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Titel: Die Vergessene Akte
Autor: Dara
Rating: PG-13
Disclaimer: das übliche
E-Mail: dara_immortalis@yahoo.de
Kurzfassung: Ein neuer,alter Spieler betritt die "Kampfarena" und das Centre muß Federn lassen...
Anmerkung: Hallo, ich bin's wieder, der letzte Teil von Vergessene Akte soll das hier werden, mal sehen, ob ich ein Ende finden kann.
Zur Erinnerung: Lyle nennt sich inzwischen wieder Bobby, natürlich ist er für die Leute im Centre noch Lyle, also bitte nicht durcheinander kommen.
Ein großer Dank an Britta, meine Beta : DU bist die BESTE! Ich werde dir noch hoffentlich viele Stories schicken können, auch nach VA. Nur deinetwegen ist aus einer kleinen Idee und einem Kapitel eine 22-teilige Miniserie geworden. Du Nervensäge, unverbesserliche Verlängerungsfee, Muse, Drängelheini, Betafee, Erklärbär .. ohne dich hätte ich schon längst aufgegeben. *Grins und ganz doll drück*
Natürlich auch ein Dank an die Feedbacker, die mir treu gewesen sind, geduldig auf Nachschub gewartet haben. Hiermit noch eine Entwarnung: nur weil VA abgeschlossen wird, heißt das nicht, daß ich keine Pretenderstories mehr schreiben werde.


Die Vergessene Akte

Teil 22

Der Hustenanfall weckte ihn ungewöhnlich früh. Aufgrund der alten und neueren Verbrennungsnarben und der Schädigungen an seiner Lunge war er die Atemnot und den trockenen Rachen gewöhnt, doch für gewöhnlich konnte er bis 6 Uhr morgens durchschlafen.

Schwerfällig tastete er sich zum Lichtschalter. Das aufflammende Licht blendete ihn, und er kniff wütend seine Augen zu. Wieder kam der trockene Hustenreiz. Eilig richtete er den Schlauch für die Sauerstoffzufuhr an seiner Nase zurecht und zog gierig nach Luft.

**

"In many moments I've been told,
you should grow up,
come on - get old. I don't know why they say so.
I like it this way, I tell you.
It helps to find the truth to live,
To find the way that life's not stiff."


Sam trommelte leise eine Melodie auf die Tischplatte und nickte mit dem Kopf im Takt. Die Worte kamen leise, aber waren hörbar. Sie stand auf und tanzte mit geschlossenen Augen durch ihr Zimmer.

Sie hörte nicht, wie es leise klopfte und jemand eintrat. Sie war voll und ganz auf sich und ihr Lied fixiert. Sie stellte sich vor, mit jemandem zu tanzen, die Wärme des Tanzpartners zu spüren und ließ ihre Gedanken zu einem Ort schweifen, wo sie schon lange nicht mehr gewesen war, im Centre ihrer Jugend, verboten, unheimlich, unheimlich aufregend, und an ihrer Seite war Bobby, ihr Beschützer, ihr Freund. Sie mußte grinsen beim Gedanken daran.

"Ein Penny für Ihre Gedanken!"

Sam fuhr erschrocken herum: "Mr. Waymen, Sie haben mich erschreckt." Sie eilte zum Tisch, um sich ihre Brille aufzusetzen und versuchte, sich auf ihre Simulation zu konzentrieren. Sie sah auf den Fußboden und zog die Brille unnötigerweise mit einem Nasenrunzeln zurecht, "Wie kommen Sie hierher?"

"Ich habe mir von Samuel die Personalakte ausgeliehen und wollte Ihnen was bringen." Der braungebrannte Lieutenant hatte sein gewinnendstes Lächeln aufgesetzt und reichte ihr eine Schachtel Bonbons. Er mußte sich langsam aber sicher daran machen, das Herz der Neuen zu brechen, ansonsten würde er ziemlich viel an Samuel Barkins zahlen müssen.

"Oh danke", hauchte Sam etwas widerwillig dahin und nahm mit zitternden Händen die Schachtel in Empfang. Das, was Billy als gutes Zeichen auffaßte, war ein Lachanfall, den sich Sam verkneifen mußte.

"Außerdem wollte ich Sie zum Essen ausführen, wenn Sie nicht schon was anderes vorhaben."

"Ich weiß nicht, ich kenne Sie doch gar nicht!" wandte sie ein.

"Eben deshalb sollten wir uns besser kennenlernen. Und bei einem Essen kann man sich hervorragend kennenlernen." Billy war von seiner Ausstrahlung überzeugt, noch nie hatte eine Frau ihn abgewiesen und auch dieses Mauerblümchen würde ihm seine Statistik nicht durcheinanderbringen, dessen war er sich sicher.

"Oh..." - eine kleine Kunstpause gestattete sich Sam noch - "gut dann, dann werd ich mich mal umziehen, warten Sie hier bitte?" Sie deutete zögernd auf den einzigen Sessel in ihrem möblierten Zimmer. Als sie sich davon überzeugt hatte, daß er sich hinsetzte und nicht rumschnüffelte, eilte sie ins Bad, um sich umzuziehen.

*

Es klingelte. Billy Waymen sah sich um, von wo das aufdringliche Klingeln kam. Schließlich machte er ein altes Telefon unter einem gelben Notizbuch aus. Als Samantha keine Anstalten machte, aus dem Bad zu kommen, nahm er den Hörer ab.

"Hallo?"

"Hallo, hab ich mich verwählt?"

Billy verdrehte die Augen; eine Männerstimme, ungefähr sein Alter, vielleicht auch jünger. Wahrscheinlich hatte er sich wirklich verwählt. " Dies ist der Anschluß von Samantha Jackson."

"Und wer sind Sie?"

"Bill Waymen, ein Kollege. Und mit wem spreche ich?"

"Ein Freund von Samantha, kann ich sie sprechen?"

Der Mann am anderen Ende der Leitung bekam einen fordernden Ton, der Billy nicht gefiel. Er mußte doch mal klarstellen, daß er in der besseren Position war. "Sie ist grad im Bad und macht sich frisch. Wir werden gleich Essen gehen. Soll ich ihr eine Nachricht hinterlassen?"

"Das ist nicht nötig, ich werde später noch einmal anrufen." Billy wollte noch etwas erwidern, so etwas in der Art von "Dann versuchen Sie es am besten morgen früh noch einmal, wenn ich mit ihr fertig bin", doch der andere Mann hatte schon aufgelegt.

Samantha kam aus dem Bad und knüpfte sich die Ärmel ihrer weißen Bluse zu: "War was?" Sie sah auf seine Hand, wo er noch immer gedankenverloren das gelbe Notizbuch hielt.

"Nur ein Anruf von einem Freund, aber er hat wieder aufgelegt." Billy hütete sich zu sagen, daß der Unbekannte wieder anrufen wollte.

"Wirklich? Hmm, na ja, dann war es wohl nicht so wichtig! Wohin wollen wir denn zum Abendessen?" Sie klimperte zweimal mit ihren Augenwimpern und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen durch die Brillengläser an. Sie trat auf ihn zu, nahm ihm das Buch aus der Hand und legte es betont gleichgültig beiseite.

***

Nachdenklich starrte Bobby auf das Telefon. Er hatte Sams Einschätzung der Situation bereits gelesen, seine Schwester hatte ihm eine Kopie der Aufzeichnungen Jarods gegeben. Bill Waymen, Weiberheld, hatte mit jeder Frau der Einrichtung mindestens einen One-night-stand.

Wie weit würde Sam gehen, um ihr Ziel zu erreichen? Er schüttelte den Kopf und versuchte, sich zu konzentrieren, die Eifersucht hatte ihm weder als Lyle noch als Bobby viel Glück gebracht. Er mußte sich von der Illusion befreien, daß er Chancen bei Sam hatte. Dem war nicht so, er war einfach nicht gut genug.

Er zwang sich, auf das Blatt vor ihm zu sehen. Langsam formten sich die Buchstaben zu zusammenhängenden Worten und schließlich zu Sätzen. Ungläubig las er das Memo noch einmal. Konzentriert las er Zeile für Zeile, seine Lippen bewegten sich lautlos mit und sein Grinsen wuchs. Hatte er vorher verkrampft nach vorn gebeugt gesessen, mit einer Hand auf dem Telefon, so lehnte er sich jetzt entspannt nach hinten und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf. Ein lautes, kehliges Lachen füllte den Raum.

***

Jarod lag mit offenen Augen im Bett und ging die nächsten "Spielzüge" durch. Noch immer war er sich nicht sicher, wie sie das Projekt und das Centre stoppen konnten, ohne Parker, Broots oder Sydney auch zu belasten. Er hatte schon mehrere Szenarien durchgespielt, doch es lief immer auf das Gleiche hinaus. Entweder er belastete und klagte nur einzelne Projekte an, wobei das Centre jederzeit auf die Fehler von einzelnen Mitarbeitern verweisen konnte und somit vor der generellen Vernichtung geschützt war oder aber Miss Parker und die anderen würden ebenso wie das Centre untergehen. Seit Jahren hatte er seine Rache verschoben, eben weil ihm die Konsequenzen zu drastisch schienen. Anklage wegen Mord, versuchtem Mord, Kidnapping, Freiheitsberaubung, Diebstahl, Behinderung der Justiz, Beihilfe zu kriminellen Handlungen... die Liste der möglichen Anklagepunkte war lang und in einigen Fällen sogar tödlich. Nein, sie mußten langsam und Mitarbeiter für Mitarbeiter sabotieren. Stück für Stück das Centre auseinandernehmen. Ein langer Kampf für so ein einfaches Ziel.

Er lächelte leicht, aber diesmal würde er es tun. Jetzt, wo er sich sicher war, seine Familie nicht zu verlieren, daß Parker auf seiner Seite war. Es tat so gut, sie neben sich zu wissen, mit ihr zu arbeiten. Parkers blaue Augen kamen ihm in den Sinn, die Situation in Parkers Haus vor seiner Abreise. Sie hätten sich geküßt, beinahe hätten sie es getan. Gegenseitig geküßt, einer den anderen und umgekehrt. Ein weiteres Mal bedauerte er die plötzliche Ankunft von Broots. Warum kam bloß immer wieder etwas dazwischen, wenn sie sich küssen wollten? Er seufzte frustriert auf.

Er konzentrierte sich wieder auf seine Aufgabe. Wenn er einen Weg finden würde, seine Freunde zu retten. Es gab noch die Möglichkeit, die Existenz der sechs zu löschen. Das Centre tat es regelmäßig, wer wußte schon noch von Fenigor? Wer von Kyle. Vertuschung und Schuldzuweisungen waren üblich, und es wurde Zeit, das Centre mit seinen eigenen Mitteln zurechtzuweisen. Er mußte zurück nach Blue Cove.

***

Sie warf ihren Kopf nach hinten und lachte. Der Witz war alt und schlecht erzählt, Sam konnte sich nicht wirklich amüsieren. Billy Waymen war einen Hauch zu selbstsicher, einen Hauch zu bestimmend. Er hatte für sie bestellt, er redete die meiste Zeit über sein Lieblingsthema - sich selbst. Sam war sich nicht sicher, aber die Episode im Vietnamkrieg mit der "kleinen Knuddelmaus" hatte sie schon 2- oder 3mal gehört diesen Abend. Außer Sport und Frauen war aus diesem Mann nichts herauszuholen. Sam unterdrückte ein Gähnen und deutete statt dessen einen schüchternen Augenaufschlag an. Dieser Mann war redselig, vielleicht konnte sie ja doch ein paar Informationen aus ihm hervorholen.

Ein Handy klingelte, "Love and marriage" - wie pathetisch. "Waymen hier?" Sogar bei einem Telefonat schien er sich in Pose zu schmeißen, oder tat er das wegen ihr? Sam seufzte innerlich und lehnte sich nach vorne, sie riß ihre Augen etwas auf und sah ihn direkt an.

"Ja, sie ist bei mir. Wir kommen sofort!" Waymen schnappte sein Handy zu und schnipste ungeduldig mit den Fingern. "Ober, zahlen, aber dalli, wir haben's eilig!" Er wandte sich zu Sam und lächelte entschuldigend, "Das war Eva, wir haben einen Notfall."

"Oh, dann werde ich mir ein Taxi nach Hause nehmen." Sam wickelte ihren dicken Zopf um ihren Finger.

"Nein, Eva hat um deine Hilfe gebeten. Ein sehr wichtiger Kunde hat sich mit einem gefährlichen Virus angesteckt und anscheinend ist das Antiserum verschwunden." Waymen legte ein paar Dollarscheine auf das Tablett, das der Kellner gerade brachte, ohne sich die Rechnung darauf näher anzusehen. "Stimmt so!" Er faßte Sam unterm Arm und schob sie drängend zum Ausgang.

Sams Gedanken rasten, sie adjustierte die Simulation und fragte: "Was für ein Kunde ist es denn, arbeitet die FEMA nicht mit der Regierung zusammen?" Waymen öffnete ihr die Beifahrertür und sie stieg in sein Auto.

"Ja, natürlich ist die Regierung unser Auftragsgeber, eigentlich ist es auch mehr ein Kollege Evalins, der uns bereits mehrmals unterstützt hat in unserer Forschung."

"Und der hat sich ein Virus eingefangen?" Sam versuchte die Informationen zusammenzubringen, was war passiert? "Welche Stufe denn, und wo genau hat er sich infiziert? Man muß sofort eine Quarantäne veranlassen, wenn er an einem..."

"Doktor Raines hat sich selbst unter Quarantäne gestellt, als er von seiner Infektion gehört hat. Er arbeitet für ein privates Institut, das von der FEMA beauftragt wurde. Er arbeitet mit Eva an einem Projekt außerhalb der FEMA, weil die technischen Bedingungen des Institutes einfach besser sind."

Sam sah aus dem Fenster zu den vorbeifliegenden Schaufenstern. Sie preßte ihre Hand gegen ihren Mund und schluckte den aufkommenden Lachanfall hinunter. Sie versuchte, ihren Puls durch eine Atemtechnik wieder zu beruhigen. Raines - infiziert? Das mußte sie den anderen sagen. Darauf mußte doch angestoßen werden.

