weiß, ich kann dir deine Freiheit nicht wiedergeben... jetzt vielleicht noch weniger als früher, aber... na ja, vielleicht kann ich wenigstens dafür sorgen, daß dein Aufenthalt hier nicht so... furchtbar wird wie damals... Ich meine auch deine Zeit als Kind. Ich weiß noch, daß du immer so gern nach draußen wolltest, lange bevor du überhaupt an einen Ausbruch dachtest.“

Jarod nickte, die Erinnerung an seine Kindheit ließ einen dunklen Schatten über seine Augen huschen. Wie oft hatte er Sydney darum gebeten, hatte ihn angefleht, ihm versprochen auch ganz brav wieder mitzukommen. Er wollte doch nur mal raus, die Sonne sehen... oder den Schnee... nur für 10 Minuten. Doch es gab Leute, die das nicht erlaubten. Und Sydney konnte ihm nicht helfen.

„Ich habe schon mit Mr. Smith gesprochen. Er war zwar nicht sonderlich begeistert, aber er ist einverstanden, daß du nicht nur im Gebäude bleiben mußt. Vorerst darfst du zwar nur in Begleitung raus, aber... na ja, wer weiß was man da noch machen darf.“

Jarod drehte sich weg und lachte bitter. „Aha, dann gestatten sie der Laborratte also einen täglichen Freigang mit Wachhund.“

„Du bist unfair!“ platzte Miss Parker heraus.

„Was hättest du denn gemacht, wenn du an meiner Stelle gewesen wärst? Hättest du eine andere Möglichkeit gewußt?“

Er ließ den Kopf hängen und schüttelte ihn träge.

„Hättest du abgelehnt, wenn das Triumvirat dir diesen Pakt angeboten hätte?“

Jarod schloß die Augen... und schüttelte wieder den Kopf. Sie hatte recht... das Triumvirat hatte ihr keine Wahl gelassen – und ihm auch nicht.

Eine Weile schwiegen beide wieder.

„Hat Mr. Smith mit dir über die `Projekte` geredet?“

„Ja, hat er.“ Jarod schaute sie schräg von unten an. „War das deine Idee?“

„Uhm...“ Miss Parker schaute verlegen auf den Fußboden. „Ja. Eigentlich kann ich gar nicht fassen, daß er darauf eingegangen ist.“

Als Jarod ihre Hand ergriff wäre sie fast vor Schreck aufgesprungen; nur mit Mühe konnte sie ihre Reaktionen unter Kontrolle halten. Er schaute ihr so tief in die Augen, daß sie plötzlich dieses Kribbeln wieder spürte. ‚Reiß dich zusammen, verdammt noch mal.’ schimpfte sie mit sich selbst.

„Danke.“ Das etwas schüchterne Lächeln um seinen Mund bewies, daß er es ehrlich meinte. „Das... macht die ganze Sache vielleicht weniger schlimm.“

Miss Parker lächelte zurück und drückte seine Hand.
Doch plötzlich fiel ihr etwas ein: ‚Verdammt, die Kameras!!!’. Wie vom Blitz getroffen fuhr sie zusammen, zog ihre Hand weg und schaute hektisch an die Decke.

Jarod schreckte überrascht zurück, doch dann verstand er, was ihr Angst machte und konnte nicht anders, als leise zu lachen.

Miss Parker suchte unruhig mit ihren Augen die Decke ab, als sie ein leise glucksendes Geräusch neben sich hörte. Als sie sich zu ihm umdrehte, versuchte er verzweifelt ein ernstes Gesicht zu machen, wobei er aber hoffnungslos versagte. Tadelnd schaute sie ihn an.

Er biß sich auf die Zunge... kein Grund, sie zu verärgern. „Die Kameras...“ er machte eine Handbewegung zu der von ihr in Augenschein genommenen Decke, „sind kurz nach dem Gespräch mit Mr. Smith abmontiert worden. Ich hab es überprüft, sehr gründlich. Niemand kann uns hier sehen oder hören.“

Sie nickte... ‚Niemand kann uns hier sehen oder hören...’ – hm, sie war sich nicht sicher, ob sie das beruhigte oder noch nervöser machte.

„Tja...“ ‚Oh Gott, reiß dich zusammen und stammele hier nicht rum wie ein Teenager!’

Doch auch Jarod schien auf einmal nicht so recht zu wissen, was er sagen sollte. War das das Fieber, das sein Herz schneller schlagen ließ, oder war es vielleicht etwas anderes?

Verlegen saßen die beiden nebeneinander auf der Bettkante und starrte in verschiedene Richtungen. Die bedrückende Stille zwischen ihnen wurde nur ab und zu durch Jarods Husten unterbrochen.

Miss Parker schaute sich suchend um. „Weißt du...“ fing sie an, „du solltest einen Fernseher in deinem Zimmer haben. Dann kannst du dich wenigstens etwas beschäftigen, wenn du schon allein im Bett liegst.“

Jarod war froh, daß sie wieder ein Gespräch angefangen hatte, aber schaute sie etwas verwundert an.

