Der Pakt by foxee
Summary: Was wäre, wenn Jarod im Centre gefangen und in der Hand von Mr. Lyle wäre und Miss Parker NICHT in irgendeinem Krankenhaus läge... Würde sie so weitermachen wie bisher? Oder würde sie ihm helfen? Und wie weit würde sie gehen? Inspiriert durch die erste Folge der 4. Staffel
Categories: German Characters: Broots, Jarod, Lyle, Miss Parker, Mr Parker, Mr Raines, Sam, Sydney
Genres: Romance
Warnings: None
Challenges: None
Series: None
Chapters: 5 Completed: No Word count: 35857 Read: 15078 Published: 03/05/05 Updated: 03/05/05
Kapitel 1 by foxee
Rechtliche Hinweise: Die bekannten Charaktere der Fernsehserie The Pretender gehören wie jeder weiß MTM und NBC. Also dient meine kleine Geschichte keinerlei kommerziellen Zwecken, sondern dient nur der Unterhaltung... und zur Überbrückung der Wartezeit auf Neues von unserer beliebten Fernsehserie.
Spoiler: Bis zum Ende der vierten Staffel .





Der Pakt
© by Foxee

Kapitel 1








Das Center, Dellavare, 15. April
Technikerraum

Mr. Broots saß vor seinem Computer und versuchte ein verschlüsseltes Programm zu knacken. Doch irgendwie schien es ihm nicht zu gelingen. Vielleicht war er auch einfach nicht so richtig bei der Sache. Immer wieder ging ihm eine Sache durch den Kopf.

"Ich kann es nicht fassen, daß es jetzt vorbei ist... Die Jagd nach Jarod meine ich. Wir... wir haben ihn so lange gesucht... Es war schon fast zur Routine geworden... Und jetzt seit vier Wochen..."

"Was war Routine? Ihre Unfähigkeit seine Spur zu finden? Oder sein dummes Katz-und-Maus-Spiel?" fragte Miss Parker genervt von der anderen Seite des Raumes.

Broots fuhr erschrocken herum. Etwas in ihrer Stimme ließ ihm einen kalten Schauder über den Rücken jagen. "Na ja, es war doch schon mehr als ein Spiel. Ich meine, es ging ihm ja immerhin um sein Leben, oder?"

Miss Parker verschränkte die Arme vor der Brust und hob mißbilligend eine Augenbraue. "Nun werden sie nicht theatralisch, Broots. Er hat versucht, uns durch seine kindischen Streiche zu ärgern." sie durchquerte den Raum mit energischen Schritten. Hinter Broots blieb sie stehen und zischte ihm ins Ohr: "Und er hat SIE immer wieder dumm dastehen lassen."

"Das würde ich nicht so sehen." verteidigte sich der Techniker etwas kleinlaut, "Er ist immerhin ein Genie. Und trotzdem hab ich es einige Male fast geschafft, ihn einzuholen. Ich finde, ich bin während der 4 Jahre immer besser geworden." Er redete jetzt voller Begeisterung. "Und es war schon aufregend. Nicht, daß ich eigentlich gerne an einer Menschenjagd teilnehme, aber.... Die Suche... die Herausforderung... dann die ganzen Hinweise und Puzzlestückchen von ihm. Ich kam mir manchmal vor wie ein richtiger Detektiv, der..."

"Nun hören sie aber auf!" unterbrach ihn Miss Parker barsch. "Das ist doch hier kein Kindergarten, in dem man Räuber und Gendarm spielt. Seine dummen Eskapaden haben für ganz schön Aufruhr im Center gesorgt, sonst ist doch nichts dabei herausgekommen. Er hat sich einen Spaß daraus gemacht, mich zu ärgern und in Mißkredit zu bringen."

"Und was ist mit der Wahrheit über ihre Mutter? Und dem Grund für ihren Tod? Und was ist mit all den Lügen, die sie bis dahin geglaubt hatten? Und..." Broots redete richtig in Rage, doch plötzlich brach er ab aus Angst, er könnte schon zu viel gesagt haben.

Miss Parker schaute ihn ehrlich erstaunt an. Darauf fiel ihr spontan kein Gegenargument ein. Es war ja alles wahr, was er da sagte, aber... sie wollte es lieber verdrängen... nicht wahr-haben. So waren es leichter... und besser. Sagte sie sich zumindest selber.

Doch dieser kurze Augenblick, in dem sie sich das eingestand dauerte nur wenige Sekunden. Dann fing sie sich wieder, baute die eisige Mauer um sich herum auf durch die kein Gefühl und kein Mensch an sie heran kommen konnte.

Broots konnte es auch sehen, an ihren Augen. Das waren die Augen, vor denen er Angst hatte. Er schluckte und drehte sich schnell wieder zu seinem Bildschirm. Er konnte hören, wie sie sich ihm langsam von hinten näherte. ‚Warum kann ich nur mein vorlautes Mundwerk nicht halten?' schimpfte er leise in Gedanken mit sich während sich seine Nackenhaare in Erwartung des bevorstehenden Donnerwetters aufstellten. Doch er wurde vor Miss Parkers bissigen Bemerkungen bewahrt, da in diesem Augenblick jemand den Raum betrat und Miss Parkers Aufmerksamkeit auf sich zog.

"Ah, Miss Parker. Gut daß ich sie finde." stieß der Neuankömmling hektisch heraus.

"Himmel Sydney, beruhigen sie sich. Wo sollte ich denn sein? Ich soll diese Sache untersuchen und es geht ja nicht weiter, weil gewisse Computerfreaks lieber vom Räuber-und-Gendarm-Spiel philosophieren." sie machte ein kurze Pause, und obwohl Broots nicht zu ihr sah, spürte er ihren bohrenden Blick in seinem Rücken. "Warum haben sie mich denn gesucht?" wandte sie sich schließlich wieder an den älteren Mann.

"Ich wollte sie fragen, ob sie nicht etwas von Jarod gehört haben."

Miss Parker verdrehte die Augen. "Nicht sie auch noch, Syd! Nein, ich habe nichts gehört und es interessiert mich auch nicht. Der Fall ist abgeschlossen, die Akte wandert ins Archiv und alles geht wieder seinen gewohnten Gang. Was sonst?"

"Wie können sie so etwas sagen?" brauste Sydney auf. "Ich habe seit dem Tag, an dem sie ihn zurück gebracht haben, nichts mehr von ihm gehört. Ich weiß nicht, wo er ist, wie es ihm geht, oder ob er nicht schon..." Er vollendete den Satz nicht, doch Miss Parker sah den gequälten Ausdruck in seinen Augen. Doch dafür hatte sie keine Zeit. Das war das Center. So etwas wie Gefühle gab es hier nicht, besonders nicht für sie. Sydney konnte sich das vielleicht erlauben. Aber sie nicht!

"Seien sie nicht albern. Was sollte er dem Center tot schon nützen?" fragte sie kalt. Sydney zuckte bei diesen Worten zusammen. "Hören sie auf, ihn zu bemuttern. Außerdem hat er sich den Schlamassel selbst eingebrockt. Dieses ganze vor der Nase herumtanzen... dachte er vielleicht, er könnte das Center und das Triumvirat ärgern und damit ungeschoren davonkommen?

