Help me! by MissCatherine
Summary: Geht nicht kurz zu fassen. :) Lest es einfach.
Categories: German Characters: Telling Would Spoil
Genres: Action/Adventure, Drama
Warnings: None
Challenges: None
Series: None
Chapters: 2 Completed: No Word count: 4034 Read: 3598 Published: 29/06/06 Updated: 02/07/06

1. Prolog by MissCatherine

2. Kapitel 1 by MissCatherine

Prolog by MissCatherine
Help me!

E-Mail: misscatherineparker@yahoo.de
Spoiler: Kann nicht genau in die Handlung der Serie eingeordnet werden.
Disclaimer: Die Figuren der Serie “The Pretender” gehören nicht mir, sondern NBC und TNT.
Achtung: siehe unten



Prolog

Seine Schritte waren schwer auf dem Asphalt und sein Atem ging zügig. Er rannte so schnell ihn seine Füße tragen konnten und doch schien es nicht schnell genug zu sein. Immer wieder wandte er sich im Rennen um, um zu sehen, wo seine Verfolger gerade waren.

Vorbei an den Pärchen im Park, an den Kindern auf dem Spielplatz und an den älteren Menschen am See, rannte er durch die große Stadt, in der Hoffnung, unentdeckt fliehen zu können. Sein Verstand arbeitete wie verrückt. Wie sollte er nur entkommen?

Es schien schwerer zu sein als sonst. War er zu nachlässig geworden oder hatte man ihn einfach zur falschen Zeit erwischt? Es war doch aber alles genau geplant gewesen. Sie waren einfach zu früh. So sehr er nach einer Erklärung suchte, er verstand einfach nicht warum.

An einer großen Ampelkreuzung musste er kurz stoppen. Würde er einfach auf die Straße rennen, würde ihn ein Auto überfahren. Das wäre auch nicht in seinem Sinne. Wieder drehte er sich um und sah, dass sie ihm dicht auf den Fersen waren. Er musste schnell handeln.

Kurz schaute er nach den Autos, doch dann rannte er los. Jetzt hieß es keine Zeit verlieren. Raus aus dem Zentrum der Stadt gelangte er nun in eine etwas ruhigere Gegend, ein kleines Geschäftsviertel. In einer Gasse angekommen lehnte er sich erschöpft an eine Wand und holte tief Luft.

Es war ihm als würde seine Lunge zerspringen und seine Beine schmerzten vom vielen Laufen. Doch er musste weiter, als er wieder die Stimmen hörte, die nach ihm riefen. Die geben wohl nie auf, dachte er sich, achtete nicht auf die Eisenstange, die vor ihm auf dem Boden lag, stolperte darüber und stürzte.

Er wollte sich wieder aufrappeln, doch sah er keine Chance entkommen zu können. Von der einen Seite der Gasse kamen ein paar Sweeper. Von der anderen Seite kamen Miss Parker, Sydney, Broots und noch mehr Sweeper und in der Mitte der Gasse lag er, Jarod.

Panisch schaute er von einer Seite zur anderen, immer wieder, hin und her. Dann sah er nach oben, doch die so sehnlichst erhoffte Feuertreppe war nicht da. Er ballte eine Hand zur Faust und schlug fluchend auf den Boden. Es hatte keinen Sinn mehr, er war gefangen.

Eine sehr triumphierende Parker kam mit ihrem Gefolge auf ihn zu und umkreiste ihn, bis sie genau vor ihm stand und ihm direkt in die Augen sehen konnte, wenn er seinen Kopf zu ihr erhob. Er betrachtete ihr Gesicht gewissenhaft.

Ihre eisblauen Augen funkelten wie zwei wertvolle Diamanten, ihre vollen Lippen waren zu einem schäbigen Grinsen verformt, ihre langen schwarzen Haare fielen einfach an ihren Seiten herunter; und ihre Waffe im Anschlag hatte sie direkt auf seinen Kopf gerichtet.

