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Die meisten Figuren dieser Geschichte gehören nicht mir, wem auch immer,mir nicht! Die anderen, die mir gehören, gehören mir ganz allein! DieseGeschichte wurde geschrieben, weil ich gerne schreibe, nicht weil ich damit Geld verdienen will!



Die vergessene Akte
Teil 4
von Dara

Sam betrachtete die Neuankömmlinge genau.

“Sie sind Jarods Vater?” fragte sie skeptisch.

“Major Charles” antwortete der ältere Mann, auch er musterte die Gesellschaft seines Sohnes.

“Habt ihr euch genug beschnuppert?” fragte Kay spitz. Sie streckte ihre Hand zum Jungen aus, “Hallo, mein Name ist Kay und das ist Jack. Und das – sie deutete zu Sam – ist meine Mutter!”

Zurückhaltend ergriff der Junge die Hand: “Mein Name ist Jay!”

Sam stöhnte theatralisch auf: “So langsam wird es kompliziert: Kyle, Lyle, Jay, Kay …”

Jack, der die ganze Zeit ruhig dabei gestanden hatte, meinte trocken: “Ähm, wollt ihr was Bestimmtes, ich meine – wir müssen mit dem Bus mit!”

Er deutete zu der Traube von Kindern, die noch hektisch beim Verstauen des Gepäcks waren. “Oh ja, also einer von uns muß hundertprozentig damit fahren…” Sam biß sich beim Überlegen in die Lippe. Jay beobachte sie fasziniert. Jarod unterhielt sich derweil angeregt mit seinem Vater.

“Okay, ich fahre im Bus mit!” schlug Sam vor, “und die Kinder und Jarod fahren bei – ach, ihr habt doch einen Wagen, oder?” sie schlug sich mit der Hand vor die Stirn.

***

Der Major sah zu ihr. Seiner Meinung nach, war sie sehr aufgekratzt. Jarod hatte beim letzten Telefonat nur wenig von ihr erzählt – aber er wußte, daß sie auch ein Pretender war.

“Wir haben einen Kombi, groß genug für alle von uns.”

“Gut, dann packen wir das Gepäck schon mal in den Kombi. Jack, könntest du das bitte organisieren? Ich geh mal zum Busfahrer und mach das klar!”

Jay folgte den beiden 10jährigen. Er war den Kontakt mit Menschen noch nicht lange gewöhnt und mit Gleichaltrigen hatte er noch nicht oft geredet; meistens verloren diese schnell die Lust mit ihm zu spielen. Major Charles hatte ihm erklärt, das läge daran, daß Kinder ohne Pretenderfähigkeiten andere Interessen als er hätten. Am Bus angekommen drückte Jack ihm einen Seesack in die Hand: “Hier, du kannst auch was tragen, dann sind wir schneller fertig!”

Kay, die schon eine Tasche auf dem Rücken trug, sah neugierig zu ihm rüber: “Sag mal, kennst du dich eigentlich in Mikroelektronik aus?”

Jays Augen leuchteten: “Ich habe ein Buch gelesen über die neuesten Techniken in der Mikrochipherstellung.”

Jack sah seine Schwester an und grinste: “Das von Stephen Jackson?”

“Ja, kennst du es?” Kay kicherte; sie stellte die Tasche kurz ab und umarmte Jay: “Du bist nicht zufällig wie Jarod oder? Ich meine, du bist ein Pretender, richtig?” den letzten Satz hatte sie leise geflüstert. Jay sah von Kay zu Jack. Jack grinste immer noch und nickte: “Wir auch! Willst du unserem Geheimbund beitreten?” Jay lächelte: “Gerne!”

Kay drückte ihn noch mal kurz und nahm die Tasche wieder auf ihre Schulter: “Großartig, dann werden wir vielleicht noch schneller fertig, wir arbeiten nämlich gerade….”

***

Jarod beobachte die drei Kinder. “Mir scheint, die beiden schließen gerade Freundschaft mit Jay!”

“Das können sie sehr gut! Die drei sind sehr offen.”

“.. Zu Leuten, denen wir trauen!” Sam hatte den letzten Satz gehört; sie kam näher. Mit einem argwöhnischen Blick zu den drei Kindern warnte sie die Männer: “An eurer Stelle würde ich sehr vorsichtig sein, Jack und Kay hecken zur Zeit was aus, und mit einem dritten im Bunde…Na ja, Vorsicht ist angebracht! Ist das Gepäck verstaut?” rief sie der kleinen Gruppe zu.

