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Also, diesmal will ich auch mal was vorweg sagen. Nein, mir gehören Jarod und Anhang immer noch nicht, und die Figuren, die mir gehören, machen auch nur, was sie wollen.
Nein, ich wollte mich mal bei meiner Betaleserin Miss Bit bedanken: nicht nur, daß sie mich antreibt und so ungeduldig auf dem Stuhl hin- und herrutscht, bis ich das nächste Kapitel fertig habe. Äh, sie macht sich sogar die Mühe und bringt die Kapitel so schön in Form. ;o)

Und dann natürlich auch an die (wenn auch wenigen) Leute, die sich tatsächlich aufraffen und mir Feedback geben. DANKE!!!!! * schluchz * * schnief * Danke! Vielen Dank...

Und zum Schluß der vielen Dankesworte: Nicolette - deine Seite ist spitze; wenn ich mal wieder was zu lesen brauch, geh ich garantiert nicht in eine Bücherei!
(Nicolette verneigt sich artig und beisst dem Schokohasen auch das 2. Ohr ab!)





Die vergessene Akte
Teil 13
von Dara






"Hm!" Sie nagte nachdenklich an ihrer Lippe.

"Was –hm-?" Er blickte sie nervös an. "Was meinst du?"

"Hmm."

"Samantha. Was ist in der Höhle passiert?" Jarod verlor die Geduld.

"Also, ähm, gehen wir doch mal von bekannten Tatsachen aus : du bist von einer Giftschlange gebissen worden, warst kurz vorm krep...ableben und lagst auf ihrem Schoß. Soweit ist alles klar!"

Jarod nickte zustimmend und schob sich ein PEZ-Bonbon in den Mund.

"Des weiteren ist sicher: Parker hat ihr teures Seidenunterhemd zerrissen, um den Arm zu verschnüren ... Und ich war mir ziemlich sicher, daß sie geweint hatte. Als wir sie fanden, sah sie ziemlich .. wie soll ich es nett ausdrücken... wüst aus. Alles in allem würde ich sagen, ihr habt!"

Jarod überlegte noch einmal kurz und nickte dann: "Ganz meine Meinung. Jetzt stellt sich nur eine Frage." Er ließ sich Zeit für eine Kunstpause. Sam zog fragend die Augenbrauen nach oben.

"Und die wäre?"

"Was genau, von dem, was sie gesagt hat, hat sie nun auch so gemeint?" Sam sah ihn an, grinste und zuckte mit den Schultern.

Sie stand auf, klopfte ihm auf die Schulter und sagte kopfschüttelnd: "Warum seid ihr zwei eigentlich so begriffsstutzig, wenn es um euch geht?" Sie verließ das Zimmer laut kichernd.

***

Der Gang war heute längst nicht so dunkel und grau wie die letzten 10 Jahre. Er hatte eher wieder die Farbe angenommen, auf die sie sich immer gefreut hatte, die sie immer gesehen hatte, wenn sie ihn besucht hatte. Parker lächelte und schwenkte ihre Arme enthusiastisch. Ihr Lächeln verschwand auch nicht, als ein Trupp von Sweepern an ihr vorbeiging. Sie nickte freundlich zum Gruß. Sie konnte die fragenden Blicke spüren, als sie vorbei war. Es war ihr so was von egal. Ihr kam ein Lied in den Sinn, das sie vor Tagen einmal gehört hatte.

"Guten Morgen, Parker!" Sydney kam ihr im Foyer entgegen. Sie lächelte und öffnete ihre Arme.

"Ah, Sydney, wie geht es Ihnen?" Sie umarmte ihn herzlich. Nach anfänglichem Zögern erwiderte der Psychiater ihre Umarmung. Die Zuneigung zu diesem Mann durchflutete sie.

Sie schob ihn etwas von sich und sah ihm in die Augen: "Und, wollen wir einen weiteren Tag damit verplempern, Wonderboy hinterherzulaufen?" Sydney sah sie nur skeptisch an.

