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Time has Changed

Autor: Miss Catherine
E-Mail: LosAngelesnaumann@web.de
Rating: PG13
Kurzfassung: Wenn ich Drehbuchautor in der Serie wäre, wenn man sie jetzt weiter-produzieren würde, würde ich es so weitergehen lassen.
Spoiler: Diese Fanfiction spielt nach der 4. Staffel. Hier existieren die Filme nicht. Das wäre wegen dem ganzen Drama um Miss Parkers „echten Vater“ sonst zu kompliziert.
Disclaimer: Die Figuren der Serie „The Pretender“ gehören leider nicht mir, sondern TNT und NBC. Ich habe sie mir nur zur Unterhaltung anderer Fans ausgeliehen. Alle weiteren Figuren, die nicht aus der Serie stammen, aber hier auftauchen sind die Produkte aus den vielen Ergüssen meiner Fantasie und gehören somit mir.


Prolog

Es war schon seit ein paar Wochen der Winter eingebrochen, zumindest in Anbetracht des Wetters. Laut Kalender war der Winteranfang noch 3 Wochen hin.
In den letzten Wochen war es sehr kalt und feucht geworden. Es hatte viel geschneit und die Straßen waren regelmäßig vereist.

Am Wochenende, der Montag war gerade angebrochen, war es etwas wärmer geworden und der Schnee war etwas geschmolzen. In der Nacht hatte der Regen eingesetzt und machte auch dem restlichen Schnee den gar aus. Die Straßen waren dennoch gefährlich.

5 Monate waren nun schon vergangen, seit Miss Parker, die hübsche brünette Centre- Mitarbeiterin, und Jarod, der große entflohene Pretender, von der Insel Carthis zurückgekommen waren. Sie hätten es beinahe nicht geschafft, aber durch Jarods simulierte Flugkünste konnte er das Flugzeug, das drohte abzustürzen, gut landen. Er konnte noch fliehen, bevor Miss Parker und ihre Begleiter zu sich kommen konnten und nach ihm sehen wollten.

Jeder der beiden hatte versucht die Geschehnisse zu vergessen und einfach weiter zu machen.

Jarod hatte sich anfangs eine Weile nicht gemeldet, weder bei Sydney noch bei Miss Parker. Er war einfach untergetaucht, um nachzudenken und sich einigen Dingen klar zu werden. Seine Mutter hatte er immer noch nicht gefunden.

Sydney befürchtete Jarod würde nie wieder aus seinem Versteck auftauchen. Doch nach einigen Wochen hatte er wieder neuen Mut gefasst und fing an wieder seine Spielchen mit dem Centre- Team zu treiben.

So sehr sie sich auch bemühten, kamen Miss Parker, Broots und Sydney einfach nicht an Jarod heran. Insgeheim wünschte sich Miss Parker auch, sie würden Jarod nicht so schnell finden. Sie wollte ihm jetzt noch nicht gegenübertreten. Die Ereignisse in Ocees Haus auf der Insel waren auch nach 5 Monaten noch zu frisch.

Der Regen hatte nachgelassen, war aber dennoch stark genug um die Straßen in kleine Flüsse zu verwandeln.

Miss Parkers Haus
Brayer Road, Blue Cove, DE
5:48 Uhr


Langsam bahnte sich ein weinrotes Auto die ruhige Brayer Road entlang und bog schließlich vorsichtig, um nicht die Kontrolle zu verlieren, in Parkers Einfahrt ein und machte schließlich kurz hinter Parkers Wagen halt.

Eine Gestalt, eingehüllt in einen langen schwarzen Wintermantel, stieg aus und näherte sich der Veranda. Sie klopfte … keine Antwort. Sie klopfte wieder, dieses Mal stärker … und erst jetzt fiel ihr auf, dass die Tür nicht richtig verschlossen war. Vorsichtig trat die Gestalt ein und sah sich um.

Es war alles normal, aber es war ruhig, zu ruhig. Sie stieg die Stufen ins Obergeschoss hinauf. Auf den ersten Blick war auch hier alles ruhig. Parkers Schlafzimmertür war einen Spalt geöffnet. Die Gestalt öffnete die Tür weiter. „Hallo?“, rief die weibliche Stimme.

Die Frau öffnete ihren Mantel, da es im Haus wesentlich wärmer war. Sie ging ein paar Schritte und merkte, dass etwas nicht stimmen musste. Das Schlafzimmer war verwüstet. Es sah nach einem Kampf aus, wie die Frau schlussfolgerte. Doch genau wissen konnte sie es in diesem Augenblick nicht. Noch ein prüfender Blick, und dann sah sie es …

Blut lief über die Schwelle der leicht geöffneten Badezimmertür vom Bad in das große Schlafzimmer. Ihre Augen weiteten sich, Angst und Verzweiflung stiegen in ihr auf. Ihr Herz raste. Sie war aus einem bestimmten Grund zu diesem Haus gekommen, doch in diesem Moment schienen ihre Hoffnungen zu schwinden. Alarmiert rannte die Frau auf das Bad zu, riss die Tür auf … und sah auf dem Boden neben der Badewanne eine blutüberströmte Miss Parker…

Miss Parkers Haus
6:02 Uhr


Die fremde Frau konnte ihren Blick nicht von dem leblosen Körper abwenden. Erstarrt stand sie in der Tür und versuchte krampfhaft sich zu bewegen.
Nach einigen Sekunden schüttelte sie energisch den Kopf und ließ sich neben der blutüberströmten Miss Parker auf die Knie fallen.

Sie spürte, wie Verzweiflung weiter in ihr aufkam. Die Frau, die sie so lange gesucht hatte lag nun vor ihr auf dem Badezimmer-fußboden und drohte zu sterben.
Sie versuchte die Kontrolle zu behalten während sie in Ihrem Kopf die Situation überdachte um zu wissen, was sie tun sollte. Reflexartig zog sie sich schließlich ihre Handschuhe aus und schmiss sie beiseite.

Sie hob ihre Hand an Parkers Hals um nach einem Puls zu fühlen. Erleichtert atmete sie aus als sie tatsächlich einen schwachen Puls fand. Nun hieß es aber schnell handeln um sie wirklich noch retten zu können.

Die Frau suchte Parkers Körper gewissenhaft ab um sehen zu können, woher, das Blut überhaupt kam. An ihren Armen sah sie schließlich die Ursache. Zwei tiefe Schnittwunden zierten jedes ihrer Handgelenke.

Die Frau durchsuchte Parkers Badezimmer nach einem Arztköfferchen oder irgendetwas womit sie die Wunden verbinden konnte um die Blutung zu stoppen. In einem kleinen Schrank unter dem Waschbecken wurde sie fündig. Aus dem Schrank holte sie einen kleinen Notfallkoffer heraus, der mit allem ausgestattet war, was man bei einem medizinischen Notfall brauchen könnte. Mit einem schnellen Griff holte die Frau das wichtigste heraus und eilte zurück zu Parker.