Mit einem kurzen Blick und einem Nicken gab sie den Sweepern zu verstehen, sie sollten Jarod aufheben und festhalten, was diese auch sofort taten. Immerhin war es der Befehl der Eiskönigin Miss Parker. Ihr traute sich niemand zu widersprechen.

Sie trat noch einen Schritt näher auf Jarod zu und sah ihm in seine schokobraunen Augen. „Willkommen zu Hause, Jarod.“, säuselte sie mit einem Hohn in der Stimme, von dem es Jarod schlecht wurde. Ihre Schadenfreude war deutlich zu spüren.

Er sah sie missbilligend aber doch hoffnungsvoll an. Wo war die alte Miss Parker hin, die er so oft sah und die ihm so etwas nie antun würde, seine Jugendfreundin? „Das können Sie nicht machen.“, sagte er wütend. Sie hatte sich sehr verändert, dachte er.

Als Antwort presste Miss Parker ihre Waffe in seine Rippen. „Oh, und wie ich das kann. Sie sehen selbst, ich bin schon dabei.“, sagte sie mit ruhiger, aber gefährlich klingender Stimme. Noch einmal warf sie einen letzten genüsslichen Blick auf den leidenden Mann vor ihr. Dann wandte sie sich wieder an die Sweeper. „Bringt ihn weg!“


Achtung: Das erste Kapitel ist bereits fertig. ABER, wer mehr lesen möchte, den bitte ich sehr, sich nur für einen kurzen Moment Zeit zu nehmen und ein kleines Review zu schreiben. So kann ich besser beurteilen, wie die FF bei euch ankommt. Anregung und Kritik sind auch erwünscht!
Kapitel 1 by MissCatherine
Disclaimer: Siehe Prolog
Achtung: Danke an Cathy für das FB. :) Hier als Dank das 1. Kapitel. Um Kapitel 2 demnächst zu bekommen bitte ich wieder um Reviews.

Kapitel 1

Centre-Jet
Unterwegs nach Blue Cove, DE
Später


Obwohl die große Stadt nicht weit von Blue Cove entfernt war, schien der Flug unendlich zu sein, zumindest für Jarod. Mit Handschellen und Fußfesseln hatte man ihn auf den Sitz gegenüber von Miss Parker gesetzt, die immer ein wachsames Auge auf ihm hatte. Er jedoch zog es vor ihren Blicken auszuweichen.

So viele Jahre in Freiheit, so viele gute Taten und nun sollte auf einmal Schluss damit sein? Er konnte es noch immer nicht glauben. Schon seit dem Beginn des Fluges suchte er fieberhaft nach einer Idee möglichst schnell zu entkommen, doch seit seinem letzten Ausbruch hatte man wahrscheinlich die Sicherheitsmaßnahmen weit erhöht.

Man musste kein Genie wie er sein um zu begreifen, dass eine erneute Flucht schier unmöglich war. Die Hoffnungslosigkeit wuchs. Wie konnte das nur sein? Warum passierte das ausgerechnet ihm und warum jetzt? Was hatte er getan um das zu verdienen?

Jarod schaute aus dem Fenster des Jets, beobachtete die Tiere, Bäume und Flüsse, die er im Vorbeifliegen sehen konnte. Dabei schossen ihm so viele Bilder durch den Kopf, Bilder von Landschaften, die er gesehen hatte, von Menschen, die er getroffen hatte und von Tieren in ihrem Lebensumfeld, denen er geholfen hatte.

Seit er damals herausfand, was das Centre alles mit seinen Simulationsergebnissen anstellte, war es für ihn klar, dass er unbedingt den Menschen da draußen helfen wollte, als Gegenleistung für das, was er durch das Centre den Menschen zufügte.

Auch wenn er wusste, dass es nicht seine Schuld war, was durch die Sims passierte, fühlte er sich schlecht. Er wurde für deren gemeine Zwecke missbraucht; und nun sollte das wieder von vorn losgehen? Die Traurigkeit sank und die Wut stieg an, doch rebellieren hatte keine Wirkung.

