Summary: schwer zu sagen; einfach lesen ;)
Categories: German Characters: Telling Would Spoil
Genres: Drama
Warnings: None
Challenges: None
Series: None
Chapters: 6
Completed: Yes
Word count: 19933
Read: 15343
Published: 14/11/05
Updated: 15/11/05
1. Teil 1 - Alles wieder normal? by MissCatherine
2. Teil 2 - Taten und Gedanken by MissCatherine
3. Teil 3 - Böse Überraschungen by MissCatherine
4. Teil 4 - Vom Zweifel zum Teamwork by MissCatherine
5. Teil 5 - Seltsame Aktionen und andere Veränderungen by MissCatherine
6. Teil 6 - Endlich ein Happy End? by MissCatherine
Teil 1 - Alles wieder normal? by MissCatherine
Teil 1: Alles wieder normal?
Autor: Miss Catherine
E-Mail: LosAngelesnaumann@web.de
Spoiler: Diese FF spielt nach den beiden Filmen
Disclaimer: Die bekannten Figuren der Fernsehserie “The Pretender” gehören leider nicht, sondern TNT und NBC. Ich hab sie mir nur geliehen.
Miss Parkers Haus
Blue Cove, DE
2:13 Uhr
Die Nacht war sehr unruhig. Nicht nur draußen wütete ein Sturm.
Miss Parker drehte sich in ihrem Bett von der einen auf die andere Seite, immer und immer wieder.
Bilder schossen ihr durch den Kopf. Zu viel hatte sie erlebt und zu viel gesehen, was an ihren Nerven zerrte.
Es waren nun schon 2 Monate vergangen seit sie von Carthis wieder in Blue Cove ankam. Doch die Geschehnisse verfolgten sie immer noch.
Zu erst war sie hauptsächlich auf die Insel geflogen um Jarod zu schnappen. Doch dann geschahen Dinge, die das zur unwichtig werden ließen. Jarod war kurz davor gewesen mit seiner Mutter zusammenzukommen. Es klappte nur wieder nicht. Ein Unwetter bedrohte die Insel und die Bürger wurden evakuiert. Jarod und Miss Parker kamen zu spät. Im letzten Boot war Jarods Mutter, Magarete Russell.
Auch wenn Jarod sehr traurig darüber war, dass er sie nur knapp verpasst hatte, war auch das schnell vergessen. Mit Hilfe von Ociee, einer alten blinden Frau, die schon immer auf dieser Insel lebte, konnten sie die Schriftrollen finden. In diesen Schriftrollen stand die Zukunft von Jarod und Miss Parker geschrieben. Aber durch das Auftauchen von Lyle, Raines und Mr. Parker hatten die beiden keine Gelegenheit die Rollen zu lesen.
Auf dem Rückflug gab es Probleme. Mr. Parker war mit den Schriftrollen aus dem Flugzeug gesprungen, nachdem er sie gelesen hatte. Doch das war nicht das Einzige, was Miss Parker bedrückte wenn es um Mr. Parker ging.
Alex, soziophatischer Killer, der ebenfalls aus dem Centre ausgebrochen war, hatte Miss Parker vor längerer Zeit mitgeteilt, dass Mr. Parker gar nicht ihr Vater sei.
Miss Parker verwirrte und schockierte das. Denn wie konnte das sein? Und wenn er wirklich nicht ihr Vater war, wer war es dann?
Miss Parker hatte beschlossen etwas zu unternehmen und hatte Broots und Sydney gebeten eine Probe ihres Blutes und eine ihres Vaters zu vergleichen. Diese Aufgabe wurde jedoch wesentlich schwerer als vermutet.
Um Miss Parkers Anliegen genau untersuchen zu können mussten Broots und Sydney in den Tiefen des Centres graben und nach den Antworten suchen, die sie benötigten.
Laut den Ergebnissen von Sydneys und Broots’ Nachforschungen stellte sich heraus, dass Mr. Parker eigentlich ihr Onkel sein müsste. Doch Miss Parker hatte keinen Onkel. Da stellte sich die Frage wie dies zusammenhängen könnte.
Als Sydney und Broots in den Tiefen des Centres wühlten, fanden sie heraus, dass Mr. Parker noch einen Bruder, Abel Parker, hatte, der kurz nach der Geburt unter einem anderen Namen zur Adoption freigegeben wurde und offiziell als Tod erklärt wurde.
Doch was Miss Parker wirklich schockierte war, dass dieser Bruder von einer Familie namens Raines adoptiert wurde und somit Mr. Raines ihr Vater sein müsste.
Miss Parker war nicht sehr glücklich darüber und glauben wollte sie es erst recht nicht.
Dafür liebte sie Mr. Parker, den Mann den sie jahrelang für ihren Vater hielt, viel zu sehr.
Seine Worte hallten noch immer in ihren Ohren.
„Diese Schriftrollen haben vielen Menschen Leid zugefügt, vor allem deiner Mutter. Das weiß ich jetzt. Es wird Zeit dem Spuck ein Ende zu bereiten!“
Miss Parker hatte bis jetzt nicht begriffen, was das zu bedeuten hatte.
Jarods Wohnung
Memphis, Tennessee
Zur selben Zeit
Nach einer bis jetzt schlaflosen Nacht, hatte sich Jarod dazu entschieden kurz aufzustehen. Er lief in der kleinen Wohnung, die aus dem kleinen Wohnzimmer mit Küche, Schlafzimmer und einem Bad bestand, herum.
Schon seit Wochen plagten ihn Alpträume. Er war nur knapp den Fängen des Centres entkommen, nachdem er das Flugzeug, welches außer Kontrolle geraten war und drohte abzustürzen, sicher landen konnte. Auch er hätte zu gern die Schriftrollen gelesen. Vielleicht hätte er so erfahren können, ob er seine Familie je wiedersehen würde.
Seine Gedanken kreisten vor allem um seine Mutter. Er war so knapp davor mit ihr zusammenzukommen. Doch leider waren einige schlimme Dinge dazwischen gekommen. Miss Parker war aufgetaucht um ihn zu suchen, seine Mutter wurde in der Kapelle der Seelen angeschossen und er hatte nur ganz knapp das letzte Boot verpasst, dass die Insel verließ um die Menschen vor dem Sturm in Sicherheit zu bringen. In diesem Boot war sie, seine Mutter.
Er konnte sie sehen, welche Schmerzen sie hatte. Die Kugel musste ihren linken Arm gestreift haben. Jarod hätte seine Mutter so gern in die Arme genommen und ihre Wunde verarztet. Aber das Glück schien nicht auf seiner Seite gewesen zu sein.
Er schüttelte den Kopf. Es war sinnlos sich über diese Ereignisse den Kopf zu zerbrechen. Sein Mut und sein Wille sie zu finden, wurden dadurch nur verstärkt. Immerhin konnte er sie sehen. Wenn er nicht aufgeben würde, würde er sie irgendwann finden.
The Centre, Lobby
Blue Cove, DE
7:46 Uhr
Gedankenverloren schritt Miss Parker in einem ihrer üblichen Outfits auf ihren High Heels durch die Centre Lobby auf den Weg in ihr Büro. Auch wenn sie die letzte Nacht kaum geschlafen hatte, ging es ihr gut. Glücklicherweise konnte sie sich gerade noch davon abhalten Wodka zu trinken.
Langsam fing sie an zu begreifen, dass man Probleme nicht lösen konnte, indem man sich mit Alkohol ins Delirium trinkt.
„Sie fangen aber früh an, Miss Parker.“
Sie wirbelte erschrocken herum und stand Auge in Auge mit ihrem Zwillingsbruder Mr. Lyle, den sie nach wie vor verabscheute.
Sie legte ihr typisches ‚fahr zur Hölle’ Lächeln auf. „Nun wie heißt es doch so schön: ‚Ohne Fleiß kein Preis’. Immerhin will ich Jarod fangen und ihn zurückbringen.“
Lyle schnaufte verachtend. Seit Raines die Führung im Centre hatte, waren Miss Parker und Lyle auf sich allein gestellt. Wer Jarod zu erst fängt bekommt die ‚Belohnung’. Und der andere? Das wollten beide lieber nicht wissen.
Lyle wusste, dass seine Schwester eine große Chance haben würde. Sie kannte Jarod sehr gut, viel zu gut. Außerdem hatte sie das beste Team. Mit Sydneys und Broots’ Hilfe war es ihr schon sehr oft gelungen nah an ihn heranzukommen.
Er lächelte in der gleichen Art und Weise zurück. „Na dann viel Glück, Schwesterchen.“ Dann ging er wieder.
Miss Parker rollte mit den Augen. Sie konnte diesen Bastard nicht ausstehen und würde ihm am liebsten eine Kugel verpassen. Doch das ging leider nicht. Damit hätte sie sich ihr eigenes Grab geschaufelt.
Mit schnellen Schritten erreichte sie ihr Büro. Dort angekommen klingelte auch schon ihr Telefon. Miss Parker legte ihren silbernen Aktenkoffer, den sie immer dabei hatte, auf den Schreibtisch und nahm den Hörer ab.
„Was?“ Ihre Stimme klang nicht einmal sonderlich gereizt, nur müde. Die Stimme am anderen Ende war ihr mehr als nur vertraut.
„Nanu, Miss Parker. So früh schon bei der Arbeit?“ Sie konnte deutlich einen amüsierten Unterton heraushören.
Sie lächelte böse. „Das ist immer noch besser, als zu Hause herumzusitzen und zu warten, bis einem die Decke auf den Kopf fällt.“
Jetzt lachte Jarod ganz. „Hört sich an, als hätten sie eine schwere Zeit hinter sich.“
Miss Parker nickte. „Möglich. Wie spät ist es jetzt bei ihnen?“ Sie stellte diese Frage nur nebenbei, verfolgte aber ein genaues Ziel.
Wenn sie wusste wie spät es bei ihm war konnte sie anhand des Zeitunterschiedes erforschen, in welcher Zeitzone er sich gerade aufhielt. Das würde die Suche nach Jarod wesentlich erleichtern.
Miss Parker war nicht dumm. Doch Jarod war klüger. Er lachte immer noch leicht.
„Das werde ich ihnen nicht verraten. Damit haben sie mich schon einmal beinahe drangekriegt.“
Jetzt war Miss Parker diejenige, die lachte. „So ein Pech.“ Mehr bekam sie nicht heraus. Über was sollte sie sich mit ihm unterhalten?
Eine unangenehme Stille entstand. Jarod atmete hörbar ein und aus. „Sie machen sich Sorgen um ihren… Vater.“
„Wenn er überhaupt mein Vater ist.“ Miss Parker sprach zwar abfällig über Mr. Parker. Aber er war ihr als Vater immer noch tausendmal lieber als Raines.
Jarods Stimme klang sanft. „Es geht ihm gut, da bin ich mir sicher.“
Miss Parker nickte. „Das hoffe ich.“
Nach diesem Satz war die Verbindung abgebrochen. Jarod hatte aufgelegt. Miss Parker tat es ihm gleich, legte den Hörer wieder zurück, ging um den Schreibtisch herum und setzte sich in ihren Bürostuhl.
Memphis, Tennessee
7:55 Uhr
Jarod legte den Telefonhörer auf und trat aus der kleinen Telefonzelle, die bei einem Straßencafe stand. Dieses Cafe war wahrscheinlich so eine Art Truckstop. Es standen zwar nicht viele Lastwagen da, aber dafür schienen dort viele Reisende, die nur auf der Durchfahrt waren, eine Pause einzulegen.
Auch Jarod nutzte die Gelegenheit um zu frühstücken.
Er trat durch die quietschende Tür in das relativ große Cafe und ging zur Theke.
Eine ältere kleine dicke Frau trat an die Theke um seine Bestellung entgegenzunehmen. Jarod lächelte. „Ich nehme einen Dougnat, zwei Pfannkuchen und eine Tasse schwarzen Kaffee.“ Die Frau nickte und gab die Bestellung weiter. Jarod suchte unterdessen das nötige Geld heraus und legte es auf die Theke.
Dann setzte er sich an einen Tisch am Fenster.
The Centre, Technikraum
Blue Cove, DE
8:28 Uhr
„Broots!“
Miss Parkers kräftige, ziemlich tiefe Stimme hallte durch den Raum als sie diesen betrat.
Der Techniker zuckte zusammen und drehte sich ängstlich zu ihr um. „Was kann ich für Sie tun, Miss Parker?“
Er hoffte, dass sie ihn nicht wieder anschimpfen würde oder so. Er war vor 15 Minuten im Centre angekommen und hatte sich gleich seiner Arbeit gewidmet. Miss Parker kam auf ihn zu. Als sie vor ihm stand, war sie einen Kopf größer als er.
„Haben Sie die Sachen, die Jarod zurückgelassen hat schon überprüft?“ Sie betrachtete ihn mit einem auffordernden Blick.
Broots nickte heftig und ging um seinem Schreibtisch herum. Hektisch sammelte er ein paar Blätter zusammen.
In diesem Moment war er froh, dass er mit der Arbeit gleich gestern begonnen hatte. Denn er wusste, dass sie ihm den Kopf abgerissen hätte, wenn er die Auswertungen nicht schon jetzt parat gehabt hätte.
Er reichte ihr die Blätter. „Das ist alles was ich herausfinden konnte. Nichts Besonderes und nichts, was uns einen Hinweiß auf seinen jetzigen Aufenthaltsort gibt.“
Miss Parker nickte nur.
Jarod war vor zwei Wochen in Atlanta gewesen um den Chef der dortigen Jugendführsorge zu bestrafen. Der Mann hatte einen Jungen mittels falscher Beschuldigungen der Eltern in ein Heim geben lassen.
Jarod hatte den Eltern geholfen ihren Sohn wiederzubekommen. Der Mann, der das getan hatte, war seinen Job nun los.
Jarod hatte nur ein paar leere PEZ- Schachteln, das übliche rote Notizbuch und ein Foto hinterlassen.
Auf dem Foto waren Miss Parker und ihr Vater zu sehen. Auf der Rückseite stand „Wer die Antwort findet, überlebt.“ geschrieben. Was dies zu bedeuten hatte wusste sie noch nicht.
Broots sah seine Chefin an. „Alles in Ordnung, Miss Parker?“ Miss Parker nickte. „Alles bestens, Broots. Gut gemacht.“
Mit diesen Worten, die eher monoton klangen, verließ sie den Technikraum. Broots sah ihr nachdenklich hinterher. Was wohl mit ihr los war? Er sah auf das Bild, das Jarod hinterlassen hatte. Broots hoffte, dass Mr. Parker noch lebte, um Miss Parkers Willen.
Straßencafe
Memphis, Tenn.
8:40 Uhr
Jarod saß noch immer an dem Tisch. Sein Frühstück hatte er sehr genossen. Denn er liebte Dougnats und Pfannkuchen, aber nicht so sehr wie Eiscreme. Nur leider gab es diese nicht in diesem Truckstop.
Zufrieden lehnte sich Jarod zurück und sah sich um. Inzwischen waren noch mehr Lastwagenfahrer in dem Cafe. Die Reisenden waren schon eher wieder aufgebrochen.
Die Trucker saßen fast alle an der Theke und flirteten mit den Kellnerinnen.
Plötzlich fiel ihm eine der Kellnerinnen besonders auf. Sie sah noch jung aus – schätzungsweise Anfang 30. Ihr Gesichtsausdruck sah ziemlich niedergeschlagen aus.
Eine andere Kellnerin kam zu ihr. Jarod konnte nur leise hören was sie sagte. „Jill, dein Mann ist draußen.“ Die junge Frau, die Jarod aufgefallen war, ging nach draußen.
An einem Auto lehnte ein Mann, er war sehr kräftig. Jarod bemerkte, wie ihr Gesichtsausdruck ängstlich wurde als sie zu ihm ging. Er konnte nicht hören über was sie sprachen, aber er konnte sehen, dass sie sich scheinbar stritten. Oder anders gesagt: der Mann schrie seine Frau an.
Dann gab er ihr etwas, dass aussah wie ein Bündel Geld, stieg wieder in sein Auto und fuhr davon.
Die Frau ging noch niedergeschlagener als vorher wieder nach drinnen und arbeitete weiter. Jarod betrachtete sie nachdenklich. Er konnte nicht einfach zusehen, er musste ihr helfen.
The Centre, Lyles Büro
Blue Cove, DE
9:34 Uhr
Lyle lief in seinem Büro herum, scheinbar war er etwas nervös. Oder es war einfach nur die Vorfreude auf das, was kommen würde.
In seinem Gesicht zeichneten sich viele Emotionen ab, die man gar nicht richtig deuten konnte.
Nach einer Weile des hin und her Laufens blieb er in der Mitte zwischen seiner Bürotür und seinem Schreibtisch stehen und starrte in den Schatten der einen Seite seines Büros.
Es war ein Geräusch zu hören. Scheinbar blätterte jemand in einer Akte herum. Jedenfalls war es nicht Lyle.