Sie nahm sich den rechten Arm zuerst vor. Mit einer Hand drückte die Frau ein Watteröllchen auf die Wunde und mit der anderen Hand wickelte sie die Mullbinde zwei mal herum, bis sie sicher sein konnte, dass die Binde fest saß. Dann zog sie die Binde straff und wickelte sie noch ein paar Mal um Parkers Handgelenk. So verband sie auch den anderen Arm.

Sie wusste, dass dies keinesfalls professionell war und nicht lange halten würde, also packte sie Parker so gut es ging und trug sie zu ihrem Wagen.
Die Frau wusste eins genau: Es zählte jede Minute.

Krankenhaus, Intensivstation
Blue Cove, DE
8:22 Uhr


Das Krankenhaus war gefüllt. Dutzende Patienten warteten um untersucht zu werden, andere warteten darauf ihre Verwandten besuchen zu können. Schwestern und Ärzte eilten hin und her um jeden Patienten gut versorgen zu können.

Sydney und Broots liefen mit einem sehr schnellen Schritt die Gänge entlang, bis sie schließlich die Intensivstation erreichten. An der Rezeption hatten sie Parkers Zimmernummer erfahren. Die Information, dass Parker im Krankenhaus lag kam direkt von Jarod. Woher er das wusste, war ihnen nicht bekannt, vor allem, da er nicht in Parkers Nähe gewesen war. Doch im Moment war es Sydney und Broots auch egal. Sie wollten nur wissen, wie es ihrer Chefin ging.

Die beiden Männer verlangsamten ihren Schritt als sie Parkers Zimmer immer näher kamen. Erst jetzt fiel ihnen die Frau auf, die vor dem Zimmer stand und nachdenklich durch das Fenster in das Zimmer hineinsah. Instinktiv stoppte Sydney. Ein seltsam vertrautes Gefühl durchzog ihn.

Er betrachtete die Frau ausgiebig. Sie war etwa 1, 75 Meter groß, schlank, ihre langen schwarzen Haare, die ihr bis knapp über den Hintern reichten, trug sie offen. Jedoch waren diese aber mit einem dicken Band, das sie auf ihrem Kopf trug und irgendwie wie ein extra dicker Haarreifen aussah, zurückgehalten.

Die Frau trug einen schwarzen Rollkrakenpullover, auf dem rote Verzierungen aufgestickt waren, und eine schwarze Baumwollstoffhose, unter denen die schwarzen Lederstiefel mit den schmalen 10 Zentimeter – Absätzen hervorschauten.

In ihrer Art und Weise und besonders ihres Aussehens nach erinnerte die Frau Sydney an eine Person, die er vor Jahren das letzte mal gesehen hatte. Die Person sah damals fast genauso aus, wie die Frau, die nun vor ihm stand. Langsam ging Sydney weiter, als er Broots’ fragenden Blick sah.

Als die Frau die beiden Männer auf sie zu kommen hörte drehte sie sich zu ihnen um und schenkte ihnen ein erschöpftes aber freundliches Lächeln. Sofort erkannte Sydney, dass sich das Gesicht der Frau von dem der Person, an die er denken musste, unterschied. Die Frau hatte füllige Lippen, eine schmale Nase und große braune Augen unter denen sich dunkle Augenringe gebildet hatten.

Broots wusste ebenso wenig wie Sydney wer diese Frau war und im Gegensatz zu seinem Kollegen interessierte es ihn auch nicht besonders. Er machte sich große Sorgen um seine Chefin, Miss Parker. Trotzdem fragte er vorsichtig. „Wer sind Sie?“ Die Frau warf einen raschen Blick in Parkers Zimmer bevor sie sprach.

„Mein Name ist Mary Catherine. Ich habe Miss Parker heute morgen gefunden und hier her gebracht.“ Sie sagte ihren Namen einfach so, da sie wusste, dass sie den beiden vertrauen konnte. Nicht etwa, weil sie es so im Gefühl hatte, sondern, weil sie es aus erster Hand von einem Vertrauten erfahren hatte.

Broots nickte. Er hatte noch viele Fragen, doch er entschied, dass diese warten konnten. Sydney beäugte die Frau misstrauisch. Auch in ihm kamen diese Fragen auf. Aber er unterdrückte sie nicht. Sydney, der Psychiater, war schon immer für seine direkte Art bekannt gewesen.

„Entschuldigen Sie wenn ich frage, aber was haben Sie heute Morgen ausgerechnet in der Brayer Road gewollt?“ Sein Blick ruhte auf ihr. Mary Catherine hob müde die Schultern. Sie wusste, dass sie die Situation irgendwann erklären musste. Aber im Moment war sie einfach nur müde und sie wusste, dass die die beiden Männer damit zu sehr überfallen würde. Sie könnten es noch nicht verstehen.

Seit ein paar Jahren war sie nun auf der Suche. Eigentlich hatte sie es aber immer etwas ruhiger angehen lassen. Sie war ein California – Girl. Da galt, dass der Spaß nie zu kurz kommen durfte. In den fast 4 Jahren, in denen sie nun schon im Land umherzog hatte sie neben ihrer Suche auch immer versucht Action in ihren Alltag zu bringen.
Doch nachdem sie eine heiße Spur gefunden hatte suchte sie nun seit Wochen rund um die Uhr, um endlich an ihr Ziel zu gelangen.
Sie hatte seit Tagen nicht mehr geschlafen, und auch die Geschehnisse vor ein paar Stunden in Parkers Haus zeichneten sich nicht gut auf ihren Zügen ab.

„Hören Sie, ich weiß, dass sie misstrauisch sind, aber ich erkläre alles später.“ Mit einem Nicken deutete sie auf Parkers Zimmer. „Oder wollen Sie gar nicht wissen wie es ihr geht?“
Broots, den die kurze Unterhaltung zwischen Sydney und der fremden Frau verwirrte, sah mit einem hoffnungsvollen Blick zu Sydney, denn er wollte endlich erfahren, warum seine Chefin im Krankenhaus lag. Sydney gab sich schließlich geschlagen.

Er nickte kurz. „Also, was ist mit Parker passiert?“ Mary Catherine schloss kurz die Augen und atmete tief ein und aus. „Ich kam vor ein paar Stunden zu ihrem Haus, weil ich dringend mit ihr sprechen musste.

Als ich gemerkt habe, dass die Tür nicht richtig verschlossen war, bekam ich so ein seltsames Gefühl und habe nachgesehen. Miss Parker lag blutüberströmt im Badezimmer …“, sie schluckte „ … mit aufgeschnittenen Pulsadern.“

Broots und Sydney tauschten entsetzte Blicke aus. Sie konnten es nicht fassen. Mit allem hätten sie gerechnet, aber nicht, dass sich ihre Chefin umbringen wollte. Mary Catherine sah die Blicke der beiden und wusste genau was sie dachten. Energisch schüttelte sie den Kopf. „Es ist nicht so wie Sie beide denken!“ Sofort hafteten die Blicke der beiden wieder auf der jungen Frau. Wie hatte sie dies gemeint?