Wie schnell hatte er sich wohl eine Kugel eingefangen, wenn er jetzt einen Aufstand wagen würde? Die ganzen Sweeper, die im Jet herumsaßen, würden keine Sekunde zögern ihn zu erschießen, wenn es wirklich nötig war. Sie waren sehr gut ausgebildet. Und Miss Parker? Sie war wohl mit Abstand die schärfste Waffe von allen.

Sie hatten sich oft geneckt, wobei er mehr sie neckte als sie ihn, doch sie ging oft auf seine Spielchen ein und es war fast wie ein Ritual. Was hatte sich so plötzlich geändert, dass aus harmlosen Spielchen bitterer Ernst wurde? Hatte er etwas angestellt? Oder war bei ihr etwas passiert? Er konnte sich die ganze Situation einfach nicht erklären.

Mit vorsichtigen Blicken musterte er sie. Ihre Haltung wirkte entspannt, doch ihr Blick verriet ihm, dass ihr Verstand wie immer hart arbeitete und sie auf jede Situation gefasst war, die sich plötzlich ergeben könnte und, dass sie wie ein Profi damit umgehen könnte.

Ihre Hände lagen über Kreuz auf ihrem Schoß. In ihrer Rechten hatte sie noch immer die Waffe, geladen und bereit sie, wenn möglich, in Einsatz zu bringen. Sie trug ein schwarzes Kostüm, das perfekt saß und ihre gute Figur noch besser betonte, mit gewohnt kurzem Rock und himmelblauem Oberteil, dazu schlichte schwarze Stiefel.

Jarod behielt über all die Jahre hinweg alle Bilder von ihr in Erinnerung, von sämtlichen Momenten, in denen er ihr begegnet war und es war nicht abzustreiten, dass sie noch immer so wunderschön war, wie vor vielen Jahren, als sie noch Freunde waren.

Unhörbar seufzte Jarod. Was ihm jetzt nur noch blieb waren die Erinnerungen an das Erlebte, doch vielleicht würde es doch irgendwann wieder eine Chance zur Flucht geben. Eine Hintertür musste man sich immer offen halten und er wäre nicht Jarod der Pretender, wenn er nicht trotzdem nebenbei an einem Fluchtplan arbeiten würde.

Der Jet war sehr ruhig, trotz der vielen Personen darin. Keiner gab einen Laut von sich und es hatte den Anschein, als hätte man sogar Angst zu atmen oder dergleichen.
Miss Parker schaute sich um. Die Sweeper hatten ein wenig abgeschaltet, da es nicht so aussah, als würde Jarod Probleme bereiten. Sydney war in ein Buch vertieft, da er sich jetzt noch nicht mit Jarod befassen konnte und wollte, und Broots faltete seine Hände, während er wie gebannt aus dem Fenster starrte.

Mit einem leichten Augenrollen wandte Parker ihre Aufmerksamkeit wieder Jarod zu und bemerkte nun das Grinsen, das sich in seinem Gesicht gebildet hatte. Was war nun wieder mit ihm los? „Was gibt’s zu grinsen, Wunderknabe?“, fragte sie ungehalten.

Jarod schüttelte gelassen mit dem Kopf. „Nichts.“, erwiderte er nur und grinste weiter. Miss Parker seufzte. War sie von lauter Verrückten umgeben? Sie fragte sich aber trotzdem, was Jarod wohl im Schilde führte, wenn er ein so selbstsicheres Lächeln an den Tag legen konnte.

War er vielleicht einfach nur durchgedreht? Nein! Sie wimmelte den Gedanken ab. Das wäre bei Jarod eher unwahrscheinlich. Viel eher könnte es zutreffen, dass er schon wieder eine Idee zur Flucht hatte, oder zumindest etwas ähnliches.

Angeleitet von diesem Gedanken sah sie ihn forschend an um zu sehen ob sie Recht hatte. Instinktiv wusste sie auch bereits, dass es so sein musste, aber was konnte sie schon dagegen tun? Sie konnte nur eine Flucht verhindern. Sie konnte ihm noch nicht das Denken verbieten.