Kay nickte heftig, wandte sich dann aber wieder dem regen Gespräch zwischen Jack und Jay zu. “Ich organisier dann mal die Abfahrt mit der etwas größeren Meute. Wir treffen uns dann am Abholplatz in Palm Springs, ok?” Sie lief zu den Bussen und war sofort von einer dichten Traube von Kindern umringt.

***

Jarod und der Major gingen zum Wagen. “Alles abfahrbereit?”

“Oh, Mist, ich muß noch mal auf Klo!” Kay sprang unruhig von einem Bein aufs andere.

“Dann schnell!” Jarod scheuchte sie in Richtung Toilettenhaus. Während sie auf Kay warteten, beobachteten sie, wie die Traube von Kindern in den Bussen verschwand. Kurzzeitig war Sam zu sehen, doch dann verschwand sie wieder in den Massen. Die Busse ließen die Motoren an und der letzte stieg ein. Gerade als Kay wiederkam, fuhren die Busse los. Kay winkte noch mal und Jarod und die anderen taten es ihr nach. Kay lief zum Wagen.

“Wir fahren hinter ihr her.” Sie stiegen ein und folgten der Staubwolke.

***

“Nun fahr doch mal ein bißchen schneller, Sam!” Miss Parker trommelte ungeduldig mit den Fingern aufs Armaturenbrett.

“Ich fahre Höchstgeschwindigkeit! Soll ich...”

“Nein, wir können uns jetzt keinen Kleinkrieg mit einem Dorfbullen leisten!” Sie winkte ab.

Sydney beugte sich vom hinteren Sitz nach vorne. “Glauben Sie wirklich er ist noch da?”

“Nein, nicht wirklich, aber versuchen kann man es ja mal.” Miss Parker drehte sich um; sie lächelte schelmisch. Mr. Broots, der neben Sydney saß, sah ungläubig zu ihr. Ihm war ihre Wandlung ein wenig unheimlich und er erwartete jeden Moment die alte, kalte Miss Parker zurück, die ihn so in Angst versetzen konnte.

“Broots, entspannen Sie sich. Sie mögen doch Kinder und dieses Lager ist voll von diesen Quälgeistern!” Sie lächelte immer noch, als sie sich wieder nach vorne drehte. Sam fuhr den Wagen ruhig.

”Miss Parker, uns folgt ein Wagen.” Miss Parker sah in den Rückspiegel; Broots versteifte sich merklich. Sydney sah nach hinten.

“Das ist ein Centre-Wagen, Parker.” Meinte er ruhig.

“Scheiße” flüsterte Miss Parker. Jetzt hatte sie den starken Wunsch nach einer Zigarette, obwohl sie schon länger mit dieser schlechten Angewohnheit abgeschlossen hatte. Sie rückte im Sitz hin und her, bis sie bequem saß. “Lassen wir sie doch, wir tun schließlich nur unsere Arbeit!” Starr richtete sie ihren Blick geradeaus. Auf der Strasse vor ihnen war eine Staubwolke zu sehen.

***

“…You can get it, if you really want, but you must try, try and try, try and trahahei, and you’ll succeed at last…” Sam sang aus vollem Hals mit, wie der Rest des Busses. Sogar der Busfahrer brummte in seinem tiefen Baß mit. Sie waren gerade 10 Minuten unterwegs, doch die Stimmung im Bus war berauschend.

***

“Was ist das?” fragte Broots nervös. “Ein Schulbus”, antwortete Sam, Miss Parkers Sweeper, ruhig. “Stell dich quer über die Straße, Sam!” kam der Befehl von Miss Parker, mit der kalten Stimme, die sie immer benutzte, wenn sie für das Centre arbeitete.

“Parker, was?” “Ein Schulbus auf der Landstraße zum Sommercamp! Vielleicht haben wir heute Glück und unser Wunderknabe hat sich etwas verrechnet!”

Sydney sah zum näherkommenden Bus. ‘Hoffentlich nicht’, dachte er. Sam fuhr den Wagen quer zur Straße und hielt an.