Eine Hand kam aus den Schatten und hielt eine schwarze Z3 Akte mit der Aufschrift „Confidential“. Eine Männerstimme war aus dem Schatten zu hören. „Es wird mir eine Freude sein diese Aufgabe zu erledigen, Mr. Lyle.“
Lyle nahm die Akte von dem Mann im Schatten entgegen und lächelte böse. „Dann dürfte ja alles zu meiner Zufriedenheit verlaufen.“
Sein böses Lächeln wurde breiter.
Bald würde der Triumph ihm gehören.
The Centre, Miss Parkers Büro
Blue Cove, DE
10:09 Uhr
Gedankenverloren saß Miss Parker in ihrem großen Bürostuhl. So viele Dinge schossen ihr durch den Kopf.
Sie überlegte nun schon seit einer ganzen Weile krampfhaft was der Satz zu bedeuten hatte, den Jarod auf die Rückseite des Fotos geschrieben hatte.
Vielleicht war das eine Andeutung über den Gesundheitszustand ihres Vaters.
Möglichweise wusste er ja, ob ihr Vater noch lebte, oder nicht. Aber woher? Jarod war selbst mit dabei gewesen als ihr Vater aus dem Flugzeug gesprungen war. Danach war Mr. Parker nicht mehr aufzufinden.
Wie sollte da Jarod wissen, wie es ihm ging?
Miss Parker zog eine Augenbraue hoch. Den Wunderknaben sollte man nicht unterschätzen. Bei ihm war alles möglich.
Ihr Vater. Miss Parker war es egal, ob er genetisch wirklich ihr Vater war oder ihr Onkel. Auch wenn er sie manchmal nicht besonders behandelt hatte, war er trotzdem für sie da gewesen. Nach dem Tod ihrer Mutter war er ihr vor allem eine große Hilfe.
Sie war noch ein kleines Mädchen und er war der Einzige, den sie hatte. Er hatte sich wirklich liebevoll um sie gekümmert.
In den letzten Jahren hat seine Fürsorge nicht nachgelassen. Er hatte nur weniger Zeit gehabt ihr zu zeigen, dass er sie liebte. Irgendwie konnte sie es auch verstehen. Er war immerhin der Chef des Centres.
Mr. Parker hatte sich im Centre immer für seine Tochter stark gemacht und versucht ihre Interessen durchzusetzen.
Denn auch wenn er es im Centre nie wirklich zeigte: er liebte seine Tochter.
Miss Parker lief eine Träne über ihr Gesicht. Sie wischte sie mit dem Handrücken weg. Sie vermisste ihn sehr und hoffte, dass er noch lebte.
Es gab Zeiten, da hatte sie gezweifelt ob er sie liebte. Doch der eine letzte Satz den er sagte, bevor er sprang, hat ihre Überzeugung geändert.
„Ich liebe dich wie meine Tochter. Nur das zählt!“
Sie konnte es außerdem an seinen Augen sehen. Er meinte es wirklich ernst.
Bei dem Gedanken lächelte sie. Sie konnte es sich durchaus vorstellen warum ihre Mutter, Catherine Parker, ihn so sehr liebte. Denn irgendwie hatte er, trotz seiner Kälte, die er öfters ausstrahlte, eine liebenswerte Art an sich.
Sydneys Büro, The Centre
Blue Cove, DE
Zur selben Zeit
Sydney saß an seinem Schreibtisch und studierte ein paar Testauswertungen, als Broots in sein Büro trottete.
Sydney sah ihn an.
„Ist alles in Ordnung, Broots?“
Dieser nickte. „Ja, schon, Syd. Ich mache mir nur Sorgen um Miss Parker.“
Sydney nickte nachdenklich.
„Sie ist in letzter Zeit sehr traurig. Sie macht sich große Sorgen um ihren Vater.“ Sydney schaute mit leerem Blick in den Raum. „Ich würde gern wissen, ob Mr. Parker noch lebt.“
Broots nickte heftig.
„Ich auch. Es ist seltsam. Er ist zwar nicht der netteste Mensch. Aber er ist immer noch ihr Vater. Ich hoffe, dass sie ihn bald wiedersehen kann.“
Genau in diesem Moment klingelte das Telefon. Sydney nahm ab.
„Hier ist Sydney.“
Die Stimme am anderen Ende kannte er zu gut.
„Sydney, hier ist Jarod.“
Sydney lächelte bei dem Gedanken an seinen ehemaligen Schüler. Seit Jarod ausgebrochen war, hatte er immer Verbindung zu Sydney gehalten. Sydney könnte sich niemals vorstellen, wie es wäre, wenn es anders wäre.
„Was gibt es, Jarod. Geht es dir gut?“
„Mir schon. Bei Miss Parker bin ich mir nicht so sicher.“
Sydney überlegte. „Was meinst du?“
„Sie scheint sich große Sorgen um ihren Vater zu machen. Versprich mir einfach, dass du und Broots gut auf sie aufpasst.“
„Aber natürlich tun wir das.“
Mit diesen Worten war das Gespräch für beide beendet. Sydney sah zu Broots und lachte. „Jarod bat uns auf Miss Parker aufzupassen.“
Auch Broots lachte. „Dürfte schwer werden. Bei Miss Parker weiß man nie was sie als nächstes tut. Nicht das sie uns noch erschießt.“
Sydney sah seinen Kollegen schräg an. Miss Parker neigte dazu cholerische Anfälle zu bekommen und wie Jarod sagte: „Es ist schwer. Bei ihr weiß man nie ob sie beißt oder bellt.“
Doch beide wussten genau, dass sie weder Sydney noch Broots je etwas antun würde. Auch wenn sie kühl wirkte, wobei sie sehr viel mit ihrem Vater gemeinsam hatte, war sie nie zu so etwas fähig.
Broots senkte beschämt den Blick. Sydney wusste, dass er es nicht so gemeint hatte. Denn er war einer aus dem Centre, der Miss Parker noch mit am meisten mochte. Sydney lächelte seinen Kollegen an.
Broots nahm das aufmunternd auf und verließ dann Sydneys Büro um im Technikraum noch einige Arbeiten erledigen zu können.
Memphis, Tenn.
Truckstore
Jarod legte, wieder in der selben Telefonzelle von der aus er Miss Parker am Morgen anrief, den Telefonhörer auf die Gabel.
Er wusste, dass er sich auf Sydney und Broots verlassen konnte, denn die beiden würden nie zulassen, dass ihr etwas passiert.
Dann ging er zu seinem Wagen und stieg mit ernster Miene ein.
Jetzt hatte er etwas Wichtiges zu erledigen. Es ging darum eine junge Frau, die von ihrem Mann schlecht behandelt wurde, wieder glücklicher zu machen.
Fortsetzung folgt
Teil 2 - Taten und Gedanken by MissCatherine
Teil 2: Taten und Gedanken
Memphis, Tenn.
Alison Road
12: 04 Uhr
Jarod parkte den Wagen am Straßenrand, stellte den Motor ab und blieb sitzen. Dieses Mal fuhr er einen weinroten BMW. Nachdem er vor kurzer Zeit einen Mann kennen gelernt hatte, der sich für diese Autos sehr interessierte, wollte auch er einmal eines dieser Autos fahren.
Jarod lächelte kurz bei dem Gedanken an Henry, dem Autoliebhaber. Henry war ein sehr netter Mann, Ende 50, mit einer dennoch stattlichen Figur. Er besaß Hunderte von Magazinen von seinen Lieblingsautos, zu denen ja besonders der BMW gehörten. Doch er selbst fuhr nur einen alten Dodge.
Mehr konnte er sich nicht leisten. Jarod hätte ihm gern geholfen, doch seine Zeit war zu knapp. Er hatte gerade wieder einem Unschuldigen geholfen und das Centre war ihm sehr dicht auf den Fersen.
Jarod schüttelte den Kopf und zog sein rotes Notizbuch aus seiner Jackentasche hervor. In den Zeitungen der letzten Woche, die er durchgeschaut hatte, fand er einen Artikel über einen Mann, der seine Frau schlug.
In den Artikel stand, dass der Mann zwar festgenommen wurde, aber seine Frau die Kaution für ihn bezahlt hatte. Warum konnte sich niemand erklären. Bei der Frau handelte es sich um die junge Kellnerin, die Jarod am Morgen in den Truckstop gesehen hatte, in dem er frühstückte.
Einen Mann, der seine Frau schlug, wollte Jarod unter keinen Umständen unbestraft davonkommen lassen. Er wusste nur noch nicht genau, wie er es anstellen würde. Also startete er den Wagen wieder und fuhr zu seinem Apartment, das er sich gemietet hatte.
The Centre, Lyles Büro
Blue Cove, DE
21:13 Uhr
Im Centre war es schon recht dunkel geworden. Die meisten Mitarbeiter haben um so eine Zeit Feierabend. Es gibt nur wenige, die länger bleiben. Lyle gehörte eigentlich nie wirklich dazu. Doch an diesem Abend schien es etwas anderes zu sein.
Er saß an seinem Schreibtisch und blätterte in der Z3 Akte herum. Ein teuflisches Grinsen überzog sein Gesicht. Es war schon eine Weile her, als er das letzte Mal etwas Böses ausgeheckt hatte.
Die Akte war dünn und beinhaltete lediglich ein paar Informationen zu dem Opfer und zu dem Täter, sowie dem Auftraggeber. Lyle mochte es eigentlich nicht, wenn sein Name in so einer Akte vorkam, aber es war nicht das erste Mal.
Sonst mordete er immer nach Lust und Laune. Er suchte sich eine asiatische Frau, flirtete mit ihr und wenn er ihr Vertrauen gewonnen hatte, schlug er zu. Meist brachte er sie selbst um.
Doch dieses Mal war sein Opfer nicht irgendeine Frau. Ein besonderes Motiv sie zu töten besaß er nicht, er hasste sie einfach nur und wollte sie aus dem Weg haben, weil er befürchtete sie könnte ihm im Centre gefährlich werden; in vielerlei Hinsicht.
Lange hatte er überlegt, wen er für diese Tat angagieren sollte. Lyle kannte die besten Männer, die es für dieses Gebiet gab. Seine Wahl fiel jedoch auf einen Mann, auf den er sich gut verlassen konnte und der für das Centre schon oft solche Taten verübt hatte.
Er würde sie umbringen und die Spuren gut verwischen. So gut, dass es ihm niemand jemals nachweisen könnte. Ein leichtes Bedenken umgab ihn trotzdem. Dieser Mann war sehr gefährlich und unberechenbar. Er würde vielleicht auch gegen Lyle selbst vorgehen.
Doch dieses Risiko ging er ein. Was hatte er schon zu verlieren?
Nach kurzem Überlegen, griff er zum Telefon. „Hier ist Lyle. Richten sie Cox aus, er soll den Auftrag ausführen… Fragen sie nicht, sagen sie es ihm einfach!“ Er schüttelte mit dem Kopf. „Sekretärinnen!“ Dann schloss er die Akte und verstaute sie in seinem Schreibtisch.
Jarods Apartment
Memphis, Tenn.
Zur selben Zeit
Jarods Apartment war geräumig, wie immer. Er hatte das Licht gedämmt und nun wurde das Schlafzimmer nur von einer Nachttischlampe erhellt.
Langsam zog er sein Hemd aus und hing es wieder in den Schrank. Seine Jeans legte er auf einen Stuhl, der neben der Tür stand. Jarod hatte kurzerhand beschlossen nur in seiner Boxershorts zu schlafen, da es recht warm war.
Sein Bett war gemütlich und groß. Er legte sich hinein und dachte kurz nach. Es war schon eine Ewigkeit her, dass er das letzte mal sein Bett mit einer Frau geteilt hatte. Zoe. Für sie empfand er sehr viel. Doch er war sich im klaren, dass es mit ihnen nie gut gehen würde. Nicht mit dem Centre im Nacken.
Er spürte, dass es auch andere Gründe gab, sich von ihr zu trennen. Die beiden waren doch zu verschieden. Jarod schüttelte mit dem Kopf. Sie war für ihn so gut wie vergessen. Er wusste, dass sie nicht die Richtige war. Doch wer war es dann?
Nach einigen Minuten des Zögerns, griff er zum Telefon und wählte eine Nummer, die ihm sehr bekannt war.
Am anderen Ende meldete sich eine nachdenkliche Miss Parker. „Was?“
Jarod lächelte bei diesem Wort. Er liebte es, wenn sie das sagte. Und sie sagte es ja immer, doch immer in einem anderen Ton. „Miss Parker. Haben sie was von ihren Dad gehört?“
„Nein. Ich bezweifle ehrlich gesagt, dass dies jemals wieder der Fall sein wird.“ Traurigkeit schwang in ihrer Stimme mit.
Jarod nickte überlegend. „Was sagt ihre innere Stimme dazu?“
„Ich weiß nicht. Ich höre nicht auf sie.“ Sie schien zu lächeln, was Jarods Lächeln verbreiterte. „Das sieht ihnen ähnlich, Miss Parker. Sie hatten schon als kleines Mädchen ihren eigenen Kopf.“
Miss Parker lachte ein bisschen. Doch dann wurde ihre Stimme wieder traurig. „Das stimmt. Doch irgendwie hab ich das Gefühl, dass mir die Tatsache ständig zum Verhängnis wird.“
„Wie meinen Sie das?“
„Kommen Sie Jarod. Als ob Sie das nicht wüssten.“ Jarod nickte lautlos. Eine Stille entstand. „Miss Parker, alles passiert aus einem bestimmten Grund. Auch wenn es manchmal nicht so scheint. Aber auch die schlimmsten Ereignisse haben ihre Vorteile.“
„Sie haben Recht, es scheint wirklich nicht so.“ Damit legte sie auf. Jarod starrte noch eine Weile in den Hörer bevor auch er auflegte.
Er wurde das Gefühl nicht los, dass Miss Parker bei jedem Telefonat irgendwie anders war. Seit sie von Carthis zurück waren, begann sie sich immer merkwürdiger zu verhalten, ganz anders als vor ein paar Jahren, als er gerade aus dem Centre ausgebrochen war und ihr einziges Ziel darin bestand ihn zurückzubringen, unter jeden Umständen.
Doch nun war es nicht mehr so. Die Suche nach ihm geriet scheinbar immer mehr in Vergessenheit und auch Miss Parker widmete sich anderen Dingen.
Seit dem Verschwinden ihres Vaters wurde sie sehr nachdenklich. Ein bisschen besorgte Jarods dies schon. Aber sie war eine starke Frau.
Langsam legte er sich richtig in die gemütlichen Kissen und schloss die Augen. Nach ein paar Minuten war er eingeschlafen und bekannte Bilder traten vor sein inneres Auge. Er sah Miss Parker und sich am Kamin sitzen und er erkannte sofort, dass es der Kamin in Ocees Haus auf der Insel Carthis war.
Plötzlich änderte sich seine Sichtweise und er war jetzt nicht mehr der Beobachter, sondern saß neben Miss Parker am Kamin, wie damals. Jarod realisierte es erst, als er Miss Parker die Worte sagen hörte, die sie auch damals ausgesprochen hatte.
„Wie kommt es, dass die eine Person, der ich misstrauen soll… ich wurde auch trainiert sie zu hassen, sie zu fangen… dass diese Person bei mir ist, in den schwierigsten Augenblicken meines Lebens?“
„Vielleicht soll es genauso sein.“ Er sagte diese Worte mehr mechanisch, als wären sie ihm einprogrammiert. Er sah ihren Kopf, langsam auf seinen zukommen und auch er bewegte seinen Kopf in ihre Richtung. Wie damals.
Doch als sie an der Stelle angekommen waren, an der damals Ocee ins Zimmer kam, merkte er, dass nichts passierte, es erschien niemand. Augenblicke später berührten sich ihre Lippen und sie küssten sich zärtlich.
Nach einer Weile zog er seinen Kopf zurück und sah Parker an, tief in die Augen. Er wusste, dass es so gelaufen wäre, wenn Ocee damals nicht in das Zimmer geplatzt wäre. Aber wie wäre dann jetzt die Beziehung zwischen ihm und Miss Parker?
Jarod schreckte auf und atmete tief durch. Was war das für ein Traum? War es eine Botschaft oder sein tieferes Verlangen nach etwas, dass er wohl nie bekommen würde? Er wusste es nicht. Doch er kannte eine Person, die ihm helfen konnte.
Sydneys Wohnung.
Blue Cove, DE
3:34 Uhr
Sydney drehte sich unruhig hin und her. Auch er schien schlecht zu schlafen. Er setzte sich schließlich auf als sein Telefon klingelte. Noch halb verschlafen murmelte er ins Telefon. „Hier ist Sydney.“ Die Stimme am anderen Ende kannte er.