„Ihr Schlafzimmer war total verwüstet. Sah nach einem Kampf aus, oder so. Außerdem waren die Schnitte an ihren Handgelenken nicht gleich durchgeführt worden. Es gab 2 Ansätze.“ Sie zuckte wieder mit den Schultern. „So weit ich weiß setzt man nicht 3-mal an um einen sauberen Schnitt zu bekommen, wenn man sich umbringen will!“ Broots runzelte die Stirn. „Sie meinen jemand wollte sie umbringen?“

Mary Catherine nickte überlegend. „Gibt es jemanden der das getan haben könnte? Hat sie irgendwelche Feinde?“ Broots Augen weiteten sich. „Feinde? Wenn Sie wüssten für wen wir arbeiten, würden Sie die Frage nicht stellen.“ Sydney schaute Broots warnend an. Die Frau wusste sicher nichts von der Organisation „The Centre“.

Also sollte sie auch nichts erfahren. Mary Catherine lachte kurz über Broots Reaktion bevor sie wieder ernst wurde. „Sie meinen das Centre, richtig?“ Beide Männer waren sprachlos und starrten die Frau, die vor ihnen stand an. Woher wusste sie das? Sydneys Blick klarte sich nach und nach auf, nachdem in ihm eine Vermutung aufkam.

„Sie wissen das von Jarod, stimmt’s?“ Catherine lächelte charmant. „Sie kennen ihn wirklich gut, Dr. Green!“ Dann wandte sie sich wieder dem Fenster zu, durch das sie Parker, die ruhig schlief, beobachten konnte. Broots, den die ganze Situation verwirrte, hielt sich lieber zurück. Sydney hingegen war neugierig geworden.

„Woher kennen Sie Jarod? Wie haben Sie ihn kennen gelernt?“ Catherine lächelte wieder. „Sie sind wirklich neugierig! … Es war glaube ich Schicksal, dass ich ihn getroffen hatte. Ich habe jahrelang nach meiner Familie gesucht und Jarod hat mir geholfen.“ Sydney nickte. Das kannte er nur zu gut von seinem Schützling. „Das klingt wirklich ganz nach Jarod. Haben sie ihre Familie gefunden?“ Catherine zuckte mit den Schultern. „Einen Teil davon. Aber ich musste sie wieder verlassen um den Rest zu suchen.“

Broots überlegte. „Aber was haben Sie dann bei Miss Parker gewollt?“ Catherine lächelte geheimnisvoll. „Sie kann mir bei der Suche helfen.“ Sydney lächelte einfach nur. Er dachte sich einige Dinge. Broots kratzte sich verwundert am Kopf. „Ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber, wie kommen Sie darauf, dass Miss Parker Ihnen helfen würde?“

Nun lachte Mary Catherine. Sie hatte eine Antwort parat, aber sie wusste, dass diese zu viel über sie verraten würde. Noch wollte sie, dass man nicht so viel über sie wusste. Irgendwann würde der Tag kommen, an dem sie sich bekannt geben würde, doch noch nicht jetzt. Sie liebte es mysteriös auf andere zu wirken.

Sie ließ die Frage unbeantwortet und sah einfach nur durch das Fenster in Parkers Zimmer. Sydney und Broots taten es ihr gleich. Sie beschlossen, die offenstehenden Fragen für die nächste Zeit auf sich beruhen zu lassen. Nun ging es erst einmal ganz um Parker.

Alle hofften, dass sie bald wieder auf den Beinen sein würde, vor allem Mary Catherine. Denn nur sie allein wusste, dass Parker das letzte Stück des Rätsels war um die wichtigsten Fragen in Catherines Leben, die Fragen nach ihrer Familie endlich beantworten zu können.

Jarods Apartment
Indianapolis, Indiana
8:20 Uhr


Unruhig lief er durch das geräumige Zimmer. Langsam wusste Jarod nicht mehr was er tun sollte. Catherine hatte ihn gleich nachdem sie Parker ins Krankenhaus geschafft hatte informiert und nun, nach stundenlangen Versuchen die Situation in der sich Parker befunden haben musste, zu simulieren, war er mit seinem Latein am Ende.

Müde setzte er sich auf das Sofa neben ihm und prompt fiel ihm ein Foto in die Hände. Es zeigte ihn und Catherine zusammen auf einem Jahrmarkt. Beide lächelten fröhlich bei der Erkundung der vielen Attraktionen.

Es war Catherines aufgeschlossene, aufgeweckte und neugierige Art und besonders dieser Optimistische Sinn für Gerechtigkeit, was Jarod so sehr an ihr schätzte und bewunderte. Er beneidete sie darum, da er nie eine richtige Gelegenheit bekam auch so zu empfinden. Jarod fing an zu lächeln.

Die Zeit in der Catherine bei ihm war, war die einzige Zeit gewesen, in der er sich nicht einsam fühlte, denn zum ersten mal schien er jemanden gefunden zu haben, der ihn und seine Situation wirklich verstand und das alles nachvollziehen konnte. Sie hatten auch nun noch Kontakt, doch trotzdem vermisste er sie und ihre Art zu leben.

Ihr Leben war noch nicht vom Centre verpfuscht worden, obwohl es in unmittelbarem Zusammenhang zum Centre stand. Doch das könnte man niemandem so leicht erklären, vor allem ihr nicht. Er wusste, dass Mary Catherine stark war und auch wenn sie das Geheimnis über ihre Familie und das Centre herausgefunden hatte nicht den Mut verlieren würde.

Nach längerem Überlegen nickte er schließlich und lief wieder im Zimmer auf und ab um seine Simulation beenden zu können. Was war da nur passiert?

Krankenhaus
Blue Cove, DE
10:23 Uhr


Müde streckte Catherine ihre Arme und Beine um nicht noch mehr einzurosten. In den letzten beiden Stunden hatte sie so viel Kaffee getrunken wie noch nie in ihrem Leben und trotzdem war sie nicht in der Lage richtig munter zu werden. Broots und Sydney waren ein paar Mal in Parkers Zimmer gewesen, aber bisher war sie noch nicht aufgewacht. Die Ärzte jedoch versicherten, dass es nicht mehr lang dauern könne.

Sydney hätte Mary Catherine gern so viele Fragen gestellt, denn er wollte nur zu gern einen Überblick über die undurchsichtige Situation bekommen. Doch er wartete lieber ab. Dafür betrachtete er sich diese Frau noch einmal. Müde, jedoch wach saß sie auf dem kleinen Sofa direkt gegenüber von Miss Parkers Zimmer.

Nachdenklich blickte sie durch das Fenster. Sie war nun so nah an der Wahrheit, doch es war dieses Gefühl, dass sie davon abhielt sich zu freuen. Sie ahnte, dass irgendetwas geschehen würde oder dass etwas zu der Wahrheit gehörte, dass sie lieber nicht wissen wollte. Die Neugier siegte jedoch. Sie war nicht für umsonst so weit gekommen um am Ende doch aufzugeben.

