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Rechtliche Hinweise: Die bekannten Charaktere der Fernsehserie 'The Pretender' gehören MTM, NBC und TNT. Frodo gehört J.R.R. Tolkien. Das einzige, was hier außer der Handlung (und ich sage, es *ist* eine ;) mir gehört, ist Mimi. Die folgende Geschichte dient keinerlei kommerziellen Zwecken, sondern wurde nur zum Vergnügen anderer Fans wie mir geschrieben. Eine Verletzung des Copyrights ist nicht beabsichtigt.



Einer Empfehlung meiner Betaleser folgend möchte ich hier noch eine Warnung an alle Zartbesaiteten, Hardcore-Shipper und zu Depressionen neigenden Menschen aussprechen: Diese Story ist nicht das richtige für Euch. Ihr wurdet gewarnt; allen anderen wünsche ich viel Spaß beim Lesen. :)



Ein inniges Dankeschön an meine Betacrew - tut mir leid um Eure Nerven...









Morgenstern

von Miss Bit








Der wilde Klang von Kriegstrommeln schien durch seinen Kopf zu dröhnen. Wie Wellen, die an einen verlassenen Strand rollten, brandete ein stechender Schmerz durch seinen Kopf. Rote Nebelschwaden trieben an ihm vorbei, nahmen ihm die Sicht. Er stöhnte, doch der Laut wurde verschluckt von den dumpfen Vibrationen der Trommeln.



Mit einiger Anstrengung gelang es ihm, seine Hände an die Ohren zu heben, doch das Geräusch der Trommeln wurde nicht leiser. Unbeeindruckt von der physischen Barriere schienen die Schallwellen im Gegenteil noch an Intensität zuzunehmen. Verzweifelt kniff er die Augen zu, doch auch der Nebel ließ sich nicht vertreiben.



Sein Atem ging schneller. Er ließ die Hände wieder sinken; fast sofort ebbte der Schmerz in seinem Kopf zu einem erträglichen Pochen ab. Ermutigt von diesem Erfolg gab er den Versuch auf, seine Augen schließen zu wollen und begann, im Rhythmus der Trommeln zu blinzeln. Fast sofort lichtete sich der Nebel, gab den Blick frei auf die unmittelbare Umgebung.



Der Boden unter ihm war kühl. Er kniete auf einem schmalen Sandstreifen, der an einer Seite von einer hohen, schwarzen Klippe begrenzt wurde; an der anderen Seite leckten die Wellen eines grau-grünen Meeres. Viele kleine Schatten glitten über den Strand, als hoch über ihm Möwen ihre Kreise zogen und zornig ihren Unmut herausschrieen. Langsam ließ er sich nach vorne sinken, bis auch seine Hände auf dem Sand ruhten.



Der stetige Rhythmus der Trommeln pulsierte durch seinen Körper, bis er in jeder seiner Zellen zu vibrieren schien. Sein Kopf sank nach vorne.



Ein leichter Nieselregen setzte ein; er spürte die kalten Tropfen wie winzige Nadelstiche in seinem entblößten Nacken.



Das Pochen der Trommeln in seinen Ohren wurde schneller. Er hob den Kopf wieder, fixierte sein Ziel in der Ferne, das langsam auf ihn zu kam. Sein Atem kam nun in kurzen, heftigen Stößen. Kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, vermischte sich dort mit dem Regen und rann an seinen Schläfen herunter.



Ein einzelner Gedanke beherrschte ihn, manifestierte sich mit unumstößlicher Deutlichkeit in seinem Geist. Er ließ seinen Oberkörper leicht nach unten sinken, nahm ganz instinktiv die Starthaltung eines Sprinters ein. Geballte Energie ließ seinen Körper erzittern, doch es war der Gedanke in seinem Kopf, der dafür sorgte, daß das Zittern nicht mehr aufhörte. So klar war dieser Gedanke, daß er sich an ihm hätte schneiden können.



Das Rauschen der Wellen wurde zum Rauschen des Blutes in seinen Adern; das Donnern der Trommeln wurde zum Pochen seines Herzens; die Schreie der Möwen wurden zu einem Schrei, den er mit in den Nacken gelegtem Kopf der Welt entgegenschleuderte. Noch während er aus seiner kauernden Position nach oben und vorne schnellte, wurde er sich eines neuen Geräuschs bewußt, das die Klangkulisse des Strandes zerschnitt. Es war ein leises Quietschen, das sich gemeinsam mit seinem Ziel immer schneller auf ihn zu bewegte.



Nur wenige Herzschläge lang dauerte sein Sprint über den harten Sand, dann prallte er gegen den hilflosen Mann, der ihm mit unerschütterlicher Ruhe und einem Ausdruck der Unausweichlichkeit entgegensah. Er schloß seine Finger um den Hals des Mannes, obwohl es genügt hätte, den Schlauch, der von der Sauerstofflasche zur Nase des Mannes führte, abzuknicken. Fester und fester schlossen sich seine Finger um die merkwürdig trockene Haut seines Gegners, der den Angriff stumm über sich entgehen ließ. Blaue Lippen teilten sich und flüsterten unverständliche Worte; blaue Augen verdrehten sich, bis nur noch das Weiße in ihnen zu sehen war.