"Was?" Sie hakte sich bei ihm unter und ging schwungvoll in Richtung Büro. Aus den Augenwinkeln konnte sie ihren Vater und Raines auf der Brüstung sehen. Sie spürte die Verärgerung ihres Vaters. Als sie schließlich noch nach rechts sah und dort Bobby versteckt grinsen sah, wuchs ihr Lächeln in die Breite. Es wurde Zeit, ein wenig mit dem Feuer zu spielen.

***

"Du wolltest mich sprechen, Daddy?" Sie setzte sich unaufgefordert auf einen Sessel vorm Schreibtisch ihres Vaters.

"Engelchen, ich sehe, du hast heute gute Laune!"

"Oh ja, zum ersten Mal seit Wochen keine Bauchschmerzen mehr." Sie breitete ihre Arme überschwenglich aus und strahlte. Es fiel ihr nicht schwer zu lächeln, weil sie nicht einen Augenblick einen Gedanken an den alten Mann ihr gegenüber verschwendete. "Kein Magengeschwür mehr! Weg! Einfach so, liegt bestimmt an dem neuen Medikament! Aber reden wir nicht über mich! Wie geht es Brigitte und dem Baby?" Ihr Vater hatte sie geradezu angestarrt; beim Thema seiner jungen Frau schien seine Mimik zu zerbröckeln.

"Es geht ihnen gut, danke der Nachfrage. Was macht die Suche nach Jarod?"

Sie lehnte sich entspannt nach hinten und massierte demonstrativ ihren Bauch – nicht, daß sie wirklich seit Monaten Bauchschmerzen hatte, geschweige denn Medikamente dagegen nahm, aber ihr Vater wußte das ja nicht, niemand wußte das.

"Nix! Die Laborratte scheint wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Und wenn ich schon dabei bin: von Samantha auch nichts. Ich will ja nichts sagen, aber bis jetzt hat das Centre immer dann die besten Projekte verloren, wenn Raines Untersuchungen oder Simulationen eingeplant hatte." Sie verdrehte genervt die Augen.

"Das ist dem Triumvirat bereits bekannt und wird genauestens untersucht, Schätzchen."

"Wolltest du sonst noch etwas?" Sie stand auf und ging zur Tür : "Ich hab’s etwas eilig, ich bin mit Sydney zum Essen verabredet."

"Wir sehen uns, Engelchen!"

"Sicher!" Sie ging, ohne sich noch einmal umzusehen.

***

"W-Was gibt es denn eigentlich zu feiern?" Broots schluckte nervös.

"Meine Freiheit, Broots, meine Freiheit!" Parker summte das Lied, das sie schon den ganzen Tag verfolgte.

"Sie verlassen das Centre?" In Broots Stimme war eine Mischung aus Panik, Bewunderung und Bedauern zu hören.

"Natürlich nicht, Broots, seien Sie doch realistisch. Nein, ich will einfach nur mit Ihnen und Sydney hier sitzen, was Anständiges essen und abschalten. Das allein ist schon Freiheit für mich." Ihre Hochstimmung war etwas verflogen nach dem Gespräch mit ihrem Vater, und ihre Ungeduld kehrte zurück. Sydney lächelte sein geheimnisvolles Lächeln und verschränkte seine Arme in Abwartposition.

***

"Was?"

"Das muß in der Familie liegen, ist wahrscheinlich ein genetischer Defekt oder so! Könnt ihr Parkers euch denn nicht einmal vernünftig am Telefon melden?" Bobby mußte schmunzeln, als Sam diese Beschwerde runterrasselte.

"Sam!"

"Richtig, hier ist Sam, die liebe, bewundernswerte, unübertreffliche Sam, und wer bitte ist am anderen Ende der Leitung?"

"Na, ich denk mal, daß ich es bin, zumal das ja wohl auch meine Nummer ist."

"Eine aufschlußreiche Antwort, Honey!" Es entstand eine Pause.