Billy Waymen blickte skeptisch neben sich. Seine Begleiterin war plötzlich so still, war es richtig, ihr von dem Projekt zu erzählen? Der Abend war ein voller Erfolg gewesen, sie hatte ihm von den Lippen abgelesen und den ersten Knopf ihrer Bluse geöffnet. Eindeutige Zeichen. Warum nur mußte der Anruf dazwischenkommen? "Alles in Ordnung? Aufgeregt wegen deinem ersten echten Einsatz?"

"Was?" Sam sah entgeistert zu ihm und versuchte, die gehörten Worte zu einem sinnvollen Satz zu bringen. Sie hatte gerötete Wangen und ihre Augen waren rot, weil ihr beinahe vor Lachen Tränen gekommen waren; Sam hatte keine Bedenken deswegen, Billy Waymen würde beides als Schwäche für ihn oder Angst vor dem "unbekannten Virus" einschätzen. "Oh, ja. Ich muß gestehen, ich bin nervös. Bisher habe ich nur Forschung betrieben, jetzt muß ich mit Dr. Costas Hilfe ein Menschenleben retten. Das ist so eine große Verantwortung."

Billy tätschelte beruhigend ihr Knie: "Das schaffst du schon, Mädchen!" Wie zufällig ließ er seine Hand auf ihrem Knie liegen.

***

"Aber das Warum haben wir immer noch nicht geklärt." Sydney stand mit dem Rücken zur Tür und sah auf die drei Kinder vor ihm, die es sich auf dem Fußboden bequem gemacht hatten. Jay saß im Schneidersitz vor einem Stapel Papiere und sah sie sich nachdenklich an. Kay hatte sich auf den Bauch gelegt und stützte sich ihren Kopf mit einer Hand ab, sie kaute an einem Kaugummi. Jay tippte eifrig etwas in seinen Laptop und murmelte etwas leise in sich hinein.

"Wie bitte?" Sydney trat einen Schritt zu Jay. Der setzte sich zurecht und bedeutete ihm, noch eine Sekunde zu warten.

"Vielleicht wollen sie zweimal absahnen?" Kay zauberte eine Kaugummiblase und ließ sie laut zerplatzen. Jay nickte und hob den Zeigefinger, doch noch immer schlug er auf die Tasten des Notebooks und sagte nichts.

"Du meinst, sie lassen sich die Anschläge durch den Terroristen bezahlen und entwickeln mit dem Geld den Virus. Das haben wir doch schon..."

"Nein, ich meine: sie lassen sich bezahlen durch `Bin total durchgeknallt und zerbombe die USA' und vereinbaren dafür ein Treffen mit ihm. Sie arbeiten mit einem der Geheimdienste zusammen, vielleicht. `Bin völlig ahnungslos' kommt zum Treffen und zwei Tage später kommt die Erfolgsmeldung: "Staatsfeind Nr. eins unschädlich gemacht.. blabla"."

Jay nickte: " Das Geld des Terroristen behält das Centre selber und finanziert sich damit das Projekt Orion..."

Jack fiel ein und beendete für Jay: "Und damit sichern sie sich die Macht hier in den USA, sie besitzen ein gefährliches Virus UND das Gegenmittel. Ihr Einfluß auf die FEMA ist sehr hoch und zu geeigneter Zeit könnte das Virus ausbrechen..."

"... der nationale Notstand würde ausgerufen und die FEMA die Staatsgewalt übernehmen..." Kay kaute geräuschvoll.

"... womit das Centre die Macht des Präsidenten vorrübergehend aussetzen könnte." Jay sah zu Sydney.

Der alte Mann nickte und ließ sich langsam auf den Boden nieder: "Und das wiederum hört sich sehr nach dem Centre an. Das ist unglaublich."

***

Michael betrat das Büro seines Chefs leise und schloß bedächtig die Tür hinter sich. Lyle saß mit dem Rücken zu ihm und sah regungslos aus dem Fenster. Sein Schreibtisch war ein Chaos aus verschiedenen Papieren, der Monitor seines Fernsehers zeigte farbige Spiralen, die sich kontinuierlich um sich selbst wanden. Michael räusperte sich leise und stellte sich abwartend an den Schreibtisch.

"Michael?" Lyle gab seinen Blick auf, drehte sich zu seinem Sweeper und sah diesen fragend an.

"Es ist soweit, Sir."

Mr. Lyle nickte ruhig und blickte suchend auf seinen Schreibtisch. Schließlich fand er, was er gesucht hatte. Er zog ein Blatt hervor, stand auf und reichte es Michael. Auf dem Weg zur Tür sagte er: "Könnten Sie das bitte meiner Schwester oder ihrem Sweeper zukommen lassen? Danke."

Michael drehte das Blatt in seiner Hand und nickte. Lyle schloß sein Büro zu und ging mit ruhigem, sicheren Gang nach links. Miss Parkers Büro lag zur rechten. Michael machte sich auf den Weg.

**

Sie hörte zuerst ein Rascheln im Hintergrund. Ihr erster Gedanke galt Angelo, doch dann fiel ihr wieder ein, daß er gegangen war. Nach Kanada mit Sydney zu den anderen. Parker fragte sich für eine Sekunde, ob dort auch Platz für sie wäre, sie und Sydney und Jarod, Sam, die Kinder... Sie mußte grinsen beim Gedanken an das letzte Telefonat mit dem Mädchen namens Kay.

"Was grinst du so?" die tiefe Stimme jagte ihr eine Gänsehaut über den Rücken.

Sie drehte sich um. "Jarod, solltest du nicht in Washington sein? Wozu planen wir eigentlich alles, wenn ihr Laborratten doch macht, was ihr wollt!" zischte sie verhalten, ihr waren die möglichen Überwachungskameras so bewußt wie schon seit Jahren nicht mehr.

"Oh, ich hab sie schon fast vermißt", antwortete Jarod verschmitzt, "aber auch nur beinahe."

"Wen?" fragte Parker irritiert und musterte Jarod. Er hatte wieder eines seiner schwarzen T-Shirts an und sie roch, wie sich sein Geruch im Raum ausbreitete. Es bedurfte ihrer gesamten Kraft, um nicht die Augen zu schließen und tief zu inhalieren. Warum nur hatte dieser Mann diese Wirkung auf sie?

"Die Ice Queen!" Er war auf sie zugegangen und hatte ihr ins Ohr geflüstert.

Sie folgte jeder seiner Bewegungen, und ihr Blick heftete sich an seinen Augen. Sie wollte gerade etwas erwidern, als es leise, doch bestimmt klopfte. Jarod glitt schnell in die schattige Ecke des Büros zurück. Als Parker sich sicher war, daß er gut versteckt war, antwortete sie mit so fester Stimme, wie es ihr möglich war: "Ja bitte?"

Michael trat ein: "Miss Parker, ich soll Ihnen dies von Mr. Lyle geben."

"Wo ist er gerade?" fragte sie abwesend und studierte den Ausdruck einer Mail.

"Er ist in einem Meeting", antwortete Michael geflissentlich, doch Parker hörte ihm nicht zu.

Plötzlich brach Parker in schallendes Gelächter aus. Sie hatte die Mail ein zweites Mal mit gerunzelter Stirn gelesen und sich an die Kante ihres Schreibtisches gelehnt. "Das ist genial!" Sie schüttelte amüsiert den Kopf und prustete.

"Madam?" Michael hatte schon bei Mr. Lyle den erheiterten Gesichtsausdruck bemerkt, ihn jedoch nicht mit dem Memo in Zusammenhang gebracht. Natürlich hatte er die Notiz nicht gelesen, Wissen konnte tödlich sein im Centre, und Mr. Lyle schien gerade Michaels Diskretion zu mögen.

"Das ist einfach zu köstlich!" Parker schüttelte sich vor Lachen, " Raines... Raines, er hat sich... Oh mein Gott, was für ein göttlicher Tag. Raines hat sich mit dem gleichen Virus angesteckt, mit dem er Angelo infiziert hatte. Aber jetzt kommt's..." Parker holte tief Luft und unterdrückte ein Kichern. Sie stützte sich mit einer Hand auf dem Schreibtisch auf und hielt in der anderen Hand den Ausdruck und wedelte ihn hin und her. "Es gibt kein Gegenmittel in ausreichenden Mengen mehr!" Sie wischte sich eine Träne aus den Augenwinkeln und ging fast wankend zu ihrem Sessel. Sie ließ sich schwerfällig in den Sessel fallen und holte Schwung. Übermütig drehte sie sich im Kreis. Der Stuhl kam nach zwei Runden zum Stehen, und Parker legte lässig ihre nackten Füße auf den Tisch. "Darauf hab ich schon seit Jahren gewartet, ich werde ihn wohl in seiner kleinen Zelle besuchen und ihm durch das dicke Panzerglas zuwinken, das wäre doch nett, oder?" Sie sah grinsend zu dem jungen Sweeper.

Michaels Gesicht zuckte kurz, doch er unterdrückte das aufkommende Grinsen: "Wenn Sie mich nicht mehr brauchen?"

Parker schüttelte den Kopf und deutete mit einem Handwedeln zur Tür: "Nein, nein, gehen Sie nur, ich schaff das schon alleine." Sie prustete wieder, "Das wäre doch eigentlich eine gute Gelegenheit, um mal wieder eine Zigarette zu rauchen...", murmelte sie und griff zu einer braunen Schachtel auf ihrem Schreibtisch. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie Michael den Raum verlassen hatte und sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte.

"Aber Parker, diese Angewohnheit wollen wir doch nicht wieder aufkommen lassen!" sagte Jarod bestimmt. Er war hinter der Tür hervorgetreten und legte seine Hand auf die Schachtel.

Parker schürzte kurz die Lippen: "Ach, du bist der Schmerz in meinem Allerwertesten, du verdirbst mir meinen Spaß! Jarod, hast du nicht gehört, er ist infiziert, er hat Fieber, es tut ihm alles weh, und es gibt keinen Impfstoff!" sie blinkerte mit ihren Augen und rieb sich mit dem linken Fuß am Schienbein.

"Parker, du solltest wirklich nicht so sitzen, wenn du so einen kurzen Rock anhast!" räusperte sich Jarod. Er wich ihrem fragenden Blick aus und nahm statt dessen das Memo in die Hände. Er blickte fest auf das Blatt in seiner Hand und mied die Richtung, wo er ihre Beine langgestreckt vor sich sah.

Parker runzelte nur kurz die Stirn und als sie seine Unsicherheit bemerkte, grinste sie noch mehr. Betont langsam rekelte sie sich und nahm ihre Füße vom Tisch. Sie schlüpfte wieder in ihre Pumps und stand auf. Sie ging um den Tisch herum, so daß sie hinter Jarod stand und über seine Schulter auf das Blatt sehen konnte: "Siehst du, da steht es. Er braucht das Gegenmittel, sie geben ihm noch ganze 12 schmerzhafte Stunden!" Sie hatte unbewußt eine Hand auf seinen Rücken gelegt. Jetzt spürte sie mit einemmal seine Nähe und plötzlich kam es ihr in den Sinn: "Warum bist du eigentlich hier?"

"Ich muß in den Technikraum", murmelte Jarod abwesend, er versuchte noch immer, zwischen den Worten eine Falle zu entdecken. Schließlich verstand er es, Raines war krank, sterbenskrank, er würde die nächsten 12, nein 11 1/2 Stunden nicht überleben. Ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.

"Was willst du im Technikraum?" bohrte Parker weiter.

"Ich wollte die Datenbank fälschen, und das geht nur von innen heraus. Außerdem muß ich noch in Raines Büro und in das deines Vaters auch."

"Raines dürfte kein Problem sein, der kommt so schnell nicht wieder in dieses Sublevel. Aber bei meinem Vater brauchst du Hilfe, ich komm mit!"

Er sah sie an: "Nein, das ist zu gefährlich!"

"Oh, das ist zu gefährlich. Wer sagt das? Hast du überhaupt was zu sagen, Laborratte? Ich komm mit und damit basta. Wo gehen wir zuerst hin?" Sie hatte ihre Arme in die Hüften gestemmt und sah ihn herausfordernd an.

Nach einer Sekunde nickte er schließlich und gemeinsam krabbelten sie in den Belüftungsschacht.

***

Die beiden Gestalten traten in die dunkle Nacht hinaus, sie achteten nicht auf die hinter ihnen zufallende Tür. Die kleinere Gestalt schien etwas vor sich her zu tragen, erst von dichtem konnte man die junge, schwangere Frau erkennen, die nur schwer den Schritten ihres Begleiters folgen konnte. Der dicke Bauch behinderte sie. Doch der Mann kümmerte sich nicht darum. Er hatte sie umfaßt und zog sie förmlich in Richtung des Hubschraubers. Er trug eine kleine Tasche bei sich.

Das Hubschrauberdeck des Centres war leer, der Pilot der einzigen Maschine hatte bereits im Cockpit die Maschinen eingeschaltet und checkte gerade die einzelnen Instrumententafeln.

"Motumbo wird mich über deine Ankunft informieren und über den Hergang des Projektes." Der Mann trat in das leichte Licht des Hubschrauberinnenraumes. Seine weißen Haare und der Schnurbart schienen zu leuchten. Unachtsam warf Mister Parker die Tasche in den Hubschrauber und schob entschlossen seine Frau, Brigitte, hinterher.

"Sie werden doch die OP vorbereiten, oder?" Die Stimme der Frau schwankte unsicher. "Ich habe meinen Part der Abmachung erfüllt. Sie werden doch einen Kaiserschnitt durchführen und mich operieren?" Die langjährige Arbeit mit dem Centre war nicht umsonst gewesen, im allgemeinen würde Brigitte nicht viel auf die Versprechen des Centres geben, doch es ging hier um ihr Leben, und sie klammerte sich irrational an die Hoffnung, daß das Centre sein Wort halten würde. Bei einer normalen Geburt würde sie sofort an Blutverlust sterben, doch sie hatten die Simulation gemacht, sie hatten ihr gezeigt, wie man die Operation durchführen würde. Soviel Aufwand hätte sich das Centre sicher nicht gemacht, wenn sie sie einfach sterben lassen würden, sie war loyal, sie war ein guter Killer, sie war zu wichtig. Mit aller Macht drängte die ehemalige Cleanerin ihre Zweifel fort.