Der Mann sackte leblos in sich zusammen, doch er wurde aufrecht gehalten von den Händen seines Angreifers, die noch immer um seinen Hals lagen. Der Moment schien sich zu einer Ewigkeit auszudehnen, und er wurde ausgefüllt vom leidenden Schrei eines Mannes, der am Abgrund des Wahnsinns stand.



***



Mit einem heiseren Schrei fuhr Jarod auf aus den schwarzen Tiefen seines Alptraums. Sein eigener Schrei hallte noch in seinen Ohren, als er die Augen öffnete und im Zwielicht des Zimmers blinzelte. Erschrocken schnappte er nach Luft, als er für einen Moment die Trommeln aus seinem Traum zu hören glaubte, doch dann stellte er fest, daß es nur das Pochen seines rasenden Herzens war.



Drängende Fragen schlichen sich in sein Bewußtsein, nahmen für eine Weile seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Wo war er? Wie war er hierher gekommen? Was hatte diesen furchtbaren Alptraum ausgelöst?



Sein Mund war wie ausgetrocknet; er schluckte ein paarmal. Die Bedürfnisse seines Körpers brachten ihn wieder ins Hier und Jetzt zurück. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Jarod sich der Tatsache bewußt wurde, daß er auf dem Boden lag. Verwirrt blickte er sich um und unterdrückte nur mit Mühe einen weiteren Schrei, als sein Blick auf seine Hände fiel.



Blut.



An seinen Händen klebte Blut. Und nicht nur an seinen Händen.



Hastig setzte sich der Pretender auf. Sein Blick huschte von seinen Händen zu seinen blutverschmierten Jeans, über seine blutigen Unterarme und zurück zu seinen Händen. Das Blut war größtenteils bereits getrocknet, doch um ihn herum befand sich eine Lache aus noch nicht geronnenem Blut. Panik und Ekel ließen ihn auf dem Boden zurückrutschen, bis er mit dem Rücken an eine Wand stieß. Was hatte er nur getan?



WAS HATTE ER GETAN?



War es möglich, daß dieser Traum nur ein Versuch seines Unterbewußtseins gewesen war, seine Erinnerungen an eine schreckliche Tat zu verarbeiten? Konnte es sein...? Hatte er getötet? Einen Menschen? Das Monster Raines?



Er erinnerte sich nicht. Was ihm am meisten Angst machte, war nicht die Tatsache, daß er nicht wußte, ob er einen Mord begangen hatte - er fürchtete sich, weil er wußte, daß er durchaus dazu in der Lage gewesen wäre. Schon einmal war er bereit gewesen, einen Menschen zu töten; seit damals wußte er, daß auch in ihm die Fähigkeit steckte, Leben zu nehmen.



Jarod starrte hinunter auf seine Hände. Sie zitterten. Sie zitterten so stark, daß er sie nicht mehr unter Kontrolle bringen konnte. Er erinnerte sich genau, wie es sich angefühlt hatte, als er sie um Raines' Hals geschlossen hatte.



WAS HATTE ER GETAN?



Verzweiflung betäubte ihn für den Moment. Das Zittern seiner Hände hörte auf; er hob sie vor sein Gesicht und vergrub es in ihnen. Nur einen Herzschlag später riß er die Hände wieder herunter, erinnerte sich zu spät an das Blut daran. Sein ganzer Körper wurde nun von einem Zittern geschüttelt, während sich seine Gedanken überschlugen.



"Good morning, Starshine", sagte auf einmal eine Stimme zu seiner Linken. Er blinzelte. Hörte er jetzt schon Stimmen? Verwirrt sah er auf. Der Raum - kannte er dieses Zimmer nicht? - wirkte seltsam verzerrt, als hätte sich ein Schleier vor seine Augen gelegt. Den Bruchteil einer Sekunde später erkannte er, daß Tränen seine Sicht behinderten.



Ein undeutlicher Schemen zeichnete sich vor einem niedrigen Tisch ab; eine Lichtquelle - die Sonne? - schien sich hinter der Person zu befinden, denn auch, als er die Tränen fortgeblinzelt hatte, nahm er sie nur als dunklen Schatten wahr. Jarod versuchte, seine Augen gegen die Sonne abzuschirmen.



"Wer... wer sind Sie?" krächzte er. Der Schrei - der aus seinem Traum - hatte seine Stimmbänder zu stark beansprucht.



Die andere Person trat um den Tisch herum und verließ den breiten Lichtstreifen, den die Sonne durch das Fenster warf. Jarod ließ überrascht die Luft entweichen, als er erkannte, daß es eine Frau war. Für einen Moment gab er sich der Hoffnung hin, daß es vielleicht Miss Parker sein könnte, doch dann mußte er sich eingestehen, daß es nicht so war. Diese Frau war jünger als Miss Parker, aber nichtsdestotrotz besaß sie eine ähnlich kühle Ausstrahlung.



