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Böse Überraschungen

Miss Parkers Büro
The Centre
17:33 Uhr


Seit Stunden saß Miss Parker nun schon in ihrem Büro herum. Jarod hatte sich nicht gemeldet und auch keine Hinweise geschickt. Papierkram gab es auch nicht zu erledigen. Aber sie wollte noch nicht nach Hause fahren. Allein in ihrem großen Haus würde sie sich nicht besser fühlen.

Zum ersten Mal seit langem dachte sie nicht an ihren Daddy. Ihr gingen Sydneys Worte durch den Kopf, als sie am Morgen in seinem Büro war. Jarod hatte es ihm tatsächlich erzählt. Aber warum erst jetzt? Ihr ließ das keine Ruhe. Aber auch wenn sie noch so sehr nachdachte, sie fand keine Lösung auf ihre Frage.

Ein Satz ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.
„Er hat mir erzählt, dass er darüber nachgedacht hat, was passiert wäre, wenn Ocee nicht in dem entscheidenden Moment ins Zimmer gekommen wäre.“

Jarod schien viel über diesen Moment nachzudenken. Für sie war die Sache abgehakt. Das war schon Monate her und sie wusste am besten, dass es nichts bringt in der Vergangenheit herumzuwühlen. Aber ins geheim wünschte sie sich …

Plötzlich klopfte es an ihrer Tür und Parker wurde aus ihren Gedanken gerissen. Sydney kam herein. Leicht besorgt sah er zu ihr. „Wie geht es ihnen Miss Parker?“ Es waren Schuldgefühle in ihm aufgekommen als Miss Parker am Morgen sein Büro verlassen hatte und er danach realisierte, was er eigentlich gesagt hatte.

Die Worte waren nur so herausgesprudelt, ohne dass er daran dachte, ob er sie damit nicht vielleicht doch verletzt hatte.
Nun wollte er nur sehen, wie es Miss Parker ging, denn von ihm, Sydney, zu erfahren, dass Jarod mit ihm offen über seine Gefühle und die Ereignisse geredet hatte, war ein kleiner Schock.

Auf Sydneys Frage hin, zuckte sie nur mit den Schultern. „Mir geht es so wie immer, Syd.“ Der sah sie eindringlich und väterlich zu gleich an und setzte sich ihr gegenüber an den Schreibtisch. Miss Parker seufzte. „Was wollen sie von mir hören, Sydney?“

Sydneys Blick war noch immer eindringlich. „Die Wahrheit, Parker. Seien sie wenigstens ein Mal ehrlich was ihre Gefühle betrifft.“
Parker betrachtete ihn. Sydney war immer bedacht zu wissen, dass es ihr gut ging. Wenn dies nicht der Fall war kümmerte er sich höchstpersönlich darum. Was sollte er auch anderes tun? Er war Psychiater.

Parker schüttelte langsam den Kopf. „Mir ist das alles natürlich nicht egal! Aber meine Meinung zählt nicht, nicht hier!“
Sydney war verwirrt. „Warum? Was heißt ‚nicht hier’?“

Parker schlug mit der Faust auf den Tisch. Ihr ging das alles sehr nahe. Zu gerne hätte sie Sydney ihre wahren Gefühle anvertraut. Ihre Stimme war wütend, zumindest versuchte Parker sie so klingen zu lassen. „Das hier ist das Centre, Sydney. Gefühle sind hier ein Todesurteil. Für meine Mutter war es so. Ich will nicht so enden!“

Langsam stand Sydney wieder auf und nickte. Als er auf die Tür zu ging sagte er etwas zu ihr. „Wenn sie so denken, Miss Parker. Aber sie sollten vielleicht doch überlegen, ob das die richtige Einstellung ist.“ Dann verließ er das Büro ohne sie anzusehen.

Parker war klar, dass sie ihn mit ihren Worten etwas verletzt hat. Aber es war doch kaum einmal anders gewesen.
Sie schüttelte den Kopf. Schon wieder nachdenken? Nein! Das hatte sie viel zu oft getan.

Jarods Apartment
Memphis, Tenn.
22:22 Uhr


Es war spät und er war müde. Als Jarod sich streckte knackten seine Knochen. Er war zu verspannt. Wahrscheinlich lag es daran, dass er lange vor seinem Laptop gesessen hatte.
Seit er den Truckstop verlassen hatte, simulierte er immer wieder verschiedene Situationen durch.