„Hallo Sydney, hier ist Jarod.“ Syd war auf einmal hellwach. „Jarod?! Hast du ein Problem?“ Sydney hörte Jarod laut ein und aus atmen. „Ich habe einen seltsamen Traum gehabt.“
„Was für ein Traum?“ „Bilder, von Geschehnissen, die noch nicht all zu lange her sind. Nur, dass es anders war. Die Geschehnisse haben sich verändert.“
Sydney überlegte. „In wie fern beunruhigt dich das?“
„Die Geschehnisse, so wie ich sie in meinem Traum gesehen hab, hätten vieles verändert. Ich hatte mir zwar oft gewünscht, dass es so gelaufen wäre, aber ich weiß nicht ob das wirklich so gut für uns wäre.“
Sydney Augen weiteten sich vor Neugier. „Uns?“ Als Jarod nichts erwiderte kam ihm ein Gedanke. „Es geht um Miss Parker richtig?“ Jarod seufzte. „Ja, und um die Zeit, die wir auf Carthis verbrachten.“
„Erzähl mir, was passiert ist. Was beunruhigt dich so? Du weißt, dass du mir alles anvertrauen kannst.“ Gespannt horchte er in den Hörer. Syd war zu neugierig, als das Gespräch jetzt enden zu lassen. Er hatte nie erfahren was genau auf der Insel passiert war.
Jarod schien leicht zu lachen.
„Weißt du, wir waren in diesem Sturm um etwas über die Schriftrollen herauszufinden, als es plötzlich stark geregnet hatte. Bei dieser alten Frau, Ocee, konnten wir uns aufwärmen. Miss Parker und ich saßen vor dem großen Kamin in Oces Haus und unterhielten uns, als…“
„Jarod, du musst es nicht erzählen, wenn du nicht willst.“
„Ich will es schon, aber es ist nur so seltsam.“ Eine Pause entstand. Sydney wollte es zu gern wissen, aber er wollte auch seinen ehemaligen Schüler nicht drängeln. Nach einem Seufzer sprach Jarod das Unausgesprochene zu Ende. „Miss Parker und ich wir… hätten uns fast geküsst… wenn Ocee nicht ins Zimmer gekommen wäre.“
Sydney starrte in den Hörer um zu begreifen, ob er das wirklich gehört hatte. Zu oft hatte er sich gewünscht, dass Jarod und Miss Parker, die ja auch wie eine Tochter für ihn war, einen Weg finden würden, ihre Gefühle, die offensichtlich stark waren, zeigen zu können.
Doch es gab da immer diese Hindernisse, das Centre. Er wurde aus den Gedankengerissen, als er Jarods Stimme hörte. „Syd bist du noch da?“
„Ja. Lass mich kurz überlegen. So ist es das was du meintest also gelaufen und du hättest es aber lieber anders gehabt. Und das hast du in deinem Traum gesehen.“
Jarod musste lachen. Scheinbar hatte er es geschafft seinen ehemaligen Mentor aus der Fassung zu bringen. Dann wurde er ernst. „Syd, in meinem Traum hab ich diese Szene vor dem Kamin wieder gesehen, nur, dass Ocee dieses mal nicht ins Zimmer gekommen war.“
Sydney überlegte. „Ocee war damals der Grund, warum ihr euch nicht geküsst habt und wenn sie in deinem Traum nicht erschienen ist, bedeutet das, dass ihr euch, in deinem Traum, geküsst habt.“ „Ganz genau. Nur weiß ich nicht was das zu bedeuten hat.“
Syd nickte lächelnd. Diese Szene war zu verdreht. Jarod, der immer wie ein Sohn für ihn war, kam mit Liebesproblemen zu ihm. „Es ist offensichtlich, dass dein Gehirn versucht, das geschehene zu verarbeiten, aber immer wieder auf die Barriere stößt, dass es dir lieber gewesen wäre, wenn Ocee euch nicht gestört hätte. So lange, du nicht in der Lage bist richtig mit der Tatsache, dass es so gelaufen ist, umzugehen, wirst du nie darüber hinwegkommen.“
„Aber was kann ich tun, Syd?“ Jarod wirkte verzweifelt. Sydney hätte ihm nur zu gern geholfen, aber dies war ein großes Problem, dass nur er allein lösen konnte. „Du musst dich deinen Gefühlen stellen, die Karten offen auf den Tisch legen. Rede einfach mit Miss Parker. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass sie dir dieses Mal offen zuhören wird, ohne dich zurückzuweisen.“ Sydne horchte in die Leitung.
Jarod atmete laut ein. „Danke Syd. Es ist mir schwer gefallen, denn dies ist eine andere Situation. Aber du hast mir wirklich geholfen.“ Mit diesen Worten beendete er das Gespräch.
Sydney legte lächelnd den Hörer zurück. Er hatte das Gefühl, dass sich bald einiges ändern würde.
Sydneys Büro, Centre
Blue Cove, DE
9:56 Uhr
Zur Zeit war es noch ruhig im Centre. Sydney dachte noch immer über das Gespräch mit Jarod nach. Es war irgendwie verdreht. Er blickte erschrocken auf, als jemand an seiner Bürotür klopfte. „Broots.“, begrüßte er den Mann freundlich, der schüchtern an der Tür stand. „Guten Morgen Sydney.“
Sydney sah Broots an. „Broots, was ist los?“ Dieser kam auf ihn zu und flüsterte etwas. „Hier gehen beunruhigende Dinge zu, Sydney.“ „Was für Dinge, Broots?“
Broots zögerte kurz und sah Sydney dann halbpanisch an. „Mr. Cox ist wieder hier. Er ist schon die ganze Zeit mit Lyle hier im Centre unterwegs. Die beiden reden über etwas. Wahrscheinlich planen die was.“
„Broots, ganz ruhig. Wie kommen sie darauf, dass die beiden etwas planen?“ Broots lächelte gequält. „Ich hab sie zufällig gesehen, als sie vor Lyles Büro standen. Lyle hielt eine Akte in der Hand und deutete während er mit Cox redete oft darauf.“
Sydney nickte überlegend. „Haben sie erkennen können was es für eine Akte war?“
„Tja, wenn ich es richtig gesehen habe, war es eine Z3 Akte.“ Sydney hob überrascht die Augenbrauen. „Z3? Das ist doch die Kennzeichnung für Auftragsmorde. … Das ist nicht gut.“
„Was ist nicht gut?“, erklang plötzlich eine Stimme von der Bürotür. Miss Parker hatte das Büro betreten und sah nun Sydney neugierig an. Broots sah schüchtern zu ihr. „Cox ist wieder da. Er und Lyle scheinen was zu planen.“
Miss Parker setzte eines ihrer künstlichen Lächeln auf. „Lyle plant immer etwas. Wir werden ja bald sehen, was er dieses Mal ausheckt.“ Mit einer deutlichen Handgeste, befahl sie Broots wieder an die Arbeit zu gehen. Als er das Büro verlassen hatte sah Sydney sie eindringlich an. „Was ist?“
„Nichts, Miss Parker. Ich habe nur darüber nachgedacht, dass sie mir nie erzählt haben, was eigentlich genau auf Carthis vorgefallen ist.“ Ihr Blick verfinsterte sich. „Syd, wenn ich das Bedürfnis verspürt hätte mit ihnen darüber zu reden, hätte ich es schon getan. Es gibt auch Dinge, die gehen selbst Sie nichts an.“
„Miss Parker!“ Sydney sah noch immer eindringlich zu ihr. Sie kam schließlich näher auf ihn zu. „Miss Parker, Jarod hat mich gestern angerufen und mir von dem Abend erzählt, an dem sie beide auf Carthis vor dem Kamin in Ocees Haus saßen.“
Miss Parkers Augen weiteten sich. Sie schien wütend zu sein. Wütend, dass Jarod das erzählte, aber auch wütend, weil Sydney sie darauf ansprach. Sie schüttelte den Kopf. Das konnte einfach nicht wahr sein. „Und? Was hat ihnen ihr Wunderknabe noch erzählt?“
„Er hat mir erzählt, dass er darüber nachgedacht hat, was passiert wäre, wenn Ocee nicht in dem entscheidenden Moment ins Zimmer gekommen wäre.“ Miss Parkers Blick änderte sich. Es war keine Wut mehr zu erkennen. Man konnte aber auch keine anderen Gefühle einordnen. Mit einer ruckartigen Bewegung machte sie auf dem Absatz kehrt und wollte das Büro verlassen, als Sydney ihr noch einen letzten Satz nachrief. „Darüber sollten sie mal nachdenken, Miss Parker.“
Memphis, Tenn.
Alison Road
11:29 Uhr
Jarod hielt den Wagen wieder am Straßenrand, ließ aber den Motor laufen. Noch immer dachte er an das Gespräch mit Sydney. Es war ihm dieses Mal wirklich schwer gefallen, zu sagen, was er fühlte. Denn dieses Mal ging es ja nicht um irgendeine Frau.
Sydneys Vorschlag, mit Miss Parker zu reden, klang für ihn zu verrückt. Jarod kannte sie gut und wusste, dass sie auch eine andere Seite hatte, aber er war sich nicht sicher, ob sie ihm wirklich zuhören würde.
Für einen Moment hatte er in Ocees Haus am Kamin auch gedacht, sie würde ein mal ihre wahren Gefühle zeigen, doch dann hatte sie sich wieder hinter ihren Mauern versteckt, die sie schon seit Jahren aufrecht hielt.
Jarod schüttelte den Kopf. Auch wenn dies ein wichtiges Thema für ihn war, galt es jetzt erst einmal, seine wöchentliche Mission zu erfüllen.
Er gab Gas und fuhr in eine bestimmte Richtung.
Truckstop
Memphis, Tenn.
Kurze Zeit später
Jarod parkte seinen Wagen und ging mit langsamen Schritten in das Cafe. Schon von der Eingangstür konnte er die blonde Frau, die auf den Namen Frieda Burk hörte, am Tresen sehen. Also ging er in diese Richtung und setzte sich vor ihr an den Tresen.
Sie lächelte ihn an, was mehr gequält aussah und fragte, was er denn essen wolle. Jarod bestellte wieder Dougnats und Pfannkuchen. Die ganze Zeit beobachtete er Frieda beim Arbeiten, während er auf sein Essen wartete.
Sie fasste sich oft an den Rücken, als hätte sie leichte Schmerzen. Wenn sie etwas schneller lief humpelte sie auch ein wenig. In Jarod brodelte es. Was hatte Friedas Mann nur mit ihr getan?
Nach einer Weile brachte sie ihm sein Essen. Als sie sich wegdrehen wollte, sprach Jarod sie an. „Das muss hier eine harte Arbeit sein.“ Sie drehte sich um und sah ihn fragend an. „Ach, so schlimm ist es nicht.“ Jarod nickte. „Ich hab mich nur gewundert, weil sie sich oft an ihren Rücken fassen. Es scheint als hätten sie Schmerzen.“
Frieda winkte abwährend mit den Händen. „Ich hatte einen Unfall zu Hause, vor einer Weile. Die Schmerzen sind immer noch nicht weg.“ Jarod tat gespielt neugierig. „Einen Unfall? Hört sich nicht gut an.“ „Halb so wild. Ich bin die Treppe runtergefallen.“
Jarods Augen verengten sich. „Sind sie wirklich runtergefallen oder wurden sie von ihrem Mann runtergestoßen?“ Friedas Augen weiteten sich in Schock. „Wie können sie das behaupten?“
Jarod kramte in seiner Tasche und zog sein rotes Notizbuch hervor. Als er die Seite gefunden hatte, auf der er den Artikel über den Mann, der seine Frau schlug, eingeklebt hatte, schob er das Buch über den Tresen.
„Ich hab das hier gefunden.“ Frieda sah geschockt von dem Bericht wieder zu Jarod. Der sah sie eindringlich an. „Frieda, mein Name ist Jarod. Ich möchte ihnen nur helfen.“ Doch Frieda schüttelte nur den Kopf. „Ich hab noch zu arbeiten.“ Dann ging sie davon.
Jarod sah wieder auf den Bericht. Auf dem Foto in der Mitte war Frieda mit ihrem Mann abgebildet. Darauf lächelte sie noch glücklich. Dieses Lächeln war verschwunden. Und Jarod wollte unbedingt alles tun, um sie wieder so lächeln zu lassen.
Fortsetzung folgt
Teil 3 - Böse Überraschungen by MissCatherine
Böse Überraschungen
Miss Parkers Büro
The Centre
17:33 Uhr
Seit Stunden saß Miss Parker nun schon in ihrem Büro herum. Jarod hatte sich nicht gemeldet und auch keine Hinweise geschickt. Papierkram gab es auch nicht zu erledigen. Aber sie wollte noch nicht nach Hause fahren. Allein in ihrem großen Haus würde sie sich nicht besser fühlen.
Zum ersten Mal seit langem dachte sie nicht an ihren Daddy. Ihr gingen Sydneys Worte durch den Kopf, als sie am Morgen in seinem Büro war. Jarod hatte es ihm tatsächlich erzählt. Aber warum erst jetzt? Ihr ließ das keine Ruhe. Aber auch wenn sie noch so sehr nachdachte, sie fand keine Lösung auf ihre Frage.
Ein Satz ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.
„Er hat mir erzählt, dass er darüber nachgedacht hat, was passiert wäre, wenn Ocee nicht in dem entscheidenden Moment ins Zimmer gekommen wäre.“
Jarod schien viel über diesen Moment nachzudenken. Für sie war die Sache abgehakt. Das war schon Monate her und sie wusste am besten, dass es nichts bringt in der Vergangenheit herumzuwühlen. Aber ins geheim wünschte sie sich …
Plötzlich klopfte es an ihrer Tür und Parker wurde aus ihren Gedanken gerissen. Sydney kam herein. Leicht besorgt sah er zu ihr. „Wie geht es ihnen Miss Parker?“ Es waren Schuldgefühle in ihm aufgekommen als Miss Parker am Morgen sein Büro verlassen hatte und er danach realisierte, was er eigentlich gesagt hatte.
Die Worte waren nur so herausgesprudelt, ohne dass er daran dachte, ob er sie damit nicht vielleicht doch verletzt hatte.
Nun wollte er nur sehen, wie es Miss Parker ging, denn von ihm, Sydney, zu erfahren, dass Jarod mit ihm offen über seine Gefühle und die Ereignisse geredet hatte, war ein kleiner Schock.
Auf Sydneys Frage hin, zuckte sie nur mit den Schultern. „Mir geht es so wie immer, Syd.“ Der sah sie eindringlich und väterlich zu gleich an und setzte sich ihr gegenüber an den Schreibtisch. Miss Parker seufzte. „Was wollen sie von mir hören, Sydney?“
Sydneys Blick war noch immer eindringlich. „Die Wahrheit, Parker. Seien sie wenigstens ein Mal ehrlich was ihre Gefühle betrifft.“
Parker betrachtete ihn. Sydney war immer bedacht zu wissen, dass es ihr gut ging. Wenn dies nicht der Fall war kümmerte er sich höchstpersönlich darum. Was sollte er auch anderes tun? Er war Psychiater.
Parker schüttelte langsam den Kopf. „Mir ist das alles natürlich nicht egal! Aber meine Meinung zählt nicht, nicht hier!“
Sydney war verwirrt. „Warum? Was heißt ‚nicht hier’?“
Parker schlug mit der Faust auf den Tisch. Ihr ging das alles sehr nahe. Zu gerne hätte sie Sydney ihre wahren Gefühle anvertraut. Ihre Stimme war wütend, zumindest versuchte Parker sie so klingen zu lassen. „Das hier ist das Centre, Sydney. Gefühle sind hier ein Todesurteil. Für meine Mutter war es so. Ich will nicht so enden!“
Langsam stand Sydney wieder auf und nickte. Als er auf die Tür zu ging sagte er etwas zu ihr. „Wenn sie so denken, Miss Parker. Aber sie sollten vielleicht doch überlegen, ob das die richtige Einstellung ist.“ Dann verließ er das Büro ohne sie anzusehen.
Parker war klar, dass sie ihn mit ihren Worten etwas verletzt hat. Aber es war doch kaum einmal anders gewesen.
Sie schüttelte den Kopf. Schon wieder nachdenken? Nein! Das hatte sie viel zu oft getan.
Jarods Apartment
Memphis, Tenn.
22:22 Uhr
Es war spät und er war müde. Als Jarod sich streckte knackten seine Knochen. Er war zu verspannt. Wahrscheinlich lag es daran, dass er lange vor seinem Laptop gesessen hatte.
Seit er den Truckstop verlassen hatte, simulierte er immer wieder verschiedene Situationen durch.
Er wollte Frieda so gern helfen. Besonders schwer würde es sicher auch nicht werden. Jarod hatte schon viel schwerere Fälle gelöst.
Doch ihn beunruhigte auch etwas ganz anderes. Sein Gespräch mit Sydney hatte ihm geholfen, aber er musste trotzdem an Miss Parker denken.
Jarod war klar, dass Sydney Miss Parker sicher von dem Gespräch erzählt hatte. Was sie wohl nun dachte, über ihn und die Situation? Dazu kam ja noch, dass er zu Sydney sagte, er wünschte sich es wäre auf Carthis etwas anders gelaufen. Das hatte zu große Bedeutung. Das wussten alle.
Vielleicht versuchten die Großen des Centres deshalb es zu verhindern.
Jarod schüttelte den Kopf. Das machte ihn noch ganz verrückt. Nach einigen Minuten des Zögerns griff er schließlich zum Telefon und wählte die ihm wohl bekannteste Nummer.