Mit leisen Schritten kam sie zu ihm herüber, stellte sich vor ihn und beugte sich dann vor, bis ihr Gesicht dicht bei seinem war. Sie war groß, bestimmt einen Kopf größer als Miss Parker. Ihr Haar war schwarz - wie Ebenholz, dachte Jarod unwillkürlich - und fiel ihr, zu zwei dicken Zöpfen geflochten, bis zu den Hüften. Ihre Augen waren grau, und ihre Haut so weiß, daß sie fast durchscheinend wirkte. Sie trug Turnschuhe, eine alte, ausgebleichte Jeans, ein weißes T-Shirt mit Aufdruck und darüber eine offene weiße Bluse. Ihre Kleidung ließ sie noch jünger aussehen, als sie tatsächlich war; Jarod schätzte, daß sie nicht älter als 25 sein konnte. Eine Aura der Unnahbarkeit und Trauer umgab die Fremde.



Die Frau fixierte ihn mit dem Blick ihrer grauen Augen; trotz ihrer Jugend strahlte sie eine große Würde und Autorität aus. Das Blut an Jarods Händen, Armen und an seiner Kleidung schien sie nicht zu stören.



Unirdisch.



Es war die einzige passende Beschreibung, die Jarod einfiel, als er sich selbst als winzige Spiegelungen in ihren grauen Augen betrachtete. Dann, scheinbar aus dem Nichts, fiel ihm ein neuer Name für sie ein. Schneewittchen.



Der Ausdruck in ihren Augen änderte sich von mildem Interesse zu ungläubiger Belustigung.



"Ich stamme nicht aus einem Märchen", wisperte sie mit einer Stimme, so sanft wie das Murmeln eines Baches, doch mit der Andeutung der Urgewalt eines tosenden Wasserfalls dahinter. "Ich heiße Morgenstern, Mimi Morgenstern."



Jarod blinzelte; zum ersten Mal seit vielen Minuten, wie es ihm schien.



"Gehören Sie zum Centre?" fragte er, und das Krächzen seiner Stimme klang im Vergleich zum melodischen Klang ihrer Worte um so schlimmer.



"Ah, Jarod, eine interessante Wortwahl", sagte sie. In ihren Augen funkelte es vergnügt, als sie einen Schritt von ihm fort machte. "Gehöre ich zum Centre? Nein. Das Centre gehört mir; nur gibt es ein paar Personen dort, die das noch nicht wissen." Ihr Gesichtsausdruck änderte sich plötzlich, und ihre Worte wurden so leise wie das Wispern des Windes. Ein dunkler Schatten huschte über ihr Gesicht, gab für den Bruchteil einer Sekunde ihr Gefühl der Trauer preis. "Nein, ich gehöre nicht zum Centre. Ich lebe und arbeite dort, aber ich gehöre nicht zu ihnen. Sie haben alle Angst vor mir!"



Jarod konnte nichts anderes tun, als die Fremde anzustarren. Sein Verstand arbeitete quälend langsam, ließ ihn nur einen Gedanken nach dem anderen erkennen, anstatt, wie sonst, viele Fragmente auf einmal. Einem seiner Gedanken gelang es, Jarods volle Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, doch er blieb merkwürdig konturenlos, so als läge er hinter einer Milchglasscheibe. Es fühlte sich an, als würde Jarods Geist in einem Schraubstock festgehalten, während ein neugieriger Beobachter jeden seiner Gedanken mit der kühlen Präzision eines Pathologen zu sezieren schien. Jarods Wahrnehmung der Zeit verlangsamte sich.



Plötzlich sah er ein Bild vor sich, so deutlich, als hielte ihm jemand ein Foto vor die Nase, doch Jarod wußte instinktiv, daß ihm dieses Bild ebenso fremd war wie die seltsame Frau, die sich mit ihm in diesem Hotelzimmer befand. Das Bild zeigte eine blasse, schneebedeckte Landschaft; kahle, graue Bäume säumten das flache Bett eines kleinen Baches, der sich leise murmelnd durch die weiße Ebene schlängelte. Ein Horizont war nicht erkennbar; der Schnee und der grauweiße Himmel verschmolzen ohne sichtbare Trennungslinie.



Jarod blinzelte, und von einem Augenblick zum anderen schien das Bild zu kippen, oder vielleicht war es auch, der nach vorne fiel - wie auch immer, auf einmal hatte Jarod das Gefühl, sich in dieser Landschaft zu befinden. Er nahm die endlose Weite war, verspürte das listige Flüstern der Einsamkeit, zitterte, als ein eisiger Wind über die Ebene fegte und weinte stumm, als er von einem unbeherrschbaren Gefühl der Trauer übermannt wurde.