Sydney wich einen Schritt vor ihr zurück und sah sie mit weit aufgerissenen Augen an, als hätte sie sich plötzlich vor seinen Augen in ein Monster verwandelt. Er öffnete und schloß einige Male den Mund ohne daß ein Ton herauskam.

Broots beobachtete das Schauspiel vor sich schweigend. Ihm tat Sydney leid. Jarod war für ihn wie ein Sohn. Und was er vom letzten Mal, als Lyle Jarod in die Finger bekommen hatte, erfahren hatte, reichte, um ihm Alpträume zu bereiten. Wußte Miss Parker nicht, was Lyle mit Jarod anstellte? Oder wollte sie es nicht wissen? Aber er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß sie so gleichgültig war. Sie tat zwar meistens kalt und unnahbar, aber in ihrem Inneren war sie ihrer Mutter ähnlicher, als sie zugeben wollte. Doch in diesem Fall schien sie es ernst zu meinen. Oder?

"Ich... ich glaube nicht, was ich da höre!" brachte Sydney endlich heraus.

Miss Parker setzte an, um ihm zu sagen, daß er sich nicht anstellen solle, doch Sydney brachte sie mit einer energischen Handbewegung zum Schweigen. Diesmal war er es, der sie durch den kalten Ausdruck in seinen Augen überraschte.

"Entschuldigen sie, ich wußte nicht, daß ich mit einem offiziellen Vertreter des Centers rede... Aber ich wette, ihr Vater wäre sehr stolz auf sie für ihre kaltherzige Einstellung. Oh ich vergaß, er gibt ihnen ja nicht mal ein Lob, wenn sie für ihn Menschen erschießen. Arme Miss Parker, und dabei tun sie ja alles, um etwas Aufmerksamkeit von ihm zu bekommen."

Miss Parker fuhr zusammen. Auch Broots traute seinen Ohren nicht. So hatte er Sydney noch nie sprechen hören. Im Gegenteil, bei Miss Parker war er immer besonders nachgiebig und verständnisvoll gewesen. Doch die Angst ließ die aufgestauten Schmerzen und Bitterkeit entladen.

"Ich weiß nicht, ob sie es schon bemerkt haben, aber Jarod ist ein Mensch! Keine Laborratte oder ein Gegenstand über den man verfügen kann wie man will und den man einfach entsorgt, wenn er nicht mehr richtig funktioniert! Er... er bedeutet mir sehr viel. Er..." Sydney schluckte einige Male und versuchte sich zu sammeln. "Sie beide haben mir immer viel bedeutet. Ich habe sie immer als besondere Menschen angesehen. Als Menschen mit Herz, Verstand und einer ehrlichen Art. Aber jetzt sind diese zwei Menschen, die mir etwas bedeuten verschwunden. Bei dem einen muß ich um sei Leben fürchten, und ich bin nicht für ihn da, kann ihm nicht helfen.... Und die andere hat ihre Seele endgültig diesem Höllenloch verschrieben. Und wieder steh ich da und kann nur zusehen. Ich dachte, ich würde sie besser kennen. Nach allem, was wir erfahren haben, allem, was geschehen ist und..." er schüttelte traurig und resignierend den Kopf.

Miss Parker wollte wieder etwas sagen, doch Sydney drehte sich ohne ein weiteres Wort um und verließ den Raum.

Broots schaute ihm nach und warf dann einen verstohlenen Blick auf Miss Parker. Die bemerkte seine Kopfbewegung und funkelte ihn warnend an. Sie durchquerte wieder den Raum und setzte sich in einen Bürostuhl. Sie schlug die Beine übereinander und wippte nervös mit dem Fuß. Was Sydney gesagt hatte traf sie mehr, als sie bereit war zu zeigen. War sie wirklich zu einer Marionette des Centers geworden? Nein! Natürlich nicht! Sydney redete Unsinn. Wahrscheinlich machte er sich ganz unnötig verrückt. Und wer war es mal wieder schuld? Jarod!

"Ähm. Miss Parker..." meldete sich Broots kleinlaut zu Wort. Doch Miss Parker ließ ihn gar nicht ausreden.

"Das ist doch lächerlich, was Sydney da sagt. Und maßlos übertrieben. Sicher, Lyle wird Jarod vermutlich nicht gerade mit Samthandschuhen anfassen, aber..."

Nun war es Broots, der sie unterbrach. "Sie wissen doch gar nicht, was er mit ihm anstellt!"

Miss Parker schaute ihn überrascht an.

Doch Broots betrachtete es jetzt als seine Pflicht, ihr reinen Wein einzuschenken. "Sydney hat ihnen nichts gesagt, oder? Ich meine von dem ersten Mal, als Lyle Jarod gefangen hatte. Als sie angeschossen waren..."

Miss Parker zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf.

"Ich... ich meine, ich selbst habe die Bilder nicht gesehen. Aber Sydney erzählte mir, was Lyle ihm in seinem Büro vorgespielt hat. Er... er hat Jarod gefoltert... Er hat ihn mit Ketten an der Decke aufgehängt unter fließendes Wasser und hat ihm Stromschläge verpassen lassen. Immer wieder... stundenlang.... jeden Tag..." ein Schaudern lief über Broots Rücken.

Miss Parker zeigte im Gesicht keine Regung, keine Zeichen einer Anteilnahme. Doch bei der Vorstellung krampfte sich ihr Magen zusammen. Sie schollt sich selbst und versuchte, das Gefühl zu vertreiben, doch es blieb wie ein Kloß in ihrem Bauch.

"Er... er hat ihn in einen kleinen Käfig gesperrt, ihn verhöhnt und psychisch fertig gemacht bis Jarod fast den Verstand verloren hat und schreiend im Kreis gelaufen ist und gegen die Käfigwände geschlagen hat. Und Raines!! Raines hat ihm Drogen gegeben, die seinen Willen brechen sollten... Und...!"

"Es reicht Broots! Ich habe jetzt keine Zeit für ihre Geschichten." unterbrach ihn Miss Parker. Sie wollte das alles gar nicht hören. Je weniger sie darüber wußte, um so besser. So konnte sie ihr schlechtes Gewissen ruhen lassen. Und es war eh nicht gut, im Center so etwas wie ein Gewissen zu haben! Das machte sie schwach. Und ihr Vater hatte ihr immer eingebleut, daß sie stark sein müsse und keine Schwächen zeigen dürfen!! ... Plötzlich mußte sie wieder an Sydneys Worte denken.

'Verdammt noch mal, was ist denn heute mit den beiden los?' fluchte sie in Gedanken über ihre beiden Mitarbeiter.

"Miss Parker! Sie können doch nicht sagen, daß sie das alles nicht interessiert!" bohrte Broots weiter. "Jarod ist damals immerhin nur deshalb gefangen worden, weil er ihr Leben retten wollte! Er hätte mit seinem Vater und dem Jungen wegfliegen können, aber er..."

"Broots!!!" ihr Ton war jetzt absolut schneidend. "Es... interessiert... mich... nicht... was... Lyle... mit... Jarod... macht!" jedes einzelne Wort spuckte sie ihm förmlich vor die Füße.

Überrascht bemerkte sie, daß ihr Herz schneller schlug und sie auch schwerer atmete. Der Kampf in ihrem Inneren und die Vorstellung, die Broots ihr in den Kopf gesetzt hatte, wühlten sie sehr auf. Schon konnte sie wieder ihr Magengeschwür spüren... oder war es immer noch der Kloß, den sie vorhin schon gespürt hatte.