Spontan sprang sie auf und lief den langen Flur in Richtung Telefon. Verwundert blickten Sydney und Broots ihr nach, mit einer Vermutung mit wem sie telefonieren würde.

Jarods Apartment
Indianapolis, Indiana
Zur gleichen Zeit


Seine Simulation war beendet schien aber dennoch keinen Sinn zu ergeben. Angestrengt überlegte er, was er in seinen Gedanken nicht bedacht hatte, als plötzlich das Telefon klingelte und ihn unterbrach. Mit einer Hand rieb er sich über seine müden Augen und mit der anderen nahm er den Hörer ab. Unausgeschlafen brummte er ins Telefon.

„Ja?“ Unwissend lauschte er, wer sich wohl am anderen Ende melden würde. Eine ihm sehr vertraute Stimme sprach zu ihm. „Hey, Jarod!“ Plötzlich hellwach rief er erfreut in den Hörer. „Catherine! Schön von dir zu hören. Wie geht es dir?“

Er hörte sie lachen. „Mir geht es gut. Bist du mit deiner Simulation schon vorangekommen?“ Er seufzte. Leider konnte er ihr keine guten Neuigkeiten anvertrauen. „Nein, leider noch nicht. Die ganze Sache ist komplizierter als ich dachte. Mir kommt keiner in den Sinn, der zurzeit ein Motiv hätte, das zu tun. … Wie geht es Parker?“

„Die Ärzte sagen, sie ist stabil und müsste eigentlich bald aufwachen.“ Catherine gähnte. Sie hatte ein paar anstrengende Stunden hinter sich gebracht. Dann redete sie weiter. „Ich bin schon so gespannt sie kennen zu lernen.“ Jarod hob verwundert eine Braue und lachte.

„Freu dich lieber nicht zu früh. Solange sie noch nichts sagen kann wirkt sie friedlich.“ Catherine war verwundert. „Was meinst du damit?“ „Ach nichts. Du kennst sie noch nicht so gut wie ich. Du wirst schon sehen was ich meine. … Hast du Sydney und Broots schon kennen gelernt?“ Sie schien zu lächeln.

„Ja. Die beiden sind nett. Sie machen sich große Sorgen um Miss Parker.“ Jarod nickte. Das kannte er gut. „Die beiden sind wie eine Familie für sie … und umgekehrt. Du kannst ihnen voll und ganz vertrauen. Pass auf dich auf, ja?“ Von Jarods Fürsorge erfreut, antwortete sie.

„Aber klar. Du aber auch. Arbeite nicht ganz so hart. Ich melde mich wieder, wenn ich neue Informationen habe. Biss bald.“ Damit hörte Jarod nur noch ein Klicken. Lächelnd legte er auf. Durch diesen Anruf konnte er genug neue Kraft sammeln um seine Simulation noch einmal durchzugehen.


Krankenhaus
Blue Cove, DE
11 Uhr


Catherine legte den Hörer auf und machte sich auf den Weg zurück zu Parkers Zimmer. Als sie schon fast da war, kam ihr Broots aufgeregt entgegen gelaufen. Sofort stoppte sie. „Was ist los?“, fragte sie neugierig. Sie hoffte, es würden keine schlechten Nachrichten sein. Broots schnappte nach Luft.

„Miss Parker ist gerade aufgewacht. Sydney ist schon bei ihr.“
Begeistert aber auch nervös weitete sie ihre Augen. Nun war der Augenblick des Kennenlernens gekommen. Mit schnellen Schritten liefen sie und Broots die restlichen Meter zu ihrem Zimmer.

Durch die Scheibe konnte Catherine schon erkennen, wie Sydney besorgt Parkers Hand hielt und ein paar Worte zu ihr sprach. Broots schaute Catherine an. Diese atmete nervös tief ein und aus. Dann nickte sie ihm zu. Broots betrat zuerst das Zimmer, Catherine folgte ihm. Tausende von Fragen durchzogen ihren Kopf.

Was wird Parker wohl von ihr halten? Was wird sie auf ihre Fragen antworten? Sachte schüttelte sie den Kopf. Das hatte noch Zeit. Sydney schaute auf, als er die beiden sah. Broots sprach ruhig aber glücklich zu Miss Parker. „Hallo. Wie geht es ihnen?“ Parker rang sich ein schwaches Lächeln ab.

Sie war noch schwach. „Hallo Broots.“, sagte sie, ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, „Mir geht es gut. Danke.“ Schließlich sah sie auch Mary Catherine, die hinter Broots hervortrat. Ähnlich wie Sydney war Parker von ihrer Anmut überwältigt. Neugierig sah sie sie an. „Wer sind sie?“ Catherine trat näher an das Bett.

„Mein Name ist Mary Catherine.“ Parker zog ihre Stirn in Falten. „Catherine?“, fragte sie verwundert. Bei diesem Namen lief ihr ein Schauer über den Rücken, da sie das an ihre Mutter erinnerte. Quälend versuchte sie sich in ihrem Bett aufzurichten, musste aber stöhnend vor Schmerz und Schwäche feststellen, dass dies noch nicht so einfach war.

Sofort griff Sydney nach ihr, half ihr sich wieder zu legen und stellte dabei das Kopfende ihres Bettes nach oben. Dankend sah sie kurz an. Lenkte ihre Aufmerksamkeit schließlich aber wieder auf die ihr noch fremde Frau. Catherine lächelte. „Ich wurde nach meiner Mutter benannt. Es war ihr letzter Wunsch.“ Auch Broots und Sydney schauten sie nun irritiert an. Broots traute sich als erster zu fragen.

„Wieso ihr letzter Wunsch?“ Catherine zuckte mit den Schultern. „Soweit ich weiß gab sie mich kurz nach meiner Geburt in ein Waisenhaus. Die Schwestern dort sagten, es wäre ihr sehr schwer gefallen. Aber aus irgendeinem Grund musste sie es tun. Mehr weiß ich nicht.“ Sydney rieb sich nachdenklich das Kinn.

„Sie sagten vorhin sie hätten nach ihrer Familie gesucht. Haben sie ihre Mutter gefunden?“ Traurig schüttelte Catherine den Kopf. „Nein. Sie ist vor vielen Jahren gestorben. Ich habe sie nie kennen gelernt.“ In diesem Moment hob Parker die Hände. Alle sahen wieder zu ihr. „Es ist seltsam. Diese Geschichte mit Ihrer toten Mutter kommt mir sehr bekannt vor.“

Eindringlich sah Miss Parker ihre gegenüber an. Catherine nickte. „Ich weiß. Deswegen bin ich hier.“ Parker runzelte die Stirn. „Wie bitte?“ Aber Catherine schüttelte den Kopf. „Die ganze Sache ist noch viel tiefgründiger als Sie denken, vermute ich zumindest. Der Augenblick für die ganze Wahrheit ist noch nicht gekommen.