So plötzlich, wie sie gekommen war, so abrupt endete Jarods Vision auch wieder. Angespannt schnappte er nach Luft, während er darauf wartete, daß sich der nächste Gedanke in seinem Kopf manifestierte.



"Ja, sie fürchten mich, dabei wissen sie gar nicht, zu was ich wirklich fähig bin", hörte Jarod erneut Mimis Stimme.



Auf ihre Worte folgte ein helles Lachen; sein angenehmer Klang ließ Jarod für einen Moment seinen Alptraum, die Vision und das Blut überall um ihn herum vergessen. Als er seine Augen wieder öffnete - wann hatte er sie geschlossen? -, sah er, daß Mimi hinüber zum Tisch gegangen war und sich dort auf einen Stuhl gesetzt hatte. Ihre Hände lagen in ihrem Schoß, und sie strahlte eine allumfassende Ruhe aus. Nichts auf dieser Welt schien sie erschüttern zu können. In ihren Augen, die merkwürdig zeitlos wirkten, lag eine Andeutung von Weisheit, wie sie Jarod bei einem so jungen Menschen unmöglich erschien. Und doch war sie da, unbestreitbar, unleugbar, unangreifbar.



"Ich verstehe nicht", brachte Jarod hervor, bemüht, das Kratzen in seinem Hals zu ignorieren.



"Natürlich nicht, Jarod", erwiderte sie in einem beruhigenden Tonfall. "Wie könntest du auch? Du verstehst dich ja nicht einmal selbst, nicht wahr?"



Sie nickte andeutungsweise mit dem Kopf in Richtung der Blutlache auf dem Boden. Panik nahm Jarod für ein paar Sekunden die Worte.



"Ich weiß nicht, wie...", sagte er dann, doch es klang irgendwie unglaubwürdig, sogar in seinen Ohren. Zu seiner Überraschung lachte Mimi wieder.



"Hühnerblut", erklärte sie ihm. "Äußerst effektiv. Wenn es um den menschlichen Geist geht, sind Effekte alles. Illusionen, Taschenspielertricks - alles gut und schön, aber nur etwas Greifbares vermag einen Menschen wirklich zu überzeugen."



Jarod starrte sie verständnislos an. Ein Ausdruck von Ungeduld huschte über ihr Gesicht.



"Ich habe niemanden getötet", flüsterte Jarod. "Es war nicht echt."



"Nicht echt? Sorry, Jarod, aber so leicht ist das leider nicht. Du warst bereit, den alten Henker mit bloßen Händen zu erwürgen. Das ist alles, was hier zählt."



Er spürte, wie sich Zorn in ihm regte, und ein Teil von ihm wollte ihr widersprechen, doch seine Neugier war stärker.



"Was sind Sie?"



Seine Frage schien ihr zu gefallen. Sie erwiderte seinen Blick voller Gelassenheit und lächelte. Die Situation war bizarr. Hier lag Jarod in einer Lache Hühnerblut, nicht ganz sicher, daß er wirklich wach war, und unterhielt sich mit der merkwürdigsten Frau, die ihm je begegnet war.



"Manche im Centre nennen mich eine verrückte Hexe. Die wenigsten würden es wagen, mir das ins Gesicht zu sagen. Dabei haben sie gar nicht mal so unrecht. Hätte ich mich nicht so gut unter Kontrolle, wäre ich mir selbst manchmal unheimlich."



"Sie sind auch ein Pretender", wisperte Jarod tonlos. "Hat man Sie auch Ihren Eltern weggenommen?"



Mimi legte den Kopf in den Nacken und lachte. Lachte sie über ihn, oder fand sie bloß die Vorstellung amüsant, jemand könnte versuchen, sie zu etwas zu zwingen, das sie nicht tun wollte? Sie beugte sich auf dem Stuhl ein wenig vor, und plötzlich fühlte sich Jarod in ihrem Blick so gefangen wie ein Reh im Scheinwerferlicht eines heranrasenden Lastwagens.



"Mein lieber Jarod, wie naiv du doch bist!" sagte sie, und der angenehme Klang ihrer Stimme nahm ihren Worten den Stachel.



"Sie arbeiten für Raines!" fuhr Jarod auf. Abscheu ließ seine Stimme vibrieren.



"Ich? Für Raines arbeiten?" fragte Mimi mit hochgezogenen Brauen. Ihr Gesicht verhärtete sich, doch noch immer wirkte sie wie eine zerbrechliche Schönheit auf Jarod. "In seinen Träumen vielleicht. Ich sagte doch schon, daß das Centre mir gehört. Das ist keine Überheblichkeit meinerseits; es ist eine Tatsache. Ohne mich können die den Laden dichtmachen, und das wissen sie auch. Sie haben es immer gewußt, von dem Moment an, als meine Eltern mich vor zwanzig Jahren dorthin gebracht haben."



"Ihre Eltern haben...?"



"Wieso auch nicht? Sie wußten, daß ich im Centre eine angemessene Ausbildung erhalten würde, daß meine Talente dort verstanden und gefördert werden würden. Wie du, Jarod, bin ich im Centre aufgewachsen."