Er wollte Frieda so gern helfen. Besonders schwer würde es sicher auch nicht werden. Jarod hatte schon viel schwerere Fälle gelöst.
Doch ihn beunruhigte auch etwas ganz anderes. Sein Gespräch mit Sydney hatte ihm geholfen, aber er musste trotzdem an Miss Parker denken.

Jarod war klar, dass Sydney Miss Parker sicher von dem Gespräch erzählt hatte. Was sie wohl nun dachte, über ihn und die Situation? Dazu kam ja noch, dass er zu Sydney sagte, er wünschte sich es wäre auf Carthis etwas anders gelaufen. Das hatte zu große Bedeutung. Das wussten alle.

Vielleicht versuchten die Großen des Centres deshalb es zu verhindern.
Jarod schüttelte den Kopf. Das machte ihn noch ganz verrückt. Nach einigen Minuten des Zögerns griff er schließlich zum Telefon und wählte die ihm wohl bekannteste Nummer.

Am anderen Ende meldete sich eine noch ganz aktive genervte Stimme. „Was?!“ Jarod lächelte. „Oh, Miss Parker. Sie sind noch wach?“ „Sonst hätten sie doch nicht angerufen.“ Jarods Lächeln wurde breiter. „Doch hätte ich.“

Er hörte wie Miss Parker wütender wurde. „Was wollen Sie?“ Nun wurde Jarod ernst. Er wusste es eigentlich selbst nicht genau. Er dachte gerade an sie und beschloss sie einfach anzurufen. Aber natürlich hatte er nicht daran gedacht, sich einen Grund zu überlegen.

„Sydney hat mit Ihnen gesprochen, oder?“ „Über ihr Gespräch letzte Nacht? Allerdings. Was haben sie anderes erwartet?“ Jarod seufzte. Das hatte er geahnt. Er wollte zu gern wissen, was sie darüber dachte. Aber wie sollte er fragen ohne aufdringlich zu wirken?

Plötzlich seufzte auch Miss Parker. „Hören Sie, Jarod… ich… Sydney war besorgt. Er schien außerdem wissen zu wollen was ich über die ganze Situation auf Carthis denke.“
Jarod sah dies als Chance. „Und was denken Sie darüber?“ Seine Stimme zitterte. Er war zu gespannt was sie sagen würde. Sein Herz klopfte. Es herrschte eine Weile Stille, bis Miss Parker vorsichtig weiterredete.

„Ich hab lange darüber nachgedacht. Aber… ich weiß nicht was ich davon halten soll.“ Das war ein Rätsel für den Pretender. „Wie meinen Sie das?“ Parker seufzte wieder, ihre Stimme begann zu zittern.

„Das ist alles so verwirrend, die ganze Sache mit den Schriftrollen und meinem Urgroßvater. Aber irgendwie verliert das alles seine Bedeutung neben der Tatsache, dass Sie mir weiß machen wollten einen Wendepunkt vor der Nase zu haben nachdem wir uns beinahe vor Ocees Kamin geküsst hätten…“ Ihre Stimme zitterte nun stark und war fast nur noch ein Flüstern, ein paar Tränen liefen ihr über die Wangen wenn sie daran dachte, was sie als nächstes sagen würde. „…, und das wirklich verrückte an der ganzen Sache ist, dass Sie eigentlich vollkommen Recht hatten und, dass ich mich nur noch mehr in die Hölle begeben hab als ich sie zurückgewiesen hatte, obwohl ich die Möglichkeit hatte wirklich etwas zu ändern.“

Jarod schwieg. Er musste erst einmal realisieren, was eben passiert war. Hatte sie ihm gerade ihr Herz ausgeschüttet? Ihm, den sie schon so lange jagte? Er wollte etwas sagen, fand aber nicht die richtigen Worte. Doch er redete einfach darauf los.

„Mir ist auch elend zumute wenn ich daran denke, dass alles vollkommen verkehrt gelaufen ist.“ „Sie meinen, dass alles so gelaufen ist wie Sie es nicht wollten.“ Parker schien sich einigermaßen gefangen zu haben.