Mister Parker verzog nicht eine Miene, er mahlte wie üblich mit seinen Kiefern und trommelte ungeduldig mit den Fingern gegen die offenstehende Hubschraubertür. "Natürlich ist alles vorbereitet. Wenn das Projekt beendet ist, wirst du wieder zu deinem alten Job zurückkehren. In Afrika sind die besten Ärzte versammelt, um dir zu helfen."

Mit einem Schaudern kam es Brigitte in den Sinn, daß Mister Parker den gleichen Ausdruck hatte, wenn er mit seiner Tochter sprach und sie davon überzeugen wollte, daß er nie irgend etwas gewußt hatte und daß seine Weste blütenweiß war. Seine Kiefer mahlten immer, wenn er log. Sie starrte in das desinteressierte Gesicht ihres Gatten. Es war nur ein Projekt, und sie mußte es zu Ende bringen, um zu überleben. Sie nickte und setzte sich tiefer in den Sitz. Sie lehnte sich zurück und vermied weitere Blicke zum alten Parker. Dieser schloß die Tür und bedeutete dem Piloten zu starten. Brigitte schloß müde die Augen.

***

"Ich bin zu alt dafür!" schimpfte Parker und robbte hinter einem nicht müde werdenden Jarod hinterher. "Und überhaupt, waren die Schächte nicht mal größer?"

Als keine Antwort von vorne kam, schlug sie wütend gegen seinen Rücken, den Jarod ihr nun schon - wie es schien - stundenlang zuwendete. "Wie lange ist es eigentlich noch? Können wir nicht einfach die Treppen nehmen?" grummelte sie wütend.

Sie war so in ihrer Wut eingetaucht, daß sie nicht bemerkte, daß Jarod angehalten hatte. Sie krabbelte blind in ihn hinein. "Aua!" Sie hielt sich den Kopf . "Was is´n los?" fragte sie neugierig im Flüsterton.

Jarod seufzte kurz: "Ich wußte gar nicht, daß du jemals soviel geredet hast, Parker!" Er reichte ihr ein Gitter und deutete durch eine Lüftungsöffnung. "Hier gehen wir raus", flüsterte er. Er ließ sich langsam runtergleiten.

Parker schaute fasziniert auf das Muskelspiel, das sich unter dem schwarzen Muskelshirt abzeichnete. Sie schluckte schwer und schüttelte ihren Kopf. Wo waren die 15 Jahre Ice Queen geblieben, wann genau hatte sie ihre Schutzmechanismen so weit runtergelassen, um sich so ablenken zu lassen? Sie fühlte sich mehr denn je wie die junge Internatsschülerin, die sich nach Hause sehnte, weil dort der Junge ihrer Träume in einer dunklen Zelle auf sie wartete.

"Kommst du?" flüsterte Jarod. Parker nickte und kletterte erleichtert aus dem Lüftungsschacht. Jarod umfaßte ihre Hüften und hob sie herunter. Parker bekam eine Gänsehaut und hielt den Atem an.

"Du solltest wirklich mehr essen, du bist leicht wie eine Feder." Jarod schüttelte den Kopf und während Parker ihre Kleidung und ihre Haare richtete, sah er sich vorsichtig um. "Der Gang ist leer, wir müssen hier lang." Er faßte ihre Hand und zog sie hinter sich her. Parker wollte protestieren, doch sie überlegte es sich anders. Sie akzeptierte den leichten Druck seiner Hand an ihrem Armgelenk und grinste.

"Ich will aber nicht zum Friseur, Papi!" Jarod war erst irritiert, als er die Mädchenstimme hinter sich hörte, dann fiel ihm Parker ein. Er sah nach hinten: "Was?"

Parker deutete grinsend zu ihrem Armgelenk, das er noch immer festhielt: "Ich kann auch alleine gehen!" Jarod ließ sie los wie eine heiße Kartoffel, er hatte gar nicht gemerkt, daß er sie hinter sich hergezogen hatte.

"Natürlich." Er räusperte sich. Wenn Parker nur nicht so grinsen würde. Er sah ihr hinterher, wie sie mit hocherhobenem Kopf an ihm vorbeischritt. Er zögerte kurz. "Kommst du?" Parker blickte nicht zurück, sondern bog in einen weiteren dunklen Gang ein. Langsam setzte sich Jarod wieder in Bewegung.

***

"Boah, das müßt ihr euch ansehen! Das ist echt cool!" Jack rannte in die Küche, wo sich alle versammelt hatten. Sydney hob fragend die Augenbrauen, und Kay stopfte sich gerade die 3. Apfeltasche in den Mund, die Margaret gebacken hatte. "Wasch ischn?" mampfte sie mit vollem Mund. Angelo tippte ihr auf eine dick geblähte Wange und kicherte.

"Das MÜSST ihr euch selbst ansehen, es lohnt sich wirklich!" Jack winkte ungeduldig und scheuchte alle in Richtung Keller.

***

"SL 5, wir sind gleich da!" sagte Parker und eilte auf einen Lichtschein am Ende des Ganges zu. Der Teil, wo sie gerade waren, war unbeleuchtet, und es gab keine Versteckmöglichkeiten. Keine Abbiegungen, keine Türen, wo man unbemerkt verschwinden konnte. Plötzlich konnten sie zwei Gestalten auf sich zukommen sehen. Jarod sah sich suchend nach einem Ausweg um. Die beiden Techniker kamen näher.

Parker ging so dicht an die Wand gepreßt wie möglich, doch sie wußte, diese beiden Techniker würden sie sehen und erkennen. So eine ähnliche Situation war in einer Szene in einem Film vorgekommen, den sie vor einiger Zeit mit Debbie gesehen hatte. Kurz entschlossen zog sie Jarod näher an sich ran und lehnte sich an die Wand. Sie griff seinen Kopf und zog ihn an sich, bis sich ihre Münder berührten.

Jarod war vollkommen auf die entgegenkommenden Männer fixiert und hatte Parkers Bewegungen kaum wahrgenommen. Als sie ihn zu sich zog, versteifte er sich unwillkürlich und blickte unsicher zu den Technikern. Doch sie zwang ihn, sich ihr zuzudrehen. Und dann küßte sie ihn. Zuerst wußte er nicht, was sie vorhatte. Doch als ihre Münder sich trafen, sah er ihr erstaunt in die Augen. Es war dunkel, sie lehnten im Schatten der Wände und so konnte er nichts sehen. Seine Sinne waren auf die Ohren und auf den Tastsinn beschränkt. Und so hörte er die näherkommenden Schritte unnatürlich laut und spürte Parkers Nähe deutlicher. Er roch ihr Parfüm und spürte ihren Atem in seinem Gesicht. Und er spürte ihre weichen Lippen auf den seinen.

Parker war sich nicht sicher, ob Jarod sie nicht von sich stoßen würde. Er hatte sich versteift und kaum bewegt. Im Film war es irgendwie romantischer gewesen, da hatte die Frau sofort reagiert und sich seufzend dem Kuß ergeben, wer war noch mal der Hauptdarsteller gewesen, Brad Pitt? Tom Cruise? Egal, sie erinnerte sich nicht mehr und der, den sie hier küssen wollte, war ein nicht reagierender Jarod. Sie seufzte leise und lehnte ihren Kopf leicht zurück. Es wäre zu schön gewesen. Verboten schön.

Jarod spürte, wie Parker sich wieder von ihm trennen wollte. Er hielt sie fest und drückte sie etwas fester gegen die Wand. Wenn sie schon dieses Spiel spielen wollte, sollte es sich wenigstens lohnen. Er öffnete seinen Mund leicht und küßte sie herausfordernd zurück.

Parker lächelte leicht und erwiderte den Kuß. Als sie seine Zunge in ihrem Mund spürte, erzitterte sie. Sie standen in dem dunklen Gang im Centre, zwei Techniker gingen nur einen Meter an ihnen vorbei, und sie küßte die Laborratte. Sie hatte ein weiteres Tabu gebrochen, und es schmeckte süß. Ihr Atem ging schneller. Sie klammerte sich in seinen Haaren fest und drückte ihn gegen sich.

"Hey, laßt euch bloß nicht erwischen!" Die Techniker gingen langsam an ihnen vorbei. Neugierig sahen sie zu den sich küssenden und lachten. "Ihr müßt echt verrückt sein, wenn ihr das hier im Centre macht!" meinte der eine kopfschüttelnd. Jarod hob seine Hand, die er eigentlich um Parker gelegt hatte. Parker protestierte knurrend und legte die Hand bestimmt wieder auf ihren Rücken.

Die beiden Männer lachten stärker: "Die kann wohl nicht genug kriegen, was?" Sie gingen weiter. Parker hatte keinen Blick für die beiden übrig, sondern konzentrierte sich nur auf den Kuß. Als die beiden Männer wieder etwas weiter weg waren, konnte sie jedoch hören: "Das würd ich gern mal mit der Ice Queen machen!"

"Die? Die würde dir ne Kugel zwischen die Augen verpassen, noch bevor du auch nur Kuß sagen kannst. Und wer will schon so einen Eisblock küssen?"

***

Sie hatte es aufgegeben zu schlafen, sie war nervöser, als sie es sich eingestehen wollte. Wäre alles nach ihren Plänen gegangen, wäre sie die Lieblingscleanerin von Lyle geworden, er hätte vom alten Parker den Thron übernommen und gemeinsam würden sie im Centre regieren. Der Anschlag kam dazwischen. Sich nicht erwischen zu lassen, war Gesetz im Centre. Und jetzt war sie statt dessen auf dem Weg nach Afrika, um ein Kind zu gebären. Sie hatte niemals mit Kindern geplant, auf diese Bälger konnte sie verzichten. Aber jetzt war da ein Kind in ihrem Bauch, noch nicht einmal ihr Kind, sondern ein Experiment. Sie freute sich schon darauf, ihren Körper für sich zu haben, d.h. natürlich wenn sie die Geburt überlebte. Wenn das Centre die Versprechen einhielt und sie retten würde. Brigitte zitterte ungewollt.

Plötzlich jaulte der Hubschrauber auf und ihr war es, als wenn sie sich nicht mehr vorwärts, sondern abwärts bewegten. Sie mußte doch zwischenzeitlich geschlafen haben, wenn sie schon beim Flugplatz waren und das trotz der katastrophalen Flugkenntnisse des Piloten. Ständig ruckelte er und mußte seine Flugbahn anpassen, er hatte keine Ahnung, wie sich das auf ihr Befinden aufwirkte. Brigitte würgte leicht.

Sanft kam der Hubschrauber zum Stehen. Widerwillig öffnete sie ihre Augen und blickte hinaus in die dunkle Nacht. Sie sah genauer hin und erkannte, daß etwas nicht richtig war. Sie waren auf keinem Flugplatz, keine Flugzeuge weit und breit. Nur Bäume. "Sie Idiot, wo sind wir denn jetzt? Funken Sie an meinen Mann, daß man uns zum Flugzeug bringt!" fauchte sie wütend.

Der Pilot reagierte nicht, er stellte die Maschinen ab und nahm in aller Ruhe seinen Helm ab. Das machte sie noch wütender. Ihr kam der Verdacht, daß dies der Verrat war, vor dem sie sich so gefürchtet hatte. Hysterisch suchte sie in ihrer Tasche nach ihrer Waffe. "Das werdet ihr nicht, ihr kriegt das Balg, aber ich werde nicht..."

"Halt die Klappe, Bridshit. Wir werden unsere kleine Reise im Auto fortführen." Der Pilot hatte sich umgedreht und eine Pistole auf sie gerichtet. Sie sah auf den Lauf und schluckte, ihre Hände glitten aus ihrer Tasche. Es war keine Waffe darin, sie hatte sie selbst eingepackt, jemand - Daddy Parker - hatte sie wieder ausgepackt. Damit sie es sich nicht anders überlegen konnte vermutlich. Brigitte sammelte ihren letzten Rest Mut und blickte dem Piloten trotzig in die Augen.

"Lyle?"

***

"Dieser Trottel soll mir noch mal unter die Augen kommen. Ich hätte ihm am besten sofort alle Knochen brechen sollen. Nein, nein, ich weiß, ich werde ihm die Zunge und dem anderen das beste Teil wegschießen. Ja, das klingt gut, das klingt gut." Parker pilgerte hin und her, noch immer brütete sie wütend über die Kommentare der ahnungslosen Techniker und dachte sich wilde Bestrafungen aus.
"'Und wer will schon einen Eisblock küssen!'" wieder holte sie zynisch die Worte des Technikers, "Was für ein ... ein ... Sackgesicht!"

Jarod lachte leise in sich hinein. Er saß an Broots üblichem Platz und hackte sich in den Mainframe ein. Parkers Hin- und Hergelaufe störte ihn. Schließlich schnappte er sich ihren Arm, als sie wieder an ihm vorbei ging, und zog sie zu sich. Er drückte sie auf seinen Schoß und küßte sie heftig. "Überhaupt nicht kalt, nur ein bißchen viel in Bewegung!" murmelte er schließlich und ließ sie wieder los. Parker sah ihn für eine Sekunde sprachlos an. Sie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch besann sich anders. Sie blieb auf seinem Schoß sitzen und sah ihn nur an: "Und, wie weit bist du?"

Jarod versank in ihrem Blick, nur mit Mühe konnte er sich konzentrieren. "Am einfachsten, saubersten und besten wäre eine vollständige Zerstörung des Mainframes hier in Blue Cove. Der Zentralserver muß zerstört werden."

"Aber dann verlieren wir alles!"

"Nicht ganz, Sam hat eine Sicherheitskopie."

"Ah, also war es wirklich Sam!" Jarod warf ihr einen fragenden Blick zu. "Broots hat vor kurzem ein Programm auf dem Server gefunden, das alles zu einem unbekannten Server kopiert, wir hatten uns gefragt, wer der Urheber der Datei war", erklärte sie schnell.

Jarod nickte: "Das Problem ist, wenn wir hier einen Virus einschleusen, dann wird er vielleicht auch zu Sams Daten kopiert, ich kenne ihre Firewall nicht."

"Und wenn wir die da drüben anrufen, ist da keiner, der sich so ein bißchen auskennt?"

Jarod grinste: "Machst du Witze, da sind Jay, Kay und Jack - die drei knacken jeden Code."

Parker war neugierig: "Wie sind die drei so?"