Mimis Blick bohrte sich in seinen. Sie schüttelte den Kopf und seufzte leise.



"Du bist so ein Narr, Jarod. Du hättest dort alles haben können. Du hättest ein angenehmes Leben haben können. Statt dessen lebst du halb auf der Straße, ständig auf der Flucht vor deiner Zukunft."



"Alles ist besser, als dem Centre bei seinen schmutzigen Geschäften zu helfen", stieß Jarod gepreßt hervor.



"Oh ja, eine bequeme Ausrede, Mr. Superpretender", antwortete Mimi spöttisch. "Bei deinen Fähigkeiten wäre es dir ein Leichtes gewesen, die Themen deiner Simulationen selbst auszusuchen. Du hast dich benutzen lassen, hast deine Augen vor der Wahrheit verschlossen. Dein Vertrauen in Sydney hat dich blind gemacht."



Jarod schüttelte heftig den Kopf. Diese Frau war gefährlich, wahnsinnig - wie Lyle. War auch sie ein Opfer von Raines' Forschungen geworden? Er mußte mehr über sie herausfinden.



"Wenn Sie 20 Jahre lang im Centre gelebt haben, warum habe ich Sie dann nie gesehen?" konfrontierte er sie mit seinen Zweifeln an ihrer Geschichte.



"Oho - fängst du etwa endlich an, für dich selbst zu denken? Gut für dich!" sagte sie ruhig, und in ihren Augen sah er das tiefe Grau eines stürmischen Herbsthimmels. Was braute sich darin zusammen? "Ich kannte jeden von euch. Dich, Kyle, Bobby, seine Schwester, Angelo, Ethan und sogar Alex - besonders Alex. Niemand von euch ist mir verborgen geblieben. Doch meine Zeit ist erst angebrochen, als sich die Dinge im Centre nachhaltig verändert hatten. Ich stand nie auf Tante Cats Liste."



"Tante...? Sie meinen Catherine Parker? Sie war Ihre...?"



"Unsinn!" unterbrach sie ihn mit einer Schärfe, die keinen Widerspruch duldete. "Nicht meine Tante. Wieviel Zeit du doch verschwendet hast, Jarod! Du hättest deine Antworten schon soviel früher haben können, wenn du nur die richtigen Leute gefragt hättest. Aber nein, du ziehst lieber wie ein Vagabund durch das Land, lebst mit der Illusion, das Leben für die Menschen erträglicher zu machen, weil du ein paar von ihnen aus ihren Schwierigkeiten heraushilfst, und spielst alberne Spielchen mit einer Frau, von der du nicht einmal weißt, ob sie deine Gefühle jemals erwidern wird. Ja, ich weiß von Missy Parker und wie sehr sie dich ablenkt. Du willst Antworten haben? Ich gebe dir Antworten."



Sie schwieg für einen Moment, lehnte sich wieder zurück, bis ihr Rücken die Lehne des Stuhls berührte. Dann fuhr sie fort, und Jarod konnte nichts weiter tun, als ihr zuzuhören. Noch immer nahm er die Welt wie durch einen hauchdünnen Schleier war, und jedesmal, wenn Mimi sprach, sah er erneut Bilder vor sich, doch entweder folgten sie so schnell aufeinander, daß er sie nicht auseinanderhalten konnte, oder sie waren schlicht und einfach zu undeutlich, um etwas erkennen zu können.



"Catherine Parker hatte eine Schwester, eine Zwillingsschwester, um genau zu sein. Anders als ihre Schwester Catherine trug Mariah das Pretendergen in sich", erzählte Mimi, ihre Stimme ebenso ruhig wie ihre Augen. Ihr Blick ruhte auf Jarod, doch der unbestimmte Ausdruck in ihren Augen sagte Jarod, daß sie Bilder aus der Vergangenheit vor sich sah. "Doch das war nicht alles, was sie von ihrer Schwester unterschied. Mariah hatte keine Skrupel, mit dem Centre zusammenzuarbeiten, selbst dann nicht, als sie das ganze Ausmaß der Forschungen erkannt hatte, die dort vor sich gingen. Sie wußte, daß das Centre mit Manipulationen arbeitete, um das zu bekommen, was es wollte. Da sie sich nicht benutzen lassen wollte, schlug sie Dr. Raines einen Deal vor: Sie ließ zu, daß man ihr ein Dutzend Eizellen entnahm und verlangte dafür im Gegenzug Unterstützung für ihre eigenen Forschungen auf dem Gebiet der Kybernetik. Als die versprochene Unterstützung ausblieb, begann Mariah damit, eine Art Revolution im Centre anzuzetteln, indem sie andere Wissenschaftler gegen das Triumvirat und Raines aufstachelte."