Broots war zurückgewichen und beobachtete sie vorsichtig. Speziell auch ihre rechte Hand mit der sie blitzschnell ihre Waffe ziehen konnte. Nicht, daß er befürchtete, daß sie ihn erschießen würde, aber...

Miss Parker zwang sich wieder zur Ruhe. Sie ging an Broots vorbei Richtung Ausgang. Den Türgriff in der Hand stockte sie und sagte ohne sich umzudrehen: "Ich werde meinen Vater bei Gelegenheit fragen, ob Sydney Jarod besuchen darf. Mehr kann ich nicht tun." Damit schloß sie die Tür hinter sich.







Büro von Mr. Parker, 16.April

Miss Parker betrat das Büro ihres Vaters wie immer mit einem etwas mulmigen Gefühl. Früher hatte sie sich immer gefreut, wenn er sie zu sich bestellt hatte, doch heute war das nicht mehr so. Außerdem hatte sie ein Anliegen und sie wußte, daß ihr Vater damit nicht einverstanden sein würde.

"Nein, ich weiß daß noch nicht alles so läuft wie sie sich das gedacht haben, aber.... Ja sicher versuchen wir alles um... Es gibt halt noch einige Probleme mit...." Mr. Parker saß an seinem Schreibtisch telefonierte angestrengt. Offensichtlich war sein Gesprächspartner mit etwas nicht zufrieden und Mr. Parker versuchte nun, ihn zu beschwichtigen. Zuerst bemerkte er seine Tochter nicht, doch dann winkte er sie heran und hörte gleichzeitig weiter, was die Person am anderen Ende zu sagen hatte. Und das gefiel ihm offensichtlich nicht. "Ja sicher, das weiß ich auch, aber wie sollen wir das erreichen." Schweigen. "Nein... nein natürlich nicht. Ich denke nicht, daß es nötig ist, daß sie mir erklären, wie man diese Organisation führt. Ja... Ich habe verstanden. Ich werde mich persönlich darum kümmern, daß alles so geschieht, wie sie es wünschen. Mein Sohn wird..." er schaute den Hörer verwundert an und legte ihn dann mit einem hörbaren Seufzen auf die Gabel. Offensichtlich hatte der andere mitten im Satz aufgelegt.

Miss Parker stand vor seinem Schreibtisch und schaute ihn besorgt an. Schließlich sah er zu ihr hoch und setzte sein bekanntes väterliches Lächeln auf. "Engelchen, was kann ich für dich tun?"

"Stimmt etwas nicht, Daddy?"

"Ach, das Triumvirat mal wieder. Wenn es nicht sofort so läuft, wie sie es geplant haben, dann suchen sie sich gleich einen Sündenbock." er schüttelte gleichgültig den Kopf. Dann stand er auf, ging um den Schreibtisch herum und legte seiner Tochter die Hände auf die Schulter. "Aber mach dir keine Sorgen. Ich regele alles. Einen Parker kriegt man nicht klein!"

Seine Tochter war nicht so überzeugt. "Daddy, worum geht es denn? Kann ich vielleicht helfen?"

Ihr Vater schüttelte schon während sie noch redete den Kopf. "Ach, es geht mal wieder um Jarod. Aber keine Sorge, dein Bruder weiß schon, was er zu tun hat."

Miss Parkers Magen krampfte sich zusammen, doch sie zwang sich, in ihrem Gesicht keine Regung zu zeigen.

Ihr Vater ging wieder zurück zu seinem Platz und setzte sich. "Und dieser Raines! Wenn er und seine Wundermittelchen auch nur die Hälfte von dem, was er verspricht, halten würden, dann hätten wir schon viel weniger Probleme."

Miss Parker holte kurz Luft und sammelte sich. "Daddy, vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn du Sydney zu Jarod lassen würdest. Er könnte ihn vielleicht davon überzeugen, daß es besser für ihn wäre, wenn er..."

"Das denke ich nicht." fuhr er ihr knapp ihn Wort.

Miss Parker schluckte und versuchte es erneut. "Ich denke, es wäre für beide gut. Sydney macht mich schon ganz verrückt wegen Jarod. Er will unbedingt wissen, wie es ihm geht oder ihn wenigstens einmal sehen."

"Ich werde mich nicht nach seinen Wünschen richten!" antwortete Mr. Parker schroff. "Und du solltest dich auch nicht so sehr von deinen Mitarbeitern beeinflussen lassen. Du weißt doch, nur die Familie ist wichtig! Wir müssen stark sein. Alle! Denn der Schwächste bringt die ganze Gruppe zu Fall!"

Miss Parker wollte protestieren, doch ihr Vater redete weiter. "Im Übrigen sollte Sydney aufpassen. Seine Verbindung zu Jarod wird in den oberen Reihen nicht gerne gesehen. Sie war sehr nützlich bei der Suche nach Jarod, aber nun ist sie ein Problem - ein Sicherheitsproblem. Und der gute Sydney soll sich nicht vertun! Er ist genauso austauschbar wie jeder andere Mitarbeiter des Centers."

Ein Schauer lief Miss Parker über den Rücken. "So wie ich auch?"

"Nein, du natürlich nicht, Engelchen!" der strenge Gesichtsausdruck verschwand augenblicklich aus Mr. Parkers Gesicht und das Lächeln legte sich wieder wie eine Maske darüber. "Ich sagte doch, die Familie ist das einzige was zählt!"

Er wand seine Aufmerksamkeit wieder den Akten auf seinem Schreibtisch zu. Miss Parker blieb vor seinem Tisch stehen und überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte.

Schließlich bemerkte er, daß sie sich nicht von der Stelle bewegt hatte und hob wieder den Kopf. "Ist noch was?"

Miss Parker zögerte, doch dann sah sie ihn fest an. "Daddy, nachdem Jarod jetzt wieder im Center ist, brauchst du meine Hilfe hier nicht mehr unbedingt. Du weißt doch noch, wir hatten darüber gesprochen, daß ich das Center verlassen wollte... und du hattest zugestimmt, wenn Jarod wieder da ist..."

Ihr Vater protestierte vehement. "Aber ich brauche dich hier! Was soll ich denn ohne meine Tochter machen? Du und dein Bruder, ihr seit die einzigen, denen ich hier wirklich vertrauen kann!"

Auch Miss Parker blieb stur. "Aber Daddy, du hast es versprochen! Und wofür brauchst du mich schon? Die Aufgaben, die ich hier erledige, kann auch jeder andere übernehmen."

"Ich weiß, daß du für diese Aufgaben überqualifiziert bist. Aber ich dachte, du bräuchtest vielleicht etwas Ruhe. Ich werden dafür sorgen, daß du wieder bessere Aufgaben bekommst. Die auch deinen Fähigkeiten gerecht werden."

'Und was sind das für Fähigkeiten? Menschenjagd? So wie Broots gesagt hatte...' dachte sie für sich. "Es geht doch gar nicht um die Aufgaben. Es geht darum, daß ich das Center verlassen wollte. Du erinnerst dich doch noch an unser Gespräch, oder?"

Mr. Parker legte ein mißbilligendes Gesicht auf. "Ja, ja, ich erinnere mich daran. Du warst damals schlecht drauf. Ich glaube, du wolltest mit diesem Handwerker wegfahren."