"Alles klar in Blue Cove?" Sam unterbrach die Pause als erstes.

"Alles beim Alten!" bestätigte Bobby, aber mehr bekam er beim besten Willen nicht über die Zunge.

"Joi, du bist heute aber richtig geschwätzig! Du solltest wirklich die anderen Leute zu Wort kommen lassen." Sam triefte vor Ironie; er verlor für einen Augenblick die Kontrolle über sich und lachte laut auf. In dem Moment betrat Brigitte sein Büro, sie lächelte ihn an. Er betrachtete die ehemalige Blondine mit einem abschätzigen Blick. Sie war absolut nicht sein Typ, ihn schauderte es beim Gedanken an frühere Zeiten. "Bobby, noch dran?"

"Äh, ja. Natürlich. Ich habe nur gerade Besuch bekommen. - Setz dich doch, Brigitte, ich bin hier gleich fertig !"

"Ui, wie sieht der Elefant denn aus? Steht ihr die Schwangerschaft, unserer Miss Lollipop?"

"Ich mag ja nicht so fettes Fleisch, bringen Sie mir lieber Pute."

"Wieso? Ich denke, die Pute sitzt bereits in deinem Büro?" Sam kicherte höhnisch. Bobby verkniff sich das Grinsen, aber es tat schon beinah weh. "Was will die arme Bridshitt denn von dir?"

"Ich weiß nicht, was würden Sie empfehlen?"

"Hochkantig rausschmeißen?"

"Nein, danke, ich nehme doch lieber die Flasche Weißwein!"

"Alkohol ist nicht gut fürs Kind, selbst wenn ich diese Frau nicht ausstehen kann. Es könnte ja immerhin auch...."

"Ich glaube nicht!" Er unterbrach Sam, "Ich glaube nicht, daß ich zu dem Zeitpunkt zu Hause war, das tut mir leid. Heute abend bin ich aber die ganze Zeit erreichbar."

"Ist das eine Einladung?"

"Wenn Sie es einrichten könnten?"

"Heute wird es nichts, aber bestimmt ein anderes Mal."

"Nein, ist in Ordnung. Dann also abgemacht! Ich muß Schluß machen."

"Warum denn, gerade, wo es so interessant wird?" Sam lachte lauter als beabsichtigt, ihr gefiel die Situation wirklich sehr.

"Gut, auf Wiedersehen, dann!" Bobby legte auf.

Er sah für eine Minute aus dem Fenster und versuchte, sich zu beruhigen. Er hatte den Drang zu grinsen, aber er konnte es sich im Moment nicht leisten. Brigitte machte laut seufzend auf sich aufmerksam. Er holte tief Luft und drehte sich zu ihr.

"Brigitte! Wie geht es dir?"

"Mir geht es gut. Außer, daß ich von Tag zu Tag fetter werde, mir allein schon beim Anblick von Süßigkeiten der Magen umdreht und mein Mann keine Zeit für mich hat, geht es mir bestens." Sie produzierte sich. Sie liebte die Theatralik, obwohl sie nicht wirklich begabt dafür war. Bobby beobachtete sie stumm, während sie ihn vollschwatzte. Ihre Haare waren immer noch im Bobbyschnitt, aber neuerdings war sie dunkelhaarig. Eine Anregung seines Vaters; Bobby hatte den leisen Verdacht, er versuchte, Brigitte zu einer zweiten Catherine zu machen, die Tochter war ja tabu, selbst für so einen wie Mr. Parker.

Ihm ging die ungestellte Frage von Sam im Kopf herum: War er der Vater von dem Baby? Er erinnerte sich, daß sie und Lyle – er bevorzugte die strikte Trennung zwischen seinem Ich und Lyle – auch nach Brigittes Hochzeit mit seinem Vater noch Sex gehabt hatten.

Bobby mußte Brigitte regelrecht angestarrt haben, denn plötzlich stoppte sie ihren Redeschwall und sah ihn fragend an. Sie hatte seinen Blick falsch verstanden und kam um den Schreibtisch herum.