Mimi machte eine Pause, und ihr Blick kehrte in die Gegenwart zurück. Jarod fühlte sich regelrecht durchbohrt von ihren grauen Augen; er hatte das Gefühl, daß nichts in seinem Geist der jungen Frau auf der anderen Seite des Raumes verborgen blieb. Die Andeutung eines Lächelns zupfte an Mimis Mundwinkeln, doch es war ein ironisches Lächeln, das ihre Augen nicht erreichte.



"Du wirst Dir denken können, Jarod, was aus Mariah geworden ist", sagte sie leise. Sie musterte ihn aufmerksam, doch für einen Moment vergaß Jarod ihre Gegenwart fast völlig; zu sehr nahmen ihn diese neuen Informationen gefangen. Catherine Parker hatte eine Zwillingsschwester gehabt? Und sie war tot, weil sie mit dem Centre einen Deal abgeschlossen hatte. Was mochte das für Catherine bedeutet haben?



"Raines hat sie getötet", murmelte er rauh, obwohl er sich der Tatsache bewußt war, daß Mimi gar keine Antwort auf ihre Worte erwartete. Trotzdem nickte sie jetzt.



"Mariah starb keine zwei Monate, nachdem ihr die Eizellen entnommen worden waren. Doch das Interessanteste an dieser Geschichte kommt jetzt erst: diese Ereignisse fanden im Jahre 1957 statt, also noch vor deiner Geburt. Ahnst du, was das bedeutet? Als sich deine Eltern ein Jahr später an NuGenesis wandten, da waren es Mariahs Gene, die deine Entstehung möglich machten."



Jarod fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. War es möglich? Konnte es wirklich so passiert sein? Er wußte es nicht. Die Vergangenheit des Centres war dunkel und verschlungen; seine eigene Geschichte war so eng damit verbunden, daß es sogar ihm als Pretender schwerfiel, Ordnung in die Ereignisse zu bringen.



'Es wäre möglich', flüsterte eine leise Stimme schmeichelnd in seinen Gedanken. 'Das Centre ist zu allem fähig...'



Der Pretender schüttelte den Kopf, versuchte auf diese Weise, ihn wieder klar zu bekommen. Es funktionierte nicht; die Verwirrung schien sich nur zu vergrößern.



"Woher weiß ich, daß Sie nicht lügen?" fragte er Mimi, gab sich dabei alle Mühe, mehr verärgert als verwirrt zu klingen. Mimi zuckte mit den Schultern.



"Wieso sollte ich lügen?"



Jarod lachte trocken auf.



"Ich könnte Ihnen tausend Gründe dafür nennen!" sagte er. "Das Centre will noch immer, daß ich zurückkehre. Es wäre nicht das erste Mal, daß sie mich durch falsche Antworten zu locken versuchen."



"Ob diese Antworten falsch sind oder nicht, wirst du für dich selbst herausfinden müssen, guter Samariter", erwiderte Mimi zuckersüß. "Dabei kann ich dir nicht auch noch helfen."



"Helfen? Sie wollen mir helfen? Sind Sie deshalb hier?" erkundigte sich Jarod aufgebracht, und erst jetzt wunderte er sich, warum er ihr diese Frage nicht schon viel früher gestellt hatte.



Mimi neigte den Kopf leicht zur Seite, sah ihn an wie ein Kind, das langsam anfing, ihr mit seiner Begriffsstutzigkeit auf die Nerven zu gehen.



"Ich bin hier, weil du wissen sollst, daß es mich gibt", sagte sie geheimnisvoll. Jarod hieb wütend mit der Faust auf den Boden neben sich.



"Was wollen Sie von mir, verdammt noch mal?"



Ihre grauen Augen verengten sich leicht, als Mimi aufstand und ein paar Schritte auf Jarod zu machte.



"Das sagte ich dir doch gerade. Hörst du eigentlich nie richtig zu?" Sie ging hinüber zum Fenster und sah hinaus, kehrte Jarod den Rücken zu. Ihre Stimme klang leicht gedämpft, als sie weitersprach.



"Ich war einsam, als ich ins Centre kam. In diesem Punkt erging es mir nicht anders als dir. Aber als ich älter wurde, erkannte ich schnell, daß diese Einsamkeit nicht vom Centre ausging; sie kam aus mir."



Während Mimi sprach, sah Jarod erneut die schneebedeckte Landschaft vor sich. Diesmal war sie heller als zuvor, und die Helligkeit nahm immer weiter an Intensität zu, bis Jarod am liebsten die Augen davor verschlossen hätte. Plötzlich erkannte er, daß es kein Schnee war, der alles außer den Bäumen bedeckte; es war weißer Sand. Eine Wüste erstreckte sich vor seinem inneren Auge; eine Wüste die kälter war, als alles, was er bisher gesehen und erlebt hatte.



"Die Wissenschaftler im Centre erkannten schnell, daß sie mich nicht kontrollieren konnten. Mein Wille war frei, und was sie auch taten, sie konnten ihn nicht bezähmen. Also blieb den grauen Eminenzen nichts weiter übrig, als mich frei im Centre umherstreifen zu lassen. Auf meinen Streifzügen sah ich vieles, und viele der Menschen im Centre sahen mich. Doch keiner von ihnen konnte sich hinterher an mich erinnern."