Jarod nickte lautlos, mehr zu sich selbst. „Ich habe oft darüber nachgedacht, wie es wohl gelaufen wäre, wenn es anders gelaufen wäre. „ Parker redete vorsichtig. Das war irgendwie zu viel, doch es tat ihr auch gut. „Sydney sagte, sie hätten darüber nachgedacht was passiert wäre wenn Ocee nicht in dem entscheidenden Moment gestört hätte.“

„Ja. Nachdem ich diesen Traum hatte, in dem ich gesehen hatte wie es gewesen wäre wenn Ocee nicht gestört hätte, ist mir klar geworden, dass ich… ich…, dass ich mir insgeheim eigentlich wünsche, dass Ocee in dem Moment das Zimmer nicht betreten hätte.“

Warum fiel ihm das so schwer? Es war seltsam. Er hatte mit Miss Parker nie solche Gespräche geführt. Aber Sydney schien Recht zu behalten. Sie redete ernsthaft mit ihm darüber … und sie war ehrlich.

Miss Parker war sprachlos. Nicht nur darüber, dass sie so ehrlich zu ihm war sondern auch darüber, was er gerade zu ihr gesagt hatte. Kurz gesagt hieße das ja, dass er sich wünschte sie hätten sich geküsst. Wieder liefen ihr ein paar Tränen über die Wangen.

Ihr war klar, dass gerade etwas bedeutendes passierte. „Jarod… ich… ähm“ Sie wusste einfach nicht was sie nun zu ihm sagen sollte. Also tat sie das, was sie für das vorerst Beste hielt. „Das wird mir irgendwie zu viel, Jarod. Das ist zu verrückt. Ich… ich leg jetzt besser auf. Gute Nacht.“

Gesagt getan. Sie hatte den Hörer so schnell wie möglich aufgelegt und hielt nun zitternd ihre Hände vor ihr Gesicht. Was war da nur passiert?
Auch Jarod legte nervös den Hörer weg. Er konnte nicht fassen, dass er ihr wirklich die Wahrheit über seine Gefühle gesagt hatte.

Er schüttelte den Kopf. Eigentlich musste er sich doch um ganz andere Dinge kümmern. Doch er beschloss an der Sache mit Miss Parker dran zu bleiben. Es war zu bedeutsam.

The Centre
Blue Cove, DE
23:45 Uhr


Es war spät und im Centre war nun fast keiner mehr. In Sydneys Büro brannte jedoch noch Licht. Auch Broots saß noch im Technikraum. Die beiden hatten beschlossen an der Sache mit Lyle und der Akte dranzubleiben.

Denn bei Lyle war es immer besser zu wissen woran man war. Ein paar Minuten saß er noch an seinem Computer. Dann schaltete er diesen aus, löschte das Licht und schlich sich gekonnt in Richtung Lyles Büro.

Er hatte ihn beobachtet und gewartet bis er das Gebäude verließ um in seinem Büro nach der Akte suchen zu können. Lyle bewahrte die Akte sicher in seinem Schreibtisch auf. Er war immerhin nicht so klug so ein Dokument mit sich zu nehmen oder es wenigstens wegzuschließen.

Im Büro angekommen steuerte Broots zielstrebig auf den Schreibtisch zu. Nach einem kurzen Blick stellte er fest, dass auf dem Schreibtisch keine Akten oder Blätter lagen. Also zog er hektisch die Schubladen eine nach der anderen aus und durchwühlte sie… Nichts.

Broots stutzte. Er war sich doch so sicher. Überlegend stiefelte er im Raum herum. Doch durch die Dunkelheit und seine Nervosität stieß er mit einer Holzstatue zusammen die lautstark zu Boden viel.

Broots sah sich zu erst hektisch um. Es schien niemand gehört zu haben. Der anschließende Blick zur Statue ließ seine Augen aufblitzen. Zum Vorschein kam unter dem Sockel der großen Statue eine schwarze Akte.

Schnell hob er sie mit zitternden Händen auf. Wie er vermutet hatte prangte auf der Vorderseite eine weiße Aufschrift „Z3 – Confidential (Vertraulich)“. Sein Mund öffnete sich kurz. Es war doch einfacher als er es sich vorgestellt hatte.

Broots wollte gerade das Büro mit schnellen Schritten verlassen, als ihm auffiel, dass er die Staue noch aufheben musste. Also lief er hektisch wieder zurück stellte die Figur auf und rannte auf dem schnellsten Weg zu Sydney.