Der andere Centre-Wagen kam näher und hielt ebenfalls. Lyle kam heraus. Miss Parker fluchte leise. Sie stieg auch aus und trat an den Straßenrand. Die anderen Insassen aus ihrem Wagen waren an ihrer Seite.

Lyle eilte zu ihr: “Was ist Parker, irgendein Problem?”

“Was suchst du hier?” fauchte sie zurück. “Vater hat mich geschickt, er will mich ablenken, vermute ich.” Er lächelte, wenn auch unglücklich. Miss Parker sah ihn leise an.

Syd flüsterte ihr ins Ohr: “Er wünscht sich gerade ganz wo anders hin!”

“Dann versauen wir ihm doch gerne den Tag!” flüsterte sie zurück. Sie grinste hämisch zu ihrem Bruder, dann wartete sie auf den Bus.

***

“Diese Idioten, stellen sich mitten auf die Fahrbahn!” schimpfte der Busfahrer plötzlich. Sam konzentrierte sich auf die Szene vor ihr und versuchte den allgemeinen Radau zu überhören.”

“Was ist los?” rief sie. Der Busfahrer bremste.

“Keine Ahnung, vielleicht ein Unfall, da stehen zwei Wagen mitten auf der Straße!” Sam stand auf und kämpfte sich nach vorne. Sie ermahnte die Kinder zur Ruhe. Sie stand neben dem Busfahrer, als sie zum Stehen kamen, ihr Gesicht den Kindern zugewandt. Die anderen Busse waren bei der letzten Kreuzung anders abgebogen, weil sie zu anderen Städten fuhren. Sie waren ganz allein auf der Straße; der Wagen mit Jarod und den anderen war noch nicht zu sehen.

“Okay, ich gehe jetzt raus und erkundige mich, ob alles in Ordnung ist. Ich möchte, daß ihr alle ruhig seid und steigt nicht aus! Habt ihr verstanden, nicht aussteigen!!” Sie sah ernst in die Runde und als einige Kinderköpfe nickten, war sie beruhigt. “Mach die Tür auf, Joe!” meinte sie zum Busfahrer. Sie wartete und trat dann nach draußen.

***

“Die Tür geht auf!” Miss Parker und die anderen taten einen Schritt nach vorne zur Bustür.

Sam trat heraus. “Kann ich Ihnen helfen, alles in Ordnung?” Sie war ein wenig von der Sonne geblendet. Sie schützte ihre Augen mit der Hand, dann konnte sie die Gesichter der Leute vor ihr erkennen.

“Au Scheiße!” entfuhr es ihr, als sie zwei bekannte Gesichter ausmachte.

Lyle wurde blaß, auch er erkannte die junge Frau, die da aus dem Bus gekommen war: “SAM!”

Der Sweeper mit dem gleichen Namen sah zu ihm: “Mmh?”

Diese kurze Pause nutzte Sam. Sie stieß Miss Parker beiseite und versuchte zu einem der Centre-Wagen zu laufen.

Lyle fluchte: “Verdammt, laßt sie nicht entkommen. Wenn wir schon Jarod nicht kriegen, dann wenigstens Sam!”

Sam, der Sweeper, reagierte schnell. Er lief hinter Sam, dem Pretender, her. Sie war schnell und hätte es auch geschafft, wenn nicht Lyles Sweeper aus dem zweiten Wagen gekommen wäre und sie aufs Korn genommen hätte. Ein Warnschuß und Sam stoppte. Langsam drehte sie sich mit erhobenen Händen um, sie grinste herausfordernd zu Lyle.

“Hallo Bobby, Sam!” sie nickte etwas freundlicher zum Sweeper, der sie ungläubig anstarrte. Miss Parker war in der kurzen Zeit auf den Bus gesprungen. Schon ein kurzer Blick genügte, um sich zu vergewissern - Jarod war nicht in diesem Bus. Kurz schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, doch als sie wieder aus dem Bus trat, war davon nichts mehr zu sehen. Der Busfahrer fluchte laut, ein paar Kinder weinten.

Miss Parker sah zum Busfahrer, zückte kurz ihren Centreausweis und gab Anweisungen: “Broots, Syd und Sie – sie deutete zu Lyles Sweeper - stellen Sie die üblichen Fragen und lassen Sie sie dann gehen! Lyle, Sam, würde mich bitte mal jemand vorstellen!” Sams Blick fiel hinter Miss Parkers Rücken. Sie konnte den Kombi am Horizont erkennen. ‘Kommt nicht näher’ betete sie stumm.