"Jay kennst du ja, und Jack und Kay sind.... hmm, wenn ich es mir richtig überlege, sind sie ein bißchen wie Sam - nur jünger."

"Ich würde sie gerne mal sehen, alle!" meinte Parker nachdenklich.

"Das wird sich schon irgendwie arrangieren lassen", flüsterte Jarod verschmitzt und wählte eine Nummer auf Parkers Handy.

***

Hastig eilten sie durch die weißen Flure des Institutes. Sam war nur einige Schritte hinter Billy. Ihre Schritte hallten in den menschenleeren Fluren. "Wo sind denn die ganzen Wachen und Ärzte geblieben?" keuchte sie.

"Die - haben frei bekommen, uns stehen alle Ressourcen des Instituts zur Verfügung." Billy zögerte ein wenig mit der Antwort. In Wirklichkeit hatten sie einen falschen Alarm ausgelöst und das Gebäude geräumt. In Zusammenarbeit mit dem Centre hielten sie das Gebäude solange unter Quarantäne, bis das Gegenmittel für den verbotenen Virus separiert und in ausreichendem Maße synthetisiert worden war. Doch diese Informationen würden erst später wichtig für die Neue sein. ‚Wollen wir hoffen, daß die Kleine wirklich so gut ist, wie Evalin sagte.' Billy beschleunigte seinen Schritt und eilte der letzten Tür am Gang entgegen.

"Wir sind hier. Was sollen wir tun?" Billy zog die noch zögernde Sam in das Labor und schloß die Tür hinter sich. Dr. Costa war bereits in einem luftdichten Anzug verpackt. Etwas unbeholfen drehte sie sich zu den beiden Ankömmlingen. "Gut, Ms. Jackson - Samantha. Wir haben wirklich ein dringendes Problem und wenn Sie uns helfen, könnten wir es tatsächlich schaffen." Ihre Stimme klang wie aus einem alten Radio. Sam lächelte unverbindlich und nickte leicht.

Sie ging zu einem verbleibenden Anzug und zog sich ebenfalls um. "Wo ist denn Dean, hilft er uns denn nicht?" fragte sie beiläufig, als sie sich von Billy in den Anzug helfen ließ.

Für eine Sekunde trat eine betretene Stille auf, schließlich raffte sich Dr. Costa doch auf und sagte: "Ich habe Dr. Julien nicht erreichen können, er wäre eine große Hilfe gewesen."

Sam verdrehte unauffällig die Augen, natürlich. Sie prüfte ein letztes Mal ihren Anzug. Alle Nähte und Verbindungsstellen waren sorgsam abgedichtet, ihr Atemgerät funktionierte, die Funkverbindung stand. Sam tippte ein paar Nummern in ihr in den Anzug integriertes Funkgerät und wartete eine Sekunde. Schließlich nickte sie zufrieden. "Ich bin fertig, wir können. Erzählen Sie mir etwas über den Virus..."

***

Sie hatten sich alle um den Stuhl in der Mitte des Raumes versammelt. Der Major, Margaret und Jay auf der einen Seite, Angelo stand hinterm Stuhl, und Kay und Jay standen auf der anderen Seite, Sydney stand einen Schritt seitlich und hatte die Arme über seiner Brust verschränkt. Jack saß auf dem Stuhl wie ein König und grinste zufrieden.

"Seid ihr alle bereit?" Er sah aufgeregt von einem zum anderen und wartete auf das zustimmende Nicken. Schließlich drückte er einen Knopf. Alle Monitore auf der gegenüberliegenden Wand zeigten plötzlich dasselbe. Ein weiterer Druck auf die Taste und die 9 Bilder vereinigten sich zu einem großen Bild.

Es war eine typische Centrezelle zu sehen, dunkel und ohne Fenster. In der Mitte des Raumes stand ein Armeebett, auf dem eine einzelne Person saß. Man sah ihr an, daß ihr das Atmen schwer fiel. Am Rand des Bildes konnte man die Tür erkennen, die durch eine große Glaswand ersetzt worden war. Dahinter wuselten drei bis vier in weiße Kittel gekleidete Männer und schrieben eifrig auf kleinen Notizblöcken. Die Gestalt auf dem Bett schien mit den Ärzten zu reden, denn wie auf Kommando drehten alle ihren Kopf zum Fenster.

"Ich kann überhaupt nix hören!" maulte Kay, "Und wer ist das?"

Jack grinste und summte leise vor sich hin. Er zog die Tastatur näher zu sich und drückte ein paar Tasten. Das Bild wurde auf die gekrümmte Gestalt auf dem Bett gezoomt. Jack arbeitete etwas an der Helligkeit und an den Kontrasten und das Bild wurde schärfer. Sydney kniff die Augen zusammen und trat einen Schritt vor. Ungläubig sah er auf den Monitor: "Das ist Raines."

Jack nickte zustimmend und mit einem zufriedenen Unterton sagte er zynisch: "Und es hat den Dreckskerl endlich erwischt!"

***

"Dieses andere Institut, hat es eigentlich eine gute Reputation? Hab ich schon mal davon gehört? Wie heißt es denn?" Sam schaltete die Zentrifuge aus und entnahm vorsichtig ein Reagenzröhrchen.

"Das Centre ist eigentlich nicht wirklich ein Institut in dem Sinne." Evalin wich den Fragen aus. "Es ist mehr eine Versuchsanstalt."

"Staatlich?"

"Nein, es arbeitet gegen Bezahlung. Dafür bezahlt es auch gut, wenn Sie Interesse haben, könnte ich ein gutes Wort für Sie einlegen?" Evalin tropfte ein paar Tropfen einer Flüssigkeit in eine kleine Versuchsreihe.

"Ich bin zur Zeit in der Tat etwas knapp bei Kasse, aber wie kann ein Privatinstitut, das noch nicht einmal für den Staat arbeitet, gute Gehälter bezahlen, ich dachte der Sektor liegt brach?" Sam sah halbherzig auf die Verfärbungen der Lösung in ihren Händen. Sie ließ sich Zeit.
"Ich wußte gar nicht, daß private Institute mit Viren der Stufe 5 experimentieren dürfen, ohne staatliche Aufsicht", dachte sie laut nach.

Dr. Costa sah von ihrer Arbeit auf. Sie überlegte kurz. Sie mußte zugeben, diese junge Frau war sehr hilfreich. Wenn sie sie für das Centre ködern könnte, würde das Projekt sicherlich etwas schneller abgeschlossen werden können. Sie sah sich um. Es war schließlich niemand hier, der etwas hören könnte. Und wenn die Kleine nicht mitspielte, nun ja, Unfälle in der Handhabung mit Viren konnten immer wieder passieren. "Es gibt Ausnahmen!" Sie sah zu Sam. "Sie bekommen viel Geld für Ihre Arbeit, da erwartet Ihr Geldgeber schon einige Gegenleistungen."

"Ich verstehe", sagte Sam.

"Dafür können Sie an allem arbeiten, das Sie interessiert. Keine Vorschriften oder Einschränkungen durch kleine, feige Bürokraten, die keine Ahnung von Wissenschaft und Fortschritt haben..." Evalin schnaufte wütend auf, als sie an ihre Forschung dachte, die durch den Staat beinahe zerstört worden wäre. "Die Beamten in Washington sind doch feige, schwachsinnige Idioten, die nicht über den Tellerrand ihrer Teetasse schauen können."

***

"Wo gehen wir eigentlich hin? Falls du es noch nicht bemerkt hast, ich bin hochschwanger!" Schon seit einer halben Ewigkeit quengelte Brigitte und taperte vor Lyle her. Dieser hatte immer noch seine Waffe auf sie gerichtet. Daß Lyle sie entführt hatte, konnte nur bedeuten, daß er etwas in der Hinterhand hatte. Seit wann wußte er von dem Projekt? Arbeitete er mit Raines zusammen oder gar für Mr. Parker? Wollten sie das Kind dem Triumvirat vorenthalten? Diese Fragen machten sie verrückt, denn egal wie sie es drehte und wendete, sie war entführt worden und das bedeutete, daß sie das Kind auf natürliche Art und Weise auf die Welt bringen würde. Und das hatte ihren Tod zur Folge. Ihre Gedanken rasten und suchten einen Ausweg, sie hatte bisher immer noch einen Ausweg gefunden.

Daß es Lyle war, konnte von Vorteil sein. Sie war ihm gegenüber immer loyal gewesen. Ein, zwei Ausnahmen bestätigten die Regel, doch davon konnte er ja nichts wissen. Und schließlich hatten sie doch eine besondere Beziehung zueinander, er konnte sie doch nicht einfach töten. Brigitte drehte sich suchend zu ihm um.

"Nicht stehenbleiben, wir sind in einer Minute da!" Lyle hob drohend seine Waffe in ihr Gesicht und verzog etwas höhnisch den Mund. Es war dunkel, und Brigitte konnte es nicht sehen.

"Für wen arbeitest du? Was weißt du überhaupt?" Brigitte stolperte über ihren dicken Bauch und fluchte. Sie konnte jetzt im Dunkeln einige Umrisse ausmachen, eine Holzhütte im Wald. Weitab von der Zivilisation, in ihrem Zustand und ohne Auto würde sie nicht fliehen können. Er hatte mal wieder an alles gedacht, er vergaß nie etwas. Brigitte begann zu zittern.

"Ich weiß genug, und die Frage sollte nicht heißen für wen, sondern mit wem ich arbeite." Sie hielten vor der Holzhütte an, und Brigitte sah ihn abwartend an, wenn er doch nur für eine Sekunde die Waffe senken würde!

Doch er tat ihr nicht den Gefallen, statt dessen warf er ihr einen Schlüssel zu und deutete zur Tür: "Aufmachen!"

Sie hatte Schwierigkeiten, das Schlüsselloch zu finden, ihre Hände zitterten zu sehr. Sobald die Tür auf war, eilte sie hinein und suchte nach einer Wärmequelle. Sie zitterte nur zum Teil, weil ihr kalt war, die größte Kälte gepaart mit Angst und einem Hauch von Panik kam von innen und würde wahrscheinlich für den jämmerlich kurzen Rest ihres Lebens in ihr vorherrschen.

"Setz dich auf die Couch und mach die Handschellen daran fest!" Sie sah sich suchend um und bemerkte eine riesige, alte Couch mit einer dicken Patchworkdecke in einer dunkleren Ecke des noch unbeleuchteten Raumes. Erleichtert ließ sie sich nieder und spürte die wohltuende Entlastung ihrer Beine. Sie suchte eine bequeme Haltung.

"Brigitte! Die Handschellen!" Er hatte sie beobachtet, keinen Moment aus den Augen gelassen. Er hatte leise die Tür hinter sich geschlossen, aber war noch nicht einen Schritt von der Tür fortgegangen. Für eine Sekunde starrte sie ihn herausfordernd an, doch dann gab sie nach. Ein leises Klicken war zu hören.

Er kam und prüfte es nach. Sie hatte es gewußt und nicht geblufft, in gewisser Weise war ihr seine Gesellschaft sogar lieber als die Ungewißheit, was mit ihr in Afrika hätte passieren können. Vielleicht noch so eine Schwangerschaft. Oder aber der langsame Tod, oder aber doch die Rettung, zu viele ODER. Hier erwartete sie nur eins und das mit der Sicherheit, die sie perverserweise mehr befriedigte als die kleine Chance in Afrika.

Schließlich hatte er sich überzeugt, daß sie wirklich festgekettet war. Er ging ruhig zum Kamin und begann ein Feuer aufzuschichten. Seine Waffe hatte er auf den Kaminsims gelegt.

"Seit wann weißt du es?" Die übertriebene Stille, das Schweigen verunsicherte sie.

"Daß du schwanger bist? Seit du es mir und Parker freudestrahlend verkündet hast." Sein Ton verriet nichts. Haß? Nein. Zuneigung und Mitleid? Nein. Eifersucht auf seinen Vater. Definitiv nein. Was war es? Was hatte Parker jun. vor?

"Dieses Balg ist meine Lebensversicherung gewesen. Der Anschlag gegen den alten Knaben ist vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Ich hasse es, schwanger zu sein. Man ist fett und ständig kriegt man diese Tritte von innen. Man schwitzt und friert von jetzt auf eben." Brigitte verzog das Gesicht vor Abscheu und deutete auf ihren Bauch. Durch das nun flackernde Feuer warfen lange Schatten Hände nach ihr aus. Unwillkürlich schauderte sie.

Sie hatte Lyle schon in mehreren Stimmungen erlebt und diese schweigsame war sicherlich nicht gut. Dieses Schweigen war tödlich. Sie versuchte, ihre Situation mit Reden aufzulockern, vielleicht konnte sie ihm was Interessantes bieten, daß er sie in ein Krankenhaus fahren würde: "Sie hatten schon das Ei befruchtet, schon seit Jahren. Doch seit die Laborratte und der Klon entkommen konnten, brauchten sie einen Nachfolger. Sie hatten sogar mit Zwillingen gerechnet." Sie schnaubte kurz in Erinnerung an Raines langes Gesicht, als er feststellte, daß es doch nur eine Eizelle war und keine weiteren Zelltrennungen erfolgten.

"Zwillinge? Wie kamen sie darauf?" endlich reagierte er, es war noch nichts verloren.

"Ich weiß nicht genau, es ist der Vater von Jarod, der Samenspender und Catherine Parker. Er sollte auch die Veranlagung für Zwillinge haben; Raines erwähnte so etwas." Was würde sie nicht alles für einen Lolli geben. " Dein Vater war sehr aufgeregt über das Baby. Er sagte, es würde eine große Bereicherung für das Centre darstellen. Seine Stellung hat sich jedenfalls seither wieder etwas gefestigt."

"Warum schickt er dich dann zum Triumvirat, wenn das Baby hier doch sicherlich noch wertvoller für ihn wäre."

Brigitte sah ihn an: "Du arbeitest also nicht auf Anweisungen vom alten Parker", stellte sie mit Genugtuung fest. Doch statt eines zerknirschten Lyles sah sie nur ein spitzbübisches Grinsen, das ihr an ihm bisher noch nie aufgefallen war.

"Ich hatte dir schon mal gesagt, daß ich nicht für, sondern mit jemandem arbeite..."