Miss Parker hatte das Gefühl, jemand schlug ihr mit der Faust in den Magen. "Thomas!" sagte sie ohne nachzudenken.

"Ja, genau. Thomas." wiederholte ihn Vater teilnahmslos. "Aber, das hat sich ja jetzt erledigt..."

Als er sah, wie seine Tochter leichenblaß wurde, fuhr er schnell fort. "Versteh' mich nicht falsch! Es ist furchtbar, was passiert ist. Aber das Leben muß weitergehen."

'So wie nach Mom's Tod?' fragte Miss Parker in Gedanken, doch sie sprach es nicht aus.

"Und wo würdest du überhaupt hingehen? Oder was willst du tun?"

'Völlig egal! Hauptsache weg von hier! Von allem!' beantwortete sie seine Frage wieder lautlos.

"Alles was du hast, ist hier! Deine Familie, deine Aufgabe. Was würdest du denn wo anders wollen?" damit schloß er seine Rede, zufrieden mit sich selbst und überzeugt davon, seine Tochter umgestimmt zu haben.

"Aber Daddy..." fing Miss Parker wieder an, doch ihr Vater schüttelte energisch den Kopf.

"Du bleibst hier und das ist mein letztes Wort!"

Damit wandte er sich wieder seinem Schreibtisch zu und ignorierte seine Tochter völlig. Die stand fassungslos da, dann drehte sie sich wie in Trance um und verließ das Zimmer. Auf dem Weg zurück in ihr eigenes Büro ließ sie sich das Gespräch noch mal durch den Kopf gehen. 'Er wird mich nie gehen lassen. Das Center wird das nicht zulassen. Sieh es ein: nichts wird sich je ändern! Ob Jarod im Center ist oder draußen herum spaziert. Alles, was er versprochen hat, war gelogen. Aber was hast du gedacht? Das ist doch wirklich nichts neues.'

Sie schwenkte von ihrem Weg ab und eilte in Richtung Damen-Toilette, da ihr auf einmal schlecht wurde. Sie schloß die Tür hinter sich und ging zum Waschbecken. Mit den Armen auf die kalte Marmorplatte gestützt ließ sie den Kopf hängen und atmete einige Male tief ein und aus. Dann hob sie den Kopf und betrachtete ihr Spiegelbild. Lange stand sie einfach nur so da und starrte ihre Reflektion im Spiegel an als könne die ihr Antworten geben auf die Fragen, die sie quälten. Doch was sie sah, half ihr wenig. Sie sah eine Frau die äußerlich tadellos aussah; die Kleidung, die Frisur, das Gesicht - alles perfekt, aufreizend und ausgelegt, um mit den Männern zu spielen und sie doch ehrfurchtsvoll auf Distanz zu halten. Doch ihre Augen waren leer, der Gesichtsausdruck müde. Sie schloß die Augen und versuchte ihre gewohnte Stärke zu mobilisieren; ließ die typische Miss Parker raus. Dann betrachtete sie sich wieder und erschrak beinahe vor sich selbst... vor dem kalten, herablassenden Blick, den ihr ihr Spiegelbild entgegen warf.

War das wirklich alles an Gefühlsregungen, zu denen sie noch fähig war? Wenn sie Miss Parker im Center war, dann war sie nur kalt. Und wenn sie ihren Schutzwall fallen ließ, dann war sie...? Ja, wer war sie eigentlich... außerhalb des Centers? Da war nichts. Nur Leere. Und Müdigkeit.

Ihr Vater hatte recht. Für sie gab es nur das Center. Etwas anderes kannte sie nicht - nicht mehr. Ein Teil von ihr war mit ihrer Mutter und mit Thomas gestorben. Dieser Teil war nun weg, unwiederbringlich. Alles, was sie noch ausmachte, was sie geprägt hatte auch als sie noch jünger war, war das Center.

Sie richtete sich auf, strich sie über das Jackett und verließ mit erhobenem Haupt den Waschraum. Für die anderen Mitarbeiter des Centers war sie Miss Parker, die Eisprinzessin. Und so wollte sie es auch. Sie würde diese Gefühlsdusselei lassen und sich auf das Wesentliche konzentrieren.

Alles blieb beim Alten, nichts würde sich hier jemals ändern. Sie beschloß das zu akzeptieren. Diese Konstanz gab schließlich auch Sicherheit.

Mit energischen Schritten ging sie zu ihrem Büro. Zwei Angestellte mit Aktenordnern wichen ihr vorsichtshalber aus, als sie an ihnen vorbei ging. Sie verkniff sich ein siegessicheres Grinsen und betrat den Raum. Es gab Arbeit, die sie erledigen mußte!





Einige Zeit später betraten Broots und Sydney ihr Büro. Miss Parker blickte auf und schaute von einem zum anderen. Sydney hatte immer noch die Sorge um Jarod ins Gesicht geschrieben und Broots schaute sie mal wieder in seiner gewohnten nervös-neugierigen Art und Weise an, die sie manchmal zur Weißglut treiben konnte. Er sah dann aus wie ein Schuljunge, der gespannt auf seine Schulnoten wartete.

Miss Parker schaute Broots überrascht an. "Nun machen sie mir eine Freude und sagen sie mir, daß sie es endlich geschafft haben an die Informationen heranzukommen."

"Nun, äh... eigentlich nicht..." druckste Broots herum. Er zögert, schielte zu Sydney rüber und starrte auf seine Füße.

Miss Parker hob überrascht die Augenbrauen und sah zu Sydney rüber.

"Nun... Miss Parker..." fing dieser an und schaute sie hoffnungsvoll an. "Broots erzählte mir, daß sie mit ihrem Vater sprechen wollten. Wegen Jarod."

"So, hat er das erzählt." ein eisiger Blick traf den gesprächigen Techniker. "Tja, ich HABE mit meinem Vater gesprochen, aber er erlaubt nicht, das jemand zu Jarod gelassen wird. Er hat noch nicht mal mir gesagt, wo er ist."

Der hoffnungsvolle Ausdruck verschwand aus Sydneys Gesicht. "Ich verstehe."

Miss Parker versuchte es mit einem beschwörenden Tonfall: "Sydney, es gibt nichts, daß sie tun könnten. Sehen sie das endlich ein."

Doch der schüttelte den Kopf. "Dann werde ich ihn eben selber suchen."

"Seien sie nicht albern! Sie bringen sich selbst nur in Gefahr! Und wo wollen sie auch anfangen, zu suchen?"

Sydney schaute ihr fest in die Augen. "Ich werde ihn finden!" Dann verließ er ihr Büro.

"Und was dann?" murmelte sie ihm hinterher.

Broots hüstelte leise und Miss Parkers schreckte auf. Irgendwie hatte sie ganz vergessen, daß ja noch jemand anderes im Raum war. "Was ist denn noch, Broots?"

"Ich mache mir ehrlich gesagt Sorgen um Sydney."

"Ich weiß, was sie meinen." gab sie zu. "Ich befürchte auch, daß er eine Dummheit machen könnte."

"Dann sollten sie ihre Mitarbeiter besser unter Kontrolle halten!" kam plötzlich eine durchdringende Stimme von der Tür her. Broots fuhr zusammen und machte gleich ein paar Schritte zurück, um näher bei Miss Parker zu stehen.

Miss Parker warf dem Neuankömmling einen eisigen Blick zu. "MEINE Mitarbeiter sind auch MEIN Problem, nicht ihres Lyle! Im Übrigen ..."