***

“Was ist da vorne los, steht der Bus?” Jack deutete vom Hintersitz nach vorne. Jarod versuchte etwas auszumachen von der Entfernung aus. Major Charles verlangsamte den Wagen. Kay kramte hektisch in im Gepäck.

Mit einem Laut des Triumphes hielt sie ein kleines Fernglas hoch: “Ein Souvenir vom Shop in der Nähe des Camps!” erklärte sie, als sie es Jarod reichte. Er sah durch und konnte nun kleine Figuren neben dem Bus erkennen.

“Centre-Wagen!” sagte er leise und sah seinen Vater an. “Wir können jetzt nichts tun; wir müssen unsichtbar bleiben!” meinte dieser, als er die Situation erfaßte.

Jack ergriff das Fernglas: “Sie haben Mum,” sagte er leise zu Kay. Beide schluckten die aufkommende Panik hinunter.

“Wir werden sie befreien, oder?” fragte Kay unsicher, als sie beobachte, wie ihre Mutter von einem großen dunkelhaarigen Mann in eine Limousine gesetzt wurde.

“Natürlich befreien wir sie!” begehrte Jack auf.

Jarod nickte: “So schnell wie möglich!” Major Charles wendete langsam den Wagen.

“Wer isn die Lady, die die ganze Zeit in unsere Richtung starrt?” fragte Kay mit wiedergefundener Stimme. Jarod nahm das Fernglas und sah hindurch.

“Miss Parker” sagte er. Er konnte ihren Blick direkt spüren.

“Sie werden uns bestimmt folgen. Wir müssen einen Vorsprung gewinnen!” meinte Major Charles und gab Gas, weg vom Bus, weg von Sam. Die drei Kinder drehten sich um und nahmen die kleiner werdende Szene in sich auf.

“Sie folgen uns nicht!” meinte Jack.

Jay vermutete: “Vielleicht hat sie uns doch nicht gesehen?”

”Oder vielleicht doch!” meinte Kay. Sie sah bedeutungsvoll zu Jack und Jay, dann drehte sie sich demonstrativ um.

***

“Das ist Samantha, Schwesterherz!” Lyles Blick hatte etwas Triumphierendes an sich. Er sah zu der jungen Frau, die ihn zu ignorieren schien.

Miss Parker schauerte bei diesem Blick. Sie bemerkte Sams Blick, und als Lyles Eroberung zu einem der Autos eskortiert wurde, drehte sie sich unauffällig um. Ganz hinten am Horizont stand ein dunkler Wagen. Er kam nicht näher.

Miss Parker lächelte; leicht stieß sie Syd an und deutete nur mit den Augen in die Richtung. Sie legte den Finger auf ihren Mund, als er etwas sagen wollte. Syd verharrte eine Weile ungläubig und nickte dann dankbar.

Miss Parker zwang sich, den Blick abzuwenden. Sie stieg in den Bus und sah zu Broots und dem Sweeper. Diese versuchten die Kinder zu befragen, doch statt Antworten bekamen sie nur Flüche und Beschimpfungen zu hören.

“Lassen Sie es bleiben, Sie erfahren ja doch nichts!” Sie winkte ab. “Fahren Sie die Kinder, wo immer sie auch hinfahren wollten. Aber ich warne Sie, keine riskanten Manöver!” Sie sah dem Busfahrer in die Augen. Sie wußte, daß er sich sehr zurückhalten mußte, doch mit dem Hinweis auf die Kinder gab er sich endgültig geschlagen.

Statt dessen brummte er nur: “Ihr vom Staat glaubt auch, Ihr könnt euch alles erlauben. Laßt doch das arme Mädchen nur in Ruhe!”

Miss Parker lächelte ihr Centrelächeln und stieg aus. Sobald Broots und der Sweeper aus dem Bus waren, ging die Bustür zu und der Busfahrer gab Gas. Die Kinder machten die Fenster auf und schimpften und spuckten und schüttelten die Fäuste.

***

Miss Parker ging zum Wagen, wo der Pretender saß. Sie beugte sich hinunter: “Du bist also die Tote aus dem Labor!”

Sam kicherte: “Sieht ganz so aus, nicht? Lyle ist sich ja ziemlich sicher in dieser Hinsicht!” Sie zeigte zu Lyle, der mit einem Handy auf der Straße stand.