Am anderen Ende meldete sich eine noch ganz aktive genervte Stimme. „Was?!“ Jarod lächelte. „Oh, Miss Parker. Sie sind noch wach?“ „Sonst hätten sie doch nicht angerufen.“ Jarods Lächeln wurde breiter. „Doch hätte ich.“
Er hörte wie Miss Parker wütender wurde. „Was wollen Sie?“ Nun wurde Jarod ernst. Er wusste es eigentlich selbst nicht genau. Er dachte gerade an sie und beschloss sie einfach anzurufen. Aber natürlich hatte er nicht daran gedacht, sich einen Grund zu überlegen.
„Sydney hat mit Ihnen gesprochen, oder?“ „Über ihr Gespräch letzte Nacht? Allerdings. Was haben sie anderes erwartet?“ Jarod seufzte. Das hatte er geahnt. Er wollte zu gern wissen, was sie darüber dachte. Aber wie sollte er fragen ohne aufdringlich zu wirken?
Plötzlich seufzte auch Miss Parker. „Hören Sie, Jarod… ich… Sydney war besorgt. Er schien außerdem wissen zu wollen was ich über die ganze Situation auf Carthis denke.“
Jarod sah dies als Chance. „Und was denken Sie darüber?“ Seine Stimme zitterte. Er war zu gespannt was sie sagen würde. Sein Herz klopfte. Es herrschte eine Weile Stille, bis Miss Parker vorsichtig weiterredete.
„Ich hab lange darüber nachgedacht. Aber… ich weiß nicht was ich davon halten soll.“ Das war ein Rätsel für den Pretender. „Wie meinen Sie das?“ Parker seufzte wieder, ihre Stimme begann zu zittern.
„Das ist alles so verwirrend, die ganze Sache mit den Schriftrollen und meinem Urgroßvater. Aber irgendwie verliert das alles seine Bedeutung neben der Tatsache, dass Sie mir weiß machen wollten einen Wendepunkt vor der Nase zu haben nachdem wir uns beinahe vor Ocees Kamin geküsst hätten…“ Ihre Stimme zitterte nun stark und war fast nur noch ein Flüstern, ein paar Tränen liefen ihr über die Wangen wenn sie daran dachte, was sie als nächstes sagen würde. „…, und das wirklich verrückte an der ganzen Sache ist, dass Sie eigentlich vollkommen Recht hatten und, dass ich mich nur noch mehr in die Hölle begeben hab als ich sie zurückgewiesen hatte, obwohl ich die Möglichkeit hatte wirklich etwas zu ändern.“
Jarod schwieg. Er musste erst einmal realisieren, was eben passiert war. Hatte sie ihm gerade ihr Herz ausgeschüttet? Ihm, den sie schon so lange jagte? Er wollte etwas sagen, fand aber nicht die richtigen Worte. Doch er redete einfach darauf los.
„Mir ist auch elend zumute wenn ich daran denke, dass alles vollkommen verkehrt gelaufen ist.“ „Sie meinen, dass alles so gelaufen ist wie Sie es nicht wollten.“ Parker schien sich einigermaßen gefangen zu haben.
Jarod nickte lautlos, mehr zu sich selbst. „Ich habe oft darüber nachgedacht, wie es wohl gelaufen wäre, wenn es anders gelaufen wäre. „ Parker redete vorsichtig. Das war irgendwie zu viel, doch es tat ihr auch gut. „Sydney sagte, sie hätten darüber nachgedacht was passiert wäre wenn Ocee nicht in dem entscheidenden Moment gestört hätte.“
„Ja. Nachdem ich diesen Traum hatte, in dem ich gesehen hatte wie es gewesen wäre wenn Ocee nicht gestört hätte, ist mir klar geworden, dass ich… ich…, dass ich mir insgeheim eigentlich wünsche, dass Ocee in dem Moment das Zimmer nicht betreten hätte.“
Warum fiel ihm das so schwer? Es war seltsam. Er hatte mit Miss Parker nie solche Gespräche geführt. Aber Sydney schien Recht zu behalten. Sie redete ernsthaft mit ihm darüber … und sie war ehrlich.
Miss Parker war sprachlos. Nicht nur darüber, dass sie so ehrlich zu ihm war sondern auch darüber, was er gerade zu ihr gesagt hatte. Kurz gesagt hieße das ja, dass er sich wünschte sie hätten sich geküsst. Wieder liefen ihr ein paar Tränen über die Wangen.
Ihr war klar, dass gerade etwas bedeutendes passierte. „Jarod… ich… ähm“ Sie wusste einfach nicht was sie nun zu ihm sagen sollte. Also tat sie das, was sie für das vorerst Beste hielt. „Das wird mir irgendwie zu viel, Jarod. Das ist zu verrückt. Ich… ich leg jetzt besser auf. Gute Nacht.“
Gesagt getan. Sie hatte den Hörer so schnell wie möglich aufgelegt und hielt nun zitternd ihre Hände vor ihr Gesicht. Was war da nur passiert?
Auch Jarod legte nervös den Hörer weg. Er konnte nicht fassen, dass er ihr wirklich die Wahrheit über seine Gefühle gesagt hatte.
Er schüttelte den Kopf. Eigentlich musste er sich doch um ganz andere Dinge kümmern. Doch er beschloss an der Sache mit Miss Parker dran zu bleiben. Es war zu bedeutsam.
The Centre
Blue Cove, DE
23:45 Uhr
Es war spät und im Centre war nun fast keiner mehr. In Sydneys Büro brannte jedoch noch Licht. Auch Broots saß noch im Technikraum. Die beiden hatten beschlossen an der Sache mit Lyle und der Akte dranzubleiben.
Denn bei Lyle war es immer besser zu wissen woran man war. Ein paar Minuten saß er noch an seinem Computer. Dann schaltete er diesen aus, löschte das Licht und schlich sich gekonnt in Richtung Lyles Büro.
Er hatte ihn beobachtet und gewartet bis er das Gebäude verließ um in seinem Büro nach der Akte suchen zu können. Lyle bewahrte die Akte sicher in seinem Schreibtisch auf. Er war immerhin nicht so klug so ein Dokument mit sich zu nehmen oder es wenigstens wegzuschließen.
Im Büro angekommen steuerte Broots zielstrebig auf den Schreibtisch zu. Nach einem kurzen Blick stellte er fest, dass auf dem Schreibtisch keine Akten oder Blätter lagen. Also zog er hektisch die Schubladen eine nach der anderen aus und durchwühlte sie… Nichts.
Broots stutzte. Er war sich doch so sicher. Überlegend stiefelte er im Raum herum. Doch durch die Dunkelheit und seine Nervosität stieß er mit einer Holzstatue zusammen die lautstark zu Boden viel.
Broots sah sich zu erst hektisch um. Es schien niemand gehört zu haben. Der anschließende Blick zur Statue ließ seine Augen aufblitzen. Zum Vorschein kam unter dem Sockel der großen Statue eine schwarze Akte.
Schnell hob er sie mit zitternden Händen auf. Wie er vermutet hatte prangte auf der Vorderseite eine weiße Aufschrift „Z3 – Confidential (Vertraulich)“. Sein Mund öffnete sich kurz. Es war doch einfacher als er es sich vorgestellt hatte.
Broots wollte gerade das Büro mit schnellen Schritten verlassen, als ihm auffiel, dass er die Staue noch aufheben musste. Also lief er hektisch wieder zurück stellte die Figur auf und rannte auf dem schnellsten Weg zu Sydney.
Keuchend betrat er das Büro. „Syd, ich hab sie.“ Stolz lächelnd, aber immer noch leicht außer Atem hielt er die schwarze Akte hoch. Der Psychiater hob den Kopf und lächelte. „Gut gemacht, Broots.“
Broots ging um den Schreibtisch und stellte sich neben Sydneys Stuhl als er ihm die Akte übergab.
Sydney musterte die Akte. „Wie Sie es gesagt hatten, Auftragsmord. Ist nur die Frage wer wen umbringen will.“ Broots stand nervös neben seinem Kollegen und konnte es kaum erwarten, dass dieser endlich die Akte aufschlug.
Sydney blätterte vorsichtig die erste Seite auf. Da waren Angaben über den Auftraggeber. Sydney
Murmelte vor sich hin. „Lyle…“ Dann sprach er etwas lauter, den Blick nicht von der Akte abgewandt. „Wie vermutet ist Lyle der Auftraggeber.“
Broots wurde immer unruhiger. „Ja, aber wen will er umbringen lassen?“
Vorsichtig schlug Sydney die nächste Seite auf. Als er las wer Lyles Opfer sein sollte blieb ihm die Sprache weg. „Gott… Broots, sehen Sie sich das an.“ Broots Augen weiteten sich vor Schreck. „Oh mein Gott! Syd, das darf einfach nicht wahr sein!“
Alison Road
Memphis, Tenn.
11:06 Uhr
Jarod parkte den Wagen auch dieses Mal wieder am Straßenrand. Müde rieb er sich kurz die Augen. Er konnte nach dem Telefonat mit Miss Parker in der letzten Nacht nicht besonders gut schlafen. Zu oft musste er an die Worte denken, die gewechselt worden waren.
Jarod schüttelte den Kopf. Er ließ sich aber deswegen nicht von seiner eigentlichen Mission abbringen. Nach langer Überlegung hatte er noch in der letzten Nacht beschlossen, sich als Elektroniker auszugeben. Da er so am ehesten ins Haus gelangen konnte.
Jarod hatte sich auch bewusst diese Uhrzeit ausgesucht. Frieda war arbeiten, also traf Jarod nur ihren Mann an. Der kannte Jarod ja nicht. Friede jedoch würde ihn sofort wiedererkennen und sein Plan wäre gescheitert.
Jarod wollte sich zuerst ein genaueres Bild von Friedas Mann verschaffen, obwohl er schon wusste, wie er vorgehen würde.
Er stand schließlich aus dem Wagen aus und ging in Richtung Haustür.
Zuerst hatte Jarod gedacht, es wäre besser sich eine Uniform zu besorgen, damit er doch mehr wie ein Elektroniker aussah. Doch er beschloss schließlich, dass dies nicht nötig sei. Denn soweit er das aus seinen Erfahrungen und dem Fernsehen kannte, trugen nicht alle Menschen Uniformen obwohl sie Elektroniker oder Handwerker oder Polizisten waren.
Zufrieden nickend ging er die kleine Treppe hinauf und klingelte. Jarod war sich so sicher, dass sein Plan perfekt war.
Nach einem Moment öffnete ein Mann die Tür. Er schien Ende 30 zu sein. Seinem kräftigen Körperbau und ungepflegten Äußeren zu urteilen hatte er wahrscheinlich schon eine Weile nicht mehr gearbeitet.
In der Hand hielt der Mann ein Bier. Jarod ahnte, dass es sich also bei den Misshandlungen, die der Mann seiner Frau zuführte, um Wut, hervorgerufen durch das Nichtstun und den Alkoholkonsum, handeln musste.
Es war erst einmal nur eine Theorie, aber er war sich jedoch ziemlich sicher. Sogar ein einfältiger Bürger hätte das erkannt, was Jarod erkannte.
Jarod lächelte in seiner gewohnten Art. „Karl Heyes?“ Der Mann nickte. Jarod hielt ihm seine Hand entgegen. „Guten Tag. Mein Name ist Jarod Duts. Ich komme von der Elektrofirma, die hier in der Umgebung die ganzen Anschlüsse regelt. Wir führen eine Routinekontrolle in allen Haushalten durch, ob auch alles in Ordnung ist, da uns in den letzten Tagen öfters Störungen mit den Elektroanschlüssen gemeldet wurden.“
Karl schaute Jarod skeptisch an, trat dann aber zur Seite und bat ihn herein. Vorsichtig trat Jarod in das ziemlich geräumige Haus.
Jarod ging ins Wohnzimmer und schaute gespielt die Anschlüsse an, am Fernseher, am Telefon und was noch so herumstand.
Im Fernsehen lief ein Fußballspiel. Jarod schlussfolgerte also, dass der Anschluss wohl in Ordnung war.
Er sah sich weiter um, als er ein Geräusch hörte, dass auch Karl vernahm. Prüfend ging dieser in die Richtung aus der das Geräusch kam; die Hintertür in der Küche.
Jarod unterbrach augenblicklich seine Arbeit und lauschte angestrengt. Kurze Zeit später hörte er Karls wütende Stimme. „Was machst du hier?“ „Ich wurde nach Hause geschickt. Mit den Schmerzen im Rücken kann ich nicht richtig arbeiten.“
Jarod konnte diese Stimme als Friedas identifizieren. Sie klang ängstlich und panisch. Das schien auch berechtigt zu sein. Vorsichtig verschaffte sich Jarod einen kleinen Blick und sah, wie Karl Frieda am Kragen ihrer Arbeitskleidung packte und gegen den Kühlschrank schleuderte.
Jarod packte die Wut. Kurz darauf packte Karl seine Frau am Arm und zog sie mit sich. „Komm mit, wir haben Besuch.“ IN der Stube angekommen zeigte Karl auf Jarod. „Das ist Mister Duts. Er will die Anschlüsse überprüfen. Du wirrst hier bleiben und ihm behilflich sein, falls er Fragen haben sollte!“
Damit ging Karl in Richtung Küche, holte sich ein neues Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich an den Tisch.
Friedas Augen weiteten sich, als sie Jarod sah. Mit schnellen Schritten ging sie auf ihn zu. „Was wollen Sie hier?“
„Ich will ihnen helfen. Das hatte ich doch schon mal gesagt.“ Frieda war noch immer panisch. „Und ich hatte Ihnen schon einmal gesagt, dass ich keine Hilfe brauche!“ Jarod lachte kalt. „Ach ja? Das sieht mir aber nicht danach aus.“ Sein Blick war eindringlich. Er wollte ihr wirklich nur helfen.
Alison Road
2 Stunden später
Vor dem Haus der Heyes’ hatte sich eine kleine Menschenmenge angesammelt. Ein Polizeiwagen war mit Blaulicht vorgefahren und zwei Polizisten führten Karl Heyes in Handschellen ab. Ein weiterer Polizist hatte sich noch kurz mit Jarod und Frieda unterhalten um sicherzugehen, dass nun alles in Ordnung war und folgte dann seinen Kollegen.
Diese hatten es nicht leicht Karl in den Wagen zu bekommen. Karl drehte sich, so weit es ging, zu Jarod und Frieda um. „Das werden Sie mir büßen Jarod!“ Wütend stieg er schließlich ein, dann die Polizisten. Dann setzte sich der Wagen in Bewegung und fuhr in Richtung Gefängnis.
Frieda sah Jarod glücklich lächelnd an. „Ich danke Ihnen Jarod. Auch wenn ich es vorher nicht glauben wollte, aber ich bin froh, dass Sie mir geholfen haben.“
„Das hab ich gern gemacht.“ Jarod lächelte zufrieden. Er hatte es geschafft. Nur zu gern dachte er an die Aktion zurück, die doch sehr einfach verlaufen war.
Karl hatte Friedas und Jarods Gespräch mitbekommen und wusste dann, dass etwas nicht stimmte. Jarod hatte, wie er es immer tat, Karl beschuldigt seine Frau misshandelt zu haben. Karl streitete dies jedoch wütend ab.
Jarod argumentierte weiter. Er sagte, es wäre mehr als offensichtlich gewesen, dass er seine Frau schlug, denn Frieda konnte sich solche Verletzungen nicht einfach nur von einem Sturz von der Treppe holen. Denn, wenn sie vornüber die Treppe hinunterfiel, wie konnte sie sich dann an den Waden verletzten? Die Verletzungen am Rücken schienen von früheren Prügelattacken zu stammen.
Karl wollte das nicht mehr länger hören. Wütend stolperte er auf Jarod zu, ballte seine Hand zur Faust, holte aus… und verfehlte ihn durch seinen hohen Alkoholkonsum weit. Jarod griff sich einfach Karls Arm drehte ihn und drückte Karl mit dem Gesicht nach unten und dem Arm auf dem Rücken nach unten.
Danach hatte Jarod Karl gefesselt und ihn so lange mit Fragen und leichten Schlägen, die Karl durch den Alkohol als stark empfand, gequält, bis dieser es schließlich zugab. Frieda hatte das mit ihrem Diktiergerät aufgezeichnet und das später der Polizei übergeben.
Jarod und Frieda standen nun auf der Terasse des Hauses. Frieda umarmte Jarod glücklich. „Nochmals vielen Dank, Jarod. Endlich ist die quälende Zeit vorbei.“
Jarod nickte. „Ich bin froh, dass es ihnen jetzt wieder besser geht. Passen Sie gut auf sich auf.“
Damit verabschiedete sich der Pretender, stieg in seinen Wagen und fuhr davon, in Richtung seines Apartments. Er wusste was nun kam. Jarod wollte so schnell wie möglich packen und den ersten Flug nach Delaware nehmen.
The Centre, Miss Parkers Büro
Blue Cove, DE
12:56 Uhr
Gedankenverloren saß Miss Parker in ihrem Bürostuhl. Das Telefonat mit Jarod ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatte ihm so viel, vielleicht zu viel, gesagt. Sie hatte ihre Gefühle ihm gegenüber offenbart. Aber das seltsame war, dass es sich für sie richtig anfühlte.