Wenn sie wieder gesund sind, erfahren sie alles.“ Miss Parker nickte. Sie hatte wohl keine andere Wahl als zu warten. Doch die Neugier stieg mit jeder Sekunde. In Sydneys Gehirn arbeitete es. Ein Paar Dinge konnte er sich denken, aber er konnte nichts Genaues wissen, bevor sie nicht etwas erzählte.

Plötzlich kam Miss Parker ein Gedanke auf, an den sie bisher noch gar nicht gedacht hatte. „Wie bin ich eigentlich hier her gekommen?“ Sydney antworte selbstsicher. „Catherine hat Sie in ihrem Haus gefunden und hier her gebracht.“ Sofort schnellte Parkers Kopf in Richtung der anderen Frau.

Ihre Miene verfinsterte sich ein wenig. „Was hatten sie in meinem Haus zu suchen?“ Catherine hob abwehrend die Hände. „Ich hab sie gesucht um mit ihnen zu reden. Als ich merkte dass die Tür nicht verschlossen war bin ich hineingegangen um zu sehen ob alles in Ordnung ist. Da habe ich sie im Badezimmer gefunden.“

Parker nickte. Ihr lag schon die nächste Frage auf den Lippen. „Warum wollten sie mit mir reden?“ „Weil ich ein paar Fragen habe und sie mir damit weiterhelfen können.“ „Woher wollen sie das wissen?“ Catherine lächelte.

„Meine Vertrauensperson sagte es mir. Ihm kann ich voll vertrauen.“ Parker überlegte. „IHM?“ Die Frau ihr gegenüber nickte nur. Parker überlegte weiter. Es musste jemand sein, der sie gut kannte. Sonst hätte er das nicht so sicher sagen können. Doch es gab nicht sehr viele Leute die Miss Parker kannten, die eine Frau einfach auf der Straße kennen lernen konnte. Wer könnte es sein? Sie überlegte weiter als plötzlich ein Geistesblitz ihre Gedanken durchzog und ihr Gewissheit verschaffte.

Es konnte nur diese eine Person sein. Wissend nickte sie vor sich hin, sprach den Namen aber laut aus. „Jarod!“ Catherine war erstaunt. Jarod hatte wirklich Recht behalten. Parker war sogar im geschwächten Zustand klar bei Verstand. „Jarod hatte mir sehr geholfen bei der Suche nach meiner Familie.

Ich habe ihm viel zu verdanken.“ Parker lachte sarkastisch. „Ja, unser Jarod ist doch ein wahrer Samariter. Der Beschützer und Retter der Armen und Hilflosen.“ Sydney lachte. Da Parker so reagierte, konnte es ihr gar nicht mehr so schlecht gehen. Catherine ließ die ganzen neuen Eindrücke auf sich wirken.

Sie fing an zu verstehen, was Jarod meinte. Noch konnte sie Parkers Grausamkeit nicht verstehen. Aber noch kannte sie sie nicht gut genug um über sie zu urteilen.

Miss Parkers Haus
Brayer Road, Blue Cove
10 Tage später


In letzten Tagen ging Parkers Genesung erstaunlich schnell voran. Sie begründete es mit der Aussage, dass sie im kranken Zustand nicht hinter Jarod herjagen könnte. Doch Sydney wusste genau, dass es einfach an ihrer Kämpfernatur lag. Sie wollte sich außerdem näher mit Catherine beschäftigen.

Die junge Frau beeindruckte Parker sehr, auch wenn die dies nie zugeben würde. Parker war neugierig geworden. Jeden Tag hatte Catherine ihr einen kleinen Besuch abgestattet und sich mit ihr unterhalten, aber viel hat sie trotzdem nie von sich preisgegeben.

Parker, die endlich das Krankenhaus verlassen konnte, wurde von Sydney, Broots und Catherine nach Hause gebracht. Broots und Catherine stützten Parker ein wenig beim Laufen, da sie dennoch nicht voll bei Kräften war und sich noch ein paar Tage ausruhen sollte, laut Verordnung des Arztes.

Sie setzte sich vorläufig auf die Couch um sich noch mit ihren Besuchern zu unterhalten. Sydney fragte Parker ob sie etwas bräuchte und ging schließlich in die Küche um ihr etwas zu essen und zu trinken zu holen.

Parker musste jetzt schnell wieder zu Kräften kommen. Doch für kleine Attacken gegen Broots hatte sie immer genug Kraft. Broots, der etwas unsicher in der Gegend herumstand bekam sofort die erste Anfuhr von seiner Chefin. „Broots! Verdammt, Sie machen mich nervös. Setzen Sie sich!“

Der gehorchte sofort und platzierte sich auf einem der Sessel, etwas weiter von Parker entfernt. Catherine dagegen war sofort begeistert von Parkers Haus und schaute sich um. Traurig, fast schon melancholisch stand sie vor dem Kaminsims und betrachtete die Fotos, die darauf standen.

Die Bilder zeigten viele Momente in Parkers Leben: Tommy und Parker, die lachend herumalberten, die kleine Parker mit ihrer Mutter und schließlich auch ein paar Einzelbilder von Parkers Mutter Catherine. Eins davon nahm Catherine in die Hand, welches sie besonders betrachtete. In Gedanken versunken streichelte sie darüber.

Als Parker Catherine ansprach, erschreckte diese sehr. Schnell stellte sie das Bild zurück und drehte sich um. Parker lächelte und klopfte auf die Couch neben sich. „Setzen Sie sich zu mir. Es gibt viel zu bereden, nehme ich an.“ Catherine nickte und setzte sich unsicher.

Sie wollte endlich Antworten, aber sie wusste nicht wie sie mit Parker darüber reden sollte. Parker dagegen konnte es gar nicht mehr erwarten endlich all die Fragen zu stellen, die ihr schon so lange durch den Kopf gingen. Ausgiebig betrachtete sie die Frau neben sich. Auch jetzt noch hatte sie eine gewisse Aura um sich, die einer anderen Person erschreckend ähnelte.

Catherine hatte noch nicht viel erzählt, aber die einzelnen Dinge, die Parker schon wusste, kamen ihr seltsam vor. Sie bekam langsam eine Ahnung, wer Catherine war und warum sie gerade mit ihr reden wollte. Insgeheim dankte sie dem Schicksal, dass sie diese Frau kennen lernen konnte und somit etwas Abwechslung von den Gedanken an Jarod bekam.