"Meine Güte, Lyle. Du bist einfach unersättlich! Dein Vater wird noch Verdacht schöpfen!" Sie machte Andeutungen sich zu ihm runter zu knien.

"Du hast recht, wir ... wir sollten uns eine Weile zurückhalten." Bobby hielt sie davon ab, seinen Reißverschluß zu öffnen. "Ich kann es mir zur Zeit nicht leisten, mit ihm ins Gehege zu kommen." Er hoffte, daß das entschuldigende Lächeln überzeugend genug war.

Sie fixierte ihn kurz, kam aber dann zu dem Schluß, daß er recht hatte. Es war einfach zu riskant, sowohl für sie, als auch für das Projekt, das sie in sich trug. Sie lächelte kalt. Nun ja, wenn sie das hier überleben wollte, mußte sie wohl oder übel auf einige Spielchen verzichten. Wie gerne würde sie Lyle unter die Nase reiben, für was für ein wichtiges Projekt sie so wichtig war, daß man ihr Todesurteil aufgehoben hatte. Er würde sie beneiden.

Als sie endlich sein Büro verlassen hatte, eilte er in seinen Waschraum. Er spülte sich den Mund aus, zweimal. Brigitte hatte ihm zum Abschluß einen Kuß gegeben. Er schüttelte sich. Er blickte auf das Bild, das nun im Waschraum hinter der Dusche versteckt war. Samantha mit wehendem Haar. Er lächelte und zog bedächtig den Duschvorhang zu.

***

"Ich finde das einfach ungerecht!" Jack schmiß das Buch genervt in die Ecke des Zimmers und ließ sich aufs Bett fallen. Er stierte mit Inbrunst an die Zimmerdecke und fluchte: "Wir haben Margaret gefunden, oder nicht? Und das Centre hat uns nicht entdeckt!"

"Aber es hätte!" Kay legte sich neben ihren Bruder. Jay tippte ein paar letzte Zahlen in den Computer und nickte.

"Hätte! Hat aber nicht! Und ich hab Mum noch gehört, sie hat sich halb tot gelacht!"

"Wirklich?" Jay hatte sich neben seine Halbgeschwister gelegt und gemeinsam stierten sie jetzt hinauf zur kahlen Decke.

"Klar. Sie hat gesagt, daß sie das schon ziemlich stark findet, daß wir in 4 Wochen geschafft haben, was das Centre seit 30 Jahren nicht richtig auf die Reihe kriegt!"

"Also ist sie stolz auf uns!" Kay drehte sich auf den Bauch und sah von einem Bruder zum anderen.

"Trotzdem haben wir Strafarbeit!"

"Ja, aber wenn sie stolz auf uns ist, dann ist sie nicht mehr böse auf uns!"

"Warum dann die Strafarbeit?" Jay verfolgte den Flug einer Fliege.

"Na, weil wir was falsch gemacht haben! Wir waren im Keller, obwohl es verboten war. Wir haben ein Foto zu einer Wildfremden geschickt, ohne Abstimmung mit Mum oder Jarod. Falsches muß bestraft werden!" Jack schlug mit einem lauten Klatscher die Fliege tot, als sie in seiner Reichweite war.

"Blablabla."

"Nein, wirklich, wenn du willst, daß ein Welpe sauber wird, mußt du streng sein, wenn er was falsch gemacht hat. Auch wenn es noch so drollig ausgesehen hat und du eigentlich lachen willst!" Kay war stolz auf ihren Vergleich und suchte Anerkennung bei ihren Brüdern.

Doch Jay sah sie nur an: "Du vergleichst uns mit Hunden?"

"Genau, wir sind keine Hunde!"

"Schon gar keine Welpen!"

"Genau!"