Im Grunde war es ihr auch egal. Sie hatte ihre Pflicht erfüllt und in dem Moment, in dem Jarod das Centre wieder betrat war ihr Teil der Abmachung, die sie mit ihrem Vater geschlossen hatte, erfüllt. Nun hoffte sie auf seinen Teil, die Erlaubnis zu gehen.

Es war eigentlich schon immer so gewesen. Jarods Freiheit im Tausch gegen ihre. Schon oft hatte sie darüber nachgedacht, denn eigentlich war es kein fairer Tausch, manchmal gelangte sie auch an den Punkt, an dem ihr klar zu werden schien, dass sie niemals dazu in der Lage sein würde, ihn einzusperren, während die gehen konnte.

Doch je mehr sich das Centre und alles was damit zu tun hat änderte, umso mehr wuchs in ihr der Drang einfach entfliehen zu können und ihre Karte dazu war Jarod. Das brachte sie auch dazu nicht mehr an Jarods Opfer in der ganzen Geschichte zu denken. Sie wollte nur weg.

In diesem Moment, sie saß Jarod gegenüber, sie sahen sich gegenseitig tief in die Augen, dachte sie auch wieder darüber nach, ob sie wohl das richtige tat. Könnte sie wirklich mit einem reinen Gewissen leben oder würde sie diese Tatsache für immer beschäftigen?

Als sie Jarod durch die Stadt jagte, verschwendete sie daran keinen Gedanken, denn es stand fest. Jarod musste unbedingt zurück. Wie schnell sich die Einstellung doch ändern konnte, dachte sie bei sich selbst. Jedoch war das alles völlig lächerlich, versuchte sie sich einzureden.

Das war der Lauf der Dinge und weder sie noch jemand anderes konnte ihn aufhalten. Es geschieht, wie es geschehen musste und so musste es eben sein, dass Jarod seine Freiheit opfern musste um ihr ihre Freiheit zurück zu bringen. An irgendetwas musste sie ja glauben und dies schien ihr Gewissen am ehesten zu erleichtern.

The Centre
Blue Cove, DE


Beide, sowohl Jarod als auch Parker, wurden aus ihren Gedanken gerissen, als durchgesagt wurde, dass der Jet landen würde. Die Anspannung wuchs, jedoch aus verschiedenen Gründen. Die Sweeper rückten bereits ihre Kleidung zurecht, kontrollierten ihre Waffen und bereiteten sich auf die Aufgabe vor, Jarod ohne Probleme ins Gebäude zu bringen.

Miss Parker versuchte sich die nächsten Momente vorzustellen, wie ihr Vater, Raines und Lyle reagieren würden, wenn sie Jarod sehen, was ihr Vater zu ihr sagen würde, ob sie denn wirklich gehen dürfte. Sie hoffte es, doch seltsamerweise glaubte sie nicht daran.

Sie wusste, dass sie ihre Waffe nicht mehr benötigte, da die Sweeper alles unter Kontrolle hatten, doch sie konnte nicht anders. Die Waffe gab ihr Kraft und das Gefühl sicher zu sein. Doch wovor sollte sie sich schützen müssen? Den Dingen, die da draußen lauerten? Sie schüttelte den Kopf. Wahrscheinlich war sie diejenige die durchdrehte.

Jarod sah aus dem Fenster und warf einen verachtenden Blick auf das große Gebäude, in dem er schon bald für den Rest seines Lebens verschwinden würde. Dieser Gedanke machte ihn krank und er wollte es einfach nicht wahrhaben. So viele Gedanken schossen ihm durch den Kopf, Gedanken, wie er am besten einen Aufstand vollführen könnte. Jedoch wusste er, dass das keinen Sinn hatte, nicht heute; und er hatte längst nicht mehr genug Kraft dafür.