Catherine sah Parker tief in die Augen. Parker fackelte nicht lang und stellte frei heraus, die erstbeste Frage, die ihr in den Sinn kam. „Wer sind Sie?“ Catherine war verwirrt. „Wie meinen Sie das?“ Parker überlegte kurz. „Na ja, sie haben Jarod erwähnt … und die Geschichte mit ihrer Mutter, …Was hat das alles zu bedeuten?“

Catherine atmete tief ein und aus. Jetzt war wohl die Zeit für die Antworten gekommen. Nervös dachte sie nach, wie sie am besten beginnen sollte. „Vor ein paar Jahren wusste ich noch gar nicht, dass meine damaligen Eltern nicht meine richtigen Eltern waren. Sie haben es mir erst kurz vor ihrem Tod gesagt.“

Parker legte die Stirn in Falten. „Vor ihrem Tod? Warum sind sie gestorben?“ „Sie hatten einen Autounfall. Kurz bevor sie starb, erzählte mir Mom aus welchem Waisenhaus sie mich geholt hatten. Ich habe lange überlegt, ob ich hingehen sollte. Auf der einen Seite wollte ich wissen, wer ich wirklich bin, aber auf der anderen Seite hatte ich auch Angst davor.“ Parker nickte.

Das kannte sie gut. Catherine atmete hörbar ein und aus. „Als mein Leben dann zusätzlich noch aus den Fugen geriet, beschloss ich, doch nach den Antworten zu suchen.“ Nun mischte sich auch Broots, der bis dahin nur ruhig in seinem Sessel saß, ein. „Was war denn passiert?“ Catherine schaute zu Broots.

„Mein Freund hatte mir das Herz gebrochen und ich vergrub mich in Arbeit, indem ich für mein Studium ackerte. Daraufhin wandten sich auch meine Freunde von mir ab. Das Studium lief auch nicht mehr gut. Ich hatte nichts mehr, worauf ich mich stützen konnte. Da hab ich meine Sachen gepackt und bin abgehauen … ohne jemandem etwas zu sagen.“ Broots schaute sie mitfühlend an. „Das klingt hart.“ Miss Parker hatte währenddessen interessiert zugehört.

„Sie haben studiert? Was denn?“ „Medizin. Ich wollte eine gute Chirurgin werden und meine eigene Praxis eröffnen. Aber das war wohl doch nicht das richtige für mich.“ Parker nickte. Alles was Catherine bis jetzt erzählte war interessant, doch sie kam noch lange nicht zu den Dingen sie sie eigentlich wirklich wissen wollte.

Catherine spürte Parkers Ungeduld und erzählte weiter. „Ich bin zum Waisenhaus gefahren und habe etwas über meine Mutter erfahren. Man sagte mir, sie hätte noch eine Tochter gehabt. Daraufhin bin ich umhergezogen und habe nach ihr gesucht.“ Parker ergänzte weiter. „Da sind Sie auf Jarod gestoßen.“

Catherine nickte. „Ich bin irgendwie in die Fänge eines skrupellosen Mannes geraten und Jarod hat mir geholfen. Wir haben uns näher kennen gelernt und so konnte ich viel erfahren. Durch seine Begabung als Pretender machte er eine DNS- Analyse von mir und suchte im Internet und Akten nach gleichen Ergebnissen um Verwandte von mir zu finden.“

Nun war Parker wirklich neugierig. Sie bemerkte gar nicht, dass Sydney unterdessen aus der Küche zurück ins Wohnzimmer gekehrt war und Parker einen Tee auf den Tisch stellte. Parker fragte neugierig. „Und hat er irgendetwas gefunden?“ Catherine nickte. „Damit hatte er nur überhaupt nicht gerechnet.“ Parker runzelte die Stirn. „Warum?“ „Na ja, weil meine DNS mit seiner übereinstimmte… zumindest teilweise.“

Parkers Augen wurden riesengroß. Die Überraschung saß tief in ihren Knochen. Auch Sydney und Broots waren erstaunt. Parker hauchte. „Soll das heißen, dass Jarod ihr Bruder ist?“ Catherine nickte. „Ja, allerdings ist er aber nur mein Halbbruder.“ Da kam der nächste Schock für Miss Parker.

Diese Situation erinnerte sie sehr an Ethan, den jungen Mann, der damals noch verwirrt zu sein schien und sich schließlich als gemeinsamer Bruder von Parker und Jarod herausstellte. Sollte Catherine das gleiche Schicksal haben? Aber wie war das möglich? Parker brachte kaum die Worte heraus. „Ethan!“, hauchte sie nur.

Sydney nickte, ebenso wissend. „Ethan ist demnach ihr Zwillingsbruder, oder?“ Catherine nickte, erstaunt über Parkers Reaktion. „Ethans DNS war die Einzige, die wirklich perfekt übereinstimmte. Jarod war ebenso überrascht wie Sie. Er wusste, dann genau, wer das fehlende Glied in meiner Familie war.“ „Ich.“, sagte Parker bestimmt. Dann sah sie Catherine tief in die Augen. „Aber wie ist das möglich? Ich habe Ethans Geburt gesehen. Da war kein anderes Baby!“

„Ich weiß.“, sagte Catherine und kramte einen Arztbericht aus ihrer Handtasche. „Jarod meinte das Selbe. Daraufhin haben wir uns auf die Suche gemacht und sind auf ein Krankenhaus gestoßen. Dort gab man uns Auskunft: Mom … also, meine richtige Mutter, war unterwegs, als es Komplikationen gegeben haben muss.“ Catherine gab Parker die Akte, die gleich interessiert darin herumstöberte. Dann erzählte Catherine weiter.

„Sie ging in dieses Krankenhaus. Dort stellte man fest, dass eines der Babies in Lebensgefahr war und es musste schon vorzeitig geholt werden.“ Parkers Gedanken entwirrten sich allmählich. „Das waren Sie! … Und Ethan kam dann später normal zur Welt.“ Sie drehte sich zu Sydney. „Aber Raines musste doch etwas gewusst haben. Warum ist er nicht stutzig geworden, als Mom nur ein Kind bekam?“

Sydney kratzte sich überlegend am Kinn. „Er war nur Geburtshelfer, kein richtiger Gynäkologe. Er wird es nicht gewusst haben.“ Da warf Catherine einen Kommentar ein. „Dieser Raines hat es gewusst! Allerdings war er davon ausgegangen, dass das andere Kind tot zur Welt gekommen sei.“ „Wie sollte er darauf gekommen sein?“, fragte Broots nun neugierig. Ihm fiel es schwer der Situation zu folgen.

„Mom hatte den Arzt gebeten einen Totenschein auszustellen.“ Das verblüffte Parker voll und ganz. Dass ihre Mutter so lügen würde, hätte sie nicht gedacht. „Mom hat den Arzt gebeten zu lügen?“ Sydney sprach beruhigende Worte. „Es war nur zum Besten. So konnte sie wenigstens ein Kind retten.“ Parker nickte nur, legte die Krankenakte auf den Tisch und nahm sich ihren Tee.

Das alles war doch zu viel für sie. Sie sah von Sydney über Broots wieder zu Catherine. „Was hast du jetzt vor?“ Catherine musste nicht lange überlegen um ihr darauf eine Antwort zu geben. Sie war sich schon sehr sicher. „Ich will die Organisation kennen lernen, die meiner Mutter so das Leben ruiniert hat!“

Als sie diese Worte hörte verschluckte sich Parker fast an ihrem Tee. „Wie bitte? Sie wollen wirklich im Centre arbeiten? Wissen Sie nicht, worauf Sie sich da einlassen?“ „Oh doch. Jarod hat mir schon viel erzählt. Aber ich will mir selbst ein Bild machen. Ich wüsste nicht, wo ich sonst hingehen soll.