Kay griff sich wütend ein Kissen und schlug nach den Jungs: "Oh, ihr seid so doof, das war doch nur ein Beispiel!" Sie traf Jack genau ins Gesicht. Der ließ sich nicht lumpen, griff sich sein eigenes Kopfkissen und warf es mit voller Wucht Kay entgegen. Diese duckte sich allerdings noch rechtzeitig. Jay, der sich aufgesetzt hatte, wurde getroffen. Kay lachte sich halb tot.

"Haha, du solltest erst mal zielen lernen!" Sie achtete nicht auf Jay, der nun das Kissen in der Hand hatte. Dieser holte Schwung, und das Kissen traf sie völlig unerwartet. Sie schrie überrascht auf. "Auch du Brutus? Nu pogadi!" Kicherte sie und eine wilde Kissenschlacht begann.

***

"Was ist das für ein Lärm?" Der Major lauschte.

"Hört sich nach einer intensiven Testreihe über die Eigenschaften von gefüllten Ruheunterlagen an." Sam sah nicht auf und sie hörte sich sehr ernst an.

"Eine Was?"

"Eine Kissenschlacht!" Sam kicherte. "Wenn ich jetzt nicht sauer auf die Kinder sein müßte, würde ich hochgehen und mitmachen." Sie grinste den älteren Mann schelmisch an. "Als Opa darf man das ja, aber ich ... ich muß hart bleiben." Sie seufzte theatralisch. Der Major lächelte und machte sich auf den Weg ins Kinderzimmer. Unterwegs traf er Jarod.

"Was ist das für ein Krach?"

"Kissenschlacht! Bewaffne dich und folge mir, Soldat!" Jarod sah seinen Vater eine Sekunde verwirrt an.

"Bewaffnen?" Der Major drückte ihm zwei Sofakissen in die Hände und zog ihn mit sich.

Als die Türklinke runtergedrückt wurde, versuchten die drei schnell die Kissen hinter ihren Rücken zu verstecken. Sie blickten mit Unschuldsaugen zur Tür. Der Major trat als erstes herein. "Solltet ihr nicht Hausaufgaben machen?"

"Ähm, das machen wir, wir, wir testen die Eigenschaften von Ruheunterlagen.. . auf ihre Strapazierfähigkeit!" Jack biß sich fast auf die Lippe als er Jays Entschuldigung hörte.

"Ja, Eure Mutter erwähnte so etwas! Sie meinte, ihr solltet auch diese hier genauer untersuchen." Er holte Schwung und warf ein kleines Kissen in Jays Richtung. Kay kreischte amüsiert und attackierte Jarod, während Jack Jay aus der Bedrängnis half.

***

"I´ve got you under my skin,
I´ve got you deep in the heart of me,
So deep in my heart you´re really a part of me;
I´ve got you under my skin,
I tried so not to give in
I said to myself, this affair never will go so well,
But why should I try to resist when, darling, I know so well
I´ve got you under my skin…”

Parker sang leise vor sich hin. Sie bewegte sich im Takt und ließ das warme Wasser an sich herunterlaufen. Sie griff sich ein Handtuch, schlang es sich um und stieg aus der Dusche. Sie löste ihre hochgebundenen Haare und bürstete sie sich. Gedankenverloren starrte sie ihr Spiegelbild an. Plötzlich lachte sie laut los. Sie lachte frei, wie sie es schon seit Jahren nicht mehr getan hatte. Sie schüttelte sich vor Lachen.

"Was ist so lustig, Schwesterherz?" Sie erschrak und verschluckte sich.

"Lyle!"

"Bobby!"

"Bobby, was machst du hier!"

"Ich wollte jemanden besuchen!"

"Und was beehrt MICH?" Er zuckte fast schüchtern die Schultern.

"Wen hätte ich sonst besuchen sollen?" Sie zog ihre Augenbraue kurz nach oben und wollte zu einer scharfen Antwort ansetzen. Dann sah sie seine Verletzlichkeit. Nicht zum ersten Mal regte sich bei ihr etwas. In den letzten Tagen hatte sie ihn sogar ein wenig gemocht. Sie konnte es nicht wirklich glauben.