Keuchend betrat er das Büro. „Syd, ich hab sie.“ Stolz lächelnd, aber immer noch leicht außer Atem hielt er die schwarze Akte hoch. Der Psychiater hob den Kopf und lächelte. „Gut gemacht, Broots.“
Broots ging um den Schreibtisch und stellte sich neben Sydneys Stuhl als er ihm die Akte übergab.

Sydney musterte die Akte. „Wie Sie es gesagt hatten, Auftragsmord. Ist nur die Frage wer wen umbringen will.“ Broots stand nervös neben seinem Kollegen und konnte es kaum erwarten, dass dieser endlich die Akte aufschlug.

Sydney blätterte vorsichtig die erste Seite auf. Da waren Angaben über den Auftraggeber. Sydney
Murmelte vor sich hin. „Lyle…“ Dann sprach er etwas lauter, den Blick nicht von der Akte abgewandt. „Wie vermutet ist Lyle der Auftraggeber.“

Broots wurde immer unruhiger. „Ja, aber wen will er umbringen lassen?“
Vorsichtig schlug Sydney die nächste Seite auf. Als er las wer Lyles Opfer sein sollte blieb ihm die Sprache weg. „Gott… Broots, sehen Sie sich das an.“ Broots Augen weiteten sich vor Schreck. „Oh mein Gott! Syd, das darf einfach nicht wahr sein!“

Alison Road
Memphis, Tenn.
11:06 Uhr


Jarod parkte den Wagen auch dieses Mal wieder am Straßenrand. Müde rieb er sich kurz die Augen. Er konnte nach dem Telefonat mit Miss Parker in der letzten Nacht nicht besonders gut schlafen. Zu oft musste er an die Worte denken, die gewechselt worden waren.

Jarod schüttelte den Kopf. Er ließ sich aber deswegen nicht von seiner eigentlichen Mission abbringen. Nach langer Überlegung hatte er noch in der letzten Nacht beschlossen, sich als Elektroniker auszugeben. Da er so am ehesten ins Haus gelangen konnte.

Jarod hatte sich auch bewusst diese Uhrzeit ausgesucht. Frieda war arbeiten, also traf Jarod nur ihren Mann an. Der kannte Jarod ja nicht. Friede jedoch würde ihn sofort wiedererkennen und sein Plan wäre gescheitert.

Jarod wollte sich zuerst ein genaueres Bild von Friedas Mann verschaffen, obwohl er schon wusste, wie er vorgehen würde.
Er stand schließlich aus dem Wagen aus und ging in Richtung Haustür.

Zuerst hatte Jarod gedacht, es wäre besser sich eine Uniform zu besorgen, damit er doch mehr wie ein Elektroniker aussah. Doch er beschloss schließlich, dass dies nicht nötig sei. Denn soweit er das aus seinen Erfahrungen und dem Fernsehen kannte, trugen nicht alle Menschen Uniformen obwohl sie Elektroniker oder Handwerker oder Polizisten waren.

Zufrieden nickend ging er die kleine Treppe hinauf und klingelte. Jarod war sich so sicher, dass sein Plan perfekt war.
Nach einem Moment öffnete ein Mann die Tür. Er schien Ende 30 zu sein. Seinem kräftigen Körperbau und ungepflegten Äußeren zu urteilen hatte er wahrscheinlich schon eine Weile nicht mehr gearbeitet.

In der Hand hielt der Mann ein Bier. Jarod ahnte, dass es sich also bei den Misshandlungen, die der Mann seiner Frau zuführte, um Wut, hervorgerufen durch das Nichtstun und den Alkoholkonsum, handeln musste.

Es war erst einmal nur eine Theorie, aber er war sich jedoch ziemlich sicher. Sogar ein einfältiger Bürger hätte das erkannt, was Jarod erkannte.
Jarod lächelte in seiner gewohnten Art. „Karl Heyes?“ Der Mann nickte. Jarod hielt ihm seine Hand entgegen. „Guten Tag. Mein Name ist Jarod Duts. Ich komme von der Elektrofirma, die hier in der Umgebung die ganzen Anschlüsse regelt. Wir führen eine Routinekontrolle in allen Haushalten durch, ob auch alles in Ordnung ist, da uns in den letzten Tagen öfters Störungen mit den Elektroanschlüssen gemeldet wurden.“

Karl schaute Jarod skeptisch an, trat dann aber zur Seite und bat ihn herein. Vorsichtig trat Jarod in das ziemlich geräumige Haus.
Jarod ging ins Wohnzimmer und schaute gespielt die Anschlüsse an, am Fernseher, am Telefon und was noch so herumstand.