Sein Blick war an Sam geheftet, starr und… Miss Parker, war sich nicht sicher, ob Sam sicher war, wenn sie bei Lyle mitfuhr.

“Soll ich mitfahren?” fragte sie, ihre Stimme war plötzlich mitfühlend geworden.

Nun war Sam an der Reihe, überrascht auszusehen: “Warum?”

“Wegen Lyle!” Sam sah noch mal zu ihm, sein Grinsen wuchs in die Breite. Dann wandte sie sich wieder Miss Parker zu: “Das würde ihn aber verdammt wütend machen!”

“Wen interessiert denn, was mein Bruder für Launen hat?” fragte Miss Parker kalt.

Sams Augen wurden größer: “Bruder? Lyle? Hab ich irgendwas verpaßt?” Sie deutete mit den Handschellen, die Lyle ihr hatte umlegen lassen, neben sich. Miss Parker setzte sich widerwillig auf den Hintersitz und schloß die Tür hinter sich.

Lyles Lächeln verschwand. Er steckte sein Handy schnell in die Hosentasche. Er öffnete die Tür wieder: “Was soll das werden, wenn's fertig ist?”

“Sie leistet mir bei der Fahrt zum Centre Gesellschaft, Bobby! Halt die Klappe und setz dich auf den Beifahrersitz, wenn du hier mitwillst!” Sam winkte ungeduldig ab und sah zu Miss Parker, als ob sie was sagen wollte.

Lyle starrte sie an. “Oh, und mach bitte die Tür wieder zu, ich hab schon Sandkörner zwischen den Zähnen!” hängte sie noch dran. Laut rief sie: “Sam, könnten wir denn jetzt bitte losfahren, ich hab keinen Bock so lange in dieser Karre zu sitzen!”

Lyle schluckte leicht, schloß die Hintertür vorsichtig und setzte sich wortlos auf den Beifahrersitz. Miss Parker registrierte dies ungläubig. Selbst ihr Sweeper Sam schien auf die Befehle der Gefangenen zu hören, denn er machte Anstalten, den Wagen zu starten. Erst nach einer Sekunde schien ihm einzufallen, das Miss Parker ihm gar keinen Befehl gegeben hatte und er sah sie fragend an.

***

Miss Parker schüttelte erst ungläubig den Kopf, dann gab sie kurze Anweisungen an Sydney: “Syd, irgend jemand muß das Camp noch cleanen! Erledigen Sie das und dann kommen Sie so schnell wie möglich zurück ins Centre!”

Dann sah sie zum Sweeper, mit einer kurzen Kopfbewegung befahl sie die Abfahrt. “Also, Sam, du arbeitest immer noch fürs Centre? Respekt!” Miss Parkers Nachbarin machte es sich bequem.

Miss Parker betrachtete für eine Weile nachdenklich den Hinterkopf von Lyle. Diese junge Frau redet ihn immer mit Bobby an, und er widerspricht ihr nicht. Sie registrierte, daß Samantha sich die Handgelenke rieb.

“Sind die Fesseln zu eng?” fragte sie.

“Welche?” grinste die andere und hielt ein paar Handschellen hoch. “Die hier? Keine Ahnung, ich bin kein besonders großer Fan von Armschmuck dieser Art!”

Lyle sah sich um, sein Gesichtsausdruck war schwer zu durchschauen, sein Kiefer mahlte. Aber er sagte nichts, er hielt nur die Hand aus und Sam gab ihm die Handschellen. “Also, wie habt ihr mich gefunden? Was hat mich verraten, ich meine – ich bin mir sicher, bis vor einer Woche wußtet ihr noch nicht einmal, daß ich noch lebe!” Sam streckte sich ein wenig.

“Eigentlich…” setzte Parker an, doch Lyle fiel ihr ins Wort. “Angelo spielte plötzlich so verrückt.”

“Angelo? Kann ich mir ja nun gar nicht vorstellen.” Parker war irritiert, sie begann: “Einer Ihrer Kollegen im Sommercamp war von Ihren Fähigkeiten sehr, wie soll ich sagen, überrascht.”

“Jarod? Warum sollte er dann aber ausgerechnet bei euch anrufen, ich meine, was hat Jarod denn mit euch zu schaffen?” Sam sah unschuldig zwischen Miss Parker und Lyle hin und her. Lyle hatte sich bei Jarods Namen merklich versteift, doch jetzt ließ diese Anspannung nach.