Nach kurzer Zeit stand der Jet sicher auf seinem alten Landeplatz. Man hörte, wie der Motor abgestellt wurde und die Türen geöffnet. Miss Parkers Herz schlug schneller. Aber warum nur, fragte sie sich. Sie würde ja schon bald sehen was sie erwartete, ob es doch noch Wunder gab und man ihr ihre Freiheit schenkte. Oder ob es doch nur alles eine Lüge war, wie alles andere um das Centre herum auch.

So sehr sie es auch wissen wollte, sie hatte auch große Angst davor. Zu oft war sie von den Menschen um sie herum enttäuscht worden. Einerseits, was machte dieses eine Mal dann noch aus? Aber andererseits....

Parker zuckte fast unmerklich zusammen, als die Sweeper ihren Namen riefen. Sie schüttelte leicht den Kopf und damit die Gedanken fürs erste von sich. Jetzt war ihr Auftritt gefragt. Sie erhob sich und sah Jarod mit ihrem typisch- befehlenden Blick an. „Aufstehen!“, sagte sie mit kalter, tiefer Stimme.

Doch Jarod sah sie nur an, weniger mit Angst, sondern eher mit einem abwertenden, überlegenen Blick. Er schien nicht die Absicht zu haben freiwillig aufzustehen, zumindest nicht sofort. Jarod hatte vielleicht keinen Fluchtplan und wusste, dass er früher oder später in seinem alten Zimmer landen würde, aber einfach wollte er es Miss Parker auch nicht machen.

Ihre Augen verengten sich. Anstatt sich zu wiederholen, gab sie den Sweepern mit einem Nicken das Zeichen Jarod beim Aufstehen „behilflich“ zu sein. Gesagt getan. Die Sweeper waren sofort zur Stelle, packten ihn grob am Arm an, wobei sie seine Arme mit ihren großen, dicken Händen, beinahe zerdrückten, und stellen ihn vor Miss Parker auf die Beine.

Parker ließ ihren Blick nicht von Jarod ab. Es war allein ihre Aufgabe Jarod zu übergeben. Böse funkelte sie ihn an. „Keine Spielchen mehr, sonst humpeln sie auf einem Bein ins Gebäude!“ Zur Unterstützung ihrer Androhung entsicherte sie ihre Waffe. Jarod sah sie nur weiterhin mit einem vielsagenden Blick an und schwieg.

Äußerlich die Ruhe selbst, sah es in Jarods Innerem aber bei weitem nicht so aus. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und nur mit Mühe konnte er verhindern, dass sich auf seiner Stirn Angstschweiß bildete. Wenn er ehrlich war, hatte er Angst. Er wusste nicht, was ihn genau erwartete, was sich verändert hatte im Centre.

Doch so etwas würde er nach außen hin nie zugeben. Er war der Pretender, immer überlegen, auch wenn es im Moment nicht danach aussah. Am Ende würde er doch irgendwie gewinnen, so wie es bisher immer war. Indem er sich nach außen gab, als hätte er keine Angst, signalisierte er, dass das Centre nicht glauben sollte, sie hätten schon gewonnen.

Parker wusste dies aber nur zu gut. Sie kannte Jarod inzwischen besser, als manch anderer im Centre, mit Ausnahme von Sydney.
Sie stand nun zu seiner Rechten und packte mit ihrer linken Hand seinen rechten Arm, wobei sich ihre schlanken Finger wie Greifarme fest um seinen Oberarm schlangen.

Jarod musterte sie. Sie musste trainiert haben. Ihre Hand löste solch einen Druck auf seinen Arm aus, dass er nach kurzer Zeit zu schmerzen begann. Das erstaunte ihn doch sehr. Er wusste, dass sie Kraft hatte, doch so schlank wie sie jetzt aussah, wirkte sie nicht, als wäre sie so stark.