Mimi drehte sich wieder zu ihm um. Der Ausdruck in ihren Augen war so intensiv, daß sie fast zu leuchten schienen. In diesem Augenblick begriff Jarod endlich.



"Sie sind wie Angelo", hauchte er fassungslos. Sein Besucher lachte leise.



"Nein, nicht wie Angelo", widersprach sie ihm. "Angelos Talent ist ein passives. Ich kann meines jedoch aktiv nutzen. Wie ich schon sagte - ich bin zu vielen Dingen fähig, die sich nicht einmal die Angestellten des Centres wirklich vorstellen können. Es ist ein sehr privates Talent, das sich der Erfahrungswelt anderer Menschen komplett entzieht. Daß ich dadurch zur Einsamkeit gezwungen werde, habe ich zu akzeptieren gelernt."



Jarod erwiderte den wissenden Blick der Telepathin, die wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt neben dem Fenster stand.



"Was tun Sie hier?" fragte er sie noch einmal, obwohl er sich nicht wirklich eine direkte Antwort erhoffte. Mimi seufzte.



"Na schön. Wenn du's unbedingt wissen mußt: ich bin hier, um dich zu warnen. Raines hat mir ein verlockendes Angebot gemacht, das ich nicht ausschlagen kann. Ich soll ihm dabei helfen, dich zurück ins Centre zu bringen, denn deine liebe kleine Miss Parker ist dazu offenbar nicht in der Lage."



Mit einer zur Warnung erhobenen Hand erstickte sie Jarods wütenden Einwurf schon im Ansatz.



"Ach ja, so etwas willst du sicher nicht hören", sagte Mimi spöttisch. In ihren Augen funkelte es. "Wie auch immer - Raines will dich wiederhaben, denn er plant ein neues Experiment, für das er dich braucht. Bisher habe ich die Arbeit erledigt, die eigentlich dein Job gewesen wäre; das ist auch der einzige Grund, warum ich bisher noch nicht an der Jagd auf dich beteiligt wurde. Nun, das und meine Weigerung, den Rächer der Enterbten von seinen guten Taten abzuhalten."



Sie zwinkerte. Innerlich kochte Jarod vor Wut, doch irgend etwas hielt ihn davon ab, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen.



"Wieso warnen Sie mich jetzt, wenn Sie doch vorhaben, mich zurück ins Centre zu schaffen?"



Mimis Augenbrauen schossen in die Höhe.



"Wer sagt denn, daß ich das tun werde? Ich habe Raines bloß versprochen, ihm zu helfen, weiter nichts. Zunächst werde ich dafür sorgen, daß er sein Versprechen mir gegenüber einhält, denn wir wissen ja, daß unser vergeßlicher Doktor damit etwas nachlässig ist, nicht wahr? Abgesehen davon habe ich Besseres zu tun, als einem entlaufenen Experiment hinterzuschnüffeln."



In ihren Augen glühte etwas auf, das für Jarod sehr nach Rachedurst aussah. Sehr interessant. Hatte Mimi etwa auch eine Rechnung mit dem Centre zu begleichen?



"Das habe ich in der Tat", beantwortete sie seine unausgesprochene Frage, und Jarod wurde plötzlich im vollen Umfang bewußt, daß er vor dieser Frau nichts verbergen konnte. Er beobachtete, wie Mimi etwas aus einer der Taschen ihrer Jeans hervorzog. Der Gegenstand war klein genug, um in ihre geballte Hand zu passen. Mimi machte wieder ein paar Schritte auf ihn zu, blieb dann stehen und hielt ihm ihre ausgestreckte Hand hin. Eine kleine Silbermünze lag darin. Die sichtbare Seite zeigte die stilisierte Darstellung eines Sterns. Doch nicht die Münze fesselte Jarods Aufmerksamkeit, sondern das Netz feiner Narben, das sich über die gesamte Innenfläche von Mimis Hand zog.



"Das ist ein Obolos, eine antike griechische Münze. Raines hat sie mir zu meinem 22. Geburtstag geschenkt. Die Münze stammt aus der Sammlung seiner Tochter Annie", erklärte Mimi ihm, ihre Stimme nun fast tonlos. Irgendwie begriff Jarod, daß es nicht wirklich um die Münze ging, daß auch ihre Herkunft keine Rolle spielte. Was wirklich zählte, war die Geschichte, die hinter den Narben stand. Er sah auf, versuchte vergeblich, in den silbriggrauen Augen zu lesen, die auf ihn hinunterblickten.