Im Fernsehen lief ein Fußballspiel. Jarod schlussfolgerte also, dass der Anschluss wohl in Ordnung war.
Er sah sich weiter um, als er ein Geräusch hörte, dass auch Karl vernahm. Prüfend ging dieser in die Richtung aus der das Geräusch kam; die Hintertür in der Küche.

Jarod unterbrach augenblicklich seine Arbeit und lauschte angestrengt. Kurze Zeit später hörte er Karls wütende Stimme. „Was machst du hier?“ „Ich wurde nach Hause geschickt. Mit den Schmerzen im Rücken kann ich nicht richtig arbeiten.“

Jarod konnte diese Stimme als Friedas identifizieren. Sie klang ängstlich und panisch. Das schien auch berechtigt zu sein. Vorsichtig verschaffte sich Jarod einen kleinen Blick und sah, wie Karl Frieda am Kragen ihrer Arbeitskleidung packte und gegen den Kühlschrank schleuderte.

Jarod packte die Wut. Kurz darauf packte Karl seine Frau am Arm und zog sie mit sich. „Komm mit, wir haben Besuch.“ IN der Stube angekommen zeigte Karl auf Jarod. „Das ist Mister Duts. Er will die Anschlüsse überprüfen. Du wirrst hier bleiben und ihm behilflich sein, falls er Fragen haben sollte!“

Damit ging Karl in Richtung Küche, holte sich ein neues Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich an den Tisch.
Friedas Augen weiteten sich, als sie Jarod sah. Mit schnellen Schritten ging sie auf ihn zu. „Was wollen Sie hier?“

„Ich will ihnen helfen. Das hatte ich doch schon mal gesagt.“ Frieda war noch immer panisch. „Und ich hatte Ihnen schon einmal gesagt, dass ich keine Hilfe brauche!“ Jarod lachte kalt. „Ach ja? Das sieht mir aber nicht danach aus.“ Sein Blick war eindringlich. Er wollte ihr wirklich nur helfen.

Alison Road
2 Stunden später


Vor dem Haus der Heyes’ hatte sich eine kleine Menschenmenge angesammelt. Ein Polizeiwagen war mit Blaulicht vorgefahren und zwei Polizisten führten Karl Heyes in Handschellen ab. Ein weiterer Polizist hatte sich noch kurz mit Jarod und Frieda unterhalten um sicherzugehen, dass nun alles in Ordnung war und folgte dann seinen Kollegen.

Diese hatten es nicht leicht Karl in den Wagen zu bekommen. Karl drehte sich, so weit es ging, zu Jarod und Frieda um. „Das werden Sie mir büßen Jarod!“ Wütend stieg er schließlich ein, dann die Polizisten. Dann setzte sich der Wagen in Bewegung und fuhr in Richtung Gefängnis.

Frieda sah Jarod glücklich lächelnd an. „Ich danke Ihnen Jarod. Auch wenn ich es vorher nicht glauben wollte, aber ich bin froh, dass Sie mir geholfen haben.“

„Das hab ich gern gemacht.“ Jarod lächelte zufrieden. Er hatte es geschafft. Nur zu gern dachte er an die Aktion zurück, die doch sehr einfach verlaufen war.

Karl hatte Friedas und Jarods Gespräch mitbekommen und wusste dann, dass etwas nicht stimmte. Jarod hatte, wie er es immer tat, Karl beschuldigt seine Frau misshandelt zu haben. Karl streitete dies jedoch wütend ab.

Jarod argumentierte weiter. Er sagte, es wäre mehr als offensichtlich gewesen, dass er seine Frau schlug, denn Frieda konnte sich solche Verletzungen nicht einfach nur von einem Sturz von der Treppe holen. Denn, wenn sie vornüber die Treppe hinunterfiel, wie konnte sie sich dann an den Waden verletzten? Die Verletzungen am Rücken schienen von früheren Prügelattacken zu stammen.