***

Die Tür schloß sich wieder leise hinter ihnen, und sie liefen vorsichtig die nächsten fünf Meter zurück in den etwas sichereren Flurschatten. Es war tief in der Nacht und die meisten Mitarbeiter waren bereits seit Stunden zu Hause. Selbst so ein Unternehmen wie das Centre hatte ruhige, leere Gänge in der Nacht. Von Zeit zu Zeit patrouillierten Wachen hier entlang, doch der nächste Rundgang war noch eine Viertelstunde entfernt.

Nachdem sie sich vergewissert hatten, daß sie unbeobachtet und alleine waren, gingen sie schnellen Schrittes weiter. Mr. Parkers Büro lag verlassen hinter ihnen, und es gab keinen Beweis für ihre Anwesenheit. Parker hatte ihre jahrelange Cleanertätigkeit genutzt, um alle Spuren verschwinden zu lassen. Und Jarod hinterließ erst keine.

Sie waren bereits in Raines Büro gewesen und hatten es gründlich in der kürzestmöglichen Zeit durchsucht. Der kleine Sack auf Jarods Rücken war gefüllt mit möglichen Beweisen und Dokumenten.

Sie kamen an einem dunklen Gang entlang, an dessen hinterem Ende ein dumpfer Lichtschein brannte. Parker zögerte kurz und sah hinein. Sie griff Jarod am Arm. "Warte!" Er sah sie fragend an.

"Laß uns zu ihm gehen. Ich will es mit eigenen Augen sehen!" Sekundenlang sahen sich beide in die Augen. In ihren Augen spiegelte sich Haß und sadistische Freude wieder, gepaart mit Trauer um die verlorenen Geliebten und Mitleid mit sich selbst. Er war unsicher; die Genugtuung, Raines leiden zu sehen, war verlockend, doch die Gefahr potenzierte sich. Ihre Augen bettelte ihn fast an. >Ich will ihn zerstören, er soll leiden!< schienen ihre Augen zu sagen, aber sie hatten auch etwas Fragendes, Unsicheres.
Jarod erkannte, daß es eine gute Möglichkeit war: die Möglichkeit für Parker, mit sich ins Reine zu kommen, ein Gefühl der Rache zu bekommen, ohne Blut an ihren Händen kleben zu haben. Er grinste leicht. Was war schon ein bißchen mehr Gefahr für die Freiheit Parkers?

*

"Warten Sie draußen!" Ihre Stimme war eiskalt, sie hätte damit die Luft im Raum schneiden können. Die Sweeper zögerten nur kurz. Ein Blick in ihre blauen Augen genügte, um eine Entscheidung zu treffen. Sie gehörte zu den Befehlsgebern, ihr Vater war der Kopf des Centres. Mit ihrem Ruf und ihrem Auftreten war klar, daß sie ein heißer Anwärter auf die Thronnachfolge war. Widerspruch könnte unbequem werden. Und so verließen die Sweeper und die Ärzte lautlos den Raum.
Parker grinste selbstgefällig und wartete mit verschränkten Armen, bis alle an ihr vorbeigegangen waren. Bedächtig schloß sie die Tür hinter sich.

Parker trat vor das Panzerglas. Sie klopfte mit ihrem Handrücken kurz gegen die Scheibe. Mit leichter Verwunderung stellte sie fest, daß es aus Hartplastik bestand und nicht aus Glas. Bruchsicher. Ihr kaltes Grinsen wuchs.

Als er das dumpfe Geräusch hörte, blickte er auf. Was er sah, machte ihn nervös. Miss Parker stand auf der anderen Seite der Scheibe, und sämtliche Ärzte und Sweeper waren verschwunden, er war ihr ausgeliefert. Er haßte es, die Kontrolle zu verlieren, er haßte seine jetzige Situation. Der Haß ermöglichte ihm, wie immer eine abfällige Haltung einzunehmen.
"Miss Parker", röchelte er, "was verschafft mir die Ehre?"

"Ich wollte nur mal nachschauen, wie es Butthead so geht." Ihr Grinsen war eine Beleidigung, sie würde ihr selbstgefälliges, anmaßendes Benehmen noch bereuen, wenn diese Phase erst mal ausgestanden war. Diese Frau war einfach nicht lernfähig.

Sie malte mit ihrer Hand ein Herzchen an die Scheibe: "Ich wollte die Gunst der Stunde nutzen, Raines. Ich wollte mich revanchieren für Ihre Fürsorge, für Ihre Beteiligung an den Sternstunden meines Lebens." Wovon redete sie da? Was hatte sie vor? Unwillkürlich beschleunigte sich sein Herzschlag. Er durfte sich nicht aufregen, je schneller sein Herz schlug, desto schneller transportierte es das infizierte Blut durch seinen Körper. An dem kurzen Blick Parkers auf das EKG erkannte er, daß sie genau das vorhatte. Beschleunigung des Blutkreislaufes, Verkürzung der Zeit. Er wäre nicht so alt geworden, wenn er nicht ein paar Tricks auf Lager gehabt hätte, und er kannte die Grundprinzipien des autogenen Atmens. So schnell würde er sich nicht geschlagen geben. Er mußte ruhig bleiben.

"Es ist ziemlich kalt in diesen Räumen, habe ich mir sagen lassen. Sie sehen so aus, als wenn Sie frieren." Parker drehte sich halb um, ohne den Blick von ihm zu nehmen und schien in die Dunkelheit hinter ihr zu lauschen, schließlich nickte sie. "Gleich wird es wärmer."

Fast hätte er sich getäuscht und tatsächlich Sorge aus ihrer Stimme herausgehört. Warm.. wie warm?

"Es muß so kalt sein, damit mein Metabolismus reduziert wird...", keuchte er kraftlos und hustete heftig. Sie strengte ihn an, ihre Anwesenheit war ein einziger Kraftakt für ihn.

Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern: "Zu spät, ich hab den Regler schon hochgestellt. Na ja, für ein, zwei Stunden kann es doch ruhig ein bißchen wärmer sein, oder? Ich friere jedenfalls." Wie zum Beweis legte sie ihre Arme um sich und wiegte sich leicht: "Daß Sie meine Mutter erschossen haben, nehme ich Ihnen sogar ein bißchen übel."
Der plötzliche Themenwechsel überraschte ihn. Er hatte sich voll und ganz auf die merklich steigende Temperatur in seiner Zelle konzentriert. Diese Zelle war eigens für seine Experimente entwickelt worden, hermetisch versiegelt mit separater Klimaanlage. Man konnte innerhalb kürzester Zeit die Innentemperatur auf 40 Grad erhitzen oder auf -15 Grad Celsius abkühlen.

"Eigentlich nehme ich Ihnen sehr viel übel, Rainilein." Noch immer wiegte sich Parker hin und her, und sie redete mit ihm in einer Art Singsang. Hätte er noch Haare auf dem Kopf gehabt, würden sie sich jetzt im Nacken aufstellen. Die Luft wurde immer unerträglicher, sie war trocken und warm, er begann zu schwitzen und die Verbrennungsnarben juckten verräterisch. Er schluckte schwer.

Eine weitere Gestalt trat aus dem Dunkel hervor und blieb nur einen Schritt hinter Miss Parker stehen. Die Wärme brannte ihm in den Augen, und er kniff sie zu Schlitzen zusammen, um besser sehen zu können. Er kannte diese Gestalt, dieses Gesicht würde er selbst noch als Blinder erkennen, dessen war er sich sicher.

"Jarod!" röchelte er schwach. Eine Welle von Hitze durchflutete ihn, und die Verbrennungen röteten sich drohend. Die Flecken, die durch das Virus hervorgerufen wurden, breiteten sich sprunghaft aus und bedeckten bereits große Flächen seiner Haut.

Jarod winkte ihm fröhlich zu. Dieses unverschämte Experiment. Parker, fang ihn, er steht hinter dir. Raines deutete auf Jarod, doch Parker sah ihn nur neugierig an. Ja, hat sie ihn denn etwa noch nicht bemerkt.

"Jarod, nehmen Sie ihn fest, bringen Sie ihn zu..." Die Luft wurde ihm knapp. Schwach setzte er sich auf das einzelne Bett im Raum.

"Jarod? Fangen? Aber wieso, er ist doch sogar freiwillig mit mir hier?" Parkers Lächeln hatte sogar ihre Augen erreicht. Er mußte zugeben, sie war schön, und dieses ehrliche Lächeln machte sie noch schöner. Er hatte noch nie so ein Lächeln bei ihr gesehen.

"Übergeben... Sie ... ihn ... den Ärzten, er kann... muß... bei der Entwick...lung des Anti...virus helfen." Raines bekam einen Hustenanfall und erzitterte. Speichel floß aus seinem Mundwinkel, als er ihn abwischte, bemerkte er erste Spuren von Blut. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit, maximal 6 Stunden, bei dieser Hitze nur noch 4 oder weniger.

"Oh, das tut mir leid, das kann ich nicht tun." Parker legte den Kopf schief. Jarod trat noch den letzten Schritt an sie heran und legte seine Arme um ihre Taille. Raines sah mit offenem Mund, wie die verhaßte Laborratte seinen Kopf auf ihre Schulter legte und sie ihm zärtlich durch das Haar fuhr.

"Ich hab es immer gewußt!" keuchte er, sein Blutdruck schoß in die Höhe, als er das Bild vor sich analysierte. "Ich habe immer gewußt, daß ihr unter einer Decke steckt!" Er hob seine Stimme und stand mit zitternden Knien auf. Parker hatte ihre Augen theatralisch aufgerissen, und mit gespielter Unschuld deutete sie fragend auf sich.

"Ich hatte deinen Vater gewarnt, du bist nicht loyal!"

"Wen interessiert schon der alte Mann?" fragte sie abfällig und drehte sich in Jarods Armen. Sie drehte ihm den Rücken zu und fuhr genüßlich über Jarods Armmuskulatur.

"Du bist ein Risiko! Du warst schon immer eins! Wir werden ein Tribunal abhalten und dich bestrafen. Du verrätst das Centre! Du bist nicht loyal, das wirst du büßen!" Er war zur Scheibe gegangen und schlug mit der flachen Hand dagegen. Er war den beiden so nah, wäre die Scheibe nicht zwischen ihnen gewesen, er hätte ohne weiteres nach ihnen greifen können.

Parker würdigte ihn keines Blickes, sondern suchte Jarods Augenkontakt. Sie küßten sich mit einem tiefen, scheinbar ewig dauernden Zungenkuß, während Raines hinter der Scheibe schrie. Jarod hob die Hand und stellte den Lautsprecher ab. Nur noch das EKG deutete mit einem schrillen Piepen schnelle, unregelmäßige Herztöne an. Parker ließ sich nicht stören, sie tastete suchend nach dem Kabel und riß es mit einem kräftigen Ruck aus der Steckdose.

Es herrschte Totenstille im Raum, sie konnten ihren Atem hören. Endlich lösten sie sich wieder von einander. Jarod sah sie fragend an: "Du hattest gefragt, ob wir ihn ärgern könnten, aber du hattest nichts von einem Kuß gesagt." Seine Stimme war belegt.

Parker leckte sich die Lippen ab und starrte fast hungrig auf seine: "Das sollten wir aber öfter machen, ich komme langsam in Übung." Sie legte ihren Finger auf seine warmen Lippen. "Ich weiß nicht, warum ich das noch nicht früher probiert habe."

Im Hintergrund war das dumpfe Klopfen gegen die Scheibe zu hören.

***

"Was ist das eigentlich für ein Programm, das da im Hintergrund läuft?" Kay studierte neugierig den kleinen Bildschirm vor Jay. Dieser saß noch immer im großen Sessel und dreht sich übermütig um die eigene Achse.

"Ach, Jarod ist nur im Centre und löscht den gesamten Mainframe mit einem Virus. Das Virus wird in - ähm - ", er sah kurz auf die digitale Countdownanzeige in der linken Ecke des Monitors, "16 Minuten aktiv. Bis dahin kopieren wir noch ein letztes Backup um ganz sicher zu gehen, daß wir auch alles haben."

Sydney zog die Augenbrauen hoch: "Jarod ist im Centre?"

"Ähm ja, müßte eigentlich noch da sein. Er und diese Miss Parker waren vor kurzem jedenfalls noch in Mr. Parkers Büro." Jack zuckte die Schultern und zeigte Kay und Jay die Subroutinen des Virus. Die beiden nickten und liefen schnell aus dem Keller.

"Wo wollen die beiden denn hin?" alarmiert trat der Major einen Schritt auf die Kellertür zu und sah den beiden nach.

"In den Truck, sie wollen von da die Überwachungskameras der Technikerräume überwachen, falls das Virus zu früh gefunden wird, können sie noch rechtzeitig eingreifen." Jack gähnte auffällig. " Ich bin fürchterlich müde, ich sitze schon seit 5 Stunden hier."

Angelo faßte Jack auf die Schulter: "Angelo weitermachen!"

Jack zögerte kurz und sah seinen neugefundenen Onkel prüfend an. Als ein weiteres Gähnen Tränen in seine Augen trieb, stand er schließlich auf und deutete auf den Sessel: "Warum nicht?"

***

Sie hatten eine Weile dagesessen und ins Feuer gestarrt. Brigitte fiel nichts mehr ein, um ein Gespräch aufrechtzuerhalten. Die Stille war längst nicht mehr so unangenehm und bedrohlich, wie sie es anfangs empfunden hatte. Beinahe hatte sie sogar vergessen, weshalb sie hier war.

Beim ersten Mal ignorierte sie das leichte Ziehen in den Seiten noch. Sie schob es auf den Streß, den langen Fußweg, die Nervosität... Sie bewegte sich leicht und versuchte eine entlastende Stellung zu finden. Die Schmerzen ließen auch tatsächlich etwas nach.

Diese Schwangerschaft war eine einzige Strapaze. Brigitte verzog das Gesicht, als der Schmerz wiederkehrte. Sie atmete tief ein. Ein Kaffee oder besser ein Lutscher, was würde sie nicht alles für einen süßen Lutscher geben. Sie befeuchtete ihre Lippen und sah Lyle nach, als er in Richtung Küchenzeile verschwand. Sie seufzte leise und sah wieder ins Feuer. Es würde eine lange Nacht werden.

"Möchtest du was trinken? Tee, Kaffee, Milch?" seine tiefe Stimme klang ruhig und entspannt.