Sie konnte es sich selbst nicht genau erklären. Aber da war etwas, was sie dazu brachte, auf ihre Gefühle zu hören und nicht auf das, was sie sich einreden wollte.
Vielleicht waren es Sydneys Worte. Denn der Psychiater hatte zu ihr gesagt, sie solle mal nachdenken, ob sie nicht mit der falschen Einstellung lebe.
Irgendwie hatte er ja Recht, und Parker wusste dies. Doch es war schwer es sich einzugestehen, wie immer. Jarod jedoch konnte ihr sicher helfen. Er war ja immer darauf bedacht, dass es ihr gut ging.
Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen bei dem Gedanken an den Wunderknaben.
Da ging plötzlich die Tür ihres Büros auf. Irritiert sah sie die beiden Männer, Sydney und Broots, an, die hereinkamen. Zielstrebig gingen sie auf den Schreibtisch ihrer Chefin zu. Sydney sprach vorsichtig. „Miss Parker, wir haben etwas, dass sie sich ansehen sollten.“
Parker blickte zwischen den beiden hin und her. „Und was?“ Nach einem auffordernden Blick von Sydney übergab Broots die Akte. „Ich habe diese Akte in Lyles Büro gefunden.“ Parker lächelte heimtückisch. „Sie sind in Lyles Büro eingebrochen? Nicht schlecht.“ Broots zuckte verlegen mit den Schultern.
„Na ja, ich würde es nicht einbrechen nennen. Er hatte sein Büro ja nicht abgeschlossen. Ich hab mich nur etwas umgesehen und dabei die Akte gefunden.“
Parker betrachtete die Akte nun näher. „Das ist eine Z3- Akte!“ Sydney nickte. „Ja, Auftragsmord.“
Parker überlegte. „Aber wen will Lyle umbringen?“
Broots zeigte nervös auf die Akte. Er war auf die Reaktion seiner Chefin gespannt. „Sie müssen die zweite Seite aufblättern.“
Gesagt, getan. Parker las sich kurz ein bisschen der Seite durch, als das Profil des Opfers begann und etwas ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.
Ihre Augen weiteten sich in Schock, als sie den Namen des Opfers las. Ungläubig starrte sie Sydney und Broots an. „Das glaube ich nicht! Lyle…“ Sie schluckte. „Er will mich umbringen lassen!“
Ungläubig schlug sie die Akte wieder zu, redete trocken weiter. „Muss die Akte nicht in Lyles Büro zurück?“
Broots schüttelte schüchtern den Kopf. „Nein, das ist eine Kopie.“
Sydney sah Miss Parker eindringlich an. „Was wollen Sie jetzt tun, Miss Parker?“ Die zuckte geschockt die Schultern. „Ich weiß es nicht, Syd.“
Fortsetzung folgt
Teil 4 - Vom Zweifel zum Teamwork by MissCatherine
Vom Zweifel zum Teamwork
Miss Parkers Haus
Blue Cove, DE
21:09 Uhr
Dieser Tag war noch langweiliger als die anderen verlaufen. Nachdem Miss Parker durch Sydney und Broots erfahren hatte, dass Lyle plante sie umzubringen, war sie sofort, auf Sydneys Wunsch, nach Hause gefahren.
Sie hatte auch nicht vor in nächster Zeit wieder ins Centre zu gehen. Nicht, ehe sie nicht einen Plan entwickelt hatte, wie sie Lyle zur Rechenschaft ziehen konnte ohne zu sterben. Aber wie sollte sie das anstellen?
Nachdem sie nun so viel darüber nachgedacht hatte und trotzdem keine Antwort fand, beschloss sie, den Gedanken bis zum nächsten Morgen ruhen zu lassen.
Sie ging in das Zimmer ihrer Mutter. Auch nach all den Jahren hatte sie es genauso gelassen wie es war, als ihre Mutter Catherine noch lebte.
Miss Parker erinnerte sich noch gut daran wie es damals war. Sie hatte viele Stunden mit ihrer Mutter in diesem Zimmer verbracht. Catherine hatte ihr vorgelesen, ihr die Haare frisiert oder manchmal hatten sie einfach nur geredet.
Für Parker war dies immer das Schönste. Ihr fehlte das alles sehr. Sie wusste, dass ihre Mutter nicht gewollt hätte, dass sie so werden würde wie sie nun war, verschlossen und grob zu anderen, als Selbstschutz. Da kam ihr auch wieder eines der Gespräche mit Sydney in den Sinn.
Er hatte ihr erzählt, was Jarod in einem Telefonat zu ihm sagte und sie wollte davon nichts wissen, weil sie der Meinung war, dass sie sterben müsste wenn sie ihre Gefühle zeigen würde. Sydney hatte darauf zu ihr gesagt, sie solle nachdenken ob dies nicht vielleicht doch die falsche Einstellung war.
Tief im Inneren wusste sie von Anfang an, dass er Recht hatte. Doch was sollte sie tun. Verzweifelt schlug sie mit der Faust an die Wand gegenüber der Tür, an der sie lehnte. „Was soll ich nur tun?“ Parker fragte dies, als sei noch jemand in dem Zimmer. Sie schlug noch einmal gegen die Wand, als sie plötzlich eine Stimme hörte.
„Sie müssen endlich ehrlich zu sich selbst werden, Parker.“ Diese Stimme klang so vertraut. Noch bevor sie sich umdrehte realisierte sie plötzlich zu wem die Stimme gehörte. Erschrocken und mit großen Augen drehte sie sich um.
Vor ihr stand Jarod, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Sprachlos stand Parker vor ihm. Sein Lächeln wurde breiter. Er hatte es oft geschafft sie sprachlos werden zu lassen. Jarod ging auf sie zu und legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm.
Stotternd sprach sie. „ Was… wie… warum…?“ Jarod lachte ein wenig. Während er sprach führte er sie zurück ins Wohnzimmer. „Ich hab mir Sorgen um sie gemacht, Parker. Da bin ich hier her gekommen. In ihr Haus zu kommen ist ja nicht sonderlich schwer.“
Der letzte Kommentar brachte ihm nur einen bösen Blick von Parker ein, der aber, wie Jarod genau wusste, nicht ernst war. Beide setzten sich nebeneinander auf die Couch. Parker sah Jarod nicht an.
„Sie haben sich Sorgen gemacht?“ Nervös knetete sie ihre Hände.
Jarod nickte schüchtern. „Ja. Außerdem… bin ich auch hier wegen unserem Telefonat.“ Parker nickte. Zu gut konnte sie sich daran erinnern. Es war fast so wie auf der Insel abgelaufen. Sie hatten sich gegenseitig das Herz ausgeschüttet, ein Ereignis, das doch recht selten stattfand und deshalb eine große Bedeutung hatte, auch wenn Parker das nicht wahr haben wollte.
Eigentlich wollte sie sowohl die Ereignisse als auch das Telefonat vergessen, aber tief im Inneren wusste sie, dass es ihr etwas bedeutete und dass sie das, was sie gesagt hatte, nicht einfach so gesagt hatte. Doch sie traute sich nicht ehrlich zu sein.
Sie vermutete, dass Jarod aus diesem Grund hier war. Nicht nur, um seinen kleinen Traum wahr machen zu können. Jarod hatte noch nie aus Egoismus gehandelt. Er dachte immer zuerst an andere. Nun war es an der Zeit seinen eigenen Traum zu verwirklichen.
Sein größter Traum war es immer seine Familie wiederzusehen, vor allem seine Mutter. Doch tief im Herzen war da noch dieser kleine Traum, die Frau die ihn jagte wieder zu dem Mädchen zu machen, dass ihm seinen ersten Kuss gab.
Er wusste, dass es schwierig werden würde, aber unmöglich war es bei weitem nicht.
Parker mochte die Stille nicht, die sich plötzlich um sie und Jarod ausbreitete. „Was erwarten Sie jetzt von mir?“ In ihren Augen spielten sich zu viele verschiedene Emotionen ab als sie Jarod ansah.
Er lächelte immer noch wie der kleine Junge, mit dem sie früher immer heimlich im Centre gespielt hatte. „Ich verlange nichts, Parker. Ich will mich nur ein bisschen mit Ihnen unterhalten.“
Sie nickte und blickte nervös im Raum hin und her.
Parker konnte sich noch an jedes noch so kleinste Wort in der Unterhaltung erinnern. Es war ihr nach wie vor zu viel. Am Telefon hätte sie es jetzt sicher besser ertragen können. Aber da Jarod nun in ihrem Haus war, sah die ganze Situation wesentlich schwieriger aus.
Sie wollte es eigentlich mit ihm klären, aber sie hatte Angst vor dem, was vielleicht passieren könnte. „Sie haben das, was sie gesagt hatten doch nicht wirklich ernst gemeint, oder?“ In ihrer Stimme klang ein Hauch Hoffnung mit.
Verwundert sah sich Jarod zu ihr um. „Warum sollte ich es nicht ernst gemeint haben?“
Parker dachte wirklich darüber nach und alles, was sie tun konnte, war mit den Schultern zu zucken. Jarods Stimme wurde eindringlicher. „Ich hab sie noch nie belogen, und ich würde sie auch nie belügen, Parker! Es tut mir leid, wenn das alles für Sie so erschreckend ist, aber so fühle ich nun einmal.“
Parker nickte vor sich hin. Sie war bereits in Gedanken. Sie runzelte die Stirn als sie weitersprach. „Was halten Sie von den Schriftrollen?“ Jarods verwirrte diese Frage. „Was meinen Sie?“ „Na ja, vielleicht steht etwas von ihrem Traum oder dieser verdammten Unterhaltung da drin.“
Jarod dachte darüber nach. Das war ein guter Gedanke, obwohl er es sich nicht vorstellen konnte. Sie konnten die Schriftrollen damals nicht lesen. „Hm, das wäre ein Gedanke. Ihr Vater hatte ja zu Ihnen gesagt, dass für sie im Leben eine andere Richtung vorgesehen war. In seinen Augen konnte ich sehen, dass da etwas war. Vielleicht hatte er das gemeint.“
Parker nickte. „Ja, das neue Erbe der Parkers beginnt mit mir.“ Sie lachte spöttisch. „Das klingt alles zu verrückt.“ Sie konnte sich wirklich nicht vorstellen, was ihr Vater damit gemeint haben konnte.
Plötzlich wandte sie sich wieder Jarod zu. „Denken Sie manchmal noch an die Zeit auf der Insel?“ Jarod nickte verwundert. Warum stellte Parker diese Frage? „Ja, jeden Tag.“ Parkers Lächeln war ironisch. „Ja, scheinbar war es wirklich zu bedeutend um es einfach vergessen zu können.“
Jarod verspürte die aufkeimende Hoffnung. In Parker ging scheinbar etwas vor, was sich, durch seinen Aufenthalt ans Tageslicht kämpfte. Jarod sah dies als Chance. „Es ist noch immer bedeutend, Miss Parker. Genauso wie die vielen Momente die wir als Kinder gemeinsam im Centre verbrachten. Alles was in unserem Leben passiert hat eine große Bedeutung für unsere Zukunft.“
Parker nickte und sah ihn mit einem auffordernden Blick an. „Sie sind das Genie. Sie wissen, was in unser beider Leben alles passiert ist. Also könnten Sie doch theoretisch sagen, was uns in der Zukunft erwartet, oder nicht?“
„Ich bin kein Hellseher, Parker. Ich weiß nicht, was in der Zukunft passieren wird. Aber ich kann ihnen sagen, welche große Bedeutung wir haben und zu welcher Aufgabe wir bestimmt sind.“
Parker runzelte die Stirn. Nun war sie durchaus neugierig.
„Schießen Sie los, Einstein.“ Jarod drehte sich ein Stück mehr zu ihr um und sah sie eindringlich an. „Ihre Mutter wollte nichts mehr, als dem Spuck im Centre ein Ende zu bereiten. Ihr Vater sagte, dass das neue Erbe der Parkers mit Ihnen beginnen würde. Was er meinte war, dass Sie dazu bestimmt sind den Plan ihrer Mutter zu Ende auszuführen.“
„Wie stellen Sie sich das vor? Soll ich genauso enden wie sie?“ Jarod schüttelte energisch den Kopf und legte eine Hand auf Parkers Hand, die auf dem Sofa neben ihr ruhte. Ihr Körper wurde ruhig aber ihre Augen forschten weiter. Jarod lächelte schwach.
„Ihre Mutter hatte die falsche Vorgehensweise. Aber Sie, Parker, können es schaffen. Zusammen mit mir!“ Parkers Augen weiteten sich. Sie wollte gerade etwas sagen, als Jarod weitersprach. „Das ist es doch was die fürchten, weshalb sie uns gegeneinander ausgespielt haben. Wenn wir uns zusammenschließen würden, könnten wir denen endgültig das Handwerk legen, und das wissen die!“
Parker nickte nervös. „Das ist es also, was Sie denken, ja?“ Jarod umfasste ihre Hand um sie am Aufstehen zu hindern. „Ich denke es nicht, ich weiß es! Parker, Sie müssen mir vertrauen. Die haben Sie auf diese Schule geschickt um Sie so zu erziehen wie die es wollten. Aber im Herzen sind Sie immer wie Ihre Mutter geblieben.
Wenn jemand die Ambitionen hat, die zu erledigen, dann Sie! Tun Sie es für Ihre Mutter. Ihr Vater hat es auch getan, deshalb ist er gesprungen.“ Jarod blickte die vollkommen verstummte Miss Parker noch immer eindringlich an. Ihr Blick war leer, aber er wusste, dass es in ihrem Gehirn arbeitete. Sie dachte über seine Worte nach.
Jarod hatte den Griff um ihre Hand gelockert, also stand Parker auf und lief ein paar Schritte nervös und nachdenklich zugleich im Zimmer herum. Am Kamin bleib sie stehen. „Das neue Erbe der Parkers beginnt mit mir.“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, aber bestimmt.
Als Parker sich wieder zu Jarod umdrehte konnte er ein Funkeln in ihren Augen sehen, dass vorher nicht da war. Er stand auf und ging langsam zu ihr. Vorsichtig legte er eine Hand auf ihren Arm. Sie lächelte aufrichtig. „Sie haben Recht Jarod. Ich hab es jetzt verstanden.
Die ganze Zeit wusste ich nicht, was Daddy mir damit sagen wollte, aber jetzt weiß ich es. … Er hatte die Schriftrollen gelesen und erkannt, dass er in all den Jahren schreckliche Fehler gemacht hat. … Wenn er sich ändern kann, kann ich es auch.“
Das Funkeln in Parkers Augen verstärkte sich und Jarod wusste, dass sie es wirklich verstanden hatte. Der Gedanke, bei Parker positive Veränderungen bewirkt zu haben, nach all den Jahren, brachte ein freudiges Lächeln auf sein Gesicht.
Parker ging einen Schritt auf Jarod zu, zögerte kurz, ging dann aber die restlichen Schritte auf ihn zu und umarmte ihn kurz. „Danke Jarod!“ Der lächelte. „Kein Problem. Aber ich schätze, dass da noch etwas ist.“ Parker runzelte die Stirn, also half Jarod ihr auf die Sprünge. „Lyle. Ich schätze, es ist langsam an der Zeit ihn für seine geplante Exekution zu bestrafen.“
Jarods Lächeln wurde teuflisch. Parker dachte, nicht weniger teuflisch lächelnd, nach. „Was haben Sie vor?“ Jarod verengte triumphierend seine Augen und lächelte weiter. „Wir bestrafen ihn so, wie er es verdient hat.“
The Centre
Blue Cove, DE
11: 02 Uhr
Gestärkt durch das Gespräch mit Jarod und dem Wissen, wie sie gegen Lyle vorgehen würden, ging Miss Parker durch die Gänge des Centres um nach Sydney und Broots zu suchen. Beide hielten sich im SimLab auf.
Durch ein Klopfen an Sydneys Bürotür, die eigentlich immer offen stand, machte sich Parker bemerkbar. Beide Männer sahen sie verwundert an. „Miss Parker, warum sind Sie im Centre?“, fragte Sydney besorgt.
Die lächelte teuflisch. „Ich lass mich doch von meinem kleinen Bruder nicht einschüchtern.“ Nun lächelte auch Sydney. „Das heißt, Sie haben einen Plan, richtig?“ Parker nickte. Broots runzelte nachdenklich die Stirn. „Aber, wie wollen Sie vorgehen?“
Parker hob warnend ihren rechten Zeigefinger. „Vorsicht, Broots, die Wände haben hier Ohren. Sie beide werden es schon früh genug erfahren.“ Damit verließ sie das SimLab und ging in Richtung ihres Büros.