"Ich zieh mir was an, warte im Wohnzimmer!" Sie scheuchte ihn aus dem Badezimmer und schloß die Tür. Sie lehnte sich auf das Waschbecken und sah zu ihrem Spiegelbild. "Ich glaube nicht, daß ich das tue!" Sie verzog das Gesicht und ging barfuß in ihr Schlafzimmer. Sie sah auf ihr Bett und traute ihren Augen nicht. Dort war eine große Schachtel mit einer dicken roten Schleife. Langsam löste sie die Schleife und öffnete die Schachtel. Es lag ein schwarzer Jogginganzug aus Samt darin. Sie zögerte kurz und zog ihn sich an. Er paßte.

"Hast du das mitgebracht?" Sie deutete auf den Anzug. Bobby sah sie fragend an, er hatte es sich auf dem Sofa mit einem Drink in der Hand bequem gemacht.

"Nein, aber sieht gut aus!"

"Danke!" Sie versteckte ihre Hände in den großen Taschen des Oberteils. "Also, was willst du?" Sie spürte einen Zettel in ihren Händen. Sie nahm ihn raus und entfaltete ihn. Sie ging zur Bar und goß sich ebenfalls einen Drink ein. Dabei drehte sie Bobby den Rücken zu und las den Brief: "Ich dachte, du könntest auch mal was Bequemes gebrauchen. SAM".

"Was meint sie denn damit, etwas Bequemes?" Sie setzte sich mit dem Drink auf einen Sessel, gegenüber von Bobby.

"Wie bitte?"

"Sam, der Anzug ist von Sam: 'ich dachte, du könntest mal etwas Bequemes gebrauchen.' Was soll das heißen?"

Er zuckte mit den Schultern: "Vielleicht glaubt sie, daß deine Kleidung nicht bequem ist?"

"Sie ist äußerst bequem und sieht gut aus!" grummelte Parker, obwohl sie zugeben mußte, daß dieser Anzug in der Tat sehr kuschelig war. Bobby zuckte wieder mit den Schultern und trank einen Schluck.

"Also, was willst du hier? Und wenn du nur noch einmal mit den Schultern zuckst, dann..." Parker belegte ihn mit einem halbherzigen Eisblick. Gerade wollte Bobby wieder mit den Schultern zucken, als er es sich doch anders überlegte.

"Ich wollte nur nicht allein sein und da dachte ich mir, knüpfst du doch mal Kontakte mit deiner Schwester. Darum hat dein alter Herr dich ja oft genug gebeten!" Er sagte es laut genug, damit die möglichen Wanzen im Haus auch ja alles mitbekamen. Parker winkte ab.

"Laß stecken, meine allabendliche Routine ist das Suchen nach Wanzen!" Sie deutete auf eine kleine, schwarze Box auf dem Abstelltisch.

"Und?"

"Sie versuchen es, ein-, zweimal im Monat, aber geben ziemlich schnell wieder auf!" Die beiden grinsten.

"Du kannst mich nicht leiden!" Das war eine Feststellung. Bobby sah Parker an. Er, also Bobby, mochte Parker. Ihm gefiel die Vorstellung, eine Schwester zu haben. Lyle hatte in ihr Konkurrenz gesehen, Gefahr, und natürlich eine schöne Frau. Bobby sah in ihr die verlorene Familie. >Sie ist Familie, mein Sohn. Ihr seid eine Familie.< Er wischte die Stimme verärgert weg. Er mußte sich unter Kontrolle kriegen, er konnte es sich nicht leisten, durchzudrehen.

"Ist was, Bobby?" Parker hatte ihr leeres Glas weggestellt und sah ihn neugierig an.

"Nein, es geht schon wieder! Du hast auf meine Frage nicht geantwortet."