Ihr Räuspern riss ihn aus seinen Gedanken und er schaute sie fragend an. Sie nickte in Richtung Flugzeugtür. „Vorwärts“, befahl sie und hob ihren rechten Arm mit der Waffe in der Hand so hoch an, dass Jarod sie sehen konnte und wusste, dass sie ihre Androhung tatsächlich wahr machen würde, wenn er Schwierigkeiten machte.

Im Gleichschritt gingen die beiden gefolgt von den Sweepern, Broots und Sydney zur Tür. Jarod blinzelte kurz, als er den ersten Fuß auf die kleine Treppe des Jets setzte und ihm das Sonnenlicht auf sein Gesicht fiel. Er stoppte kurz beim Laufen, bis sich seine Augen an das helle Licht – im Jet war es verhältnismäßig doch sehr dunkel gewesen – gewöhnt hatten.

Miss Parker jedoch duldete keine Pause und zog ihn weiterhin mit sich. Jetzt wurde Jarod langsam auch nach außen unruhig. Er wusste, dass es kein Zurück mehr gab und er sich fügen musste und die Angst davor wurde größer. Er wollte nicht wieder im Dunkeln eingesperrt sein.

Miss Parker dagegen fühlte sich immer besser. Sie sah ihren Vater, Lyle und Raines an der Tür des Centres auf dem Dach stehen und lächelte ihnen triumphierend entgegen. Sie hatte Jarod geschnappt. Sie, nicht ihr nichtsnutziger Bruder Lyle. Dieses Gefühl war besser als alles was sie bisher erlebt hatte. Zum ersten Mal seit langem fühlte sie sich wieder wie der Boss.

Selbstsicher und mit einem Glänzen in den Augen trat sie vor ihren Vater. Sie war nervös und wartete schon gespannt, was er wohl gleich sagen würde. Sie lächelte und deutete auf Jarod. „Die Jagd ist vorbei.“ Ihr Vater, mit einem strengen Gesichtsausdruck, musterte sie und dann Jarod. Sekunden, die wie Stunden schienen, vergingen, bis sich Mr. Parker doch zu einem Lächeln durchrang.

Lyle trat auch einen Schritt vor und sah seine Schwester an. „Gut gemacht, Schwesterherz.“, sagte er, obwohl dies nicht gerade ehrlich klang. Parker war dies jedoch egal. Sie nickte nur mit ihrem falschen Lächeln, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass sie ihm das ab jetzt jeden Tag vorhalten konnte.

Lyle übernahm ab jetzt und gab das Kommando an die Sweeper, Jarod abzuführen und in sein altes Zimmer zu bringen. Raines, der die ganze Zeit still zugesehen hatte, trottete mit seiner Sauerstoffflasche hinterher und beobachtete alles. In seinem Kopf entstanden schon Pläne, was er alles mit Jarod machen wollte und ein ekelhaftes Grinsen entstand auf seinem Gesicht.

Miss Parker stand nun allein mit Sydney und Broots vor ihrem Vater und wartete noch immer. Mr. Parker lächelte, ehrlich stolz auf sein kleines Mädchen und schaute sie an. „Gut gemacht, Engelchen. Ich bin stolz auf dich. Die Gehaltserhöhung ist dir sicher, und wenn du das neue Büro noch möchtest, kannst du es gern haben.“ Er tätschelte noch kurz ihre Schulter und wollte das Dach wieder verlassen.

Eilig ergriff Miss Parker den Arm ihres Vaters, der sich schon zum Gehen umgewand hatte, und hielt ihn auf. Entsetzt schaute sie ihn an. „Gehaltserhöhung? Neues Büro? Was soll das? Wir hatten eine Abmachung, schon vergessen?“ Ihre Stimme war höher als gewöhnlich. Ihr Herz sprang förmlich im Dreieck. Was sollte das nur?

Mr. Parker strich sich gelassen übers Kinn und musterte seine aufmüpfige Tochter. „Ein Abkommen? Was meinst du, Schatz?“ Miss Parker setzte mehrmals an und sagte doch nichts, da sie nicht die richtigen Worte finden konnte. Sie war verblüfft, dass ihr Vater wirklich dazu fähig war.