Miss Parkers Büro
Parker hatte gerade ihr Büro betreten, als das Telefon klingelte. Mit ihrem üblichen „Was?“ hob sie ab. Am anderen Ende meldete sich die ihr vertrauteste Stimme zu Wort. „Da sind wir nun wieder Freunde geworden, und sie melden sich trotzdem noch mit diesem lieblosen ‚was’?“
Parker rollte mit den Augen, musste aber trotzdem lachen. „Das ist meine Standart- Frage, wenn ich angerufen werde. Sie müssten sich doch eigentlich daran gewöhnt haben.“ Jarod hustete am anderen Ende kurz eh er ernst weitersprach. „Haben Sie Lyle schon gesehen?“
„Ich habe mich hier überall umgesehen, aber er scheint nicht da zu sein. Sein Wagen fehlt auch…“ Parker wollte gerade weitersprechen, wurde jedoch durch ein Klopfen an der Bürotür unterbrochen. Sydney steckte seinen Kopf zur Tür herein.
Parker drehte sich schnell in Richtung Schreibtisch und sprach in den Hörer. „Ich rufe später zurück.“ Dann legte sie auf und drehte sich ruckartig wieder zu Sydney um und deutete ihm einzutreten.
Der Psychiater lächelte wie gewöhnlich. „Was gibt’s, Syd?“ „Sie haben sich von heute auf morgen einen Plan ausgedacht, wie sie Lyle bestrafen können?“ Parker stutzte, überlegte kurz und ging schließlich auf Sydney zu und flüsterte: „Gehen wir ein Stück in der Außenanlage spazieren.“
Centre – Außenanlage
Parker hatte anfangs überlegen müssen, ob sie Sydney wirklich einweihen sollte, aber sie wusste, dass es vielleicht doch besser war.
Sie liefen die angelegten Wege entlang und hielten an einem Baum.
Parker wusste, dass sie Sydney hier draußen alles sagen konnte, da dort keine Abhörsysteme versteckt werden konnten. Nach kurzem Zögern sprach sie. „Ich hab mir den Plan nicht allein ausgedacht. Jarod hat geholfen.“
Die Augen des Psychiaters weiteten sich freudig. „Jarod?“ Er lächelte. Parker nickte knapp. „Ja, er ist in meinem Haus. Er kam gestern Nacht zu mir und nach einer langen Unterhaltung haben wir angefangen den Plan zu entwickeln.“
Sydney fing an zu grinsen. „Jarod war also die ganze Nacht bei Ihnen.“ Parker verdrehte die Augen. „Er wollte unbedingt helfen. Nachdem er mich überzeugt hatte, erarbeiteten wir den Plan. … Nichts weiter!“ Die letzten Worte sprach Parker mit Nachdruck.
Sie wollte Sydney dazu bringen aufzuhören Fragen zu stellen. Er musste ja nicht wissen, dass doch mehr geschehen war.
Jarod hatte den Plan fast allein entwickelt. Denn Parker war nach 20 Minuten auf der Couch eingeschlafen. Jarod hatte weitergearbeitet.
Als sie irgendwann mitten in der Nacht aufgewacht war, sah sie Jarod auf den Fußboden am Wohnzimmertisch lehnen und schlafen. Dieser Anblick hatte ihr ein Lächeln entlockt. Sie hatte nach ihrem Gefühl gehandelt; sie war aufgestanden, hatte Jarod vorsichtig und ohne ihn zu wecken auf die Couch gezogen und hatte sich an seine Seite gelegt.
Zusammen hatten die beiden dann den Rest der Nacht geschlafen. Als sie aufgewacht war lag sie auf Jarod, den Kopf auf seine Brust gelegt, und seine Arme hielten sie beschützend fest. Sie hatte kurz geblinzelt und nach ein paar Minuten schließlich den Kopf gehoben und ihn angesehen. Jarod war wach gewesen und hatte sie angelächelt.
Ihr Herz hatte so stark geschlagen, dass sie Angst hatte es würde gleich explodieren. Sie hatte geduscht, sich angezogen und war ohne noch etwas zu sagen verschwunden. Jarod hatte ihr einen Zettel mitgegeben, auf dem der Plan zusammengefasst stand.
Sie hatte sich alles während der Fahrt zum Centre durchgelesen.
Plötzlich wedelte eine Hand vor ihren Augen und sie kam wieder in die Realität zurück. Sydney lächelte sie noch immer an.
Parker schüttelte kurz den Kopf um auch die restlichen Gedanken abzuwerfen. „Wir ziehen den Plan heute Abend durch.“
Sydney betrachtete sie nachdenklich. „Ich hoffe es geht alles gut.“
Irgendwo in Blue Cove, DE
22: 34 Uhr
In einer Scheune auf einem großen Feld irgendwo in Blue Cove hielten sich Parker und Jarod versteckt, bis es losgehen sollte.
Parker hatte Sydney gebeten, er solle Lyle Abends die Nachricht überbringen, Parker hätte Jarod gefunden und bräuchte seine Hilfe.
Parker hatte Sydney auch mitgeteilt, wo sie zu finden sein würde. Sie hoffte nun, dass Lyle auch wirklich auftauchte.
Ein paar Minuten später hörten sie den näherkommenden Motor eines Sportwagens. Ihren Kenntnissen zu folge konnte dies nur Lyles wagen sein.
Sie schaute vorsichtig durch den Vordereingang und las das Nummernschild ‚Lyle 2’. Zufrieden nickend schlich sie sich durch das hintere Tor und umquerte die Scheune in Lyles Richtung. Nun ging es los.
Sie rannte auf Lyle zu, der erwartungsvoll auf die Scheune zeigte. „Ist er da drin?“ Parker nickte. „Ich habe ihn hier hereingehen sehen und habe die Scheune die ganze Zeit beobachtet. Er ist immer noch da.“
Lyle nickte nur, zog seine Waffe und ging voraus in Richtung Eingang. Parker lächelte kurz triumphierend. Sie wusste, dass Lyle so dumm sein würde ihr zu vertrauen. Aber vielleicht sah er das auch als Chance sie zu töten. Sie wusste es nicht, aber sie war sich sicher, dass mit Jarods Hilfe nichts schief gehen würde.
Lyle schlich suchend in der Dunkelheit der Scheune herum. Er hörte Schritte hinter sich, deutete diese jedoch als die seiner Schwester. Verwirrt drehte er sich um als Parker plötzlich „Vorsicht!“ rief.
Kurz sah er die Gestallt, die sich vor ihm aufgebaut hatte, bevor diese Gestalt ihm einen kräftigen Schlag auf den Kopf verpasste und ihn somit außer Gefecht setzte.
Parker trat lächelnd neben Jarod, der sich forschend über Lyle beugte. „Ich habe dich doch gewarnt, kleiner Bruder.“, sagte Parker triumphierend.
Jarod stand wieder auf und ging in Richtung Ausgang. „Ich hole den Strick um ihn festzubinden. Passen Sie auf ihn auf.“ Parker nickte.
Jarod war keine 10 Sekunden draußen um den Strick zu holen, als ihn ein lauter Schrei erschrecken ließ.
Er realisierte sofort: Parker!
Mit schnellen Schritten rannte er wieder zurück und sah Lyle und Parker am Boden kämpfen. Er rannte auf die beiden zu, musste aber ein paar mal hinter den vielen Balken in Deckung gehen, als Lyle anfing auf ihn zu schießen.
Lyle hielt Parker am Boden und drückte gegen ihre Luftröhre. Keuchend schnappte sie nach Luft. Als sie sich wieder mehr zu wehren versuchte widmete Lyle seine ganze Aufmerksamkeit wieder ihr und versuchte sie ruhig zu stellen.
Jarod nutzte die Gelegenheit und rannte weiter auf die beiden zu. Parker wurde bereits schwarz vor Augen als sie plötzlich einen Schuss und einen dumpfen Aufprall hörte. Ihr ging nur eins durch den Sinn. ‚Jarod!’
Mit letzter Kraft trat Parker Lyle in die Leiste und stieß ihn von sich weg. Sie sprang auf und stolperte auf Jarod, der am Boden lag, zu. Im Laufen schüttelte sie den Kopf um wieder klar sehen zu können.
Bei Jarod angekommen eröffnete Lyle das Feuer nun auf sie. „Wenn sich die Gelegenheit bietet erledige ich Sie eben selbst. Damit wären gleich zwei Probleme mit einmal beseitigt.“
Der erste Schuss fiel … und streifte Parkers rechten Oberarm.
So schnell sie konnte zog Parker ihre Waffe mit ihrem schmerzenden Arm und schoss. 5 Schüsse ertönten in der Dunkelheit der Nacht bis plötzlich Ruhe herrschte.
Sowohl Lyle als auch Parker lagen am Boden.
Fortsetzung folgt
Teil 5 - Seltsame Aktionen und andere Veränderungen by MissCatherine
Teil 5 - Seltsame Aktionen und andere Veränderungen
Irgendwo in Blue Cove
22:58 Uhr
Die Stille hielt weiterhin an und hüllte die Umgebung in eine gespenstische Atmosphäre.
Das in Blut getränkte Heu um Jarod herum klebte an seinem Körper wie nasses Laub. Keuchend atmete er, Schmerz ließ sein Gesicht zu einer Grimasse verzerren.
Kurz nachdem er von einer von Lyles Kugeln getroffen wurde war ihm schwarz vor Augen geworden und er konnte nur noch hören, wie sich Parker und Lyle ihren Schusswechsel lieferten. Nach kurzer Zeit hatte er beide zu Boden fallen hören.
Ihm war noch schwindliger geworden und er konnte sich nicht bewegen, aber er wollte einfach wissen was da nun passiert war und wie es den beiden ging. Doch er konnte nichts sehen, bis auf schwache Umrisse von einem Frauenkörper neben ihm und Umrisse eines Männerkörpers ein paar Meter entfernt von ihm. Parker und Lyle…
Hoffnungslosigkeit breitete sich in ihm aus, denn er konnte weder ausmachen ob sie noch lebte geschweige denn ihr helfen wenn es ihr nicht gut ging.
Plötzlich hörte er ein schmerzverzerrtes Stöhnen, das aus seiner Nähe zu kommen schien.
Wer von beiden war es? Er versuchte sich aufzurichten, zu ruckartig, und fiel vor Schmerz schreiend wieder auf den Boden zurück.
Da hörte er diese Stimme. „Jarod?“, eine Frauenstimme fragte leise nach ihm. Er hatte Schmerzen, doch in diesem Moment konnte er nur freudig Lächeln. Es war Parker.
Jarod stöhnte leise auf. Parker stemmte sich in eine sitzende Position und robbte die restlichen Zentimeter zu Jarod hinüber. Vorsichtig beugte sie sich über seinen blutverschmierten Körper. Flehend schaute sie auf ihn herab. „Jarod?“, fragte sie wieder.
Jarod öffnete angestrengt die Augen und konnte nun mehr von ihr erkennen als nur Umrisse und es schien ihm, als würde ein Engel über ihm schweben. Leicht schüttelte er den Kopf und versuchte zu Lächeln. Parker atmete auf vor Freude.
Besorgt sah sie ihn an. „Wie geht Ihnen?“ Ein weiteres mal stöhnte Jarod auf als er versuchte tief Luft zu holen. „Na ja, es ging mir auch schon besser.“ Parker nickte. „Ich bringe Sie besser in ein Krankenhaus.“ Doch Jarod protestierte. „Sehen Sie besser zuerst nach Lyle.“
Parker hielt dies nicht für eine gute Idee doch sie tat es trotzdem. Vorsichtig baute sie sich auf und stolperte in die Richtung ihres Zwillingsbruders. Der lag bewusstlos am Boden. Forschend beugte sie sich zu ihm hinunter. Zwei ihrer Finger tasteten sich an Lyles Hals heran.
Parkers Blick war undefinierbar.
Miss Parkers Haus
Blue Cove, DE
Mitternacht
Erschöpft schloss Parker die Haustür und sah durch ein Fenster neben der Tür noch dem Wagen nach, der langsam ihre Auffahrt verließ. Seufzend lehnte sie sich gegen das kalte Holz der Tür, als plötzlich das Telefon klingelte.
„Was ist?“ Ihre Stimme klang nicht gemein, sondern einfach nur müde.
Ein hörbar besorgter Sydney erklang am anderen Ende. „Miss Parker! Endlich erreiche ich Sie. Geht es ihnen gut?“
Parker seufzte wieder. „Ja, ich lebe noch. Aber fragen Sie bitte nicht wie.“ „Und was ist mit Jarod?“, fragte Sydney sehr besorgt. Parker atmete kurz tief durch. „Er hat viel Blut verloren, nachdem er von Lyle angeschossen wurde … Aber es geht ihm gut, Syd. Er braucht viel Ruhe, aber er wird bald wieder auf den Beinen sein.“
Sydney stieß freudig die Luft die er eingesogen hatte aus. Er kannte Jarod und wusste zu gut, dass er ein Überlebenskünstler war, aber er war trotzdem besorgt gewesen. „Ist Jarod jetzt in ihrem Haus?“ Parker nickte. Fast so, als würde Sydney ihr gegenüberstehen und könnte diese Geste sehen.
„Er liegt in meinem Bett und schläft. Ich hatte einen Arzt gerufen, dem ich vertrauen konnte. Der hat ihn behandelt.“ Sie überlegte kurz und sprach dann munterer als zuvor. „Sie wollen ihn sicher sehen … Kommen Sie einfach vorbei, Syd.“ „Danke Miss Parker.“
Und schon hatte der Psychiater aufgelegt. Dies entlockte Parker ein Lächeln. Wenn es um Jarod ging war Sydney ganz anders. Sie legte nun auch den Hörer weg und ging ruhig in Richtung ihres Schlafzimmers.
Vorsichtig öffnete sie die Tür und warf einen Blick in das große Zimmer. Jarod schien zu schlafen. Also ging sie hinein. Leise schlich sie auf das Bett zu um ihn nicht zu wecken. Am Bett angekommen schaute sie auf ihn herab und betrachtete ihn ausgiebig.
Wenn er schlief sah er noch besser aus als er es so schon tat. Sachte schüttelte sie den Kopf um den Gedanken zu vertreiben. Sie setzte sich neben ihn auf die Bettkante. Sanft streichelte sie mit einer Hand über seine Haare bis hinunter zu seiner Wange.
In Gedanken ging sie den Abend noch einmal durch. Um ein Haar wäre der Plan schiefgegangen und es hätte sie beide statt Lyle erwischt.
Sie erschrak leicht als sich Jarods Kopf plötzlich bewegte. Parker wollte ihre Hand wegziehen doch Jarod hatte ihre Hand schon in seine genommen.
Er lächelte schwach. Parker war froh ihn so lächeln zu sehen. Dies war immer ein Zeichen, dass es ihm nicht mehr allzu schlecht ging. Trotzdem war sie immer noch in Sorge um ihn. „Wie fühlst du dich?“
Jarod lächelte noch intensiver. „Jetzt fühle ich mich schon viel besser. … deine Hände sind ganz kalt.“ Jarod nahm Parkers Hand in seine beiden Hände um sie zu wärmen. Parker lachte leicht. Dann wurde sie wieder ernst. „Ich bin froh, dass es dir gut geht, Jarod.“
Jarod nickte lächelnd. Er wollte sich aufsetzen, doch die Schmerzen versuchten ihn wieder daran zu hindern. Parker rutschte auf dem Bett ein Stück näher an Jarod heran um ihn zu stützen. Als er endlich saß schaute er sie mit einem Blick an, den sie zuletzt auf der Insel von ihm gesehen hatte.
„Ich bin auch froh, dass es dir gut geht, Parker. Nachdem plötzlich nach eurem Schusswechsel Ruhe herrschte hatte ich schon befürchtet Lyle hätte dich erwischt.“ Parker rückte noch ein Stück näher. So, dass sie nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war.
Mit der anderen Hand fuhr sie Jarod zärtlich über die Wange und ließ ihre Hand schließlich dort Ruhen. Mit ihren blauen Augen sah sie tief in seine schokoladenbraunen Augen hinein und drohte schon fast darin zu versinken.
Plötzlich schüttelte sie den Kopf und lächelte. „keine Angst Jarod. Du wirst mich nicht so schnell los.“ „Das würde ich auch nie wollen.“, sagte Jarod mit einem Ernst in seiner Stimme, der Parker einen eiskalten Schauer über den Rücken laufen ließ.
Wieder schaute sie ihm tief in seine Augen. Mit dem Daumen der Hand, die an Jarods Wange ruhte, strich sie sanft über seine Lippen. Jarod nahm einer seiner Hände und strich Parker damit über den Nacken und hielt ihren Kopf mit seiner Hand dort fest.
Mit dieser Hand übte er sanften Druck auf ihren Kopf aus, um sie so noch näher an sich heran zu ziehen.
Parker merkte was er vorhatte. Überwältigt, nicht nur von seinen Gefühlen, sondern auch von ihren eigenen rückte sie das letzte Stück zu ihm heran bis ihre Lippen nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren.
Sie konnte seinen warmen Atem auf ihren Lippen spüren und fühlte, wie sich dadurch ihre Nackenhaare aufstellten und ein Kribbeln ihren ganzen Körper durchzog. Ihre Lippen näherten sich einander und Parker konnte schon Jarods Lippen leicht berühren, als das Klingeln der Haustür die beiden erschreckte und auseinanderrücken ließ.