Brigitte runzelte die Stirn, er hatte sich verändert. Das war nicht der Mann ohne Skrupel, kein Mörder. Das war nicht Raines kleiner Zögling, der machtgierige Parker junior. Warum war ihr das nicht vorher aufgefallen? Er hatte sich verändert, seinem Vater würde das gar nicht gefallen. Aber vielleicht brachte sie das in einen Vorteil: "Tee ist gut."

Er werkelte leise in der Küche herum, und sie konnte den Wasserkocher sprudeln hören. Sie hatte sich wieder völlig relaxt und schloß die Augen. Plötzlich kehrte das Ziehen wieder. Diesmal war es schon stärker. Ihr Unterleib schien zusammengepreßt zu werden. Erschrocken krümmte sie sich und schnappte nach Luft.

Lyle hielt ein kleines Tablett in den Händen und sah sie fragend an. "Alles in Ordnung?" Vorsichtig stellte er das Tablett auf den kleinen Couchtisch und sah nachdenklich zum Kaminsims, wo noch immer die Waffe lag.

"Das Baby," Brigitte jammerte ängstlich, Schweißperlen standen auf ihrer Stirn und verkrampft hielt sie ihren Bauch fest. "Es kommt jetzt schon!" Sie schluchzte verzweifelt.
Es durfte nicht kommen, es mußte drin bleiben. Wenn es kam, hier in dieser Hütte, würde sie sterben. Es durfte einfach nicht sein!

"Der Termin ist doch erst nächste Woche, oder?" Lyle sah sie immer noch prüfend an. "Ich warne dich, wenn du hier etwas abziehen willst..." Er ließ den Rest offen.

Brigitte sah ihn mit schmerzerfüllten Augen an: "Bring mich bitte ins Krankenhaus. Lyle bitte, ich muß ins Krankenhaus. Ich sterbe sonst!"

"Kein Krankenhaus!" Lyle schüttelte energisch den Kopf. Er holte einen Schlüssel aus seiner Hosentasche und schloß die Armschellen auf. "Komm mit ins Schlafzimmer!"

Brigitte wimmerte und ließ sich von Lyle hochziehen. "Ein Krankenhaus, ich muß operiert werden, Lyle bitte!" Lyle schleifte sie mehr, als daß sie gingen in das Schlafzimmer. Sie legte sich auf das Bett und als Lyle sie wieder mit den Armschellen ans Bett fesselte, schrie sie wütend: "Lyle, du Bastard. Ich will das Balg nicht. Ich will nicht!" Sie rüttelte mit aller Kraft an den Fesseln.

Lyle stand regungslos am Bett, mit den Händen in der Hosentasche und sah auf sie herunter. "Laß das, du tust dir weh. Und das Balg, das du da kriegst ist mein Bruder oder meine Schwester, paß auf, was du da sagst!"

Sie hörten die Tür im Nebenzimmer aufgehen. Brigitte erstarrte und überlegte, ob sie um Hilfe rufen sollte. Lyle schien sich anfangs auch zu versteifen, doch nach einer Sekunde entspannte er sich wieder. Er ging zur Schlafzimmertür und sah sich nur kurz um: "Dein Arzt ist jetzt da. Schone deine Kräfte, du wirst sie brauchen."

Er ließ sie allein zurück. Sie warf ihren Kopf wütend gegen das Kissen.

***

"Dieses Virus ist synthetisch", stellte Sam nach einem Blick ins Mikroskop fest. "Hat dieser Raines es entwickelt?"

Evalin Costa stellte sich gerade hin und unterdrückte den Drang, sich den Helm vom Anzug zu nehmen und wieder richtig durchzuatmen: "Ich war die leitende Forscherin bei dem Projekt."

Sam sah sie anerkennend an: "Es ist wunderschön. Effizient und schnell. Der kleine, unsichtbare Tod. Ein Meisterwerk."

Dr. Costa streckte sich stolz: "Danke schön."

"Wie viele Versuchsreihen waren nötig, um diese Mutation hervorzubringen?"

"Fünf á 15 Versuchsobjekte."

"Wir können nicht garantieren, daß das Gegenmittel bei Menschen wirkt." Sam trommelte leicht mit ihrer Hand auf den Kühlschrank, an dem sie lehnte.

"Es wirkt, da können Sie sich sicher sein!"

"Sie haben es an Menschen probiert?" Sam hob eine Augenbraue hoch, doch Evalin sah es nicht.

"Natürlich, dafür war es doch gedacht! Es bringt mir nichts, ein Virus für Ratten zu entwickeln, wenn Menschen dagegen immun sind!"

"Ab welcher Versuchsreihe haben Sie an Menschen experimentiert?" Sam schluckte ihren Haß herunter und versuchte, ihre Frage kalt und distanziert klingen zu lassen, so daß Dr. Costa die Frage nur als wissenschaftliches Interesse deuten würde. In der letzten Stunde hatte sie sie schon soweit überzeugen können, um ihre "Pretendgestalt" vorzustellen: Wissenschaftlich interessiert, zerstreut, gedankenlos und ehrgeizig; die ältere Wissenschaftlerin verehrend und auch Unregelmäßigkeiten in Kauf nehmend, um mit dem Lieblingsgebiet der Virologie im Vollkontakt zu sein.

"Ab der dritten." Dr. Costa deutete zum Kühlschrank. "Die Zeit ist abgelaufen, wir können es rausholen!"

Sam nickte und öffnete den Kühlschrank. Vorsichtig holte sie einen Reagenzhalter mit 20 gefüllten Röhrchen heraus. "Wir können mit der Synthetisierung des Gegenmittels anfangen."

***

"Ihr kommt spät." Bobby lehnte sich an den Türrahmen und sah die Neuankömmlinge an. Parker schüttelte sich imaginären Staub vom Mantel und kicherte leicht. Bobby entging nicht, wie sich Jarod versteifte, als er Bobbys Stimme hörte, doch er ignorierte es. Auch die roten Wangen seiner Schwester registrierte er. Er grinste leicht. Sie haben es getan! Er hatte sich schon gewundert, warum es so lange gedauert hatte.

Parker sah ihm in die Augen und als ob sie ahnte, was er dachte, errötete sie noch mehr. Sie holte tief Luft und wedelte sich Luft zu: "Hier ist es aber warm drin!" Bobby lächelte noch immer.

"Was grinst du so dämlich, häh?" Herausfordernd trat sie einen Schritt auf ihn zu. Ohne das Lächeln abzusetzen, deutete er mit einem Kopfnicken zum Schlafzimmer: "Ihre Wehen haben gerade begonnen!"

"Wessen was?" Parker schielte neugierig zur geschlossenen Tür.

"Brigitte. Ihre Wehen haben vor ca. einer Viertelstunde begonnen. Sie schiebt Panik." Bobby ließ sich auf den Sessel fallen. "Und, hast du mein Memo bekommen?"

***

"Sie fragen, wie lange ihr noch braucht. Sie hatten ein kleines technisches Problem mit der Klimaanlage, und sein Zustand hat sich drastisch verschlechtert." Die blecherne Stimme von Billy ertönte im Labor.

"Zwei Stunden, wenn nicht noch länger", meinte Sam ohne hochzublicken.

"Es muß auch noch transportiert werden! Mit dem Hubschrauber brauchen wir mindestens 90 Minuten um hinzukommen. Die Ärzte geben ihm noch maximal 3 Stunden. Ihr müßt schneller sein!"

Evalin nickte leicht: "Wir tun unser bestes."

Ihr entging der kritische Blick Sams. Leise murmelte die: "Na ja, fast jedenfalls."

"Was haben Sie gesagt?"

"Ich sagte, das schaffen wir niemals." Sie ließ einen theatralischen Seufzer entweichen.

"Wir sind gut, und wir sind zu zweit, wir müssen nur noch etwas schneller werden."

***

"Du bist also draußen", stellte er mit ruhiger Stimme fest. Er hatte seine Arme hinterm Kopf verschränkt und sah seine Schwester an.

"Raines hat uns gesehen, vielleicht, wenn man ihn lange genug brüten läßt, kann er nicht mehr reden. Aber sicherheitshalber - ja, ich bin draußen!" Parker hörte dem Klang ihrer Stimme verwundert nach. Sie war draußen, sie war frei. Wirklich frei. Sie hätte gerne noch einmal dem leidenden Raines in die Augen gesehen, oder ihrem Vater ins Gesicht gespuckt. Sie korrigierte sich, sie war nicht frei, sie war jetzt auf der anderen Seite. Sie war jetzt Gejagte, sie war das Wild, wie vorher Jarod das Wild gewesen war. An Jarods Seite. Sie dachte an den Kuß. Kein übler Gedanke eigentlich.

"Heißt das, ich muß euch jetzt beide alleine jagen?" Bobbys Stimme hatte ein trockenes Lachen.

Parker grinste: "Tja, sieht so aus, als wenn du endlich am Ziel deiner Träume wärst."

"Na ja, ich weiß nicht, meine Ziele haben sich in der letzten Zeit stark geändert. Ich glaube nicht, daß das Centre zur Zeit eine große Rolle in meinen Träumen spielt."

In dem Moment war ein wütender Schrei zu hören: "Lyle, du Idiot, ich sterbe hier drinnen! Ich brauche Hilfe!"

Bobby sah Parker grinsend an: "Schwiegermama zeigt sich heute nicht grad von der besten Seite, findest du nicht?" Parker konnte sich ein sadistisches Grinsen auch nicht verkneifen.

"Heute ist ein wundervoller Tag, fast schon zu perfekt!" lachte sie, doch als ein weiteres Stöhnen und Wimmern aus dem Nachbarzimmer kam, seufzte sie dramatisch. Sie nahm in aller Seelenruhe ihre Teetasse und sagte: "Jarod, warst du schon mal Hebamme?" Mit einem fragenden Blick trank sie einen Schluck.

Jarod fuhr sich lachend durchs Haar: "Ihr habt Glück, heute bin ich eine." Er hatte still an der Durchreiche zur Küche gestanden und die beiden Geschwister beobachtet. Er mußte Parker recht geben, dies war nicht der Lyle, der Kyle getötet hatte, nicht der Mann, der ihm das Leben mit besonderem Vergnügen zur Hölle gemacht hatte. Dies war nicht Lyle und jetzt, als er das akzeptiert hatte, konnte er auch mit seiner Präsenz umgehen. ‚Vertrauen ist eine Stärke', hatte Samantha vor kurzem gesagt, ‚sie kann unangebracht sein, aber das Risiko muß man eingehen. Menschen können sich ändern.' Jarod grinste und schlenderte mit den Händen in den Taschen langsam zum Schlafzimmer.

***

"Wie lange noch?"

"Eine Viertelstunde ungefähr, aber wir werden nur genug Serum für einen Patienten haben!" Sam sah durch die Scheibe, die das Labor vom Vorraum trennte. Billy war die letzte Stunde nervös hin- und hergetigert und hatte in kurzen Abständen mit seinem Handy telefoniert.

"Das reicht, es ist ja auch nur einer infiziert." Er winkte ungeduldig ab und drückte auf die Remotetaste.

"Ist dieser Raines ein Freund von ihm? Es geht ihm so nahe." Sam sah Evalin fragend an.

"Ach, der hat nur Angst, Raines hat ihm den Job hier besorgt, und nachdem er schon mal einen Auftrag in Afrika nicht ordnungsgemäß abgeschlossen hatte..."

Sam grinste leicht.

***

"Es piept!" Bobby stand neben seiner Schwester in der Tür mit seinen Händen in den Taschen, er hatte sich locker an den Türpfosten gelehnt und beobachtete die inzwischen hysterisch weinende Brigitte.

"Was? Ach komm, Briddy, sei doch nicht so zimperlich, das Gejaule ist ja nicht auszuhalten!" Parker konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie hatte mehr Augen für Jarods Hände, wie sie fachmännisch Brigittes Bauch abtasteten, denn für ihre sich windende Schwiegermutter.

"Bei dir piept es, Sis!" Bobby deutete auf Parkers Hüfte.

"Sag das noch mal... oh, mein Handy!" Sie nahm ihr Telefon aus ihrem Hüftgurt - woanders hätte dieses Telefon auch nicht hingepaßt, dieser Rock war einfach zu eng, um Taschen zu haben, dachte Bobby anerkennend - und flippte es auf. Sie trat ein paar Schritte in den Wohnraum hinein und schirmte so Brigittes Wimmern im Hintergrund etwas ab.

Bobby beobachtete sie interessiert und wechselte seine Position. Langsam setzte er sich wieder auf die Couch und musterte seine Schwester.

"Was?" Parker konnte einfach nicht anders, sie zuckte entschuldigend die Schultern, als Bobby lächelnd mit dem Kopf schüttelte.

"Engelchen, wo bist du, ich versuche schon die ganze Zeit, dich zu erreichen?"

"Daddy!" Überrumpelt rutschte ihr der alte Kosename von den Lippen, ärgerlich biß sie sich auf die Zunge. Nie wieder würde sie den alten Mann so nennen.

"Schatz, wir brauchen dich hier. Raines hatte einen Unfall im Labor. Ich kann deinen Bruder nicht finden, er geht einfach nicht ans Telefon." Mr. Parker hatte die Überraschung seiner Tochter nicht bemerkt. Er redete im üblichen Tonfall mit ihr, ungeduldig wartend, daß sie kam. Sofort auf Abruf für ihn und seine Machtspielchen bereitstand. Sie hatte es so satt.

"Unfall? Raines? Ich dachte, er hat eine Grippe?" Parker versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. Bobby hob fragend die Augenbraue.

"Er hat einen Infekt, das Triumvirat ist über seine Unpäßlichkeit informiert. Es geht ihm nicht gut, er phantasiert."

Jarod kam herein und deutete mit einem Augendrehen in Richtung Schlafzimmer. Mit einer Handbewegung deutete er an seinen Hals. Bobby prustete leicht auf. Er stand wieder auf und ging an Jarod vorbei ins Schlafzimmer. "Ablösung", flüsterte er, als er auf gleicher Höhe war. Bedächtig schloß er die Tür hinter sich zu.

"Was phantasiert er denn?" fragte Parker neugierig.

Sie konnte die leise Erheiterung ihres Vaters hören, als er ihr nach kurzem Zögern antwortete: "Er behauptet, er hätte dich im Centre gesehen, wie du Jarod geküßt hast. Sie hatten ein kleines Problem mit der Klimaanlage, weißt du."