Hier hab ich das Gefühl, doch noch etwas nützliches tun zu können.“ Sie schaute Parker an, die Bitte stand ihr in den Augen geschrieben. „Bitte, Parker, hilf mir!“ Miss Parker sah zu Sydney. Was sollte sie tun?


Miss Parkers Haus
Blue Cove, DE
Am gleichen Tag, Nachts


Dieser Tag würde Parker sicher für immer im Gedächtnis bleiben. Plötzlich wurde ihre Familie wieder größer und ihre Vergangenheit klärte sich noch mehr auf. Das ist es eigentlich, was sie wollte, doch es kam sehr plötzlich.

Catherine hatte sich bereits eine kleine Wohnung gemietet und war später dahin gefahren um sich etwas auszuruhen. Parker dachte lange über sie nach. Sie konnte ihre Bitte, im Centre arbeiten zu dürfen, einfach nicht fassen. Doch sie konnte es sich vorstellen. Sie hätte sicher das Gleiche getan.

Parker hatte sich den Tag über ausgeruht, war aber dennoch geschafft. Sie erreichte ihr Schlafzimmer langsam, aber sicher. Parker war noch wackelig auf den Beinen und musste daher vorsichtig sein. Die Atmosphäre ihres Zimmers ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen.

Genau wusste sie nicht mehr was passiert war. In ihren Erinnerungen sah sie nur noch Schatten, doch es flößte ihr immer noch Angst ein. Langsam lief sie durch ihr Zimmer, sah sich um und versuchte mit den Gedanken und Erinnerungen fertig zu werden.

Sie wurde in ihren Gedankengängen unterbrochen, als plötzlich das Telefon klingelte. Erschrocken drehte sie sich um und hob ab, mit einer Ahnung wer am anderen Ende sein würde. „Hallo?“, sagte sie mit leicht zittriger Stimme.

Am anderen Ende meldete sich genau die Stimme, die sie erwartete. „Wow, kein Spruch, heute? Was ist mit ihnen los?“ Als Parker nicht antwortete, da sie nicht wusste was sie sagen sollte, wurde er ernster. „Wie geht es Ihnen, Parker?“ Sie seufzte nur. „Wie soll es mir gehen, nach all den Informationen, die ich erfahren habe?!“

Jarod seufzte am anderen Ende. „Dann haben Sie also unsere Halbschwester kennen gelernt.“ Parke nickte, obwohl sie wusste, dass Jarod das ja nicht sehen konnte. „Es ist unheimlich in ihrer Nähe.“

Das brachte Jarod zum Lachen. „Unheimlich? Wie meinen Sie das, Parker?“ Parker machte es sich vorsichtig auf dem Bett gemütlich und rieb sich über die Augen. „Ich weiß nicht, sie hat so eine Art an sich, die mir eine Gänsehaut verursacht. Sie ist so …“ Es viel ihr zu schwer den Satz zu vollenden.

Jarod wusste was Parker meinte. „Sie meinen, sie ist so wie Ihre Mutter, nicht wahr?“ Parker musste sich bemühen um die Nerven zu behalten. Doch langsam kamen ihr Tränen in die Augen. „Ihre Art und ihr eiserner Wille ist genau so wie bei Mom.“

Jarod hörte, dass sich Parkers Stimme zu verändern schien. „Alles ok?“ Parker schluchzte leicht. „Ich kenne sie kaum, aber trotzdem fühle ich mich mit ihr verbunden.“ Sie atmete durch. „Sie glauben nicht um was sie mich gebeten hat.“

Jarod wurde hellhörig. Es ging scheinbar um etwas, was er noch nicht wusste. Er hatte Catherine seit 2 Tagen nicht gesprochen. „Sie hat Sie um etwas gebeten?“ Ihm kam so ein Verdacht. „Ja. Sie will im Centre arbeiten.“

Jarod konnte nichts sagen vor Schock. Er ahnte etwas, da seine Schwester sehr impulsiv und gerechtigkeitsliebend war, aber, dass sie es wirklich tun würde hatte er nicht gedacht und gehofft. „Sie werden ihr doch nicht dabei helfen, oder?“

„Ich weiß nicht was ich tun soll, oder was ich überhaupt von der ganzen Sache halten soll. Soweit ich diese Frau jetzt kenne, würde ich sagen, dass sie sich von nichts abhalten lässt. Sie hätte sogar den Mut allein ins Centre zu gehen und sich dort einen Job zu besorgen.“

Jarod seufzte. Das hatte er vermutet. „Ich hoffe sie macht nichts Unüberlegtes!“ Parker kam ein Lächeln über die Lippen. Jarod der Beschützer. „Da wir sie nicht abhalten können, müssen wir wenigstens auf sie aufpassen. Ich verspreche sie keine Sekunde aus den Augen zu lassen.“

Jarod atmete schwer. „Ich muss mich wohl damit abfinden. Ich nehme Sie aber beim Wort, Parker!“ Parker grinste, musste dann aber gähnen. Sie war müde. Jarod hörte dies natürlich. „Ruhen Sie sich aus, Parker. Gute Nacht.“ Bevor sie noch einmal antworten konnte war die Leitung unterbrochen.

Parker starrte noch eine Sekunde in den Hörer. Dann legte sie ihn schließlich weg und wollte Jarods Aufforderung nachkommen und endlich schlafen.

Parkers Haus
Am nächsten Morgen


Nicht sehr ausgeschlafen wachte Parker nach einem dennoch langen Schlaf auf. Die ganze Nacht träumte sie von dieser Frau, Catherine … und natürlich von ihrer Mutter. Es war ihr noch immer unheimlich.

Sie kannte diese Frau gar nicht aber dennoch fühlte sie so eine Verbundenheit als würde sie sie schon ihr ganzes Leben lang kennen.
Parkers Arzt riet ihr zwar sich noch auszuruhen, aber Parker beschloss etwas anderes. Sie wollte nicht tagelang herumliegen.

Sie wollte Catherine helfen, auch wenn sie ein ungutes Gefühl dabei hatte. Je schneller sie mit den Chefs sprach umso eher würde Catherine Antworten finden und Ruhe geben, dachte Parker insgeheim. Also stand sie voller Tatendrang auf und machte sich fertig.

The Centre
Blue Cove, DE
Ein paar Stunden später


Gewohnt lässig und eisig lief Parker durch die Gänge des Centres, auf den Weg in ihr Büro. Es fiel ihr sichtlich schwer ihre Maske aufzusetzen. Noch immer fehlte ihr die Kraft. Doch was noch schlimmer war, war die Angst.