Benommen sah Parker wild hin und her. Ruckartig stand sie auf und eilte zur Tür. Kurz drehte sie sich noch einmal um und schaute schüchtern zu Jarod, der ebenfalls benommen und wild atmend im Bett saß. Sie waren kurz davor gewesen und wurden wiedereinmal gestört… Schicksal?
Parker ging zur Tür und richtete im Gehen ihre Haare und ihre Kleidung. Sie schaute durch den Spion und erkannte Sydney. Da fiel ihr das Telefonat wieder ein. Sie hatte ihn gebeten vorbeizukommen, damit er Jarod sehen konnte. In diesem Moment bereute sie kurz ihn eingeladen zu haben.
Sie lehnte kurz an der Tür bevor sie sie öffnete und sich ein gequältes Lächeln abrang. Sydney fiel Parker prompt um den Hals, glücklich den ersten seiner beiden Schützlinge gesund wiederzusehen. Um Atem kämpfend befreite sich Parker von Syds Umarmung und deutete ihm, hereinzukommen.
Der Psychiater schaute Parker glücklich an. „Ich bin froh, dass es Ihnen gut geht, Miss Parker.“ Parker nickte lächelnd. Diese Gefühlsausbrüche waren so typisch für Sydney. „Ich hatte Glück. Lyle hat mich ständig verfehlt. Eine seiner Kugeln hat nur ein mal meinen Arm gestreift.“
Sydney nickte überlegend. „Und wie geht es Lyle?“ Er stellte diese Frage aus Neugier, und nicht etwa, weil er sich Sorgen machte. Parkers Blick trübte sich. „Er ist tot.“ Nie hätte sie gedacht, dass es ihr so schwer fallen würde diese Worte zu sagen.
Sie mochte Lyle gehasst haben, aber er war dennoch ihr Zwillingsbruder gewesen. Doch im Grunde war sie froh, dass der Spuck ein Ende hatte.
Sydney sah sie an und wusste sofort, was sie fühlte.
Er war Psychiater, doch manchmal hatte sie das Gefühl er wäre auch ein Pretender und könnte ihre Gefühle nachvollziehen und selbst fühlen.
Beruhigend legte er der jungen Frau eine Hand auf den Arm.
Plötzlich lächelte Parker. „Hey, Syd. Es war nur Lyle! Hören Sie auf so zu tun, als wäre jemand wichtiges gestorben.“
Dadurch musste auch der Psychiater lachen. Parker schaffte es immer wieder aus der schwersten Situation einen Witz zu machen.
Parker schüttelte leicht den Kopf. Sie hatte schon beinahe wieder vergessen weshalb sie Sydney gebeten hatte zu ihrem Haus zu kommen. Lächeln zeigte sie in Richtung ihres Schlafzimmers. „Sie wollen jetzt sicher Jarod sehen.“
Sydney nickte gespannt. Er wollte ihn nicht nur sehen um zu wissen wie es ihm ging, sondern auch, weil er ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte. Aufgeregt trottete er hinter Miss Parker her, die ihn zum Zimmer führte.
Vorsichtig öffnete sie die Tür und schaute hinein. Jarod lag schon wieder und war eingeschlafen. Leise schlich sie zu ihm, kniete sich neben ihn ans Bett und streichelte seine Wange um ihn sanft zu wecken.
Sydney genoss diese Szene aus sicherer Entfernung. Es tat ihm so gut die beiden in so einer Vertrautheit zu sehen. Man könnte sagen ihm wurde dadurch ein Traum, erfüllt. Denn er wollte nichts sehnlicher, als die alte Vertrautheit zwischen den beiden, die sie als Kinder hatten, wieder herzustellen.
Langsam öffnete Jarod die Augen. Der Blick in Parkers Augen lies ihn lächeln. Parker deutete auf die Tür. „Hey, Schlafmütze. Du hast Besuch.“ Verwundert sah Jarod zur Tür und riss plötzlich die Augen auf, als er Sydney, seinen alten Mentor dort stehen sah.
Jarod wollte sich erneut aufsetzen, wurde jedoch von den Schmerzen ein weiteres mal davon abgehalten. Sydney kam auf ihn zu und half ihm sich aufzusetzen. Die beiden umarmten sich freudig. Sydney lächelte seinen ehemaligen Schüler an.
„Du siehst gut aus, Jarod.“ Jarod lachte. „Du machst Witze, Sydney.“ Sydney nickte lächelnd, wurde dann aber wieder ernst. „Du weißt, dass du einiges mit dieser Aktion riskiert hast.“ Jarod nickte. „Ja, das ist mir klar, Sydney. Aber es war nötig. Lyle hat die Strafe bekommen, die er verdient hat.“
Sydney nickte stumm. Er stimmte Jarod zu. Doch auf der anderen Seite hätte er ihm am liebsten gesagt, dass es dumm war was er getan hatte und dass er so etwas nie wieder tun soll. Über diesen Gedanken musste er selbst lachen. Er war nicht sein Vater, auch wenn er sich manchmal noch so fühlte.
Er klopfte Jarod auf die Schulter. „Du hast das Richtige getan. Ruh dich aus, damit du schnell wieder auf den Beinen bist.“ Jarod nickte. „Kein Problem, Sydney. Ich habe eine gute Pflegerin.“, sagte er lächelnd, während er auf Parker deutete.
Parker lachte nur, obwohl ihr durchaus eine schnippische Bemerkung auf der Zunge lag. Doch diese Zeiten waren vorbei. Sie wollte nie wieder so sein.
Sydney verabschiedete sich einige Minuten später wieder. „Wir sehen und morgen früh im Centre.“, sagte er noch zu Parker, bevor er in seinen Wagen stieg.
The Centre
Blue Cove, DE
8:34 Uhr
Für Parker war es ein seltsames Gefühl an diesem Morgen durch die großen Gänge des Centres zu laufen. Der Tag unterschied sich nicht von den anderen, doch war alles irgendwie anders.
Lyle war nun nicht mehr da und noch wusste keiner davon, dachte sie zumindest.
Kaum hatte Parker die Lobby betreten stürmte schon Broots aufgeregt auf sie zu. „Miss Parker! Gott sei dank geht es Ihnen gut. Ich hab davon gehört.“ Parker kniff nachdenkend die Augen zusammen. Was meinte er?
„Sie haben wovon gehört, Broots?“ Broots zog die Brauen hoch. „Na, von Lyles Tod. Fast alle hier haben davon gehört.“ Parker riss die Augen auf. Hatte sie eben richtig gehört?? Aber woher sollten die anderen Centre- Mitarbeiter davon wissen?
„Woher wissen die das, Broots?“ Broots überlegte und wollte schon zu einer Antwort ansetzen, als er plötzlich den Kopf schüttelte und Parker deutete ihm zu folgen. Im Technikraum angekommen startete er mit seiner Ausführung.
„Wir haben ja gestern Abend Lyle diese Nachricht überbracht. Also, dass sie seiner Hilfe brauchen um Jarod zu fangen. Wie ich aber später rausgefunden habe, hat Lyle bevor er losgefahren ist noch ein paar Sweeper informiert.“
Parker schaute Broots misstrauisch an. „Sweeper?“ Broots nickte aufgeregt. „Ja. Er hatte denen scheinbar den Auftrag gegeben, dass sie nach ihm suchen sollen, wenn sie innerhalb einer bestimmten Zeit nichts von ihm hören. Deshalb haben sie ihn auch tot in dieser Scheune gefunden.“
Parker nickte überlegend. „Und Nachrichten verbreiten sich schnell.“ Nun war sie diejenige, die aufgeregt durch den Raum lief. Dann wandte sie sich wieder an Broots. „Was sagt der Goul dazu?“ „Raines? Den hat niemand hier in letzter Zeit gesehen. Zumindest seit der Nachricht von Lyles Tod nicht und das ist schon ein paar Stunden her.“
Parker lächelte schadenfreudig. „Den armen Kerl hat das wohl mitgenommen.“ Broots lachte schüchtern. „Als ob Raines Gefühle hätte.“ Parker sah ihn nur an. Ihr gingen zu viele Gedanken durch den Kopf.
Raines war also wiedereinmal spurlos verschwunden. Das bedeutete nichts Gutes. Ob er wieder etwas plante? Parker wollte gar nicht daran denken.
Ihr Gedankengang wurde gestört, als plötzlich Sydney in den Technikraum hereinspazierte. Sofort ging er zu Parker und Broots hinüber. Parker wandte sich aufgeregt an ihn. „Sydney. Warum hat Lyle seinen Sweepern bescheidgesagt?“ „Misstrauen, Parker. Scheinbar ahnte er etwas.“
„Aber warum hat er seine Sweeper dann nicht mitgenommen?“ Sydney zuckte die Schultern. Das war auch für ihn unerklärlich. „Vielleicht hat er gedacht, er würde sich irren mit seiner Vermutung.“ Parker sah Sydney an, verdrehte die Augen und lief dann weiter im Raum herum.
Ihr Bruder war schon immer ein ungeklärtes Mysterium gewesen. Doch was war nun mit Raines? Parker wusste, dass sein plötzliches Verschwinden nicht unerwartet war. Bei Raines war dies schon fast Routine, denn es gab schon einige Situationen in denen er einfach verschwunden, dann aber auch mit einen heimtückischen Plan wieder aufgetaucht war.
Es war nur eine Frage der Zeit und den dreien war klar, dass sie nichts anderes tun konnten, als zu warten.
The Centre
Einige Stunden später
Es war mitten am Tag, doch das Centre war ungewohnt ruhig. Fast so, als wäre kaum jemand in dem großen Gebäude.
Parker saß, in Gedanken versunken, an ihrem Schreibtisch und hielt das Bild von ihr und ihrer Mutter in der Hand. „Mom.“, flüsterte sie leise vor sich hin.
Auch nach so vielen Jahren vermisste sie ihre Mutter sehr.
In diesem Moment ging ihr auch wieder das Gespräch vor wenigen Tagen zwischen ihr und Jarod durch den Kopf. Jarod hatte sie davon überzeugen können, dass sie die Einzige war, die die Taten ihrer Mutter vollenden konnte.
Doch wusste sie nicht wo sie anfangen sollte. Entschlossenheit war schließlich nicht alles was man dazu brauchte.
Parker schreckte auf, als sie plötzlich ein quietschendes Geräusch vernahm.
Sie kannte dieses Geräusch nur zu gut.
Ihr Verdacht wurde bestätigt, als Raines keuchend ihr Büro betrat. Parker starrte ihn an, blieb aber normal. „Was gibt es, Mr. Raines?“
Sein Blick, der auf ihr ruhte, jagte ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken. Sie ahnte nichts Gutes. Keuchend trat er ein paar Schritte näher an ihren Schreibtisch heran. „Sie werden Catherine immer ähnlicher, Miss Parker.“
Parker kniff die Augen zusammen. „Ich versteh Sie nicht, Raines.“ Seine Stimme wurde lauter. „Ihre Mutter hatte immer die schlechte Angewohnheit sich überall einzumischen. Als ich gestern von Lyles Tod erfuhr, wurde mir erst richtig bewusst, dass Sie nicht anders sind.“
Parker sprang aus ihrem Sessel auf. „Was soll das, Raines?“ Ein eiskaltes Kribbeln durchzog ihren ganzen Körper und ihre Angst verstärkte sich, als Raines plötzlich eine Pistole hervorzog und auf sie richtete.
„Mit Catherine war ein Problem gestorben und mit Ihnen, wird das letzte und größte Problem sterben.“ Sein Finger um den Abzug verengte sich immer schneller. Parker war starr vor Angst und konnte nur in den Lauf der Waffe sehen …
…, als plötzlich ein Schuss ertönte. Der Schuss kam jedoch nicht aus Raines’s Waffe. Starr und zitternd stand Parker immer noch an der gleichen Stelle und versuchte zu verstehen was passiert war.
Raines sank, von einer Kugel in den Rücken getroffen, zu Boden. Langsam folgte Parker mit ihren Augen der Richtung, aus der die Kugel gekommen war. Eine Gestalt stand in der offenen Bürotür und hielt eine Waffe in der Hand.
Parkers Herz raste und die riss Augen und Mund auf, als sie die Gestalt endlich erkannte. …
Fortsetzung folgt
Teil 6 - Endlich ein Happy End? by MissCatherine
Teil 6 - Endlich ein Happy End?
Miss Parkers Büro, The Centre
Blue Cove, DE
13:04 Uhr
Zitternd stand Parker hinter ihrem Schreibtisch und versuchte sich wieder zu beruhigen. Raines hatte sie mit einer Waffe bedroht, ihr kam dies so vertraut vor. Dadurch musste sie immer wieder an den Tod ihrer Mutter denken. Das war sicher so ähnlich abgelaufen, dachte sie sich.
Sie sah wieder zu der Gestalt, die sie von der Bürotür aus anschaute und nun langsam näher kam. Die Gestalt sah hinab zu Raines. „Der Tod ist nur Gerecht, wenn jemand meine Familie beleidigt.“, sagte die Gestalt und sah dann zu Parker, „Nicht wahr mein Engelchen?“
Parker blickte überrascht. „Daddy? Aber … wo zum Teufel warst du die ganze Zeit?“
Mr. Parker ging um den Schreibtisch auf seine Tochter zu und nahm sie in den Arm. Dann lächelte er sie an. „Wo ich war ist doch nicht wichtig, mein Engelchen. Die Hauptsache ist doch, dass ich wieder hier bin.“
Parker nickte nur. Sie wusste, dass sie bei ihrem Vater keine genauen Antworten bekommen würde. Irgendwann würde sie ihm schon etwas entlocken können.
In diesem Moment kamen Sydney und Broots in Miss Parkers Büro gestürmt. Beide stoppten auf der Stelle, als sie Mr. Parker erkannten.
Sydney trat vorsichtig ein paar Schritte vor. „Oh mein Gott…. Mr. Parker.“ Der lächelte. „Sydney. Wie schön Sie zu sehen.“ Dann sah er zu Broots. „Hallo Mr. Broots. Wie geht es Ihnen?“ Broots, starr vor Verwunderung, konnte nur mit den Schultern zucken. Parker sah ihren Vater misstrauisch an.
„Daddy, was ist mit dir los?“ „Was meinst du mein Engelchen?“ Miss Parker trat ein paar Schritte zurück und verfiel kurz in ihre alte energische Rolle. „Verdammt, du weißt genau was ich meine!“, schrie sie ihren Vater an.
Mr. Parker nickte überlegend. „Ich werde euch alles erklären. Aber nicht hier.“
Miss Parkers Haus
Kurze Zeit später
Miss Parker schloss die Haustür auf und deutete ihren Vater, Sydney und Broots einzutreten. Sydney und Broots setzten sich auf Parkers Couch. Mr. Parker wollte gerade auf einem der Sessel Platz nehmen, als eine Gestalt das Wohnzimmer betrat.
Jarod ging mit wackeligen Schritten in das Wohnzimmer, blieb aber plötzlich stehen, als auch er Parkers Vater erblickte. Doch er war nicht verwundert. Er hatte immer das Gefühl gehabt, dass Mr. Parker noch leben würde.
Mr. Parker lächelte. „Jarod. Es freut mich sie zu sehen!“ Nun war Jarod allerdings verblüfft, denn es klang, als hätte der alte Parker diesen Satz wirklich ernst gemeint. Er wollte gerade etwas erwidern, als er zu schwanken begann und drohte zu stürzen. Miss Parke eilte sofort zu ihm und versuchte ihn zu stützen.
Mit seinem linken Arm stützte sich Jarod an einem kleinen Schrank, der in der Ecke stand und seine rechte Seite wurde von Parker gestützt. Besorgt sah sie ihn an. „Alles klar?“ Jarod nickte gequält. „Ja, geht schon. Danke.“ Parker half Jarod, sich in den anderen Sessel zu setzen und nahm auf der Armlehne platz.
Gespannt blickten nun alle zu Mr. Parker, der nun ebenfalls saß. Parker blickte ihren Vater neugierig an. „Wo warst du die ganze Zeit, Daddy?“
Mr. Parker räusperte sich und versuchte die richtigen Worte zu finden.
„Als ich erkannt habe, wie viel Schaden die Schriftrollen den Menschen zugefügt haben, musste ich einfach springen. Ich habe sie im Meer versenkt und mich versteckt gehalten, weil die vom Centre mich dafür sicher geköpft hätten. Ich habe den richtigen Moment abgewartet und bin dann wieder hierher zurück.“
Miss Parker legte die Stirn in Falten. Die Worte ihres Vaters schienen wenig erklärend zu sein, doch sie verstand gut, was er zu sagen versuchte. Sie konnte nichts erwidern, da ihr die passenden Worte dazu fehlten.
Doch eines wollte sie wissen. „Daddy, was stand in den Schriftrollen geschrieben? Du sagtest bevor du gesprungen bist, dass die Schriftrollen einen anderen Weg für mich vorgesehen hatten.“
Der alte Parker nickte. „Das ist wahr, mein Engelchen. Aber ich kann es dir nicht sagen. Du musst diesen Weg allein finden.“
Miss Parker nickte nur. Sie fragte sich nur, was das wohl für ein Weg sein würde, obwohl sie instinktiv schon lange eine Ahnung hatte. Gedankenverloren blickte sie zu Jarod, der gespannt neben ihr saß und die Situation mit Neugier verfolgte.