"Sie irren sich! Sie sind auch ein Problem für das Center und das betrifft dann uns alle. Speziell, wenn sie sich in Projekte einmischen, die hohe Priorität besitzen."

"Speziell, wenn ihr Hals bei diesem Projekt in der Schlinge des Triumvirats steckt?" fragte Miss Parker bissig zurück.

Lyle warf ihr ein eisiges Lächeln zu, daß jeden anderen beeindruckt hätte - nur nicht sie. "Nun, wenigstens weiß ich, wie ich meine Aufgaben erfüllen kann. Und dazu brauche ich keine 4 Jahre!"

Miss Parker schnaufte. "Sie haben sich nur eines miesen Tricks bedient um ihn zu fangen. Das war keine Intelligenzleistung. Aber wahrscheinlich braucht man einen ebenso niederträchtigen wie psychopathischen Verstand, um sich so etwas auszudenken."

"Oh, das trifft mich hart. Sind wir etwa immer noch sauer, weil ich ihn gefangen habe und nicht sie?"

Miss Parker stand auf und ging im Zimmer umher. "Ein Kind vom Center entführen lassen und den Eltern die Fotos ihrer Tochter zu schicken mit den gräßlichsten Androhungen... das ist..." sie schüttelte sich. "Alles, damit Jarods Aufmerksamkeit geweckt wird und er sich auf die Suche begibt... das ist wirklich..."

"Genial!" beendete Lyle ihren Satz, allerdings nicht ganz in ihrem Sinne, denn sie funkelte ihn wieder an.

"Widerlich war eher das Wort, was mir vorschwebte." fauchte sie.

"Na, wie auch immer sie es nennen, es hat seinen Zweck erfüllt. Und das ist schließlich das einzige, was zählt." schloß er triumphierend.

Miss Parker kochte innerlich. "War das schon alles, oder wollten sie mir sonst noch etwas mitteilen, Lyle?" sagte sie mit unterdrückter, aber durchaus hörbarer Wut.

"Nein, das war schon alles." flötete Lyle fröhlich. "Ich wollte sie nur daran erinnern ihre Mitarbeiter im Auge zu behalten. Ich wünsche noch einen schönen Tag." Er schaute auch Broots noch einmal durchdringend an, der sich unter dem Blick etwas duckte und verließ das Büro.

"Na toll. Gibt es heute vielleicht noch mehr gute Nachrichten?" sie sah Broots an, der jedoch eher dumm aus der Wäsche sah. Erst das Gespräch mit ihrem Vater und jetzt das! Das war heute echt nicht ihr Tag.

"Stimmt das? Daß das Center ein Mädchen entführt hat um es als Köder zu benutzen? Ich dachte, das sein nur ein Gerücht." murmelte Broots.

"Nein, es ist wahr. Ich habe aber auch erst davon erfahren, als Lyle Jarod bereits gefangen hatte." gab Miss Parker zu.

"Das ist ja grauenvoll. Wenn ich an die armen Eltern denke... oder an das Mädchen. Sie muß doch Todesangst gehabt haben. Wie kann er nur so etwas tun? Wie kann das Center..." Broots, der ja selber eine kleine Tochter hatte, konnte diese Ungeheuerlichkeit nicht fassen. "Aber wahrscheinlich hatte er sogar den Segen des Triumvirats!"

Miss Parker nickt nur. Sie war zwar einerseits wirklich eifersüchtig, daß ihr Bruder Erfolg gehabt hatte wo sie versagte, aber andererseits... die Art und Weise wie er sein Ziel erreicht hatte ließ Ekel in ihr aufsteigen.

"Ich... ich hab mal ein wenig rumgeforscht..." riß sie Broots plötzlich aus ihren Gedanken. "Also, ich weiß nicht genau, wo Lyle Jarod gefangen hält, aber es muß irgendwo auf Ebene 22 sein. Es gibt mehrere Hinweise, die auf SL 22 hindeuten."

Miss Parker sah ihn überrascht an. "Sie haben meinem Bruder hinterher spioniert?"

"Nur ein wenig... Ich meine, das ist ja nicht das erste mal, daß ich ein wenig in seinen schmutzigen Sachen wühle..." Broots schmunzelte über seinen Vergleich... Ja ein kleiner Detektiv steckte einfach in ihm.

Doch Miss Parker war nicht so begeistert von seinem unaufgefordertem Engagement. "Wissen sie, in welche Gefahr sie sich da bringen - und mich? Wenn Lyle das herausbekommt, dann sind wir beide in ernsten Schwierigkeiten! Er wird auf gar keinen Fall zulassen, daß ihm Jarod noch mal durch die Lappen geht!"

"Ich dachte, sie wollten über alles Bescheid wissen..." sagte der Techniker überrascht. "Aber wenn sie Angst haben, daß..."

"Ich habe vor niemandem Angst!!!" stellte Miss Parker deutlich fest. "Aber die Stimmung hier ist schon ziemlich aufgeladen. Sowohl bei meinem Vater und Lyle, als auch beim Triumvirat. Und es ist nicht gesund, sich mit denen anzulegen!"

Sie massierte genervt mit Daumen und Zeigefinger ihren Nasenrücken. "Broots, bitte tun sie nichts mehr ohne meine Anweisungen. EIN Mitarbeiter, der Schwierigkeiten macht und sein persönliches Engagement über alles andere stellt reicht völlig."

"Na schön." gab Broots nach.

"Wenn sie soviel Energie übrig haben, um Lyles Korrespondenz zu durchstöbern, warum kommen sie dann eigentlich mit ihrer Aufgabe nicht weiter?" fragte sie plötzlich und erwischte Broots damit auf dem falschen Fuß. "Oder ist es etwa DESWEGEN???"

Broots schlich sich langsam Richtung Ausgang.

"Broots!!!"

"Ich mache mich wieder an meine Arbeit." er wollte eigentlich nur schnell hier raus.

"Broots, einen Moment!"

Mist, er war schon fast an der Tür.

Doch ihr Tonfall war eher besorgt als böse. "Ich möchte, daß sie Sydney nichts von SL 22 erzählen!"

Broots drehte sich noch einmal um und nickte. Dann verließ er das Zimmer.







Miss Parkers Haus, Nacht

Der Tag war nicht anders zu Ende gegangen, als er angefangen hatte. Miss Parker hatte noch lange gearbeitet, war jedoch keinen Schritt weitergekommen. Zusätzlich mußte sie ständig über die Ereignisse der letzten Zeit grübeln. Und über ihr Leben. Ihre Vergangenheit, ihre Zukunft, und ihre Situation jetzt. Das war das schlimmste!
Sie holte sich schließlich ein Glas Wodka, um die nagende Stimme in ihrem Kopf zu betäuben. Daraus wurden schnell weitere Gläser und schließlich schaffte sie es wirklich, daß sich eine gewisse gleichgültige Stimmung in ihr ausbreitete.

Nach einiger Zeit ging sie ins Bett. Doch der erholsame Schlaf wollte sich nicht einstellen und so wälzte sie sich stundenlang herum, bis sie schließlich einschlief.