"Ich?" empörte sich Parker und lehnte sich an Jarod. "Ich soll die Laborratte geküßt haben?" Langsam fuhr sie mit ihren Fingerspitzen über sein schwarzes T-Shirt., "Was denkt dieser Kerl sich eigentlich? Da besuche ich ihn für eine Minute, und er dichtet mir eine Affäre mit Frankenstein jun. an? Das wird mir dieser Dr. Jekyll büßen, das ..." Sie glitt mit ihrer Hand immer weiter herunter. Jarod griff ihre Hand und legte sie bestimmt auf sein Herz, er grinste schelmisch und schüttelte den Kopf.

"Beruhig dich, Engelchen. Ich sagte schon, er fantasiert. Die Infektion schreitet schneller fort als ursprünglich angenommen, und er fiebert. Wir haben zwei Spezialisten in Washington, die sich derzeit um ein Gegenmittel kümmern. Ich brauche dich für etwas anderes."

Parker wurde hellhörig: "Ja?"

"Eigentlich hätte Brigitte vor einer Stunde am Owens Field Flughafen ankommen sollen. Dort wartete ein Flugzeug auf sie. Ich hatte sie persönlich zum Hubschrauber gebracht und mich von ihr verabschiedet, doch sie ist nie am Treffpunkt angekommen. Du mußt für mich rausfinden, wo sie ist."

"Flugzeug? Wo wollte sie denn in ihrem Zustand hin? Ist nicht bald ihr Geburtstermin?" In dem Moment war ein lauter Schrei aus dem Nebenzimmer zu hören. Jarod glitt leise zum "Krankenbett".

"Was war das?"

"Was? Ach, hier sind irgendwelche Assis, die sich um Schnaps streiten. Wohin wollte Brigitte denn fliegen?"

"Das ist jetzt nicht von Interesse, Engelchen. Alles, was ich von dir erwarte, ist, daß du ausfindig machst, wo der Hubschrauber geblieben ist." Die Stimme war kalt und fordernd, die gleiche Stimme seit Jahrzehnten, früher war ihre Antwort darauf ein enttäuschtes und trauriges ‚Ja Daddy, du kannst dich auf mich verlassen' gewesen. Für eine Sekunde war Stille auf beiden Seiten, schließlich fügte Mr. Parker noch mit sanfterer Stimme hinzu: "Ich mache mir wirklich Sorgen um sie, Engelchen. Denk an unsere Familie." Schauspieler, Lügner, Manipulator.

"Aber natürlich, du kannst dich auf mich verlassen, ich werde sie finden." Parker verzog angewidert ihr Gesicht.

"Ich weiß, Schatz. Melde dich, wenn du Neuigkeiten hast." Dann hatte er aufgelegt.

Parker starrte wütend auf das Telefon in ihrer Hand. "Immer macht er das, immer und immer zu!" Ein weiterer Schrei aus dem Nebenzimmer holte sie aus ihrer Erstarrung.

"Halt die Klappe, Brigitte, oder ich schieß dir ne Kugel zwischen die Augen, noch bevor du das Kind geboren hast!" schrie Parker voller Haß.

***

"Oh Mann, was für eine Nacht." Sam stöhnte leicht und massierte sich mit der rechten Hand den Nacken. Sie hatte sich den Helm unter den linken Arm geklemmt und lehnte sich müde gegen einen Tisch. Hinter ihr öffnete sich die Schleusentür, und Dr. Evalin Costa kam mit einem silbernen Koffer heraus.

Bill Waymen stürzte auf sie zu. "Der Hubschrauber ist in zwei Minuten startfertig. Bringen Sie den Impfstoff persönlich hin, Eva?"

Diese nickte und sah zu Sam. "Sie haben gute Arbeit geleistet, ich würde mich wirklich auf eine weitere Zusammenarbeit freuen."

Sam lächelte breit: "Oh, das würde Rainilein sicher gefallen." Sie hatte noch keine Anstalten gemacht, den Schutzanzug vollständig auszuziehen. Statt dessen war sie zur Tür geschlendert und versuchte, sie zu öffnen.

Evalin stutzte, Bill stand mit offenem Mund da und starrte Sam ungläubig an. Diese schien ganz unbeeindruckt und stand mit den Armen zwischen sich und der Tür geklemmt da.

"Ich meine, wir hätten schon vor drei Stunden fertig sein können, wenn Sie sich auch nur einmal meine "Dissertation" durchgelesen hätten." Sam schnaubte und kicherte beim Wort "Dissertation", in Wirklichkeit hatte sie sie drei Tage vor ihrem Besuch erst geschrieben und nicht ein Virologe hatte je eine Kopie gesehen, Julien Dean ausgenommen.

"Samantha, was redest du da?" fragte Billy verwirrt.

"Nein, ich fand, daß die Flasche von Möchtegern-Doktor mal am eigenen verbrannten Körper erleben sollte, wie sich so ein mutwillig infizierter Obdachloser gefühlt hat. Eingesperrt im Centre und von Doktoren beim Sterben beobachtet. Oh, ich spüre eine gewisse Befriedigung, daß er heute nacht sterben wird. Hoffentlich dauert es schöööööön lange." Sie rieb sich die Hände und lächelte verschmitzt.

Evalin hatte sich gefaßt und deutete Billy mit einem Kopfzeichen zu seiner Waffe: "Wer sind Sie, Samantha?"

"Oh, hat Raines Ihnen nicht von uns erzählt? Von den kleinen Intelligenzbolzen, deren Leben er so wundervoll zerstört hat? Ich bin Sam, nicht Jarod, nicht Angelo, sondern Sam. S A M, wie Sam." Evas Gedanken rasten sichtlich. Billy hatte seine Waffe inzwischen drohend auf Sam gerichtet. Eva krampfte ihre Hand zusammen, so daß die Knöchel weiß heraustraten. Plötzlich erinnerte sie sich: "Die Vorstudie, die Ausgangsdaten für den Orionvirus waren von Raines bereitgestellt worden, auf jede Seite der Aufzeichnungen war ein kleines S gemalt."

"Ah, mir kam das Ganze doch schon länger bekannt vor. Zu dumm nur, meine Studie war damals mehr darauf ausgelegt, ein Gegenmittel gegen mutierende Ebolaviren zu finden."

Sam drückte wieder auf die Türklinke. Billy grinste wieder etwas selbstsicherer und zeigte ihr seine Hand. Auf der Hand lag der Schlüssel zum Labor.

Doch anstatt daß sie Angst bekam, lächelte sie verschmitzt und lächelte leicht: "Ich weiß, Billy, ich weiß. Du bist clever!" Billy hob stolz seine Brust. Sam schüttelte leicht angewidert den Kopf. Sie drückte die Türklinke das letzte Stück herunter.

Evalin fluchte leise: "Schieß endlich, sie wird uns verraten!"

Die Tür glitt plötzlich auf, und drei uniformierte Männer mit entsicherten Waffen sprangen in den Raum. Sam kicherte: "Ja, so eine Funkeinrichtung hat schon unangenehme Folgen, nicht wahr?" Billy ließ seine Waffe langsam sinken und ließ den Kopf gegen seine Brust fallen.

Hinter den uniformierten Männern betrat Samuel Barkins den Raum. Er hielt ein Walky Talky in der Hand. "Wie konntest du nur, Billy? Dich mit so einer kalten Frau einzulassen, das ist Vaterlandsverrat!" In seinem Gesicht waren Abscheu und Wut zu lesen. "Ich brauchte das Geld." Bill versteckte sich hinter einer coolen Maskerade.

Am Türrahmen stand Julien Dean, ungläubig schüttelte er den Kopf und starrte vorwurfsvoll zu Evalin Costa. Er beobachtete, wie ein uniformierter Mann seiner ehemaligen Kollegin den Koffer bestimmt aus der Hand nahm. Sie zögerte erst, ihn loszulassen, gab aber schließlich doch nach und öffnete die fest verkrampfte Hand.

Sam stand neben dem führenden FBI-Mann, der zusammen mit Samuel Barkins erschienen war, und unterhielt sich leise mit ihm. Sie hatte noch immer ihren Schutzanzug an. Der Koffer wurde an Samuel übergeben, doch der reichte ihn gleich an den FBI-Agenten weiter.

Sam lächelte hintergründig. Sie zog sich ein paar Sachen an, die der Agent ihr offensichtlich mitgebracht hatte und setzte eine Perücke auf. Sie wechselte ihre Hornbrille mit einer mit einem zierlicheren Drahtgestell - ähnlich der Brille Dr. Costas. Außerdem setzte sie sich eine kleine Atemschutzmaske auf und zog sich Handschuhe über. Sie sprach noch ein paar kurze Worte mit dem Mann und lachte laut. Dann verabschiedete sie sich von Samuel Barkins.

Sie kam ihm entgegen, mit dem Koffer an die rechte Hand gekettet. Ungehindert ging sie an den uniformierten vorbei dem Ausgang entgegen. Julien richtete sich auf: "Sam, wo willst du mit dem Antiserum hin?"

"Ich fliege nach Blue Cove, es gibt immerhin noch einen Patienten, der hierauf wartet." Sie zwinkerte ihm zu und ging gemütlichen Schrittes in Richtung Treppenhaus. Julien sah ihr verwundert hinterher. Ihm fiel der plötzlich lebhaftere, abgehacktere Gang und das leichte Nachschleifen ihres rechten Beines nicht auf. Alles, was er sah, war das Handy, das sie in der Hand hielt, und den Koffer, den sie recht achtlos neben sich schwenkte.

***

"Und du mußtest sie jetzt also unbedingt narkotisieren, ja?" Parker verzog verstimmt ihre Mundwinkel nach unten. Jarod sah sie für eine Sekunde stillschweigend an. Er hatte eine Atemmaske über der Nase und seine Hände steckten in Gummihandschuhen. Das Skalpell in seiner rechten Hand verharrte für einen Moment in der Luft. Jarod deutete auf das Messer.

"Schon gut, schon gut, war ja nur ne Frage!" sagte Parker laut. Sie sah zu ihrem Bruder und verdrehte die Augen. "Er gönnt einem auch gar keinen Spaß." Sie wollte den Blick abwenden, aber die Neugier zwang sie schließlich doch, sich wieder der inzwischen leblosen Brigitte und Jarod zuzuwenden.

Jarod konzentrierte sich wieder auf seine Patientin. Vorsichtig setzte er zum Schnitt an. Als das scharfe Skalpell die Bauchdecke berührte, entstand eine feine, blutige Linie.

Unbewußt hielt Parker den Atem an, als Jarods Hände langsam in der nun offen klaffenden Bauchdecke versanken. Ihr Magen meldete sich mit einem dumpfen Hüpfer zu Wort. Vorsichtig holte Jarod ein kleines, blutverschmiertes Bündel aus Brigittes Bauch. Kaum schien es aus dem warmen Bauch herausgenommen, gab es einen wimmernden Schrei des Protestes von sich.

Es hing noch an einer Schnurr, die Jarod vorsichtig mit dem Skalpell abtrennte. Dabei hielt er das kleine Bündel sicher in der linken Hand.

"Könnte mir mal bitte jemand das Kleine abnehmen?" Parker und Bobby blinzelten kurz, nur langsam kamen die durch den Mundschutz gedämpften Worte zu ihnen durch. Schließlich trat Parker einen Schritt vor und nahm sich ein großes, flauschiges Handtuch.

Sie sah mit großen Augen auf das kleine Ding in Jarods Hand, das inzwischen lebhaft mit den kleinen Ärmchen auf und ab strampelte und drohend den Mund aufriß. Jarod legte das Kleine vorsichtig in Parkers Arme und wickelte es sorgsam in das warme Handtuch ein. Parker starrte staunend auf das Neugeborene, ihr entging das Schmunzeln in Jarods Augen, mit denen er sie beobachtete. Langsam ging sie zu Bobby.

Während Jarod sich wieder an Brigittes Innereien zu schaffen machte, gingen Bobby und Parker gemeinsam ins Bad.

"Ist es ein Junge oder ein Mädchen?" flüsterte Bobby ehrfürchtig, seine Hände hatte er nervös in seinen Hosentaschen verstaut.

Parker überlegte kurz: "Ich weiß es nicht, ich hab noch nicht drauf geachtet. Ich brauche warmes Wasser, um es abzuwaschen."

Er nickte und ließ warmes Wasser in das Waschbecken einlaufen. Hin und wieder ließ er seinen Blick auf seine Schwester und sein neues Geschwisterchen schweifen.

"Fertig, und was jetzt?"

Parker sah verloren auf das Bündel in ihren Armen: "Ich weiß es nicht." Panik schwang in ihrer Stimme mit, als das Bündel in ihren Armen wieder lauthals zu schreien anfing. "Sydney, ruf Sydney an, der letzte gespeicherte Anruf!" Sie hob ihre Arme und deutete mit dem Kopf zu ihrer Hüfte.

Bobby nahm das Handy und tippte etwas herum, schließlich hielt er ihr das Telefon ans Ohr.

Es klingelte.

***

"Es ist keiner zu Hause, wir kaufen nix, hier spricht Kay und Sie stören!"

"Kay? Hier ist Parker, wir brauchen dringend professionelle Hilfe!" Kay bemerkte den panischen Unterton in der Stimme ihres Gegenübers sofort, gleich nach dem nicht zu überhörenden Babygeschrei.

"Hallo Parker, da bist du hier genau richtig, ist das ein Baby, das da so weint?"

"Ja, und wie badet man Neugeborene?"

"Habt ihr Wasser?"

"Ja, natürlich!" war eine leicht schnippische Antwort, doch Kay nahm es mal nicht so genau.

"Es muß lauwarm sein, nicht zu heiß, nicht zu kalt. Und ihr braucht einen Lappen!" Sie hörte es im Hintergrund plätschern, dann hörte sie eine Männerstimme. Jarod konnte es nicht sein, der würde sich nicht so... Kay riß sich am Riemen und konzentrierte sich wieder auf das Telefon.

"Wir brauchen noch einen Lappen, einen ... Da hinten in der Kommode müßte noch ein Lappen sein." Parker flüsterte zu jemandem - ihre Stimme klang dumpf, als wenn das Telefon weit weg wäre. "Nein, ich werde nicht nach Jarod rufen, der lacht sich noch halb tot, nur weil wir nicht wissen, wie man mit einem Baby umgeht." Dann knackte es in der Leitung. "Okay, wir haben Lappen und lauwarmes Wasser, was jetzt?"