Karl wollte das nicht mehr länger hören. Wütend stolperte er auf Jarod zu, ballte seine Hand zur Faust, holte aus… und verfehlte ihn durch seinen hohen Alkoholkonsum weit. Jarod griff sich einfach Karls Arm drehte ihn und drückte Karl mit dem Gesicht nach unten und dem Arm auf dem Rücken nach unten.

Danach hatte Jarod Karl gefesselt und ihn so lange mit Fragen und leichten Schlägen, die Karl durch den Alkohol als stark empfand, gequält, bis dieser es schließlich zugab. Frieda hatte das mit ihrem Diktiergerät aufgezeichnet und das später der Polizei übergeben.

Jarod und Frieda standen nun auf der Terasse des Hauses. Frieda umarmte Jarod glücklich. „Nochmals vielen Dank, Jarod. Endlich ist die quälende Zeit vorbei.“
Jarod nickte. „Ich bin froh, dass es ihnen jetzt wieder besser geht. Passen Sie gut auf sich auf.“

Damit verabschiedete sich der Pretender, stieg in seinen Wagen und fuhr davon, in Richtung seines Apartments. Er wusste was nun kam. Jarod wollte so schnell wie möglich packen und den ersten Flug nach Delaware nehmen.

The Centre, Miss Parkers Büro
Blue Cove, DE
12:56 Uhr


Gedankenverloren saß Miss Parker in ihrem Bürostuhl. Das Telefonat mit Jarod ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatte ihm so viel, vielleicht zu viel, gesagt. Sie hatte ihre Gefühle ihm gegenüber offenbart. Aber das seltsame war, dass es sich für sie richtig anfühlte.

Sie konnte es sich selbst nicht genau erklären. Aber da war etwas, was sie dazu brachte, auf ihre Gefühle zu hören und nicht auf das, was sie sich einreden wollte.
Vielleicht waren es Sydneys Worte. Denn der Psychiater hatte zu ihr gesagt, sie solle mal nachdenken, ob sie nicht mit der falschen Einstellung lebe.

Irgendwie hatte er ja Recht, und Parker wusste dies. Doch es war schwer es sich einzugestehen, wie immer. Jarod jedoch konnte ihr sicher helfen. Er war ja immer darauf bedacht, dass es ihr gut ging.
Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen bei dem Gedanken an den Wunderknaben.

Da ging plötzlich die Tür ihres Büros auf. Irritiert sah sie die beiden Männer, Sydney und Broots, an, die hereinkamen. Zielstrebig gingen sie auf den Schreibtisch ihrer Chefin zu. Sydney sprach vorsichtig. „Miss Parker, wir haben etwas, dass sie sich ansehen sollten.“

Parker blickte zwischen den beiden hin und her. „Und was?“ Nach einem auffordernden Blick von Sydney übergab Broots die Akte. „Ich habe diese Akte in Lyles Büro gefunden.“ Parker lächelte heimtückisch. „Sie sind in Lyles Büro eingebrochen? Nicht schlecht.“ Broots zuckte verlegen mit den Schultern.

„Na ja, ich würde es nicht einbrechen nennen. Er hatte sein Büro ja nicht abgeschlossen. Ich hab mich nur etwas umgesehen und dabei die Akte gefunden.“
Parker betrachtete die Akte nun näher. „Das ist eine Z3- Akte!“ Sydney nickte. „Ja, Auftragsmord.“

Parker überlegte. „Aber wen will Lyle umbringen?“
Broots zeigte nervös auf die Akte. Er war auf die Reaktion seiner Chefin gespannt. „Sie müssen die zweite Seite aufblättern.“
Gesagt, getan. Parker las sich kurz ein bisschen der Seite durch, als das Profil des Opfers begann und etwas ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.

Ihre Augen weiteten sich in Schock, als sie den Namen des Opfers las. Ungläubig starrte sie Sydney und Broots an. „Das glaube ich nicht! Lyle…“ Sie schluckte. „Er will mich umbringen lassen!“
Ungläubig schlug sie die Akte wieder zu, redete trocken weiter. „Muss die Akte nicht in Lyles Büro zurück?“

Broots schüttelte schüchtern den Kopf. „Nein, das ist eine Kopie.“
Sydney sah Miss Parker eindringlich an. „Was wollen Sie jetzt tun, Miss Parker?“ Die zuckte geschockt die Schultern. „Ich weiß es nicht, Syd.“

Fortsetzung folgt









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