Miss Parker runzelte die Stirn. Sollte diese Frau etwa nicht wissen, daß… ‘Interessant,’ dachte sie, ‘ und so wie es aussieht, will Lyle auch nicht, daß sie es erfährt. Das sollte ich mal mit Sydney besprechen.’ Sie lächelte unverbindlich: “Er hat auch nicht direkt im Centre angerufen, nur … einen Stein ins Rollen gebracht!”

Sie hatte Lyles warnenden Gesichtsausdruck gesehen. “Wir können es uns einfach nicht leisten, einen potentiellen Pretender laufen zu lassen. Wer hätte gedacht, das eine alte, tot geglaubte Bekannte vor uns stehen würde” ,fügte Lyle hinzu. Sam lachte. Parker bewunderte das; sie war so ruhig, obwohl sie doch offensichtlich eine Gefangene war und zurück ins Centre gebracht wurde. Sie selbst würde bei diesem Mangel an Kontrolle wahrscheinlich sehr aufgebracht sein.

***

Als sie im Centre ankamen, sprachen sie nicht mehr so viel. Raines und Mr. Parker standen schon als Empfang bereit. Mr. Parker kam ihnen mit einem falschen Lächeln entgegen.

“Also, wo ist Jarod?”

“Ich sagte, wir haben einen Pretender gefangen, ich sprach nicht von Jarod!” Lyle winkte mit Stolz in seiner Stimme ab.

“Wie bitte?” Mr. Parker donnerte los, aber er riß sich zusammen und konzentrierte sich auf seine Tochter: “Engelchen, kannst du mir…”

Sam, die etwas verdeckt von den Sweepern da stand, prustete los: “Engelchen, Gott nee, wie falsch. Mister Parker redet mit gespaltener Zunge, hugh, er typisches Weißblut!” Sie lachte laut.

Mr. Parker wurde weiß vor Zorn. Raines schien die Stimme erkannt zu haben und ging nun einen Schritt vor. “Willkommen zu Hause, Samantha!” röchelte er.

“Ach du meine Güte, die Flasche habt ihr auch noch hier. Die hättet ihr doch nun wirklich schon lange loswerden können. Schminkt euch eins ab, mit dem arbeite ich nicht!” Sam trat hervor und musterte die beiden alten Herren des Centres abfällig.

Lyle verdrehte die Augen: “Ich glaube nicht, daß du das bestimmst, Sam!”

“Machen wir uns doch mal eins klar, Bobby” sie betonte den Namen und sah ihm direkt in die Augen. Miss Parker hätte schwören können, daß in den Augen ihres Bruders etwas aufgeflackert war – hatte er Angst vor ihr? “Ich bin der Pretender. Ich bin diejenige mit diesen speziellen Fähigkeiten und ich habe oft genug betont, ich arbeite nur mit Leuten, die ich mir aussuche!” Miss Parker gefiel diese Frau, sie hätte unter anderen Umständen bestimmt ihre Freundin werden können.

“Ist gut, Samantha. Wenn du dich bereit erklärst, Simulationen durchzuführen, bekommst du die üblichen Vergünstigungen!” Mr. Parker spuckte diese Worte aus. Raines brummte etwas unglücklich, widersprach aber nicht.

“Okay. Wie üblich: Frühstück mit Sam, Tüte Haribos für jede Sim, ein ausgebildeter Mentor, wenn's geht ein Psychiater! Ach, und ich will nicht in SL9, da kenn ich bereits jeden Winkel, wie wär's mit einer Beförderung. Kann ich in SL1? Ein Zimmer mit Fenster wäre nett.” Sam sah herausfordernd in die Runde. “Gut? Gut! Oh und, besuchen Sie mich mal, Miss Parker!”

Die Angesprochene sah sie irritiert an. War das eben eine Einladung oder ein Befehl?

“Wir sind hier nicht bei wünsch dir was!” knurrte sie.

“Sind wir nicht? Oh, schade. Ich mochte die Show!” grinste Sam.

Als sie von Sam, dem Sweeper, abgeführt wurde, drehte sie sich noch mal um. “Parker, sagen wir um drei! Vielleicht bringen Sie noch was zum Knabbern mit!?”









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