"Jetzt steckt ihr das Baby ins Waschbecken und haltet vorsichtig den Kopf hoch. Dann wascht ihr es mit dem Lappen, ganz einfach."

"Wir machen auch nichts kaputt?" kam die unsichere Frage.

"Nein, nur vorsichtig am Kopf und bei der Nabelschnur..."

Sie hörte es leise plätschern, Parker grummelte leise vor sich hin: " Gott, muß es denn so schreien? Ich tu dir ja nichts. Oh..."

Kay hatte sich in den letzten Sekunden ein Grinsen nicht verkneifen können, doch bei Parkers überraschtem Ausruf wurde sie sofort ernst: "Was ist los? Wieso oh-st du ?"

"Es ist ein Mädchen..."

***

Als er auf die Auffahrt zum Centre fuhr, konnte er einen Hubschrauber über dem großen Centre-Komplex ausmachen. Bobby parkte sein Auto an seinem Platz und eilte zu seinem Büro. Er wollte Raines noch einmal besuchen, bevor dieser starb. Er wollte den Peiniger seiner Jugend leiden sehen.

Die Gänge waren für diese Uhrzeit ungewöhnlich geschäftig. Ein Sweeper nickte ihm kurz zu, bevor er in einem der Fahrstühle verschwand.

--

"Bitte kommen Sie hier entlang, Frau Doktor!" Ein in einen weißen Kittel gekleideter Techniker führte sie durch die grauen Gänge. Sie hatte sich geweigert, ihm den großen Koffer mit dem Gegenmittel zu übergeben, sie wollte ihn live und in Farbe sehen, wenn er sie erkannte. Sam konnte sich ein leichtes zynisches Grinsen nicht verkneifen.

"Mr. Lyle." Der Techniker erzitterte, als er den jungen Mann aus dem Fahrstuhl treten sah. "Mr. Lyle, das ist Dr. Evalin Costa aus Washington, sie hat das Medikament für Mr. Raines bei sich."

Bobby nickte nur kurz und ging mit schnellem Schritt an ihnen vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Erst an einer Verbindungstür blieb er stehen und sah nachdenklich zu den beiden. Er sah ihr eine Sekunde in die Augen und verharrte. "Es stört Sie doch nicht, wenn ich Sie begleite, oder? Ich war auch grad auf dem Weg zu Raines." Galant hielt er die Tür auf und verbeugte sich leicht. Sein Blick blieb auf Sam haften, und ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit.

Sams Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen, doch sie sagte nichts.

"Nein, natürlich nicht." Der Techniker erhöhte unwillkürlich sein Schrittempo.

Als sie den Raum betraten, kamen drei weitere Techniker in unhandlichen Schutzanzügen auf sie zu. Sam hob eine Hand und ging zu einem Tisch: "Wie ist sein Zustand?" Bedächtig suchte sie in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel für den Transportkoffer.

"Sehr instabil, es handelt sich um Minuten. Die letzte Phase der Infektion ist schon seit einer Viertelstunde eingetreten. Seine Wunden öffnen sich, er spuckt Blut. Der Blutverlust ist die größte Sorge, die wir zur Zeit haben."

"Ist das so? Wie interessant." Sam trat an die Trennwand heran und betrachtete Raines aufmerksam. Sie stand neben Bobby, der mit einem sehr zufriedenen Gesicht auf die zusammengekrümmte Gestalt auf der Liege sah.

Raines rote Flecken hatten nun bereits fast 90 Prozent seines Körpers überzogen; wie die Ärzte sie schon informiert hatten, blutete er aus verschiedenen offenen Wunden. Er hustete schwach, und ein Blick auf das EKG zeigte unregelmäßig aussetzende Herztöne an. Sam konnte sich ein Seufzen nicht verkneifen. "Wie schön!"

Bobby sah sie warnend an.

Der Arzt war neben sie getreten, und wollte sie fragen, ob sie die Injektion geben wollte und starrte sie entsetzt an. "Wie bitte?"

"Er leidet so schön. Huhu, Rainilein - hast du mich vermißt?" Sam hatte den Mundschutz abgenommen und winkte dem Kranken zu, der sich mühsam aufgerichtet hatte und in ihre Richtung blickte.

Bobby legte seine Hand auf ihre Schulter: "Willkommen zu Hause, Samantha. Mr. Raines wird sich freuen, daß du wieder zurückgekommen bist." Er hatte seine Lyleposition wieder eingenommen.

Die Ärzte konzentrierten sich wieder auf ihre Aufgaben und traten in eine kleine Luftschleuse. Zischend ging die Tür hinter ihnen zu. Für eine kurze Sekunde hörte man wie Desinfektionsmittel in die kleine Kabine zwischen Beobachtungsraum und Krankenzimmer gepumpt wurde. Dann fiel der Strom aus und alles war stumm.

Aufgeregte Stimmen kamen gedämpft aus der Desinfektionskammer. Wegen des Stromausfalles konnten die Türen nicht mehr geöffnet werden - weder die eine zu Raines, noch die andere, zurück zu Sam und Bobby.

Sam klatschte begeistert in die Hände und kicherte. Bobbys Hand verließ ihre Schulter nicht, er trat noch einen Schritt dichter an sie heran. Nach einer endlosen Minute ging das Licht wieder an. Die Notstromversorgung war angesprungen und versorgte sie mit rotem Licht und Sauerstoff. Die Türen waren immer noch verriegelt.

Raines zog sich mit letzter Kraft zum Ende seiner Liege und sah verzweifelt auf die Ärzte mit dem Antiserum, die in der Kammer eingesperrt waren. Eine letzte Wutwelle schäumte in ihm auf. Er deutete zu Sam und Lyle: "Sie soll die Tür aufmachen! Sie soll endlich die verdammte Tür aufmachen!"

Sam schüttelte leicht den Kopf und zuckte mit den Schultern. Sie zitterte vor Lachen und winkte Raines zu.

Gebrochen fiel Raines zusammen, er schnappte hilflos nach Luft, doch trotz der künstlichen Sauerstoffzufuhr konnte er nicht mehr atmen. Ein schneidender Schmerz in seiner Brust übertönte die vielen anderen Schmerzen: seine brennend heiße Haut, seine nun blinden Augen, seine sich verkrampfenden Hände.

"Was ist denn hier los?" Mr. Parker betrat den Raum, in dem alle Aufmerksamkeit beim sterbenden Raines war. Einige Techniker schraken aus ihrer Lethargie auf und versuchten erneut, die Sicherheitstüren der Desinfektionskammer zu öffnen.

"Ist das nicht offensichtlich, Parkerlein? Dein treuer Igor stirbt einen qualvollen Tod, so einen, wie ich ihn auch dir wünsche!" Sam lächelte ihn mit einem großen, offenen Lächeln an, das so gar nicht zu ihren Worten paßte.

"Sam hat sich ins Centre eingeschleust und wollte das Antiserum für Raines vernichten, ich habe sie noch rechtzeitig davon abhalten können." Bobbys Stimme war perfekt. Eine perfekte Imitation von Lyle.

Raines brach nun vollkommen zusammen, er war von der Liege gefallen und lag in einer kleinen Blutlache auf dem Boden. Er hatte sich einige Meßdrähte aus dem Arm gerissen.

Sam legte andächtig ihre Hände an die Scheibe und lehnte sich mit der Stirn dagegen: "Uh, nur noch ein paar Minuten..."

Mr. Parker verzog sein Gesicht angeekelt und wandte seine Aufmerksamkeit wieder Lyle zu: "Bring sie in ihre Zelle, wir werden später entscheiden, was wir mit ihr machen. Wo warst du, ich hatte versucht, dich anzurufen."

"Bei einer Freundin - man hat ja schließlich noch ein Privatleben." Bobby bemerkte den kalten, wütenden Blick von Sam. Doch genauso schnell, wie sie sich zu ihm umgedreht hatte, hatte sie sich auch wieder Raines zugewandt. Irritiert versuchte er, sich wieder auf seinen Vater zu konzentrieren. Doch der blickte ebenfalls auf Raines.

"Gleich, gleich, jaaaa, gleich!"

Raines hob noch ein letztes Mal seinen Arm in Richtung der Scheibe. Er hustete stark und spuckte Blut. Er blickte haßerfüllt zu Sam. Seine Augen waren voller Blut. Er faßte sich schmerzerfüllt an den Magen. Wütend schrie er ein letztes Mal auf, dann fiel er leblos in sich zusammen.

Sam murmelte abfällig: "Wie dramatisch." Sah aber gespannt auf den EKG-Monitor. Es piepte noch zweimal, schließlich erschien ein hoher, durchgehender Signalton und eine Linie erschien auf dem Monitor.

"Bingo!" Sam umarmte Bobby und puffte Mr. Parker in die Seite. "Endlich hat die Flasche es eingesehen! Können wir jetzt feiern gehen?"

Bobby verzog keine Miene, er hielt immer noch ihre Schulter fest: "Wir gehen jetzt zu deiner Zelle, Samantha. Gerade jetzt brauchen wir einen Pretender wie dich."

Mr. Parker nickte benommen, konnte seinen Blick aber nicht vom toten Raines wenden: "Ich möchte dich danach noch sprechen, Lyle."

Bobby nickte kurz: "Vater."

***

"Hey, gib mir auch ein Glas Sekt." Jack drängte sich zu Kay und hielt seine Hand erwartungsvoll hin. "Schließlich gibt es nicht alle Tage so was zu feiern."

Es hatten sich alle in der Wohnstube versammelt. Der Major und Margaret standen mit Sydney am Kamin und unterhielten sich leise. Emily und Angelo saßen auf der Couch und spielten Memory. Jay hielt bereits ein Glas Sekt in den Händen und beäugte es vorsichtig.

Vor einer halben Stunde hatten sie Jarod und Ms. Parker angerufen und von Raines dramatischem Ableben berichtet. Kay hatte sichergestellt, daß dieses Kapitel auch richtig aufgezeichnet worden war. Jarod hatte allen gesagt, daß er sich sobald wie möglich mit Parker und dem Baby auf den Weg nach Kanada machen wollte.

Sie hatten Brigitte bewußtlos wie sie war zu einem Krankenhaus geschafft und sie namenlos vor die Tür gelegt. Sollte sich das Centre doch um sie kümmern. Jarod schätzte ihre Überlebenschancen auf 65 Prozent ein.

Nur von Bobby und Sam hatten sie seit dieser Zeit noch nichts gehört, aber sie waren nicht wirklich beunruhigt.

***

"Mr. Parker? Wir haben jetzt eine erste Einschätzung der Situation: Das Virus hat den Mainframe vollkommen zerstört, es wurden sämtliche Daten zerstört. Einige Außenstellen sind ebenfalls betroffen, Montana und Dakota konnten sich noch rechtzeitig vom Server trennen. Das Triumvirat hat angerufen und verlangt eine vollständige Klärung der Situation..." Mr. Parker mahlte wütend mit seinen Zähnen. Er lief zielstrebig auf sein Büro zu, verarbeitete die soeben gehörten Nachrichten im Gehen.

Diesmal war Jarod wirklich zu weit gegangen, niemand legte sich mit einem Parker an. Zum Glück hatte er die wichtigsten Daten unabhängig vom Server auf seinem PC gespeichert, noch bevor er saß drückte er den Powerknopf an seinem PC. Ungeduldig trommelte er mit seinen Fingern auf den Marmortisch, während der Rechner hochfuhr. Eine Fehlermeldung erschien:

"Sie haben Ihren Rechner nicht ordnungsgemäß heruntergefahren, bitte klicken Sie auf OK und starten Sie den Rechner neu."

Mr. Parker schlug mit der flachen Hand auf den Tisch: "Was ist denn heute los, verdammt noch mal!" Er klickte auf Enter.

Mit einemmal knallte es laut und aus dem Tower des PCs stiegen Rauchschwaden und kleine Stichflammen heraus. Entsetzt prallte der Chairman des Centres zurück und betrachtete für eine Sekunde ungläubig seinen Arbeitsplatz. Sein Atem hatte sich in der letzten halben Stunde stark beschleunigt und er griff keuchend, mit hochrotem Kopf zum Telefon.

"Mr. Parker?"

"Verbinden Sie mich mit meinem Sohn!"

"Mister Lyle hat vor fünf Minuten das Gebäude mit einer jungen Frau verlassen, soll ich versuchen, ihn über Mobilfunk zu erreichen?"

***

"Da wo du bist, ist Chaos!" Bobby lenkte den Wagen ruhig und sah auf die Fahrbahn.

"Ich nehme das jetzt mal als Kompliment." Sam hatte es sich auf dem Beifahrersitz bequem gemacht und die Füße auf das Armaturenbrett gelegt.

Für ein paar Minuten war es wieder ruhig im Wagen. Dann setzte sich Sam auf und schubste Bobby am Oberarm: "Laß mich mal fahren."

"Ich bin nicht müde."

"Ich will aber jetzt fahren!" Sam verschränkte die Arme demonstrativ vor ihrer Brust und starrte Bobby herausfordernd an.

"Na gut, wenn du unbedingt willst." Sie tauschten die Plätze.

Bobby betrachtete Sam verstohlen vom Beifahrersitz aus. Er wollte sich jedes einzelne Detail einprägen. "Du bist wunderschön", flüsterte er und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Sie lächelte und sah ihn kurz an: "Ich nehme das als Kompliment." Sie nahm seine Hand und drückte sie leicht...





So das war's, ich hoffe es hat euch gefallen. Ich werde auch weiter Miss Parker, Jarod, Sydney und den anderen treu bleiben. Ein, zwei nette Ideen hätte ich schon. Ich würde mich über das Feedback hierfür sehr freuen. Danke, daß ihr so schön geduldig wart.

Vielleicht schreib ich noch einen Epilog, aber das kommt aufs Feedback an.

(ich liebe diese Rechtschreibvorschläge von Word: kennt ihr zum Bsp. Stofftee? (stopfte) oder Muskelhirt (Muskelshirt), was macht ein Muskelhirte eigentlich, hütet der gehirnlose Muskelmänner? )

Ende









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