"Das war keine Frage! Aber nein, ich konnte Lyle nicht ausstehen. Er manipulierte, tötete, quälte – er war ein verdammter Bastard!" Er lächelte gequält. Dann klangen die Töne in ihm nach: konnte Lyle nicht ausstehen, manipulierte, tötete, quälte, er WAR ein Bastard ... Er war...

"Und jetzt?"

"Keine Ahnung, ich hatte noch nicht soviel zu tun mit ....Bobby!" Nun war Parker an der Reihe, mit den Schultern zu zucken.

"Du glaubst, da ist ein Unterschied?"

"Ich denke schon."

"Ich bin mir nicht sicher, jedesmal, wenn ich einschlafe, denke ich: und wenn du morgen nicht wieder aufwachst, wenn er wieder die Kontrolle übernimmt. Er ist in mir, ein Teil von mir, ein verdammt großer Teil von mir." Er fuhr sich nervös durchs kurze Haar.

Parker sah ihren Bruder kurz an. Sie überlegte.

"Es gibt eine Möglichkeit zu testen, ob Lyle noch da ist!" Er sah sie fragend an. "Angelo!"

"Der würde mich lieber tot als lebendig sehen!"

"Woher willst du das wissen?" Er schwieg. Sollte er ihr wirklich erzählen, daß er manchmal Angelos Stimme hören konnte? Na gut, seit Lyle verschwunden war, war es nicht wieder vorgekommen, aber er hatte diese Stimme noch immer im Gedächtnis: "Du bist schuld, du bist böse. Ich entscheide, wer lebt oder stirbt." Angelo - Lyle hatte immer Angst vor dem Empathen gehabt. Nein, all das konnte er ihr nicht erzählen. Nicht von den Stimmen.

***

Das Telefon klingelte. Sam ging ran.

"Hallo?"

"Könnte ich bitte mit den Jungs sprechen?" Eine Frauenstimme, fest und klar.

Sam runzelte die Stirn: "Wen wollen Sie sprechen?"

"Jack oder Jay?"

"Die haben Hausarrest, die haben etwas sehr Dummes und Unüberlegtes getan!" Eine Weile war es still am anderen Ende der Leitung. "Margaret? Wollen Sie nicht lieber erst mal mit dem Major sprechen?" Sam hielt den Atem an.

"Woher wissen Sie, wer ich bin?"

"Nun ja, ich kenne meine Pappenheimer und weiß sie aus der Reserve zu locken!" Sam lachte leise, "Auch wenn sie am liebsten alles als große Überraschung geplant hätten, finden Jarod und ich es doch sicherer so. Auf diese Art und Weise können wir uns absichern, falls doch das Centre im Hintergrund ist." Wieder eine kleine Pause.

"Sie haben recht. Absichern kann man sich nie genug!"

"Nicht beim Centre!"

"Ich würde mich freuen, wenn ich mit Charles sprechen könnte!"

"Natürlich, einen Moment!"

Sam ging zur Treppe: "Major!" Sie schrie ziemlich laut. "Major kannst du mal kommen?" Sie nahm den Hörer. "Entschuldigung, Margaret, aber die waren oben mitten in einer Kissenschlacht. Er kommt gleich."

Der Major kam aus dem Kinderzimmer und stapfte die Treppe herunter. Er war immer noch völlig außer Atem.

"Na, so lange hat die Kissenschlacht doch wohl nicht gedauert?"

"Nein, aber dann kamen die lieben Kleinen auf die Idee, daß wir doch bei den Hausaufgaben helfen sollen."

Sam prustete los: "Ach du meine Güte!"

Der Major konnte sich ein Lachen auch nicht verkneifen: "So ist es! Also, warum hast du mich erlöst?"

"Oh ja, Telefon!" Sie überreichte ihm das Handy und verschwand ins Wohnzimmer. Der Major starrte kurz auf das Handy und nahm es zum Ohr: "Ja bitte?"

"Charles, bist du es wirklich?" Sein Herz schien für eine Sekunde stillzustehen.

"Marge!"









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