‚Brillant! Einfach großartig!’ schimpfte sie in Gedanken, ‚Wieso interessiert es mich, was er im Bett macht? ... allein... Verdammt, wo kam dieser blöde Gedanke nur her?’ Aus den Augenwinkeln sah sie Jarods Blick. Sie hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. ‚Was denkt er jetzt wohl?’ Sehr zu ihrem Ärger zeigte sich ein leichter Anflug von Röte auf ihren Wangen.

Jarods Gesicht zeigte zuerst Erstaunen und Unverständnis... dann ein schelmisches Leuchten in den Augen und ein verschmitztes und – wie Miss Parker fand – absolut `männliches` Grinsen.

Sie war sich nicht sicher, ob sie sich selbst, oder lieber ihn in den Hintern treten sollte, wegen der Gedanken, die ihnen offensichtlich beiden gekommen waren...

Schließlich antwortete Jarod ihr. „Ja, das ist eine gute Idee. Dann bekomme ich auch ein wenig mit, was draußen in der Welt so alles passiert.“

Gut, er brachte das Gespräch wieder auf ein ungefährliches Terrain. Miss Parker war dankbar dafür...

„Und für etwas ‚Unterhaltung’ ist auch gesorgt.“ Seinen wachsamen Augen entging natürlich Miss Parkers Unbehagen nicht... und der fragenden und gleichzeitig warnende Blick, den sie ihm zuwarf. Der schelmische Gesichtsausdruck wurde eine Spur breiter. „Sie wissen ja, daß ich nachts immer sehr schlecht schlafen kann...“

Sie funkelte ihn erbost an, empört darüber, daß er ihren kleinen Ausrutscher ausgenutzt hatte. Als sie sich von ihm wegdrehte und abrupt aufstand, fiel sein Grinsen in sich zusammen und er beeilte sich, hinter ihr her zu kommen.

„Miss Parker, warten sie!“ flehte er.

Sie verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich zu ihm um... Und hätte fast ihr imposantes Auftreten durch ein Grinsen kaputt gemacht.

Jarod stand vor ihr wie ein Schuljunge, der sich einen Streich erlaubt hatte und nun zu seiner Lehrerin schlich, um ihr von seiner Dummheit zu beichten.

„Es tut mir leid. ... Ich wollte sie nicht verärgern...“

Miss Parker biß sich auf die Zunge um weiter ein strenges Gesicht zu machen. Es war wirklich unglaublich, wie Jarod von einer Sekunde zu anderen seine ganze Erscheinung verändern konnte... In einem Moment war er ein erwachsener Mann der sie mit seinen tiefen dunklen Augen auf eine Art und Weise ansah, daß selbst sie Herzklopfen davon bekam; dann wieder konnte er schauen wie ein kaltherziger unbarmherziger Killer, bei dessen Blick jedem ein kalter Schauer den Rücken runterlief; und dann wieder... ja dann konnte er unschuldig und herzergreifend wie ein kleiner Junge aus seinen bittenden Augen schauen und es war ihr einfach unmöglich, ihm noch böse zu sein.
Zugegeben, sie regte sich eigentlich über ‚nichts’ auf. Sie konnte es selbst nicht begreifen. Sonst war sie doch diejenige, die andere mit derartigen Andeutungen überraschte und aus der Reserve lockte... doch jetzt... was war nur los mit ihr.

Sie schüttelte den Kopf um ihn wieder klar zu kriegen. „Du hast... mich nicht verärgert. Ich bin einfach nur müde, das ist alles.“

„Sie sind nicht böse?“

„Nein.“ Gott, dieser Hundeblick... am liebsten würde sie sich ihn schnappen, seinen Kopf zu sich ziehen und... ‚Stop das!!! Woher komme das nun schon wieder???’

Jarod atmete sichtlich erleichtert auf.

„Es tut mir leid, daß sie meinetwegen soviel durchmachen mußten.“ murmelte er leise.

„Oh, ich bin schon o.k.“ antwortete sie mit einem verschmitzten Lächeln. „Aber ich hoffe, DU kannst damit leben, mich als deinen Boß zu haben.“ Fast drohend stützte sie die Hände in die Hüften.

„Uhm...“ Jarod schaute sie schräg von unten durch halbgeschlossene Augen an. „Das könnte ein... interessante Erfahrung werden.“

Wieder spürte sie das Kribbeln, daß sich aber diesmal vom unteren Ende ihrer Wirbelsäule hocharbeitete.

„Nun, das werden wir noch sehen. Also, als dein BOSS...“ Gott, sie liebte die Vorstellung, ihn herumkommandieren zu können, „ist es mein Wunsch, daß du dich so schnell wie möglich wieder an die Arbeit machst. Allerdings stimme ich dem Arzt zu, daß du noch etwas Schonung brauchst. Also hast du noch eine Woche ‚frei’. Danach kann Sydney anfangen, mit dir zu arbeiten. Ich denke, bis dahin wird er auch einige passende Projekte ausgegraben haben.“

Jarod verdrehte mit einem Seufzen die Augen, nickte aber ergeben.