Sie wusste noch immer nicht wer sie töten wollte. Eine gewisse Ahnung jedoch ließ sie den Schluss ziehen, dass es jemand aus dem Centre gewesen sein musste. Niemand sonst wäre zu so etwas fähig.
Parker hatte ihr Büro fast erreicht, als sie eine Stimme hinter sich hörte.

Sie drehte sich um. „Daddy.“ Der kam etwas langsamer auf sie zu und lächelte in seiner gewohnten Art. „Guten Morgen, Engelchen. Sollst du dich nicht noch etwas ausruhen?“ Parker hob etwas die Brauen. Woher kam plötzlich dieses Interesse um ihre Gesundheit?

Sie lächelte verlegen. „Ja schon. Aber ich halte es zu Hause nicht aus. Ich bin lieber hier und arbeite.“ Sie wusste genau, dass das ihr Vater gern hörte. Der lächelte stolz. „Das ist meine Tochter.“

Dann sah er sie ernster an. „Ich hatte gerade ein Gespräch mit einer jungen Frau, dass mich sehr verwirrt hat. Vielleicht könntest du mir weiterhelfen. Sie ist in meinem Büro.“ Verwundert aber neugierig stimmte Parker zu. „Aber sicher, Daddy.“

Mr. Parkers Büro

Mr. Parker ging in sein Büro, dicht gefolgt von seiner Tochter. Sie hatte kaum das Büro betreten und sah die junge Frau bereits, die ihr Vater scheinbar meinte. Verwundert sah sie sie an. „Catherine, was machst du hier?“

Mr. Parker wurde hellhörig. Scheinbar war da doch mehr und diese junge Frau hatte doch Recht mit dem was sie erzählte. „Ihr kennt euch.“
Miss Parker nickte benommen. „Ja. Sie hat mir das Leben gerettet.“

Mr. Parker war sichtlich irritiert. „Also waren Sie es, die meine Tochter gefunden hat und ins Krankenhaus brachte. Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?“
Catherine sah ihn mit einem festen Blick an. „Ich bin nicht hergekommen um mich wegen etwas zu rühmen.“

„Aber Sie haben mir so ziemlich ihre gesamte Lebensgeschichte erzählt.“ Catherine lächelte. „Das hat auch seinen Grund. Ich bin auch zur Hälfte eine Parker und diese Erkenntnis soll Ihnen die Entscheidung erleichtern.“

Mr. Parkers Augen verengten sich. Schien so, als würde sie ihn um etwas bitten oder vielleicht sogar verhandeln wollen. „Welche Entscheidung?“
Catherine atmete tief durch. Im Inneren war sie so nervös wie noch nie. „Ich würde gern hier im Centre arbeiten.“

Mr. Parker war erstaunt. Er sah von Catherine zu seiner Tochter. Die zuckte nur mit den Schultern. Sie wusste, dass Catherine sich nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen würde. Ihr Wille war wie der ihrer Mutter, festgefahren.

„Nun“, begann Mr. Parker, „Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist.“ Catherine jedoch lächelte triumphierend. Sie wusste, sie hatte die Argumente um ihn zu überzeugen. „Ach kommen Sie. Diese Chance wollen Sie sich entgehen lassen?“

Mr. Parker sah sie skeptisch an. „Was meinen Sie?“ Catherine lächelte noch immer. „Ich habe die gleichen Talente und Gene wie Jarod und das perfekte Organisationstalent und sichere Auftreten einer Parker. Mit mir als „Geheimwaffe“ könnten Sie alles erreichen.“

Mr. Parker war, wie vermutet, schon fast überzeugt. Was war an ihren Worten dran? Sie hatte ihm wirklich alles erzählt, was sie über ihre Verbindung zu Mirage und dem Centre wusste. Sie konnte nur im Recht sein.

Dennoch überlegte er ob es das Richtige wäre. Immerhin sagte sie selbst, wäre sie auch wie Jarod. Was war, wenn sie etwas gegen das Centre plante? Doch für diesen Moment beschloss er sich nicht mit diesem Gedanken zu befassen. Er würde sie später immer noch prüfen lassen können.

Er sah die junge Frau an und reichte ihr die Hand. „Sie haben Recht, sie besitzen auch Überzeugungstalent. Willkommen im Centre.“ Catherine lächelte fröhlich. Sie hatte es geschafft. Jetzt würde sie endlich mehr erfahren können.

Mr. Parker überlegte weiter. „Ich hätte auch eine gute Stelle für Sie. Sydney Green, unser Psychologe, ist nicht mehr der Jüngste und könnte eine helfende Hand gebrauchen. Durch Ihre Gene könnten Sie ihm bei den Experimenten und deren Auswertung helfen.“

Catherine nickte. „Das klingt interessant. Ich freue mich schon.“ Dann schüttelte sie nochmals seine Hand und drehte sich zu ihrer neugewonnenen Schwester um. Miss Parker hatte unbeteiligt daneben gestanden und die ganze Szene beobachtet.

Sie lächelte ihren Vater mit ihrem üblichen falschen Lächeln an. „Scheint so, als ob du mich doch nicht gebraucht hast. Ich werde jetzt an die Arbeit gehen.“ Mr. Parker nickte nur und widmete sich dann auch wieder seiner Arbeit. Er würde noch den Rest des Centres über die neue Mitarbeiterin verständigen müssen.

Catherine und Parker verließen zusammen das Büro. Catherine lächelte noch immer glücklich, spürte jedoch Parkers Blick auf ihr Ruhen. Beide stoppten. Parker legte den Kopf schief und betrachtete sie.

„Ich freue mich, dass du deinen Willen bekommen hast, aber ich rate dir hier vorsichtig zu sein. Es kann sehr gefährlich sein.“ Catherine nickte Ernst. „Ich weiß. Keine Angst ich pass gut auf. Jetzt will ich mir erst mal meinen neuen Arbeitsplatz ansehen!“

Wie ein Wirbelwind rannte sie davon. Sie war so aufgeregt. Sie wusste, dass es im Centre gefährlich war. Aber das nahm sie gern in Kauf. Sie wollte endlich mehr erfahren, über ihre Mutter und ihren Tod und natürlich über ihre Schwester und das Centre.

Parker sah ihr kopfschüttelnd nach. Catherine war noch so jung. Parker fragte sich ob sie diese Gefahr abschätzen könnte, die auf sie zukam. Andererseits war sie froh, endlich eine weitere Frau hier im Centre zu haben, eine, die sie auch leiden konnte.

Sie wusste, dass sich etwas Entscheidendes verändert hatte und sich noch mehr im Centre verändern würde. … und das alles durch eine einzige junge Frau. Parker war neugierig. Wer war diese lebenslustige, aufgeweckte aber zielstrebige Frau namens Catherine?


Fortsetzung folgt

Mit dieser Fanfiction, an der ich schon lange geschrieben habe, melde ich mich wieder zurück. Sie wird in der Story „A new time“ fortgesetzt.

Ich bitte um Feedback und Anregungen aller Art an meine E-Mail-Adresse.









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