Nichts außer dem leisen Ticken der alten Uhr im Wohnzimmer war im Haus zu hören. Miss Parker liebte die Stille. Sie gab ihr das trügerische Gefühl, daß sie ganz allein war. Kein Mensch, der sie beobachtete, dokumentierte und bewertete. Doch konnte sie sich wirklich sicher sein? Selbst hier, in ihrem eigenen Haus blieb die Ungewißheit. Sie führte zwar immer wieder gründliche Suchaktionen durch, um mögliche Wanzen oder Kameras zu finden - und sie war noch nie fündig geworden - doch das Gefühl blieb. Das war die Folge, wenn man zu lange im Center arbeitete. Überall schienen Ohren und Augen zu existieren... Es sollen sogar schon Leute daran verrückt geworden sein...

Obwohl kein Geräusch zu hören war, wurde Miss Parker plötzlich wach. Sie hatte das deutlich Gefühl, das jemand in ihrem Zimmer war. Mit geschlossenen Augen wartete sie, bewegte sich nicht. Nur ihre rechte Hand schob sich unter der Decke langsam, unendlich langsam der Waffe entgegen, die sie immer unter ihrem Kopfkissen versteckte. Nichts rührte sich. Ihr Herz schlug schneller doch sie zwang sich, ruhig und gleichmäßig zu atmen. Nur keinen Hinweis geben, daß sie wach war und den Eindringling bemerkt hatte.

Schließlich war die Hand an ihrem Ziel angekommen und die Finger schlossen sich um den Griff der Waffe. Sie prüfte, ob sie richtig in der Hand lag, dann riß sie die Decke weg, sprang aus dem Bett, duckte sich und zielte in die Richtung in der sie den anderen erwartete ... und erstarrte. Ihre Augen weiteten sich und ihr Mund klappte runter.

Dort stand Jarod!! Es war zwar dunkel im Zimmer und sie konnte ihn nicht ganz genau sehen, doch das war eindeutig Jarod!! Er stand einfach da, unbeweglich, und sagte kein Wort.

"Jarod?!" Miss Parker erwachte aus ihrer Starre und stand aus ihrer geduckten Stellung auf. Die Waffe auf ihn gerichtet ging sie auf ihn zu. "Was machen sie hier? Sollten sie nicht im Center sein? Es... ähm, es ist etwas spät für einen Hausbesuch."

Er sagte kein Wort, sah sie nur an. Seine Augen erinnerten sie an den Moment, an dem sie ihn zu allererstenmal gesehen hatte: traurig... einsam... suchend... und fragend. Dieser Ausdruck in den Augen war es gewesen, der sie bei der Begegnung mit dem geklonten Jarod am meisten geschockt hatte - es war absolut der selbe gewesen.

"Was ist, hat es ihnen die Sprache verschlagen? Was machen sie hier?" sie hob die Waffe etwas höher, um ihren Worten mehr kraft zu verleihen.

Keine Antwort, keine Reaktion.

Miss Parker wurde langsam ungeduldig. Sie machte einige energische Schritte auf Jarod zu... doch irgendwie kam sie ihm dadurch kein Stück näher. Seltsam, das Zimmer war doch nicht so groß. Und er bewegte sich immer noch keinen Millimeter. Und doch blieb der Abstand zwischen ihnen gleich.

"Was geht hier vor?" Miss Parker ging schneller.

"Jarod?"

Er schaute sie nur an.

In ihr stieg eine Panik hoch, die sie sich nicht erklären konnte. Warum konnte sie ihn nicht erreichen? Die Waffe in ihrer Hand schien sie plötzlich nicht mehr zu interessieren, sie nahm sie runter und wechselte sie in ihre linke Hand. Die rechte streckte sie ihm entgegen. Er schien doch so nah zu sein, daß sie ihn erreichen konnte... Doch sie schaffte es nicht.

Er schaute überrascht auf ihre ausgestreckte Hand, dann wieder in ihre Augen. Sein Blick änderte sich etwas. Er schien einen Funken Hoffung und Freude hinein zu legen. Ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund, eigentlich nur eine Andeutung von einem Lächeln. Doch es war die erste Regung von ihm.

Langsam streckte er ihr seine rechte Hand entgegen.

Miss Parker versuchte sie zu greifen... Doch der Abstand war immer noch zu groß. Und er schrumpfte nicht, sondern schien auf einmal sogar anzuwachsen. Sie streckte sich, doch er entfernte sich weiter.

Das Lächeln verschwand, er ließ den Arm sinken, schaute sie wieder nur an. Dann drehte er sich um und ging davon.

"Jarod!!" rief sie ihm hinterher, doch er reagierte nicht. Dann verschwand er

"Jarod!!!!!"

Miss Parker schreckte auf und saß senkrecht in ihrem Bett. Sie brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, was geschehen war.

'Es war ein Traum... nur ein Traum...' dachte sie überrascht. 'Aber es war so real! Ich habe zwar häufiger Alpträume, doch keiner war bis jetzt so... so erschreckend ´wirklich´...'

Ob er etwas zu bedeuten hatte?? Aber wieso? Hatte es vielleicht etwas mit ihrer besonderen Fähigkeit zu tun... Die, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte? Nein, sicherlich nicht! Wahrscheinlich waren ihr nur mal wieder Sydneys Sorgen und Broots Bericht über Lyles ´Handhabungen´ durch den Kopf gegangen.

Sie fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht und versuchte, ihren Puls wieder zu beruhigen. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, daß es 6:15 Uhr war. Eigentlich braucht sie heute erst um 9:00 Uhr im Büro zu sein. Doch sie war zu aufgewühlt um weiter zu schlafen. Also stand sie auf und ging duschen.







Miss Parker's Büro, 17. April, früher Nachmittag

Irgendwie schien kein Sinn in all den Informationen zu liegen, die sie auswerten sollte. Diese 'allzu leichte Aufgabe', die ihr Vater ihr zugeteilt hatte, war ein verworrenes Rätsel, das immer unsinniger wurde, je mehr Broots herausbekam. Der Hacker, der den Center-Code geknackt hatte und den sie aufspüren sollte, hatte wahllos Informationen und Dateien aus der Center-Datenbank kopiert und einiges noch hinzugefügt.

'Ist das hier eine Tauschbörse?? Ich klaue ein wenig von deinen Sachen, dafür schicke ich dir einige von meinen... Was soll das?' dachte Miss Parker verwirrt und schaute sich die Liste an, die Broots ihr ausgedruckt hatte. Sie starrte auf dieses verflixte Papier wahrscheinlich schon zum dreihundertsten mal. Doch sie kam genauso wenig weiter damit wie in der vergangenen Nacht.

Wodka und Schlafmangel taten ihr übriges, um sowohl ihre Konzentrationsfähigkeit als auch ihre Laune erheblich zu beeinträchtigen. Diese 'glücklichen' Momente, wenn der Alkohol den Verstand betäubte und man nicht mehr über sich und seine Zukunft - oder auch Vergangenheit - nachdenken mußte, hatten eben ihre Nebenwirkungen.

Broots hatte die Situation gleich richtig eingeschätzt, als er sie an diesem Morgen gesehen hatte. Deshalb hatte er seinen Bericht über die weiteren Fortschritte kurz gefaßt, es war eh nicht viel neues herausgekommen, und hatte sich dann schleunigst aus dem Staub gemacht. Seitdem saß Miss Parker allein in ihrem Büro und grübelte vor sich hin. Der Kopf wurde immer schwerer und irgendwie schienen selbst die Buchstaben auf dem Papier plötzlich keinen Sinn mehr zu ergeben.