Miss Parkers Haus
Am Abend
Der Tag war schnell vergangen. Parker hatte sich den ganzen Tag angeregt mit ihrem Dad unterhalten. Doch immer hatte sie dieses seltsame Gefühl. Ihr Vater war auf einmal ganz anders. Ob es wirklich mit den Schriftrollen zu tun hatte? Das er nun auf einmal bekehrt wurde?
Ihrem Vater hatte sie ein Gästezimmer gegeben. Sydney und Broots waren bereits nach Hause gefahren. Sie hatten sich einfach für Miss Parker gefreut, dass ihr Daddy nun wieder gesund und munter wieder da war.
Jarod hatte sich wieder ins Bett gelegt um sich auszuruhen, da es ihm noch immer etwas schlecht ging, obwohl er unter Miss Parkers Pflege eine schnelle Genesung an den Tag legte.
Parker öffnete vorsichtig die Tür um ihn nicht zu wecken und trat ein.
Doch Jarod war munter und schaute sie lächelnd an. „Na du.“ Parker setzte sich neben ihn auf das große Bett und lächelte. „Wie geht es dir?“ Jarod streckte seine Hand nach ihrem Gesicht aus und streichelte ihre Wange. „Schon viel besser. Wie geht es dir?“
„Hm… ich weiß nicht. Ich freue mich, dass es meinem Vater gut geht. Aber ich bin mir nicht sicher was ich davon halten soll. Er ist auf einmal ganz anders.“ „Warum kommst du mit dem Gedanken nicht klar, dass auch er begreifen kann was er getan hat und sich bessern will?“
Parker zuckte nur mit den Schultern. „Vielleicht ist das nur mein altes misstrauen. Es ist immer so viel passiert und jetzt ganz plötzlich ändert er sich.“ Parker schaute Jarod an und nahm seine Hand, die auf ihrer Wange ruhte, in ihre.
Müde kletterte sie in das große Bett und legte sich an Jarods Seite, ihr Kopf ruhte auf Jarods Brust. Minuten der Ruhe vergingen, als Jarod leise sprach. „Parker?“ „Hm?“ Jarod lächelte. „Danke.“
Parker hob verwundert den Kopf und sah ihn an. „Für was?“
Jarod schlang seine Arme um Parker und zog sie näher an sich heran. „Für alles, was du in letzter Zeit für mich getan hast.“ Parker lächelte. „Du hast es verdient. Das ist nur gerecht, für alles was ich dir angetan habe.“
Jarod schüttelte den Kopf. „Hey, mach dir keine Vorwürfe deswegen! Du hast nichts getan. Es war das Centre, das es dir befohlen hat. Die waren das, nicht du.“ Parker nickte einfach nur. Sie wollte ihm widersprechen. Aber es hätte keinen Sinn gehabt. Wenn Jarod ihr verzeihen konnte…
Sie legte ihren Kopf wieder auf seine Brust und so schliefen sie dann ein.
Ein paar Tage später
The Centre, Blue Cove, DE
Am frühen Morgen
Es war ein seltsames Gefühl für Miss Parker in diesen Tagen durch das Centre zu laufen. Jetzt, da Lyle und Raines tot waren und ihr Vater schwörte sich nie wieder mit dunklen Machenschaften einzulassen, konnte sie mit Erleichterung die langen Gänge entlang laufen.
In ihrem Büro angekommen lief sie herum, betrachtete alles was sich darin befand und seufzte ab und zu. Ab nun würde sich alles ändern. Auch wenn es eine schwere Zeit für sie gewesen war, steckten dennoch viele Erinnerungen in diesem Raum.
Früher war es das Büro ihrer Mutter gewesen, wenn sie gerade im Centre gearbeitet hatte. Die letzten Jahre hatte Parker selbst darin gearbeitet und es erschien ihr dadurch, als wäre ihre Mom trotzdem noch bei ihr.
Ein Räuspern holte sie aus ihren Gedanken. Jarod kam in ihr Büro gelaufen. Parker drehte sich zu ihm um. Jarod lächelte. „Hey, was machst du für ein Gesicht? Freust du dich nicht?“ Parker versuchte ein gequältes Lächeln hervorzubringen.
„Natürlich freue ich mich, aber … es ist eine große Veränderung. Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht. Auch wenn es nicht besonders schön war, aber die Erinnerungen sind trotzdem da.“
Jarod nickte und nahm Parker in den Arm.
„Ich weiß was du meinst. Aber es ist das Beste, … für alle.“ Parker sah ihn an und nickte ebenfalls. „Von nun an kann das Centre nie wieder irgendjemandem Schaden zufügen.“ Dann ging sie zu ihrem Schreibtisch und packte die restlichen Sachen von ihrem Schreibtisch in einen Karton, den sie mitgebracht hatte.
Sie konnten das Centre verlassen, ihren großen Wunsch erfüllen und endlich weggehen. Aber trotzdem hatte sie Angst davor. Was würde sie alles erwarten?
Alle Sachen waren verstaut und behutsam legte Parker das Bild von ihrer Mutter noch dazu. Sie wollte gerade den Karton hochheben als Jarod neben sie trat und ihr den Karton aus der Hand nahm. Parke schaute ihn gespielt böse und besorgt an. „Der Arst hat gesagt, du darfst noch nichts schweres heben!“
Doch Jarod lachte nur. „Als ob die paar Sachen die du hier in dem Karton hast, schwer sind.“ Parker stieß einen schmollenden Seufzer aus und ging dann hinter Jarod her.
Auf dem großen Parkplatz vorm Centre warteten schon Broots und Sydney auf die beiden.
Sydney nahm Jarod den Karton ab und verstaute ihn im Wagen. Zusammen standen die vier noch einen kurzen Moment da und schauten auf das große und nun leere Gebäude. Für die vielen Arbeiter im Centre wurden neue Jobs gesucht.
Die vielen Testpersonen, die über die vielen Jahre im Centre gehalten wurden, wurden zu ihren Familien zurück gebracht. Nun war das Gebäude leer und alle drei fragten sich, was nun eigentlich damit passieren würde.
Mr. Parker gesellte sich ebenfalls zu den vieren. Parker schaute ihren Vater neugierig an. „Dad, was wird jetzt eigentlich aus dem Gedäude?“ Mr. Parker lächelte seine Tochter an. „eEine große Agentur hat es uns abgekauft.“ Dann drehte er sich zu Jarod um. „Ach, Jarod, bevor ich es vergesse, ich habe hier noch etwas für Sie.“
Jarod sah den alten Herrn fragend an. Auch Parker, Sydney und Broots wunderten sich, was er gemeint haben könnte. Mr. Parker kramte in der Innentasche seines Mantels und holte eine kleine Akte hervor. Er drückte sie Jarod in die Hand.
„Die habe ich bei mir aufbewahrt. Es wird Zeit, dass Sie sie bekommen.“ Jarod blickte verwundert auf die Akte in seinen Händen. „Was ist da drin?“, fragte er den alten Parker. Der lächelte freudig. „Darin stehen alle Informationen über ihre Familie und, wo sie sie finden können.“
Jarods Augen weiteten sich. „Ist das wahr? Auch … meine Mom?“ Mr. Parker nickte. Jarod schlug die Akte auf und blätterte wild darin herum. Tränen liefen seine Wangen herunter. Er sah Mr. Parker nur an und der wusste, dass Jarod ihm danken wollte.
Miss Parker blickte überrascht von ihrem Vater zu Jarod und wieder zurück. Sie konnte nicht glauben, dass ihr Vater das getan hatte. Doch sie war unendlich stolz auf ihn. Parker ging auf Jarod zu und nahm ihn in den Arm.
Für Jarod ging ein Kindheitstraum in Erfüllung, er konnte endlich wieder mit seiner gesamten Familie zusammensein. Parker hatte es sich sehr für ihn gewünscht und sie freute sich, obwohl sie trotzdem eine Sache betrübte.
Miss Parkers Haus
Blue Cove, DE
Eine Woche später
Parker lief unruhig durch das Haus. Ständig musste sie auf die gepackten Koffer starren, die neben der Haustür standen und daran denken, was das zu bedeuten hatte.
Sydney trat neben sie, legte ihr eine Hand auf die Schulter und brachte sie wieder ins Wohnzimmer.
Parker setzte sich und sah Sydney an. Doch sie sagte nichts. Ihre Gedanken hielten sie gefangen. Broots, der auf einem der Sessel saß, sah Sydney besorgt an. So hatte er Parker noch nie erlebt.
Nach endlosen Minuten des Schweigens kam Jarod in das große Wohnzimmer und stellte eine kleine Tasche neben der Couch ab.
Parker starrte auf die Tasche, sichtlich bemüht ruhig zu bleiben. Sydney sah zu Broots und nickte. Die beiden Männer standen auf, klopften Jarod auf die Schulter und schnappten sich die Koffer. „Wir bringen deine Koffer schon nach draußen.“
Jarod nickte und kniete sich dann, als Broots und Sydney das Haus verlassen hatten, vor Parker. Er streichelte mit seiner Hand ihre Wange und lächelte sie an. Parker sah ihm tief in die Augen und fiel Jarod schließlich um den Hals. Tränen liefen ihr über die Wangen und sie fing an zu weinen.
Jarod zog sie zu sich herunter und nahm sie fest in die Arme. „Ganz ruhig, Parker.“, flüsterte er ihr beruhigend ins Ohr. Doch es half nichts. Dann nahm er ihr Gesicht in seine Hände und sah in ihre geröteten Augen.
Sanft küsste er ihre Stirn und sah sie wieder an. Parker fing an zu flüstern. „Bitte verlass mich nicht, Jarod.“ Die Tränen liefen weiterhin. Jarod wusste nicht was er sagen sollte, also nahm er sie wieder in die Arme.
Mit einer Hand streichelte er ihr Haar. „Es ist schwer, ich weiß. Aber das Angebot steht noch.“ Parker sah ihn an und schüttelte den Kopf. „Es ist deine Familie. Da will ich dich nicht stören. Du hast das Recht wieder mit ihnen zusammen zu sein.“ „Aber, für welchen Preis, Parker?“
Vorsichtig standen beide auf und liefen langsam in Richtung Haustür. Draußen warteten schon Broots und Sydney, die bereits Jarods Koffer im Kofferraum des Taxis verstaut hatten. Sydney umarmte Jarod kurz. „Alles Gute, Jarod. Grüß deinen Vater.“ Jarod nickte. „Danke, Sydney.“
Broots gab ihm schüchtern die Hand. „Alles Gute, Jarod.“ Und wieder nickte Jarod. Parker folgte ihm zum Taxi und sah ihn an, bitterlich weinend. Jarod wischte die Tränen weg und lächelte sie traurig an. „Nicht weinen, Parker.“
Sie umarmten sich und Parker wünschte, die Umarmung würde ewig anhalten. Jarod hatte Kontakt mit seiner Familie aufgenommen und beschlossen zu ihnen zu fahren. Parker hatte dies immer befürchtet. Sie hatte von Jarod das Angebot bekommen mit ihm zu kommen, doch sie hielt es nicht für richtig, nach all dem, was das Centre, und sie, seiner Familie angetan hatte.
Nach endlosen Minuten löste sich Jarod aus der Umarmung und öffnete die Wagentür. Ein letztes mal sah er Parker tief in die Augen. Auch ohne Worte wusste er, was sie fühlte. Dann setzte er sich in das Taxi und schloss die Tür.
Parker sah dem Wagen traurig nach. Sydney trat neben sie. „Warum sind sie nicht mit ihm gefahren?“ Parker zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht, Syd.“
Miss Parkers Haus
6 Monate später
Gedankenverloren saß Parker vor dem Feuer in ihrem Kamin. Immer wieder las sie einen der Briefe, die Jarod ihr geschrieben hatte. In jedem Brief hatte er gefragt wie es ihr ging und etwas über seine Familie geschrieben.
Parker hatte nie geantwortet. Sie konnte es einfach nicht.
Sie steckte den Brief wieder in seinen Umschlag und legte ihn zu den anderen Briefen in die kleine Box, die neben ihr auf dem Boden stand.
In den Moment klingelte ihr Telefon. Nach einem Zögern nahm sie ab. Sydney meldete sich am anderen Ende. Er rief Parker fast jeden Tag an, seit er mit Michelle und Nicholas zusammen weggezogen war.
„Miss, Parker, wie geht es Ihnen?“, fragte er besorgt. Parker seufzte. „Ach, ich weiß nicht, Syd. Die Arbeit in dem Weisenhaus in dem meine Mom auch gearbeitet hatte, bringt mich auch nicht auf andere Gedanken.“
„Miss Parker, es sind nun schon 6 Monate vergangen. Wann nehmen Sie Jarods Angebot endlich an?“ Parker seufzte wieder. „Sie wissen wie ich darüber denke. Ich finde es einfach nicht richtig.“
Nun seufzte Sydney. „Sie wissen doch genau, dass das nicht der Grund ist.“
„Und was ist es dann, Dr. Freud?“ Sydney lachte kurz über ihre Bemerkung, wurde dann wieder ernst. „Sie haben Angst sich ihren Gefühlen zu stellen.“ Parker überlegte lange. „Und was, wenn es so ist?“ Sydney schien zu lächeln. „Sie wissen es selbst, Miss Parker. Handeln Sie wenigstens dieses eine mal nach ihrem Herzen.“
Dann legten beide auf. Parker dachte lange darüber nach. Im Grunde gab es nichts mehr, außer den Erinnerungen, das sie in Blue Cove hielt. Ihr Vater war nach Florida gezogen, Sydney war nicht mehr da und Broots was mit seiner Tochter Debbie ebenfalls weggezogen, nach Europa.
Sie wusste, dass Sydney Recht hatte, aber es viel ihr schwer das zu akzeptieren. Sie fragte sich, was ihre Mutter ihr raten würde, obwohl sie es sich denken konnte. Lange saß sie noch so da und überlegte. Doch schließlich sprang sie auf schnappte sich das Telefon und eilte in ihr Schlafzimmer.
Pheonix, Arizona
Einige Tage später
Die Sonne brannte vom Himmel und ließ alle Menschen in der kleinen Stadt mächtig schwitzen. Jay, Jarods Klon, tobte mit Barny, seinem Hund, im Vorgarten herum. Doch er sah neugierig auf, als ein Taxi vor dem Haus hielt und wartete gespannt, wer aussteigen würde.
Er lächelte freudig, als er die Person erkannte.
Im Haus saßen Emily und Jarod zusammen mit ihren Eltern im Wohnzimmer und unterhielten sich. Sie lachten viel. Plötzlich stürmte Jay ins Wohnzimmer. Alle sahen ihn verwundert an, als er fröhlich verkündete: „Wir haben Besuch!“
Verwundert standen sie auf und folgten ihm durch die Küche in den Vorgarten. Alle erkannten den Besuch sofort und Jarod konnte nicht glauben wen er da sah. „Parker!“, rief er überrascht. Er konnte nichts weiter sagen, die Überraschung war zu groß.
Mit schnellen Schritten lief er auf sie zu und sah sie an. Parker lächelte freudig, und nach einigen Sekunden fielen sie sich schließlich in die Arme. Jarods Familie freute sich für ihn. Sie kannten Parker. Noch nie hatten sie ihr die Schuld für die schrecklichen Machenschaften des Centres gegeben.
Sie alle waren schon immer der Ansicht, dass sie nur benutzt und dazu gezwungen wurde.
Jarod sah die Frau an, die vor ihm stand. Er konnte es noch immer nicht fassen, dass sie da war. Tränen standen in seinen Augen. „Ich kann gar nicht glauben, dass du hier bist.“
Parker lachte. „Ach, halt den Mund.“
Jarod nahm ihr Gesicht in seine Hände und zog sie zu sich heran. Als sich ihre Lippen berührten hatte Parker das Gefühl, als würden tausend Blitze durch ihren Körper zucken. Aber sie war glücklich und wusste, dass es doch richtig war zu ihm zu fahren.
Auch Jarods Familie begrüßte sie herzlich. Für sie war es selbstverständlich Jarod mit Parker zusammen zu sehen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis beide wirklich merken würden, was sie füreinander empfinden.
Aber nun, das wussten sie, war ein Neuanfang für beide möglich … zusammen.
Jarod sah Parker tief in die Augen. „Ich liebe dich, Parker.“ Parker nickte, schlang ihre Arme um ihn und legte ihren Kopf auf seine Schulter. „Ich liebe dich auch, Jarod.“
~*~*~The End~*~*~
Hat es euch gefallen? Es ist natürlich wiedereinmal ein typisches Happy End. Aber das ist doch das Schönste. Über Feedback würde ich mich tierisch freuen.
Disclaimer: All publicly recognizable characters and settings are the property of their respective owners. The original characters and plot are the property of the author. No money is being made from this work. No copyright infringement is intended.