Sie räusperte sich um ihre Stimme wieder senken zu können und professioneller zu wirken. Das letzte was sie wollte war, vor ihrem Vater wie ein Schwächling dazustehen. „Du weißt ganz genau was ich meine.“, sagte sie lauter und böser werdend. „Ich fange Jarod und darf das Centre verlassen.“ Als sie das sagte trat sie näher an ihren Vater heran. Ihre Augen funkelten, jedoch dieses Mal aus Wut.

Mr. Parker blieb noch immer ruhig und gelassen und schien der Herr der Lage zu sein. Seine Stimme war voller Besonnenheit und Stärke. „Engelchen, wie kannst du nur daran denken, gehen zu wollen.“ Er tätschelte ihr Gesicht mit seinen großen Händen und lächelte gespielt liebevoll. „Du weißt doch genau, dass ich ohne mein Engelchen nicht leben könnte.“

Miss Parker hatte das Gefühl sich übergeben zu müssen und das war nicht das erste Mal. Zu oft hatte ihr Vater Sätze wie diesen gesagt um sie zu besänftigen, Sätze, die nie so gemeint waren, wie sie klangen. Sie konnte es nicht fassen und war nach all den Jahren seltsamerweise noch immer empört darüber.

„Ja, aber Daddy...“, flehte sie schon förmlich, doch ihr Vater fiel ihr ins Wort. „Kein Aber, Schätzchen. Ich weiß nicht wer dir diese Flausen in den Kopf gesetzt hat, aber du weißt doch genauso gut wie ich, dass diese Abmachung großer Irrsinn ist.“ Seine Stimme war nach wie vor ruhig. „Komm später zu mir. Ich zeige dir dann dein neues Büro.“, sagte er schließlich lächelnd, befreite sich aus dem Griff seiner Tochter und ging.

Mit offen stehendem Mund und geweiteten Augen stand Miss Parker da und fühlte sich, als hätte man sie gerade zusammen geschlagen. Sie hatte es vorher schon geahnt, aber gehofft, dass ihr Vater nicht zu so etwas fähig wäre. Vielleicht war es doch zu einfältig und naiv zu glauben, dass das Centre sich tatsächlich an die Regeln halten würde.

Erst nach einem kurzen Moment bemerkte sie, dass Sydney und Broots noch immer neben ihr standen und sie prüfend ansahen. Sydney legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Alles ok, Miss Parker?“ Parker, in deren Augen sich ein paar Tränen gesammelt hatten, wobei sie weniger Schmerz und Enttäuschung als vielmehr Wut ausdrückten, blinzelte ein paar Mal und atmete tief durch.

Von der Stärke und Selbstsicherheit, die sie kurz zuvor noch ausstrahlte, war plötzlich nicht mehr viel übrig. Sie fühlte sich plötzlich wieder wie das kleine Mädchen, so, wie man sie immer behandelte.
Sie nickte und zuckte mit den Schultern. „Klar, alles bestens.“ Hohn war aus ihrer Stimme heraus zu hören, genauso wie Enttäuschung, was sie eigentlich nicht zeigen wollte, aber im Moment war ihr das ziemlich egal.

Sie würde erst einmal darüber schweigen und sich öffentlich nicht aufregen. Sie würde so weiter arbeiten wie bisher, die Gehaltserhöhung und das neue Büro als Anerkennung ihres Vaters natürlich annehmen und so tun, als wäre nichts gewesen. Insgeheim würde sie jedoch nicht vergessen, was ihr Vater getan hatte und sich etwas einfallen lassen, wie sie es ihm heimzahlen könnte.

Sie wurde zu oft betrogen und belogen, als dass sie das noch einmal einfach so hinnehmen würde.
Zufrieden über ihren kleinen Plan, nickte sie unmerklich und sah zu Sydney und Broots. Die Selbstsicherheit kehrte wieder zurück. „Gehen wir wieder an die Arbeit.“, sagte sie und verschwand im Gebäude.
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