Miss Parker legte kurz den Kopf in den Nacken, schüttelte ihn danach energisch und begann, den Papierstapel zu ordnen - zum 25-zigsten Mal an diesem Tag.

'O.k. Diese drei Seiten lese ich noch durch, dann kann ich sie in die Akte legen. Und danach gönne ich mir erst mal einen starken Kaffee. Der Rest muß halt warten.' grübelte sie und machte sich wieder an die Arbeit.

Sie wußte nicht, wie lange sie dort gesessen und gelesen hatte, doch plötzlich schreckte sie hoch und sah sich hektisch im Zimmer um. Da war wieder so ein Gefühl...

'Langsam dreh ich noch durch!' schimpfte sie mit sich selbst.

Als sie sich wieder den Unterlagen zuwandte bemerkte sie wieder aus den Augenwinkeln eine Bewegung... Und dann hörte sie eine Stimme... eine Stimme aus der Vergangenheit.

"Ich kann dich nicht begreifen!"

Miss Parker schaute hoch und erschrak, als sie ein kleines Mädchen in einem weißen Kleid am anderen Ende ihres Raumes stehen sah. "Faith!" hauchte sie überrascht.

"Wie kannst du hier sitzen? Warum hilfst du ihm nicht?" fragte das kleine Mädchen weiter, den Vorwurf deutlich hörbar in der Stimme.

Miss Parker wußte genau, von wem sie sprach. Sie stöhnte hörbar. "Ohh, warum können mich denn alle nicht in Ruhe lassen? Bin ich denn sein Kindermädchen?"

"Ich dachte, wir waren Freunde... ihr wart Freunde..." bohrte Faith weiter.

"Das ist doch schon ewig her... das... Ach, was mache ich denn hier überhaupt?? Schau mich an! Ich diskutiere mit dem Geist eines toten Mädchens..." Miss Parker schüttelte den Kopf. "Wahrscheinlich bin ich reif für die Couch."

"Ihr wart Freunde!" der Tonfall wurde eine Spur energischer... eindringlicher... "Du hast ihm vertraut und er hat dir vertraut. Selbst als du nicht mehr im Center warst hat er auf dich gewartet. Hast du das alles vergessen?"

Ein weiteres genervtes Stöhnen entfuhr Miss Parker.

"Hat das alles denn keine Bedeutung mehr??" fassungslos schaute Faith sie an.

"Schau mal, das ist doch alles schon ewig her. Und die Menschen verändern sich..."

"Ist das deine Ausrede?... Wovor hast du Angst? Daß du ihn vielleicht doch nicht haßt? Das du ihn vielleicht sogar mögen könntest?"

Miss Parker schaute sie fassungslos an. Ein ungutes Gefühl stieg in ihr hoch... Das Gespräch nahm eine Wendung, die sie ganz und gar nicht mochte...

"Das..." sie schüttelte verwirrt den Kopf. "Das ist doch Unsinn! So was hat keine Bedeutung mehr..."

Faith schaute sie eindringlich an. Ihr Blick war böse und vorwurfsvoll. Langsam und bestimmt sagte sie: "Jarod stirbt!"

Miss Parker riß die Augen auf und starrte sie an. Sie schnaubte mißbilligend. "So schnell stirbt er nicht. Ich meine, warum sollten sie das riskieren? Tot ist er ihnen nicht mehr viel wert..." Plötzlich wurde ihr bewußt, daß sie genau das selbe schon zu Sydney gesagt hatte.

Faith fixierte sie. Ihre Stimme war nun sehr anklagend. Ausgesprochen langsam sagte sie:. "Er stirbt! ... Jetzt! ... In diesem Moment!... "

In einem Wimpernschlag stand sie auf einmal ganz nah vor ihr. Der Blick war nun ebenso eisig wie ihr eigener immer war. Miss Parker schreckte zurück. "Und er stirbt allein... voller Angst... und Verzweiflung... Aber ich werde ihn nicht alleine sterben lassen. Wenn es soweit ist, werde ich da sein, um ihn mit mir zu nehmen... dann wird er nie wieder allein sein... wird bei Menschen sein, die ihn lieben..."

"Was....?" Miss Parker war fassungslos. "Wie meinst du das? Wie...?" doch Faith war verschwunden.

Miss Parker schreckte hoch. Sie war an ihrem Schreibtisch eingeschlafen.

Sie schaute sich beunruhigt um, doch das Zimmer war so leer, wie es vorher gewesen war. 'Es war nur ein Traum...' dachte sie. Nur ein Traum... aber stimmte das auch? Das ungute Gefühl blieb... und wollte sich nicht vertreiben lassen.

Sie stand auf und wollte sich einen Drink von der Anrichte in ihrem Zimmer holen. Doch mit dem leeren Glas in der Hand blieb sie stehen und starrte vor sich hin.

War es wirklich nur ein Traum gewesen?? Oder steckte mehr dahinter? Sie wußte, daß sie von ihrer Mutter eine besondere Gabe geerbt hatte - auch wenn sie noch nicht genau wußte, WAS das für eine Gabe war oder wie sie sie beherrschen konnte. Hatte es etwas damit zu tun? Hatte sie wirklich Faith gesehen? Das kleine Mädchen, daß sie in ihrer Jugend kennengelernt hatte und das vor 20 Jahre gestorben war? Oder war das nur ein Streich, den ihr ihr übermüdeter Verstand spielte.

Sie konnte sich nicht entscheiden.

Halbherzig goß sie sich den Inhalt einer der vorhandenen Flaschen ins Glas, ohne darauf zu achten, was sie denn da in der Hand hielt.

Sie stellte die Flasche wieder weg und hob, immer noch in Gedanken, das Glas an die Lippen.

'Und was ist, wenn es kein Traum war? Was ist, wenn es wirklich stimmt? Wenn er stirbt - und ich habe ihm nicht geholfen....'

Plötzlich, wie ein Blitz, durchzuckten sie Bilder aus der Vergangenheit: ihre erste Begegnung mit ihm - "bist du... ein Mädchen??" - sie mußte immer schmunzeln, wenn sie sich daran erinnerte; ihre verbotenen Besuche, weil er ihr leid tat so allein in diesen großen Labors und Simulationsräumen...und auch weil sie die Zeit mit ihm genoß; die kleinen heimlichen Ausflüge, wenn sie die Geheimnisse des Centers zu ergründen versuchten und die fast immer in einem Abenteuer endeten; die Art, wie er als Jugendlicher für sie da war, als ihre Mutter starb und auch sonst...

Das alles dauerte nur einen Augenblick... eine Sekunde, in der sie wie erstarrt mit dem vollen Glas an den Lippen dastand.

Dann faßte sie einen Entschluß. Energisch stellte sie das Glas auf die Anrichte, daß ein großer Teil des Inhalts auf das Holz schwappte, drehte sich mit fliegenden Haaren um und stürmte aus ihrem Büro. Als sich die Tür hinter ihr schloß, schaute sie hektisch nach allen Richtungen und ihr wurde plötzlich klar, daß sie ja gar nicht wußte, wo Jarod jetzt war.

Sam stand gerade im Gespräch mit einem anderen Sweeper im Gang. Er bemerkte Miss Parker, als sie aus ihrem Büro gestürmt kam und beobachtet ihre suchenden Blicke verwundert. Ihm waren zwei Dinge sofort klar. Erstens, daß etwas nicht stimmte, denn sonst wäre sie nicht so aufgebracht, und zweitens, daß er ihr helfen würde. Also ging er mit energischen Schritten zu ihr rüber. "Miss Parker! Stimmt etwas nicht?"