"Was ist passiert?" fragte er und sah wieder hinunter auf ihre Handfläche. Einen Moment lang passierte gar nichts, doch dann ballte Mimi die Hand wieder zu einer Faust, und Jarod hatte plötzlich das Gefühl, nach vorne zu stürzen und endlos zu fallen. Ein Feuersturm tobte um ihn herum; Schreie hallten in seinen Ohren; Glasgefäße explodierten überall um ihn herum; Splitter flogen wie nadelfeine Geschosse durch die Luft. Zwei Gestalten bahnten sich einen Weg durch das Chaos; die eine von ihnen stützte sich schwer auf die andere, kleinere Gestalt. Wie aus weiter Ferne hörte Jarod Mimis Stimme.



"Eine Woche vor meinem 22. Geburtstag flog ich nach Afrika, um dort Alex zu besuchen. Allen Umständen zum Trotz hatte sich zwischen uns etwas entwickelt, das noch absurder ist als die Beziehung zwischen dir und Catherine junior. Das Centre war nicht eben glücklich über diese Beziehung, doch es gab nichts, was sie dagegen machen konnten. Die Explosion im Labor kurz nach meiner Ankunft in Afrika war ein Unfall, aber Alex hielt sie für einen Anschlag des Centres, um ihn loszuwerden. Heute weiß ich, daß er recht hatte. Ich werde diesen Tag nie vergessen..."



Ihre Stimme wurde immer leiser und verstummte schließlich ganz. Das Chaos um Jarod herum verdichtete sich mit einem Schlag, bis er das Gefühl hatte, nicht mehr atmen zu können. Es wurde so heiß, daß er sicher war, er würde bei lebendigem Leibe verbrennen. Glassplitter fraßen sich durch seine Haut, und ein schweres Gewicht drückte ihn nach unten, doch er wußte, daß er sich mit aller Kraft weiterschleppen mußte. Er wollte schreien, aber das Gas der verdampften Flüssigkeiten verätzte seine Lunge. Sein Tod schien unmittelbar bevorzustehen und dann... war alles vorbei.



Jarod keuchte und hustete fast eine Minute lang, bis er langsam begriff, daß er noch immer auf dem Holzfußboden seines Hotelzimmers saß. Vor seinen Augen war alles verschwommen, und sein Gehirn fühlte sich an wie Wackelpudding. Er blinzelte ein paarmal und wurde mit dem Anblick zweier Worte belohnt, die undeutlich, aber lesbar vor seinen Augen schwammen.



"Wer ist Frodo?" krächzte er benommen, hielt sich an dem einzigen Gedanken fest, den er zu fassen bekam.



Mimi sah an sich herunter, bis ihr Blick an dem aus ihrer Sicht auf dem Kopf stehenden Schriftzug hängenblieb, der sich leicht verzerrt über der Wölbung ihrer Brüste spannte. 'Frodo lives!' stand dort, und Mimi lächelte verträumt, als sie darauf herunterschaute. In ihrem Gesicht ließ sich kein Hinweis auf die Schrecken ihrer Erinnerung entdecken.



"Ach, Jarod", sagte sie fast liebevoll, "du hast wirklich eine Menge verpaßt! An deiner Stelle würde ich mich damit beeilen, soviel wie möglich davon nachzuholen."



Sie maß ihn mit ihrem grauen Blick, und langsam fand Jarod ins Hier und Heute zurück. Schweiß perlte auf seiner Stirn, und sein Atem ging etwas schneller als gewöhnlich, doch ansonsten fühlte er sich wieder einigermaßen in Ordnung. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Mimi kam ihm zuvor.



"Ich muß jetzt gehen. Du weißt jetzt, daß du einen neuen Gegner hast, also sei in Zukunft verdammt viel vorsichtiger als bisher, oder du wirst schneller wieder im Centre sitzen, als du 'Fluchtversuch' sagen kannst. Halte dich aus allen meinen Angelegenheiten heraus, und wir werden prima miteinander auskommen."



Mimi lächelte ihm aufmunternd zu und wandte sich dann zum Gehen. Jarod wollte sie irgendwie aufhalten, aber er konnte sich weder bewegen, noch irgend etwas sagen. Auf halbem Weg zur Tür hielt Mimi inne und drehte sich noch einmal um. Sie warf Jarod die Münze zu; mit einiger Mühe gelang es ihm, sie rechtzeitig zu fangen.



"Cheerio, Jarod", verabschiedete sich Mimi aus dieser grotesken Begegnung. Kurz darauf war sie zur Tür hinaus und verschwunden. Jarod fühlte sich, als hätte jemand ein schweres Gewicht von ihm genommen; seine Gedanken rasten plötzlich mit doppelter Geschwindigkeit, als wollten sie die verlorene Zeit aufholen. Seine Augen fielen zu, doch Jarod riß sie sofort wieder auf. Er betrachtete die Münze in seiner Hand und ließ sie vor Überraschung fallen, als er sah, daß das Blut an seinen Händen verschwunden war. Und auch überall sonst zeigte sich nicht einmal mehr der kleinste Blutfleck. Der einzige Beweis dafür, daß Mimi Morgenstern nicht nur ein Gespinst aus seinen Alpträumen war, lag glitzernd auf dem Boden vor ihm.



Ende









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