Sie drehte sich um und ging Richtung Tür. „Ach und noch etwas...“ rief Miss Parker über ihre Schulter. „Auch wenn du einen Fernseher kriegst... denk daran, daß du... ausreichend RUHE bekommst... vor allem nachts...“
Jetzt, mit einer größeren Distanz zwischen sich und Jarod hatte sie schnell wieder zu ihrem alten Ich zurückgefunden und warf ihm einen verschmitzten Blick zu.

Jarod war einen Moment sprachlos, doch bevor er die Chance hatte, ihr zu antworten, hatte sie die Tür hinter sich geschlossen.

Jarod starrte auf die Tür und schüttelte den Kopf. Er dachte über ihr Gespräch nach und wunderte sich, wann und vor allem WIE es zu dieser seltsamen Wendung gekommen war. Was sollten diese Andeutungen von ihr ... und warum hatte ER gesagt, was er gesagt hatte.

Sein Herz schlug immer noch laut gegen seinen Brustkorb. Während er über die letzten Minuten grübelte fiel ihm auf, daß da wohl irgendwie sein Mund schneller gewesen war, als sein Gehirn, sonst hätte er so was doch nicht gesagt. Aber wie kam das? WOHER kam das? Es war, als hätte ein Teil von ihm die Führung übernommen, den er gar nicht kannte... der so viele Jahre im Center unterdrückt worden war.

Aber was war mit ihr? Hatte sie auch etwas gefühlt? Oder spielte sie nur ein Spiel mit ihm?

Erschöpft setzte er sich wieder auf die Bettkante. Was dachte er da bloß? Sie war Miss Parker! Die starke, unnahbare Miss Parker! Diejenige, die ihm immer und immer wieder klargemacht hatte, was sie von ihm hielt. Warum sollte sie auf einmal etwas für ihn empfinden?

‚Sie hat dir das Leben gerettet!’ warf ein Teil seines Gehirns ein.

‚Sie hatte doch nur Mitleid mit dir!’ konterte ein anderer.

‚Sie hätte es nicht tun müssen.’ antwortete der erste wieder.

‚Gut, sie ist kein herzloser Killer. Aber dann hätte sie das auch für jeden anderen getan.’ gab der andere zu bedenken.

‚Und was ist mit dem Pakt? Sie riskiert eine Menge dabei!’ verteidigte sich der erste.

‚Hey, sie hat dich genau da, wo sie dich schon immer haben wollte! Sie ist der Boß und du tanzt nach ihrer Pfeife!’ bemerkte der andere schnippisch.

„Na na!“ tadelte Jarod seinen imaginären Streithahn laut.

‚Sie hat sich auch um dich gekümmert, als du krank warst. Sie hat dir die Stirn gekühlt und...’ meldete sich der erste noch einmal kleinlaut.

‚Oh bitte!’ fuhr der andere empört dazwischen. ‚Krieg dich mal wieder unter Kontrolle. Du bist kein liebeskranker Teenager. Mach dich nicht lächerlich. Du bist ein wertvolles Projekt für das Center, also auch für sie. Mehr sieht sie nicht in dir. Du versuchst immer noch das Mädchen, daß du früher kanntest, in ihr zu finden. Vergiß es! Sie hat es dir oft genug gesagt: Die Menschen verändern sich. Und es sind immerhin 20 Jahre seitdem vergangen. Warum glaubst du, sollte sie irgendwelche Gefühle für dich haben? Weil sie dir vor 20 Jahren mal einen Kuß gegeben hat? Pah! DU bist derjenige, der die ganze Zeit an sie gedacht hat, all die Jahre... SIE hat dich vergessen, als sie das Centre verließ und hat seitdem nie wieder einen Gedanken an dich verschwendet... Na ja, außer vielleicht, wie sie dich wieder einfangen kann.’

Jarod hatte keine Lust mehr, sich das länger mit anzuhören. Es tat weh, weil es eine Sichtweise war, die er immer versuchte zu verdrängen... und weil es ja stimmte. Und er brauchte auch keine andere Person, die ihm das sagte, er wußte es selber... doch er wollte nicht daran erinnert werden – nicht mal von seinen eigenen Stimmen.

„Es ist ja wahr... Sie hat so oft gesagt, wie sie wirklich über mich denkt... Ich... ich mache mir nur selbst etwas vor, wenn ich denke, daß sie etwas für mich empfindet“

Bitter lachte er auf. „Jetzt diskutiere ich schon mit mir selbst...“ er schüttelte schwer den Kopf. „Ist das das Fieber... oder werde ich langsam verrückt?“

Er schüttelte traurig den Kopf, dann holte er sich einen neuen Pyjama aus dem Schrank, zog sich um und legte sich wieder ins Bett.





Kontakt: Feedback an Foxee

Dies ist mein erstes FanFic und ich bin für jede Art von Feedback dankbar. Schreibt mir, ob es euch gefallen hat oder was ich besser machen soll. ;-)









You must login (register) to review.