Sie erschraken, als jemand sie mit Namen ansprach. Doch plötzlich fiel ihr wieder ein, daß Broots ja Lyle hinterher spioniert hatte und... hatte er nicht etwas von SL 22 erwähnt? Es war zwar nur ein Strohhalm, aber besser als gar nichts.

Während sie im Laufschritt zu den Aufzügen eilte, rief sie über ihre Schulter: "Kommen sie mit, Sam!"

Der konnte sich zwar nicht erklären, was der Grund für diese plötzliche Aufregung war, doch er stellte keine Fragen. Das war nicht seine Aufgabe. Sam wußte, daß er nur hier war, um Befehle auszuführen. Also trabte er gehorsam hinter ihr her.

Miss Parker hämmerte nicht sehr geduldig auf den Fahrstuhlknopf und hatte das Gefühl, daß es mindestens 10 Minuten dauerte, bis der endlich kam. Hastig betrat sie ihn und ließ grad noch Sam hinter sich einsteigen. Zwei weitere Männer mit Anzügen und schwarzen Koffern hatte das zweifelhafte Vergnügen, einen ihrer berühmten Blicke zu ernten und mit einem schneidenden: "Hier ist besetzt!" unsanft aus dem Fahrstuhl geschoben zu werden.

Sam überkam immer mehr das Gefühl, daß etwas Großes im Gange sein müsse. Überrascht bemerkte er das Ziel ihrer Fahrt - SL 22. Er konnte sich nicht vorstellen, was Miss Parker dort wollte. Diese Ebene wurde so gut wie nie benutzt - zumindest wußte er nichts davon. Das mußte natürlich nichts heißen. Also schwieg er weiter und wartete, ob sie ihm Anweisungen geben würde. Doch noch sagte sie kein Wort, sondern starrte nur immer wieder zur Ebenen-Anzeige und machte ungeduldige Laute.

Endlich waren sie in SL 22 angekommen und Miss Parker stürmte aus dem Aufzug. Sam wollte hinter ihr her laufen und wäre fast in sie hinein gerannt, weil sie ganz abrupt stoppte und wieder hektisch von einer Seite zur anderen sah.

Miss Parker wurde jetzt richtig nervös. Sie war zwar auf der von Broots angegebenen Ebene, doch sie wußte nicht, wie es weiterging. Direkt vor dem Aufzug teilte sich der Gang auf, so daß man nach rechts oder links gehen mußte. Und nur wenige Meter weiter teilte sich diese Gänge weiter auf. Diese Ebenen im Center waren wie Labyrinthe... und wenn man sein Ziel nicht kannte, konnte man hier stundenlang rumlaufen und suchen.

"Miss Parker...?" kam seine Stimme von hinten. Doch sie ignorierte sie einfach.

Ihr Kopf flog wieder nach links und da sah sie auf einmal Faith. Sie schaute sie an und ging um eine Ecke.

Ohne weiter nachzudenken, rannte sie in diese Richtung und um die besagte Ecke. Hier stoppte sie wieder.

Sam war ihr gefolgt, doch hielt er jetzt einen kleinen Sicherheitsabstand. So schaffte er es diesmal, nicht von ihrem abrupten Stopp überrascht zu werden.

Miss Parker schaute den neuen Gang hinunter und sah wieder eine weiße Gestalt, die einige Meter vor ihr im eine weitere Ecke bog. Wieder spurtete sie hinterher, Sam im Schlepptau.

Dieses Spiel wiederholte sich einige Male und Miss Parker fragte sich langsam, ob sie denn je an ihr Ziel kommen würden. Doch hinter der nächsten Ecke änderte sich das Bild plötzlich. Mitten im Gang saß ein Sweeper auf einem Stuhl. Er bewachte offensichtlich etwas, daß hinter einer schweren Tür eingesperrt war.

Faith stand vor dieser Tür. Sie drehte sich kurz um und schaute Miss Parker traurig an, dann schritt sie durch die geschlossene Tür.

Miss Parker, inzwischen etwas außer Atem, ging eiligen Schrittes auf den dösenden Mann zu und riß ihn ziemlich unsanft aus seinen Tagträumen. Er erschrak, sprang auf die Beine und wollte schon nach seiner Waffe greifen, als er den `Störenfried` erkannte.

"Machen sie die Tür auf!" forderte Miss Parker ohne weitere Vorrede.

"Das... das kann ich nicht." stammelte der Mann.

"Was soll das heißen?" fuhr sie ihm schneidend ins Wort. "Sie haben doch wohl einen Schlüssel, oder?"

"Ja, ja natürlich, aber..."

"Na also, dann schließen sie auf!" sie verlor langsam die Geduld. Und die Zeit rannte ihr davon.

"Tut mir leid, Miss Parker, aber Mr. Lyle hat mir strikte Anweisungen gegeben, daß ich niemanden..."

"Das gilt ja wohl nicht für mich!" Miss Parker war inzwischen so weit, daß sie diesem Kerl am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre.

"Hören sie!" flehte er, "Ich kriege riesigen Ärger mit Mr. Lyle, wenn ich jemanden da rein lasse."

"Nun..." ihre Augen funkelten, ihre Stimme wurde gefährlich leise und sie ging langsam auf ihn zu wie eine Raubkatze, die sich ihrem Abendessen nähert, "Sie glauben gar nicht, was für Ärger sie mit MIR bekommen werden, wenn sie nicht SOFORT diese Tür aufmachen!! Ich versprechen ihnen, mein Bruder ist ein Waisenknabe dagegen!"

Der Mann wurde blaß, schluckte trocken und schaute hilfesuchend zu Sam rüber. Doch der faßte, sozusagen als Unterstützung von Miss Parkers Worten, mit der Hand nach seiner Waffe und legte sein grimmigstes Gesicht auf.

Miss Parker schaute ihn kurz an und stellte mal wieder dankbar fest, daß Sam wirklich einer der wenigen Menschen im Center war, auf die sie sich verlassen konnte. Selbst wenn das heißen würde, sich mit Mr. Lyle oder Mr. Raines anzulegen.

Der andere gab sich schließlich geschlagen und kramte nach seinem Schlüsselbund. Miss Parkers Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie konnte den Drang, den Mann zu packen, umzudrehen und zu schütteln bis ihm der verflixte Schlüssel aus der anscheinend endlosen Hosentasche fiel, nur schwer unterdrücken.

Endlich war der Schlüssel im Schlüsselloch. Miss Parker schob den Mann ungeduldig zur Seite, drehte den Schlüssel und betrat den Raum dahinter. Es war stockdunkel, warm und stickig. Sie hörte leises Stöhnen, Keuchen und ein... schabendes Geräusch. Also lebte er anscheinend noch.

Sie tastete nach einem Lichtschalter und wurde auch schließlich fündig. Das Beleuchtung bestand nur aus einer einsamen und ziemlich schwachen Birne an der Decke, die ein gespenstiges Licht im Raum verteilte... Oder das Licht war ganz normal und die Szene, die sich ihr bot war gespenstig... Der Atem stockte ihr, ihr Magen krampfte sich zusammen und die Nackenhaare stellten sich auf.





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